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Rebirth, 52, New Marvel: Ist jetzt mal gut?

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneRebirth, 52, New Marvel:
Ist jetzt mal gut?

Als ich kürzlich nochmal durch meine Comic-Sammlung blätterte - irgendwie musste ich die Enttäuschung von Suicide Squad, dem Film, verdauen und was passt da besser als "Mad Love" aus dem Batman-Animated-Kosmos? - fiel mir auf, dass früher nicht alles besser war, aber früher war alles etwas übersichtlicher. Gut, das trifft nicht auf die wunderbare bekloppte Zeit zu, als DC und Marvel die Amalgam-Comics rausbrachten und die zwei Miniserien dazu und außerdem...


Egal. Früher war es irgendwie einfacher dem ganzen Kosmos der Comic-Helden zu folgen: Batman hatte einen Story-Arc, Spider-Man hatte einen Story-Arc, etliche Hefte vergingen, dann war der Story-Arc zu Ende und entweder hatte man einen neuen Story-Arc oder Elemente aus einem früheren Story-Arc tauchten wieder auf. Weil: Comics.

Nun ist es so - und das hat auch Perry Rhodan als Problem an sich - dass Comics eine lange Geschichte haben. Und je nachdem wie lange haben wir Heftnummern, die weitaus über die 400er, 500er oder 600er Nummer gehen. Perry Rhodan versuchte das mal aufzufangen, in dem sie den aktuellen Namen des Zyklus abdruckten und dahinter dann mit 1, 2, 3 etc. pp. weitermachten. Warum das ein Problem ist? Nun, stellen wir uns mal einen jungen Fan vor, der gerade den Doctor-Strange-Film gesehen hat und weiteres über seinen persönlichen Lieblingshelden lesen möchte. Was wird der tun? Richtig: Bahnhofsbuchhandel oder Comic-Geschäft der Wahl ansteuern und dann - ähm - wie bitte, der Comic ist schon bei 799? Man muss da alle 799 vorhandenen Exemplare lesen, bevor man auf dem aktuellen Stand ist? Und währenddessen gibts ja immer wieder neue Comics? Um Gottes Willen! Dann doch lieber Kino und Filme...

Da Comics eine lange Geschichte haben schleppen sie meistens auch noch umaufgelöste Handlungsfäden mit sich rum oder haben einfach einen Ballast von Figuren, die keiner heutzutage mehr braucht. Beim Lesen der Amalgam-Saga wurde mir bewußt, wieviele Superhelden es eigentlich gibt oder gab, die irgendwann mal auftauchten und dann wiederum nicht mehr hip waren. Howard the Duck oder Lobo etwa - beides sind allerdings auch Helden, die einem gewissen Zeitgeist verpflichtet waren. Irgendwo sind sie sich noch in den Comic-Universen präsent, aber bis Joss Whedon den genialen Einfall hat sie zu verjüngen sind sie halt - unwichtig und unnötig. Abgesehen davon, dass wir bei DC immer noch die Idee des Multiversums haben, es verschiedene Erden gibt - eine Piratenausgabe von Batman? Ihr scherzt, oder? Nein? Na dann - und irgendwann wird das alles halt zu einem unausweichlichem Kuddelmuddel. Neueinsteiger haben es dann verdammt schwer sich zurecht zu finden.

Was nicht im Interesse von Marvel oder DC ist, die wollen natürlich ihre Produkte verkaufen. Und das kann man am Besten mit Comics, bei denen die Nummern auf dem Cover extrem niedrig sind. Daher - tadamm: "Crisis on Infinite Earths", "Civil War", "DCs 52", "The New Marvel" und letztes Jahr gabs dann bei DC "Rebirth". Das hat glaube ich bisher die deutschen Comics noch nicht erreicht, "Civil War II" - wirklich, Marvel? Ist das Konzept nicht etwas durchgekaut? - wohl ebenfalls noch nicht. Alles das sind und waren Ereignisse, die dazu dienten den jeweiligen Kosmos des Comicunternehmens neu zu sortieren, neue "Am Anfang war die Explosion von Krypton"-Geschichten zu erzählen - und einige alte Superhelden rauszuschmeißen, die nicht mehr so relevant waren.

