Alan Resnicks Badezeit: Nachrichtenweitergabe im Zeitalter des Internets
Alan Resnicks Badezeit
Nachrichtenweitergabe im Zeitalter des Internets
Es sind durchaus sonderbare Meldungen, die von Alan Resnicks Figur - denn dass er das nicht selbst als Person ist, sollte nach dem zweiten oder dritten Video klar sein, so naiv ist Alan Resnick vermutlich nicht - dort aus der Badewanne verkündet werden. Meldungen, die Alan aus seiner Smartphone-App entnommen hat und über die er dann während seiner Badewannenzeit berichtet. Gefährliche neue Hundezüchtungen, Apple tausche alte iPhones auf das iPhone X um, Kugelschreiber, die bei der Benutzung dunkle Zaubersprüche schreiben würden. Bis auf die Meldung, dass Disney neue Star-Wars-Filme produziert, sind diese Meldungen alle irgendwie seltsam, obskur, sonderbar.
Welche App Resnicks Figur benutzt ist unklar. Doch dass die Meldungen in den Bereich der Zeitungsenten oder neudeutsch Fake-News gehören wird nach einigen Videos durchaus klar. Teilweise scheinen urbane Legenden auf - die Kugelschreiber-Meldung gehört dazu. Jetzt sollte man davon ausgehen, dass man als vernünftig denkender Mensch zumindest ab und an wenigstens solche Meldungen als zweifelhaft enttarnen könnte. So wie hier: "Als Süßigkeiten getarnte Drogen werden auf Schulhöfen an arglose Kinder verteilt!"
Das ist eine Meldung, die Christian Stöcker in seiner Kolumne beim Spiegel aufgegriffen hat und in der er das Phänomen der Desinformation bei WhatsApp schildert. Ungeprüft werden Meldungen weitergeben von denen der Einzelne glaubt, dass sie wirklich wahr seien. Allerdings ist das Problem der Weitergabe ohne eigenes Lesen oder Überprüfen ja schon etwas älter, denn wer hätte sich nicht ertappt, dass er bei Twitter oder Facebook nicht auf den verlinkten Artikel klickt und den liest, sondern einfach auf "Teilen". Weil die Überschrift halt genau in den Rahmen der eigenen Meinung passt.
Alan Resnick legt mit seinem Projekt da genau den Finger in die Wunde: Seine Figur glaubt einfach der auf dem Smartphone installierten App und wenn ein Artikel ihm besonders gefallen hat, dann präsentiert er ihn in der Badewanne. Ganz nebenbei zieht er auch noch die Register, die man von Selbstdarstellern im Social Web kennt - in einem Video wirft er sich in die Pose des Menschen, der das Ganze doch nur tut, weil er die Community lieben würde. Ich hätte am Ende dieses speziellen Videos tatsächlich noch einen Link zu Patreon erwartet. Zufälligkeiten mit diversen Youtubern, Instagrammern sind da natürlich nur reiner Zufall.
Alans Figur in der Badewanne reflektiert nicht. Er leitet Nachrichten einfach weiter, kommentiert diese zwar aber hinterfragt nicht. Seine Smartphone-App ist der Spiegel seiner Welt. Man könnte sich über diese Naivität lustig machen, ersetzt man aber den Begriff App durch den der Zeitung oder des Fernsehens, nun, wie oft hat im Alltag nicht diese oder ähnliche Sätze gehört? "Im Fernsehen haben sie darüber berichtet, dass..." - "Aber das stand doch in der Zeitung..." Ob das, was in der Zeitung steht wirklich stimmt, darüber hat Reinhard Mey ein Liedchen zu singen gehabt.
Es ist einfach, Dinge weiterzuleiten ohne sie zu hinterfragen. In den meisten Fällen müssen wir auch darauf vertrauen, dass Journalisten ihren Job gut gemacht haben. Wir haben nicht die Ressourcen, um Meldungen immer und stetig zu überprüfen. Andererseits sollten wir auch ein gewisses Maß an Skepsis bewahren und nicht alles für bare Münze nehmen. Alan Resnicks Figur verbirgt sich gerne hinter einer großen Menge von Schaum. Ob das Absicht ist oder nicht: Die deutsche Sprache hat einen bestimmten Begriff für Leute, die wenig Substanz von sich geben. Er lautet Schaumschläger.