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Tweetups und der ROI

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneTweetups und der ROI

Nach knapp drei Jahren, so räumt Gabriel Feltz ein, GMD der Dortmunder Philharmoniker, wisse man in Dortmund noch nicht genau ob sich Tweetups und Twitterplätze im Orchester auf die Besucherzahl positiv ausgewirkt hätten. In der Regel ist die Fixierung auf die Steigerung der Besucherzahl das, was in den Köpfen der Verantwortlichen herumspukt wenn sie neue Formate ausprobieren. Der ROI halt. Dabei sollte längst klar sein, dass der ROI auch Return On Image heißen kann statt nur Return on Investment.


Erstaunlich ist es aber auch, dass ein relativ großes Orchester wie das der Dortmunder Philharmoniker offenbar Tweetups nicht auswertet. Da ich ja in dem Gebiet tätig bin und für meine Institution schon etliche Tweetups veranstaltet habe weiß ich: Es gibt genügend Tools um bei Twitter nachzusehen, wie häufig ein Hashtag am Tag geteilt wurde, wie oft der retweetet wurde, wie groß die Aufmerksamkeit war. Am Ende des Tweetups sollte eigentlich eine gute solide Auswertung stehen. Zugegeben: Eine Verknüpfung dieser Zahlen mit den Besucherzahlen ist schwierig, weil die Effekte eines Tweetups nicht sofort wirksam sind sondern auf eine längerfristige Art und Weise abzielen. Was auf jeden Fall passiert: Diejenigen Besucher des Tweetups werden als Fangruppe das Orchester eisern unterstützen. Und bei einem Tweetup sind ja nicht sofort alle Hardcore-Klassik-Fans dabei, sondern auch Neugierige. Und Leute, die sich erst einen Twitteraccount zulegen um dann dabei zu sein gibts auch. Schon alles erlebt.

Dabei ist das Problem der Zahlen eines, dass sich doch seit Jahren in der Diskussion befindet. Vor allem dann, wenn man digital und analog vergleicht. Ob die Besucherzahl generell durch eine Plakatieraktion gesteigert wird oder durch Werbung im Radio - was allerdings Orchester nicht machen, dazu ist das Budget zu eng - so richtig feststellen ob und wieviele Besucher mehr durch diese Aktionen kommen kann man nur dann, wenn man die Besucher befragt. Was die Orchester selten genug tun. Jedenfalls ist mir kein Orchester bekannt, dass regelmäßig evaluiert ob gewisse Maßnahmen Erfolg haben oder nicht. Oder es wird intern getan und nicht veröffentlicht. Dabei kann man im Digitalen sicherlich genauer feststellen ob eine Anzeige auf einem Portal oder ein Link bei Facebook oder Twitter mehr oder weniger Erfolg hat oder nicht.

Ob Tweetups die Besucherzahlen wesentlich steigern ist die eine Frage, die man durchaus beantworten könnte, wenn man eine Besucherumfrage machen würde. Dazu fehlen Orchestern aber Zeit und Personal. Andererseits lässt sich fragen: Geht man bei Tweetups nicht von einem falschen ROI aus? Ist ein Tweetup nicht eher dazu da, einen Return on Image festzunageln? Einen Coolness-Faktor für das Orchester zu schaffen und einen Ort, an dem man gerne hingeht weil man weiß, dass das Orchester offen für neue Wege ist? Fällt ein Tweetup nicht in dieselbe Kategorie wie ein Konzertprogramm für junge Leute? Eines Education-Programms? Bei beiden weiß man nicht, ob sich die Zielgruppe später in einer normales Konzert setzen wird, aber das ist auch gar nicht erstmal die Devise dieser Projekte. Gerade bei Education geht es um Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Dass diese zu 100% später im Konzertsaal zu finden sein werden darf bezweifelt werden.

Zu beobachten ist jedenfalls, dass sich aus den Tweetups eine eingeschworene Fangemeinde bilden kann und Fans sind wichtig für das Orchester. Nicht nur Abonnenten und Besucher, nein, Fans! Leute, die für die Sache wirklich brennen, die dann regelmäßig darüber berichten und schreiben - egal ob in Blogs, bei Facebook, Medium oder wo auch immer. Fans sind wichtig, denn diese Fans werden lauthals sich Luft verschaffen wenn geplante Kürzungen im Raum stehen oder wenn das Orchester generell in Gefahr ist. Dabei fremdeln Orchester noch mit dem Begriff des Fans, weil man sich nicht unbedingt mit Fussball oder dem SF-Fandom auf eine Stufe stellen möchte. Kultur ist manchmal immer noch als höheres Weihegut angesehen und da darf Profanes natürlich keine Rolle spielen. Außer es geht um Geld. Aber Orchester, die wahre Fans haben dürfen sich glücklich schätzen: Wie ein Fussballfan - ein wahrer! - mit seinem Verein durch Dick und Dünn geht so werden das auch Fans, die unter anderem durch Twitter gewonnen wurden. Und in dieser Hinsicht lohnen sich Tweetups durchaus. Sie bringen halt nur nicht sofort Geld und Besucher ein. Dafür aber jede Menge Herzblut. Und Engagement. Gerade das Letztere ist in den Zeiten der Überfülle an Freizeitaktivitäten wichtig. Und nicht zu unterschätzen.

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