Dagegen ist nichts einzuwenden. Allerdings: Bin das nur ich oder werden die Zeitabstände, in denen diese Großereignisse mit all ihren Story-Arcs - die dann hefteübergreifend laufen, was dann in einem verzweifelten "Wie teuer wird das denn noch?"-Aufschrei mündet, wenn man wirklich alles komplett haben möchte - immer kürzer? 2011 startete "The New 52" bei DC, 2012 verpasste DC all seinen Titeln nochmal einen "Zero Month" - das heißt, die Zählung fing wieder bei Null an. Dann gabs noch einen "Villain Month", bei dem die Zählung dann irgendwie - so ganz verstanden hab ich das nie, aber egal. 2014 wurden dann alle Comics irgendwie in die Saga von "Futures End" gepresst - ob das nun passte oder nicht. 2015 ließ man den Titel "The New 52" komplett fallen und dann startete man 2016 mit "Rebirth". Und das ist jetzt nur mal DC und sicherlich waren das teilweise keine Großereignisse - "Rebirth" ist wohl eher das Event der Wahl dafür, aber irgendwie...

Kommt da noch jemand überhaupt mit, wenn er nicht gerade die Wikipediaseite aufschlägt? Abgesehen davon: Es ist eine feste Regel, dass sich supersensationelle Ereignisse abnutzen, wenn sie zu häufig geschehen. Und auch, wenn die großen Offenbarungen in diversen kleineren Events - "Zero Month"? Warum denn das jetzt? - zu finden sind, irgendwann werden die Überraschungsfaktoren zur Gewohnheit. Man erwartet die praktisch. Die Regel aus dem Qualitätsmanagement ist durchaus auch hier anwendbar: Irgendwann hab ich als Leser keine Lust mehr, die großen Ereignisse abzuwarten oder noch einen Neustart des Kosmos hinzunehmen. Besonders nicht, wenn Serien eingestellt werden, an denen mein Herz als Fan hängt. Gut, damit kann man vielleicht noch leben. Aber wenn schon wieder ominöse angekündigt wird, es gäbe jetzt das beste Comicuniversum aller Zeiten mit noch mehr verbesserten Helden und bombastischen Bedrohungen... Ja. Bin dort gewesen, habs gesehen. Langweilig.

Es ist verständlich: In Zeiten des vermehrten Marketings müssen Comic-Verlage auf die Pauke hauen um gehört zu werden. Da bieten sich bombastische Events - oder mal wieder der Tod von Superman - durchaus an um neue Leser zu gewinnen oder die alten zurückzugewinnen. Allerdings: Das Besondere dieser Events verfliegt, wenn sie zu häufig benutzt werden. Vielleicht könnte man jetzt mal bei Marvel und DC etwas abwarten bis zum nächsten Superduperkrisen-Event? Man hat ja gar keine Zeit mehr, sich an die neue Fassung seiner Lieblingshelden zu gewöhnen. Oder an die neue Formation von Justice League Dark. Oder Suicide Squad. OMG, dieser Film war echt eine Katastrophe... Schnell, ein Amalgam-Heft oder eines von Darkwing Duck!

Kommentare  

#1 Laurin 2017-01-13 18:46
Ja, diese Serien übergreifenden Events und dieses ständige "alles wieder auf Null" zurück setzen, da habe ich schon lange keinen Durchblick mehr. Will ich auch nicht, denn da würde ich ja bei verrückt werden.
Da bleibe ich lieber dabei, mir ab und an mal wieder einen Band an Land ziehen zu können, der den guten (Comic) Stoff der 70er Jahre zum Inhalt hat. Eben solche, in der die Welt noch heil, die Helden bekannt und geliebt und die Schurken noch richtig böse waren. Da würfelte man später ja auch so einiges durcheinander. Und heute wird etwas eventuell (eine Serie) interessant und schon ist sie wieder weg, weil mal wieder alles auf Null gesetzt wird und die Würfel neu rollen. Da wird einem schon schlecht, wenn die nächste "Superkriese" angekündigt wird oder Superman schon wieder von den Toten aufersteht.

Liegt das vielleicht daran, dass den Machern langsam die Ideen ausgehen?
Dann doch lieber noch mal den Film SUICIDE SQUAD schauen, bevor man zu den Heftchen greift, die man nun überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann. ;-)
#2 Ganthet 2017-01-14 18:54
Die Leser/ Käufer tragen eine kräftige Mitverantwortung für diese Entwicklung. Jedes Event und jeder Neustart befinden sich an der Spitze der Verkaufscharts. Wären sie nicht von Interesse könnte der Leser sie links liegen lassen.

