Zelebrieren wir die Unabhängigkeit!
Zelebrieren wir die Unabhängigkeit!
Die Woche der unabhängigen Buchhandlungen
Würde ich aber nur zwei Bahnstationen weiter im Pott zur nächsten Stadt fahren und käme auf die Idee, spontan ein Buch zu kaufen, welches von einer unabhängigen Buchhandlung feilgeboten wird - hmmmm ... Gut, man kann vor Ort googlen. Oder Foursquare befragen. Da kommt man schon etwas weiter, aber halt nicht immer. Vor allem stellt man dann auch mal fest, dass die nächste unabhängige Buchhandlung eine halbe Weltreise entfernt ist.
Deswegen ist es schön, dass es erstmals in Deutschland - in den UK gibts so etwas schon länger - eine Woche der unabhängigen Buchhandlungen gibt. Entstanden ist das aus der Bewegung des Indiebookdays, die Aktion, an einem Tag Bücher in einer unabhängigen Buchhandlung zu kaufen, gibts in Deutschland schon etwas länger. Für eine Homepage hats allerdings wohl nicht gereicht. Deswegen eine Facebook-Fanpage. Kann man machen, wenn man Vertrauen darauf hat, dass die originären Inhalte da auch für die Zukunft noch zu sehen sind - aber andererseits: Wer guckt sich im nächsten Jahr schon Bilder vom letzten Event an ...
Lassen wir uns also die Vielfalt und die Unabhängigkeit in dieser Woche zelebrieren. Lassen wir uns nicht davon abhalten, dass bisweilen die Suche nach einer unabhängigen Buchhandlung, die zudem auch noch am Programm teilnimmt, wieder in eine große Googlerei ausartet, weil die Facebookseite zwar super für aktuelle Nachrichten ist, aber irgendwie keine Auflistung von Buchhandlungen hat. Schade, die Webseite vom Indiebookday hilft da auch nicht weiter - ist aber auch ein anderes Event. (Also schon mal notieren: Im März 2015 haben wir herausgefunden, wo die nächste unabhängige Buchhandlung in der Stadt ist und kaufen dann da mal ein.) Schade eigentlich - da bietet sich eine solche Aktion geradezu an, um als Lobby hervorzutreten. Eine Homepage mit allen Teilnehmern zu erstellen ist vielleicht etwas schwierig, aber wenn man schon länger was plant, sollte man das hinkriegen. Notfalls reicht doch auch eine einfache Tabelle mit den Teilnehmern plus einem Link, muss ja keine Datenbank hinterstecken.
Vermutlich wird den meisten Buchkäufern aber diese Aktionswoche eh egal sein, denn das ganz große Thema für die Presse ist es bisher nicht geworden, wenn man von den Verlinkungen auf einzelne Artikel auf der Facebookseite mal absieht. Aber selbst diese wirken eher nicht so, als ob die Lokalpresse sehr am Thema interessiert ist, ehrlich gestanden. Das ist kurios, denn gerade die Stärkung des Buchhandels vor Ort hängt auch von einer funktionierenden Presseberichterstattung ab. Wenn man dazu dann auch noch etwas mehr Wirkungskraft haben möchte sollte, schon ein Feuilleton wie das der ZEIT oder der FAZ oder überregional davon berichten. Es reicht halt nicht, wenn die Fachmagazine etwas zum Thema machen, das geht an den meisten normalen Buchkäufern vorbei. Ja, die Woche der unabhängigen Buchhandlungen ist sicherlich ein gutes Zeichen, eine gute Idee und desto schader ist es, wenn diese Möglichkeit verpufft und nur die Stammkundschaft der Buchhandlungen davon erfährt.
Nun schön - es ist das erste Mal. Perfekt sein kann man da nicht. Wobei man vielleicht aus der Erfahrung mit dem Indiebookday ja schon einige Erkenntnisse gewonnen haben könnte. Aber gut, eine ganze Woche zu organisieren ist ja nun auch nicht unbedingt einfach. Zudem man wohl auf das sympathische Crowd-Gefühl setzt und weniger organisiert als vielmehr als Aggregator für die Buchhandlungen fungiert. Immerhin: Es gibt noch einen publikumswirksamen Preis am Ende der Woche und damit könnte man es dann auch in die überregionale Presse schaffen. Schade nur, dass diese Woche bisher aber so fad an einem vorbeistreicht. Doch lassen wir uns doch dadurch nicht entmutigen und zelebrieren unseren Unabhängigkeitstag. Obwohl - kommt nicht erst die Revolution vorher?
