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Social Media Feuer: Das Problem mit der Nachfolge

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneSocial Media Feuer:
Das Problem mit der Nachfolge

"Ach, ja," lenkt der Bekannte im Gespräch auf eine Institution der Stadt, "also, von denen bin ich ja echt enttäuscht in der letzten Zeit." Ich horche genauer hin und stelle das Bierglas ab. "Warum? Schlechter Service am Schalter? Produkte doof?"

"Ach, nee, das ist es nicht," seufzt der Bekannte. "Ich finds nur schade, seitdem der Dingens da weg ist - also - da ist das mit dem Social Media Kanälen ja eher so mau."


Ich nicke. "Ja, ja, kenn ich. Da findet man im Unternehmen einen tollen Mitarbeiter mit dem richtigen Händchen für Facebook und Twitter oder baut ein tolles Team auf - und wenn die dann gehen, hängt es halt wieder an den Praktikanten. Die können das ja. Die sind ja mit Social Media aufgewachsen."

"Pah, aufgewachsen schon," sagt der Bekannte und bestellt noch ein Helles. "Aber was heißt das denn jetzt konkret? Die sind mit ihren Accounts bei Facebook oder Snapchat oder was auch immer als Nächstes kommen mag bestimmt nicht schlecht. Wenns um Freunde geht und lustige Bilder von Kaffeetassen am Morgen schicken und so. Da haben die doch bestimmt eine Superkompetenz, ich hingegen finde das albern, aber jeder wie er mag. Nee, Digital Natives. Fang mir nicht damit an."
"Aber wenn man da nicht mit anfangen darf bei dir, weiß ich doch wo man am Ende aufhört: Nämlich dann, wenn der Mitarbeiter, der Kompetenz und Qualität vereinigt am Ende den Betrieb wechselt."

"Richtig," sagt mein Bekannter. "Das ist meistens das Ende einer tollen Strategie, die man bisher durchgeführt hat. Und warum? Warum, frag ich dich?"
"Na ja, schau mal, der Rest im Marketing bei Unternehmen läuft doch auch ohne Herzblut und Strategien. Also schön, sagen wir - ohne Herzblut und mit etwas übernommenen Vorstellungen aus dem klassischen Marketing. Nimm doch mal eine x-beliebige Firma, auch eine von den Großen und guck dir mal an, was die so machen in diesem Internet."
"Um Gottes Willen," ruft der Bekannte aus und stößt beinahe sein Bier um. "Das ist doch meistens reinstes Push-Marketing! Wie wir das vom Radio und Fernsehen kennen! Feuern auf den Kunden vorm Bildschirm bis die Pixel wackeln."

"Ja, eben. Und? Es funktioniert," seufze ich. "Also hier in Deutschland klappt das auch so. Und weil das auch so klappt braucht man halt eigentlich keine Social Media Manager, sondern man braucht Social Media Verwalter."
"Also den Unterschied musste mir erklären."
"Na ja, der Manager ist halt aktiv. Auch wenn ich das Werb managen nicht so mag, aber das ist ja eine aktive Tätigkeit. Der sorgt für den Content, schaut sich die Zahlen an, stampft bisweilen auch mal was ein, wenn es nicht läuft. Ein Manager ist in der Regel immerhin noch aktiv und macht was." Der Bekannte runzelt die Stirn. "Na ja, aber der Manager als Wort ist ja nicht so toll besetzt, oder?"
"Mag sein, aber ein Manager macht immerhin noch was, hab ich dir doch erklärt. Dass es da Exemplare gibt, die nicht ganz koschere Geschäfte abgewickelt haben - keine Frage. Aber Managen ist halt was anderes als Verwalten. Und Social Media wird in Deutschland hat überwiegend verwaltet."

Der Bekannte nimmt einen Schluck Bier und denkt nach. "Du hast tatsächlich Recht, wenn man das mal so sieht. Meistens werden die Kanäle im Social Web tatsächlich eher verwaltet. Persönliche Ansprache, Reaktionsfähigkeit, Humor - besonders der Humor - den gibts ja nur bei ganz Wenigen. Und wehe, man schreibt mal ein Posting daneben, droht ja gleich der Shitstorm. Da strickt man lieber nochmal die Pressemitteilung in knackige Sätze um und fertig."

"Genau: Verwalter sind nicht innovativ, das sollen sie auch gar nicht sein. Sie sollen erstmal den Ist-Bestand wahren und demzufolge handeln die auch. Das ist ja für einige Zeit in Ordnung, aber auf Dauer verkommt dann der Kanal zur Langeweile, wenn man den nur so angeht."

"Weil die sich halt nichts trauen," donnert der Bekannte die Faust auf den Tisch. "Das ist ja auch was, was in Deutschland nicht vorhanden ist: Mumm. Haltung! Stattdessen schaut man immer zu den neusten Trends aus den USA und überlegt, ob man die nicht kopieren könnte. Aber die Amis sind ja nicht besser: Jetzt Snapchatten ja auch Facebook und Instagram schon, anstatt neue Features zu entwickeln, die den Kunden glücklicher machen. Facebook ist seit einiger Zeit nur eine eine Anhäufung von Dingen, die erledigt werden müssten: Die haben diesen Bug, dass man den Kommentar unter einem Posting erst sichtbar schalten muss immer noch nicht bereinigt. Und deswegen gehen die unter."

"Na, na, na, nicht so schnell mit den Preußen in der Nacht, mein Freund. Facebook macht einen akzeptablen Job und sicherlich könnte da mehr Innovation kommen. Wie übrigens bei Apple oder Google auch. Aber was Facebook macht, das macht es immerhin ordentlich. Aber wir kommen vom Thema ab, ich frag mich ja immer, warum in Institutionen nicht dafür gesorgt wird, dass eine Kontinuität in der Social Media Betreuung vorhanden ist?"

"Es gibt keine Ausbildung, die den Betrieben genügt?"

"Ach komm, es gibt IHK-Zertifikate, es gibt Schulungen, Social Media ist ja meistens schon im Marketing mit drin. Die jungen Leute an der Uni müssten das doch wenigstens mal ansatzweise vermittelt bekommen haben." Der Bekannte schüttelt den Kopf. "Glaube ich nicht. Unis und Medienpädagogik - ein weites Feld und wenn wir in Deutschland noch nicht mal das von der Bundesregierung ansatzweise..."
"Aber es geht doch gar nicht um den Bund! Es geht um die Unternehmen! Das verstehe ich nicht. Da investiert man Zeit und Geld um einen Mitarbeiter zu schulen und dann sorgt man nicht dafür, dass das Know-How im Unternehmen bleibt? Und fängt dann notfalls von vorne an? Mit Praktikanten, die privat das drauf haben, aber das ist doch nicht dasselbe? Ein Flohmarkt ist doch auch kein ständiges Ladengeschäft, oder?"
"Tja," grübelt der Bekannte, "das ist halt so. In einem Land, in dem wir immer noch darauf warten, dass der Breitband-Netzausbau das ganze Land erfasst, in dem der Bürger halt digital genehm bei Netflix und Co. seine Zeit verwendet - tja, was ist das halt für ein Land."
"Deutschland halt," seufze ich, "wir schaffen das mit den Flüchtlingen, aber das mit den Digitalen Nachkommen, das vergeigen wir. Prost."

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