Es ist aber immer das gleiche Spiel: Ein Event leitet einen Neustart ein. Das Event und die ersten Nummern werden gut verkauft, bis die Verkäufe sich wieder bei Vor-Event-Zustand einpendeln.

Alternativen sind auch um US-Comic-Bereich ausreichend vorhanden. Trotzdem greifen die Leute lieber zum x-ten Neustart der DC- und Marvelserien.

Ein weiteres Problem besteht ähnlich wie im Heftromanbereich: Es darf sich nichts ändern. Überninmmt ein Autor eine Serie für einen Run und nimmt er Änderungen an der Grundausrichtung einer Figur vor, gibt es immer haufenweise Kritik der Stammleserschaft, die ihre alten Helden genauso wiederhaben wollen, wie sie ihn schon immer kennen, ansonsten wird mit der Kündigung des Abos gedroht.

Comics sind Nischenprodukte geworden und die Abverkäufe nicht mehr so hoch wie vor 40 Jahren. Entsprechend lässt hier auch nicht mehr so viel Geld verdienen, so dass vor allem bei mittelprächtig verkauften Serien kein Spitzenpersonal mehr am Werk ist.

Ein weiterer Punkt ist die Schreibweise der Geschichten. Knackige Einteiler sieht man selten. Die Serien sind mit 5- oder 6-Teilern schon von vorn herein so konzipiert, dass sie hinterher als Trade verkauft werden können. Oft werden Geschichten, die eigentlich nur Material für zwei Hefte wären, auf 5 und oder 6 Teile ausgedehnt.
Einige US-Hefte, die ich mir in den letzten Jahren gekauft hatte, hatte ich nach nicht mal 5 Minuten durch: Wenig Text und viel Kämpfe.

Bedauerlicherweise ist dieses Phänomen bei vielen Franko-Belgischen Serien auch schon anzutreffen. Für einen alten Blueberry brauche ich zum Teil zwischen 90 und 120 Minuten, bei manch modernen Comic bin ich nach 20-30 Minuten durch.

Einen Unterschied zu Perry Rhodan sehe ich schon. In der PR ist die Serienhistorie nie durch einen Retcon zurückgesetzt worden.
#3 Felix 2017-04-19 20:54
Ich finde dass uns die Cross-Overs und Grossereignisse tolle Storys gebracht haben. Manchmal war dann der Serienneustart auch inhaltlich sehr passend (vorwiegend bei DC) oder gar sensationell - z.B. bisher jeden neuen Wonder Woman - Serie!
#4 Carn 2017-04-21 14:21
der einzige, der dieses Spielchen nicht mitmacht, ist, wenn ich nicht irre, Kirkman mit seinen 'Walking Dead' und der Superheldenserie 'Invincible' - schön war auch der lange Run von Bendis bei 'Ulitmate Spiderman', aber das sind lediglich Ausnahmen
#5 Ganthet 2017-04-23 11:11
Ein Mega-Crossover gibt es ja jetzt regelmäßig alle zwei jahre. Hin und wieder lass ich mich mal zu einem Kauf hinreißen, wenn der GL-Kosmos betroffen ist. Zum Glück ging der ganze Flashpoint- und Rebirthkram an meinen Serien vorbei. Vielleicht bietet das eine oder andere Crossover mal eine gute Story, aber welche davon liest man 5 oder 6 Jahre später nocheinmal ? Mir ist davon nicht viel hängen geblieben.

Die Crossover kauft man, liest sie einmal schnell durch und dann verschwinden sie im Schrank. Das ist wie eine Tageszeitung.

ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in ein paar Jahren nochmal Flashpoint der Convergence liest.
#6 Laurin 2017-04-23 11:45
In den Anfängen war das ja früher glatt ein Highlight, wenn Spiderman mal auf die FV oder die Rächer (Avengers) traf oder die sich mit den X-Men kloppten. Also neben ihren eigenen Abenteuern.
Aber schon das damalige "Onslaught-Event" wirkte bei mir schon mächtig beliebig und außer das einige Helden hier eine gewisse Zeit als Tod galten, ist da nicht viel hängen geblieben.
#7 Andreas Decker 2017-04-23 12:34
zitiere Ganthet:


ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in ein paar Jahren nochmal Flashpoint der Convergence liest.


