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Ein Hashtag ist noch keine Digitalisierung

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneEin Hashtag ist noch keine Digitalisierung

Das Ausweichen aus der Komfortzone ist manchmal der Ort an dem Wunder passieren. Manchmal ist dieser Ort aber auch einer, an dem man sich fremdschämt.

Mir ist das diese Woche bei einer Veranstaltung der IHK Duisburg zum Thema Digitalisierung und Gesellschaft passiert. Hingegangen bin ich, weil mich einer der Redner interessierte. Interessant war leider nur, wie das Thema Gesellschaft und Digitalität an die Wand gefahren wurde.


Zuerst: Der Moderator verkündete, man hätte einen Hashtag und zudem würde man ja so in die Welt hinaushorchen und man sei gespannt auf die Rückmeldungen. Nun ist das so: Wenn eine Veranstaltung einen Hashtag hat, dann ist das in der Regel so, dass jemand entweder an einem Rechner sitzt, die Ergebnisse auswertet, diese jemanden in die Hand drückt - bekannt als Twittertussi, die Bezeichnung gilt für alle Geschlechter übrigens - der dann die Reaktionen vorliest. Direkter geht es natürlich mit einer Twitterwall. Beides war bei der IHK nicht gegeben. Angesichts der Tatsache, dass von den hehren Herrschaften in Nadelstreifen und Krawatte natürlich keiner twitterte. Außer mir. Und es war wirklich KEINER dabei, der twitterte - außer dem Redner von der EU, der hatte immerhin einen Account. Und retweetete mich. Obwohl angekündigt war, man würde dann die Ergebnisse irgendwie präsentieren wohlgemerkt. Tja.

Knapp zehn Minuten hab ich mich dann gelangweilt, weil der Bürgermeister der Stadt eine Rede vortrug, die von jemanden geschrieben worden sein musste, der wirklich - wirklich - gar - keine - Ahnung von der Digitalisierung hatte. Und als er dazu überging zu preisen, was Duisburg schon alles getan hätte... An dieser Stelle holte ich mein Smartphone heraus, schaltete eines dieser lustigen Spiele für die Pause ein - irgendwas mit Blumen und so, fragt nicht - und versuchte wenigstens damit Spaß zu haben.

Ach ja, der Referent der EU von - hab ich vergessen. Irgendwas mit Internet. Digital. Oettinger? Nein, Parlament oder so - der war ja auch noch da. Ich dachte kurz, es wird spannend, aber im Endeffekt wäre ich fast eingeschlafen: Wenn jemand den Text seiner Folien vorliest, die direkt an der Wand stehen, dann - dann - ächz. Und richtig erklärt, was die EU denn so treiben würde hat er auch nicht. Furchtbar.

Noch furchtbarer die anschließende Diskussionsrunde. Ich hab die verdrängt. irgendwas mit Berufen, Bildung, Schulen und so. An dem Punkt hatte ich gerade allerdings meinen Highscore auf dem Smartphone erreicht und das nächste Level wartete auf mich. Wenn von der Runde nicht viel im Gedächtnis blieb, dann sind das aber in erster Linie der Runde selbst geschuldet gewesen. Zu Häppchen und so bin ich dann nicht mehr geblieben...

Wenn man in einem Raum sitzt, in dem Leute mit Anzügen sich befinden, allesamt schon etwas älter und offenbar in führender Position, und wenn diese dann steinern nach vorne blicken und offenbar Twitter und so nur vom Hörensagen kennen - wie soll dann bitte die Digitalisierung Deutschland vorangebracht werden? In dem Tempo dauert das JAHRE... Es reicht nicht, einfach einen Hashtag auf eine Veranstaltung zu pappen: Die Digitalisierung mit ihren Möglichkeiten - Roboter waren im Gespräch ebenso wie Smart Home - muss man schon irgendwie dann doch ernster nehmen. Nur leider ist das offenbar im Denken der wenigen, die jetzt in der Entscheiderebenen der KMUs sitzen größtenteils noch nicht angekommen - oder die anderen sind zu clever um sich auf der Veranstaltung einer IHK blicken zu lassen. Nun, jedenfalls weiß ich, was ich davon zu halten habe und wenn ich das nächste Mal wählen kann zwischen verschwendete Lebenszeit und Kaffee mit Kuchen - ich nehm den Kuchen. Keine Fähnchen, danke.                                                                         ´

Kommentare  

#1 Das kleine Gespenst 2017-02-24 14:13
Haschtage sind mir grundsätzlich sympathisch... :P

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