Kommentare
ich habe lange Jahre erlebt, wie man mir sagte "Wenn´s da hinten nicht steht, dann haben wir´s nicht". Sowas will ich nicht hören, wenn ich Kunde bin. Ich will Beratung und Kompetenz und kein Reden um den heißen Brei, wenn man keine Ahnung von der Materie hat.
Also informiere ich mich selbst über einen Titel, bevor ich ihn kaufe. Das Internet macht es leicht. Ich kann alles erfahren, was ich wissen muss, bevor ich meine Kaufentscheidung treffe - und da ich mich im Internet informiere, kaufe ich auch dort: nämlich bei amazon. Ich bekomme dort alles, was ich möchte und wonach ich suche. ich habe keine Zeit, in eine Buchhandlung zu gehen, nur um zu erfahren, dass der Titel nicht auf lager ist, und ich einen Tag später noch einmal vorbeischauen muss, um das Buch abzuholen. Das mache ich nicht mehr. Ich lasse es mir nach Hause senden, und das spart ganz viel Zeit - Zeit, die ich besser nutzen kann.
Insofern ist amazon für mich die beste und effektivste Lösung. Und warum sollte man etwas ändern, wenn man zufrieden ist als Kunde?
Seit einiger Zeit mache ich es grundsätzlich so, dass ich mir deutschsprachige Titel über die Buchhandlung beschaffe. Englischsprachige Titel werden aus Kostengründen und wegen der besseren Verfügbarkeit über amazon geordert. Auf E-Books habe ich bisher verzichtet.
Vernünftige Beratung hat etwas mit Erfahrung und Wissen zu tun, das ist allgemein aus der Mode gekommen. Das ist harte Arbeit, meist nach Feierabend - als ehemaliger Buchhändler, lange ist es her - weiß ich noch, wie mühsam das sein konnte, sich mit Inhalten zu beschäftigen, die einen genau 0 interessieren. Allerdings gab es seinerzeit nicht ein Heer von Billigaushilfen, die den Laden schmeißen sollten. Laut Börsenblatt gab es 2013 gerade mal 1278 laufende Ausbildungsverträge; das sinkt kontinuierlich.
Viele Probleme der Branche sind hausgemacht. Wenn bei einem Produkt, dessen Preis vorgeschrieben ist, soviel Kahlschlag herrscht, ist doch was faul.
Hier noch ein paar Zahlen von 2013. ist schon interessant.
www.boersenblatt.net/373298/template/bb_tpl_branchenzahlen/
Versand- und Internethandel hatten letztes Jahr nach Einbußen 18,6% Umsatz. Hätte ich bei den ständigen Debatten und dem "Amazon-ist-der-Teufel" gedacht, dass es wesentlich mehr wäre.
Davon abgesehen, dass ich mein Shoppingverhalten auch immer mehr ins Internet verlagere, einfach weil das bequem und komfortabel ist, keine Suche nach einem ausreichend großen Parkplatz für meinen Truck anfällt usw.: Was ich sonst so an Aktionen der örtlichen Buchhändler mitkriege, ist eher abschreckend. Das Feeling, das früher in Buchhandlungen typisch war, Ruhe und ein eine Atmosphäre der Gelehrsamkeikt, wo der Kunde sich ein bisschen elitär fühlen konnte, ist durch diese ganzen Aktionen komplett zerstört. Sicher ist es löblich und unerlässlich, Kinder für das Lesen zu begeistern. Aber dass in der Buchhandlung ein Trubel herrscht wie bei einem Kindergeburtstag, das muss doch den erwachsenen Leser zumindest irritieren. Dann noch die ganzen quietschbunten Anderswaren, die da nicht wirklich hinpassen - nee, danke. Mami und Papi von kleinen Kindern finden das vielleicht noch toll, aber ich fühle mich als kinderloser Single da eher diskriminiert und als erwachsener Kunde nicht mehr erwünscht.
Dann lieber in aller Ruhe bei Amazon bestellen und bequem zuschicken lassen.