Da sagst du was Wahres.

Ich kaufe seit Jahren weder Marvel noch DC - außer irgendwelchen Reprints von uralten Sachen - und vermisse es auch nicht. Und wenn ich gelegentlich in die digitalen Previews der Woche reinsehe, gibt es da auch nicht mehr den geringsten Kaufanreiz. Letztens wollte ich mal sehen, was Peter Parker so macht. Nach einer halben Stunde Suche war mir immer noch nicht klar, ob er überhaupt noch der Held in einem der zig Spider-Man Comics ist, und da habe ich dann gesagt Scheiß drauf.
#8 Ganthet 2017-04-24 19:53
[quote name="Andreas Decker"
Letztens wollte ich mal sehen, was Peter Parker so macht. Nach einer halben Stunde Suche war mir immer noch nicht klar, ob er überhaupt noch der Held in einem der zig Spider-Man Comics ist, und da habe ich dann gesagt Scheiß drauf.

Aber man kann doch nicht ganz die Finger von lassen, oder ? :) geht mir aber genau so.
In aller Regelmäßigkeit meine ich alle paar Jahre mal wieder in die Serien meiner Kindheitshelden reingucken zu müssen.

So aktuell bei Batman. ich habe mir Detectice Comics 1 von Panini geholt. Ich wusste, ich werde entäuscht sein und so war es dann auch. Ich werde mir auch noch Justice League 1 und Batman 1 holen. Die werden auch Mist sein, ich weiss das. Ich brauche das aber irgendwie ... :)
#9 Advok 2017-04-26 19:18
Ich bin ja ein großer Fan des Marvel Cinematic Universe und auch der X-Man-Filme. Mittlerweile ist da sogar die Neugier erwacht, auch mal auf die Comics zuzugreifen.
Stand dann vor der großen Comic-Palette - und fand lauter Nr. 1 (Sammel)-Bände. Mehrere von Wolverine, den Avengers und Spider-Man. Ab und an war auch eine Nr. 2 da - nur scheint gerade hiervon keine Nr. 1 mehr da zu sein ...

Ich habs dann bleiben lassen. Viel zu verwirrend, das ganze. Aber es gibt so viele Gebiete, wo ich neugierig sein kann ... da muss ich nicht das mühseligste heraussuchen.
#10 Andreas Decker 2017-04-27 12:28
zitiere Ganthet:


Aber man kann doch nicht ganz die Finger von lassen, oder ? :)


Ja, das ist wohl wahr :lol:

Letztens habe ich mal in die Spider-Man Masterworks reingesehen, die Romita-Jahre. Und das macht unter bestimmten Voraussetzungen immer noch Spaß. Immer nur höchstens zwei Hefte auf einmal, sonst ist das völlig hohle und sich ununterbrochen wiederholende Melodram der Soap Opera absolut ungenießbar. Und man darf Lees O-Text nur überfliegen. Der ist unerträglich und unfreiwillig komisch. Wenn MJ immer "Daddy-O" zu Peter oder Harry sagt, weil der Jargon 1967 wohl 5 Minuten mal hip war.

Obwohl FF noch schlimmer ist. Wenn Reed seine Frau anschnauzt, sich in die Küche zu scheren und die schwierigen Dinge den Männern zu überfallen, weil Papa es besser weiß. :D

Aber davon abgesehen ist es um Längen besser als Vol.15 No.1 oder wie viele es davon mittlerweile auch gibt.
#11 Felix 2017-08-07 19:26
Inzwischen habe ich die bisher unter dem Titel "Rebirth" bei Panini erschienen DC - Comics fast komplett gelesen und zusätzlich ein paar US-Ausgaben. Ich finde den gesamten Ansatz sehr gelungen. Mir gefallen sogar die Serien, die mir früher weniger gegeben haben (zB Flash) sehr gut. Natürlich ist nicht jede Ausgabe ein Highlight, das geht ja auch gar nicht. Aber ich finde, dass die großen Geschichten die breite Geschichtenbasis benötigen, um zu funktionieren. Wer hätte denn den "Dark Knight" begeistert gelesen, wenn ihm nicht schon jahrzehntelang entsprechenden Geschichten vorangegangen wären?

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