Bisher ist der überquellende Markt der gebrauchten Bücher nicht erwähnt worden. Ich persönlich vermeide als Vielleser den Kauf von neuen Büchern. Ich weiß, was ich will, und finde im Ebay für kleines Geld meinen Lesestoff.
Die aktuellen Bücher kommen auf eine Suchliste und werden in einigen Jahren gekauft.
Eine "Beratung" in einem Buchladen benötige ich nicht. Umgekehrt eher schon.
Wenn es eine größere Anzahl sein soll, kann es durchaus günstiger sein, direkt an den einzelnen Händler heranzutreten, schon wegen der Gebühr von 3 € pro Buch, die bei Amazon eben immer anfällt, wo der einzelne Händler aber eine pauschale Paketgebühr erhebt.
Aber wenn ich drei Bücher will und die sind bei drei Händlern vorrätig, könnte ich es doch gar nicht bequemer haben als bei Amazon. Auch mit der Bezahlung hatte ich noch nie Probleme. Ein einziges Mal kam das bestellte Buch nicht und die Händlerin hat auf keine Mail reagiert. Amazon hat mir in dem Fall geholfen und die Dame rausgeworfen, so dass sie keine weiteren Käufer verarschen kann.
Da können die Leute wettern wo viel sie wollen, und sicher gibt es auch bei Amazon Schattenseiten, wie überall. Aber für den Käufer könnte es doch gar nicht besser organisiert sein.
Ich bin es eben leid: Wenn ich in einen Laden vor Ort komme, sind kaum noch Verkäufer da, die eine Frage beantworten können. Lagerbestand einer Ware? Entweder ich finde das Zeug selber oder eben nicht. Bestellen, was nicht da ist? Der einzige Mitarbeiter, der sich damit auskennt, macht gerade Urlaub und kommt erst in sechs Wochen zurück. Reklamationen? Wenn ich alle Kassenbons horten würde, wäre ich Messi! Außerdem: siehe die Sache mit dem urlaubendem Mitarbeiter. Beratung bei einer bestimmten Ware? Fachkraft nicht da, die ungelernten Aushilfen, die immerhin durch Anwesenheit glänzen, kennen sich nicht aus. Ambiente und Einkaufserlebnis? McGeiz hat offenbar 90% der Ladenlokale übernommen. Als Kunde muss man auch immer mehr Aufgaben selber übernehmen, die früher vom Personal erledigt wurden.
Wenn der Handel sich die letzten Jahre über so systematisch kaputtgespart hat, muss er eben jetzt die Konsequenzen tragen.
Ich kaufe nicht ein, um denen einen Gefallen zu tun, sondern um meinen Warenbedarf zu decken. Und der richtet sich bestimmt nicht danach, was bestimmte Händler jetzt unbedingt loswerden wollen, sondern ist ganz unabhänig davon. Wenn dann also das Warenangebot und mein Bedarf nicht kompartibel sind, was davon ist dann falsch? Das Angebot oder mein Bedarf?
Diese Vorliebe spiegelt sich auch im eBook-Bereich wieder. Auch hier ist amazon für mich eine sprichwörtliche Goldgrube. Ich stamme noch aus einer Generation, wo man mit Suchlisten in Antiquariaten gestöbert hat, um dann nach Monaten irgendwann per Brief informiert zu werden, dass man den betreffenden Titel gefunden hat. Für mich war damals meine erste ebay-Bestellung ein Weltwunder ...
Man bekommt auch viele ausländische Bücher, die über Ebay zu teuer geworden sind dank der gigantisch gestiegenen Auslandsportokosten. Ich bin verhältnismäßig selten reingefallen, was den Zustand angeht.
Klar ist es was anderes, in Antiquariaten zu stöbern, aber wenn man gezielt sucht, ist das System schon praktisch und vor allem sicher.
Wir suchen, was wir wollen, und sind fast allen Buchhändlern an Wissen um neue/alte Bücher deutlich überlegen.
Was aber machen Leute, welche z.B. ein Geschenk für Weihnachten suchen? "Mein Sohn liest gerne Seins Fiktschen. Hamm' se da was?" Für solche Käufer ist eine Buchhandlung nötig. Und hier ist die "Beratung" des "Fachpersonals" gefragt.
Unter dem Gabentisch liegt dann natürlich ein Buch, welches vielleicht nicht das Beste, aber mit Sicherheit das Teuerste ist.
Gut für den Umsatz...
lustiger post, ist aber wahr
Nee ..., Leute. Das was ich haben möchte, möchte ich doch gerne vorweg in die Hand nehmen können. Ich entscheide mich und nehm es ggf. mit. Wenn ich etwas kaufe, dann nur beim Fachhändler. Das Beratung sein Preis hat, nehm ich gerne hin und bezahle das auch mit. Vom Service mal ganz zu schweigen. Kann mich noch gut an einer alten Sache erinnern, es ging um einen neuen DVD-Player. Wollte wissen welcher vbr, sowie cbr abspielt. Der sogenannte "Fachverkäufer" verstand nur Bahnhof. War mein letzter Besuch bei Mediamarkt und Co.!
Hinzu kommt, das stöbern macht spaß und entspannt. Man hebt Schätze - ich seh es jedenfalls persönlich so - und wäre ansonsten nie an Stephen R. Donaldson: Lord Fouls Fluch und die Folgebände geraten. Kann ich nur jeden empfehlen der auf Herr der Ringe und Co. steht.
Das wollte ich nicht, deshalb habe ich noch eine Bürolehre gemacht und dem Handel den Rücken gekehrt.
Beim Einkaufen kehre ich dem stationären Handel auch mehr und mehr den Rücken. Es gibt einige Ausnahmen, wo es noch Spaß macht, Kunde zu sein, aber die werden immer weniger. Dafür gilt immer mehr: Die Waren, die ich haben will, sind sowieso kaum zu kriegen, ist eben keine Massenware. Service ist schon längst dem Sparwahn zum Opfer gefallen.
Antiquariate: Ich kenne das auch noch mit den Bestandslisten, die in kaum noch zu entziffernder Schriftgröße verschickt wurden. Mein Ex war, kaum dass so eine Liste kam, tagelang kaum ansprechbar, bis er seine Bestellung fertig hatte. Dann konnte es noch passieren, dass ein anderer schneller war und einige der bestellten Bücher schon vergriffen. Unausstehlich war er dann.
Aus naheliegenden Gründen konnte man ja höchstens mit einigen wenigen Versandhändlern zusammenarbeiten. Und diese konnten nur wenige gezielte Suchanfragen bearbeiten. Also hat es den Herrn Gemahl an den Wochenenden auf die Flohmärkte gezogen. Stunden um Stunden hat er in den Kisten gewühlt, nur um ein paar einzelne Bücher zu erbeuten. Ich habe dann auch geguckt, ob ich was für mich fand, aber ganz ehrlich: Die Suchfunktion von Amazon ist doch zeitsparender und nervenschonender. Ganz zu schweigen davon, dass man das Gesuchte meist gleich bei mehreren Anbietern findet und sich den günstigsten aussuchen kann.
Stöbern in einem Antiquariat? Ich weiß nicht, wo hier das nächste wäre. Selbst wenn gleich um die Ecke: Wieviele Bücher könnten maximal da sein? Gut sortiert nach Genre, Autor usw oder einfach nur vollgestopfte Bananenkartons, in denen man wühlen darf? Nach dem zweiten Karton wäre ich so genervt, dass ich alles hinwerfe und gehe.
Und was den Zeitaufwand angeht: siehe oben bei Bestandslisten und Flohmärkten. Ich für meinen Teil bin froh, dass diese Zeiten vorbei sind. Zumal die hiesigen Flohmärkte schon lange nichts mehr hergeben, fast nur gewerbliche Händler mit Neuware, Modeschmuck und knallbunten Polyesterblusen - und kaum vorhandenen Deutschkenntnissen. Bücher spielen in diesen Kreisen ohnehin keine Rolle und wenn, dann könnte die keiner von uns lesen, schon weil wir diese Sprachen nicht beherrschen. Die Filme, die da verkauft werden, sind ja auch nicht in Deutsch.
Klar sind die hier postenden Mitglieder nicht mehr die jüngsten und stehen daher finanziell meist recht gut da. Dennoch ist auch für diese Gruppe ein Buch teuer. Besonders wenn es sich um eine Erstausgabe im HC handelt. Da sind schnell 20-25 EURONEN weg. Lohnt nur für Leser, welche unbedingt das neue Werk lesen wollen (Meine Frau mit Sabine Thiesler)
Der Preis also ist wieder ein Punkt gegen die Buchhandlung und für den SecondHandMarkt. Ich stöbere gern mal in Bahnhofsbuchhandlungen, lese ein Buch an, und kaufe es 2-3 Jahre später gebraucht für den berühmten einen EURO im EBAY. Und bei Amazon z.B. kann ich mir auch noch die Meinung anderer Leser dazu holen...
Buchhandlungen sind einfach zum Aussterben verurteilt, wenn auch mit diesen ein Stück "gemütliche Innenstadt" verloren gehen wird.
Ich muss schon genau rechnen, wieviel Buch ich mir leisten kann, und auch das ist wieder ein Punkt für die Antiquariate. Manches ordere ich neu, weil ich nicht warten will, aber das meiste in meiner Bibliothek ist gebraucht gekauft und somit viel günstiger.
Und noch ein Punkt: Gerade nach dem Brand, wo ich meine Bestände ja wieder auffüllen musste, wollte ich bestimmte Werke wieder haben, die ich öfter als einmal lesen will. Die sind aber gar zum Teil nicht mehr im Handel oder wenn überhaupt, sehr schwer zu bekommen, gerade bei Nischenliteratur. Also blieb doch nur der Kauf über die Antiquariate.
Bezüglich der Kosten: Selbst wenn ich die Bücher alle neu bekommen hätte, die jetzt in den Regalen stehen, das hätte locker das 10fache gekostet und wäre somit absolut außerhalb meiner Möglichkeiten gewesen.
Thema Beratung im Falle eines Geschenks, die weiter oben angesprochen worden war: Kann denn ein Buchhändler, der den zu Beschenkend wenig bis gar nicht kennt, wirklich eine gute Beratung geben? Besonders, wenn der Schenkende selber keine genaue Vorstellung hat, was der andere schon hat und was ihm Freude machen würde?
Ich bin immer heilfroh, wenn meine liebe Verwandschaft mir keine Bücher anschleppt. Meine Tante musste ich kürzlich fast mit Waffengewalt daran hindern, mich mit den gesammelten Werken Ludwig Ganghofers zu "erfreuen". Tante zwar beleidigt, weil ich das abgelehnt hatte, aber ich habe die Dinger wenigstens nicht im Regal, den Platz kann ich für anderes besser brauchen. Meine Schwester steht auf so süßliche "Schöne- heile-Welt"-Bücher und angebliche Lebenshilferatgeber, die ich auch nicht brauche.
Keiner meiner Angehörigen weiß, was ich gern lese, die interessieren sich gar nicht dafür, geschweige denn, dass sie meine Interessen teilen würden. Und selbst wenn sie die Richtung kennen würden, hätten sie doch keine Ahnung, was ich schon habe und was nicht. Was soll denn ein Buchhändler da empfehlen? Ich war selber im Handel tätig und habe diese Geschenke-für-Unbekannte-Beratungen immer zutiefst gehasst. Da man unbedingt was verkaufen muss, rät man dann zu einer Massenware, bei der die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht passt, möglichst gering gehalten wird. Nach dem Motto: Wenn man Schuhe verkauft und die Größe nicht weiß, nimmt man eine mittlere, weil die den meisten passt. (Würde bei mir auch nicht hinhauen, es sei denn 41/42 wären plötzlich Durchschnittsgröße.)
Selbst während meiner Ehe hatte ich manchmal Schwierigkeiten, passende Lektüre für den Herrn Gemahl zu finden. Und das, obwohl ich den Bestand ja ständig vor Augen hatte und er mich mit dem Gefasel fast zu Tode genervt hat. Kein noch so guter Buchhändler hätte mir da wirklich helfen können.
Derr Herr Gemahl hat dann vor Weihnachten oder Geburtstag immer stapelweise Verlagskataloge besorgt und angekreuzt, was er gern hätte. (Als sich das dann auf mehrere Dutzend Bücher pro Geschenkanlass summiert hat und er ein langes Gesicht zog, wenn ich nur soviele gekauft habe, wie im Budget enthalten waren, ist mir der Kragen geplatzt.)