Digitale Assistenten: Wenn ALEXA und SIRI und Co zuhören
Digitale Assistenten:
Wenn ALEXA und SIRI und Co zuhören
Die sprachgesteuerten Assistenten erobern unser Zuhause und ja, sie hören natürlich in den Raum hinein. Sie müssen ja auf Zuruf reagieren können. Schließlich können die keine Gedanken lesen, die müssen schon wissen, wann sie gefragt sind.
Und natürlich nutzen wir Dinge, die uns unangenehmen Aufgaben abnehmen und die bequem sind. Mal eben den Wecker per Stimme stellen? Kein Thema. Eine SMS oder Mail diktieren, während man über den Bürgersteig hastet? Sicher das. Anderen auf die Nerven gehen, wenn man lauthals im Bus telefoniert - das würden wir natürlich nie machen, aber mal eben den Sprachassistenten einen neuen Termin diktieren, das dauert ja auch nur ein paar Minuten höchstens - das können und tun wir auch in Bussen und Zügen. Dass andere Leute zuhören, ja, so wichtig ist die Erkenntnis nun auch nicht, dass wir morgen mit dem Chef des Unternehmens im Plaza dinieren werden... Oder vielleicht auch nicht. Eitelkeit, dein Name ist Verlautbarung. Und die Webseite per Stimme suchen lassen ist auch viel bequemer als wenn man die URL bei Google oder Bing eintippen muss...
Nur: Während bislang Dinge in einem privaten Raum auch privat bleiben, tritt eine neue Komponenten hinzu, wenn SIRI und ALEXA anwesend sind. Zwar ist es derzeit wohl so, dass die Funktion keine Sprachdateien überträgt, wenn sie nicht wirklich gewünscht ist bzw. wenn nicht das Stichwort zur Aktivierung fällt. Allerdings: Nachprüfen können wir diese Behauptung nun wirklich nicht. Durchaus vorstellbar auch, dass jahrelange Gespräche, Streitereien und Dialoge mitgehört und an die Server von Apple, Google und Amazon oder Microsoft übergeben werden. Ohne, das wir das wüssten oder bemerkten. Das wäre das Ende der Privatsphäre. Sofern man nicht komplett auf die Assistenten verzichtet.
Zudem: Wie alles, was technisch knackbar ist, kann man auch die Assistenten hacken und dann hat man wirklich einen Zugang in das Innerste unserer Privatsphäre. Der große Lauschangriff kann kommen - und es würde nicht wundern, wenn die Politik schon längst Gesetze dafür in der Schublade hat.
Das ist schon mehr als gruselig und wir sollten aufpassen, dass es wirklich nicht dazu kommt.
Daher ist eine gewisse Vorsicht angebracht, wenn wir uns dieser neuen Technologie annähern - und diesmal ist sie wirklich einigermaßen neu. Wir müssen uns bewußt sein, dass die Verarbeitung der Daten nicht in den Geräten selbst erfolgt, sondern dass diese in Sekundenschnelle per Internet an die jeweiligen Server geschickt werden. Und wo die im Einzelnen genau sitzen, wissen wir nicht. Wir könnten davon ausgehen, dass die in den USA zu finden sind, es kann auch sein, dass es einige Zwischenzentren in den Deutschland gibt aber in erster Linie haben wir das Phänomen der wunderbaren magischen schwarzen Box vor uns. Wir geben etwas hinein, wir bekommen etwas heraus, wie das Ganze funktioniert ist aber durch die technomagischen Vorgänge der Hersteller verschleiert.
Allerdings — wenn der Mensch etwas findet, dass bequem ist und ihm nützt, dann wird er es benutzen. Ohne zu Überlegen ob es sinnvoll ist seine Wünsche über das Internet an große Firmen zu übergeben…
Kommentare
Vertrauen ist ja bekanntlich eine feine Sache, nur wenn man eigentlich keine Möglichkeit der Kontrolle besitzt, sollte man mit dem Vertrauen in solche netten Dinge mehr als sparsam umgehen. Der Datenschutz ist hierbei eh nur noch ein ziemlich aufgeblasener Papiertiger, wobei wir allerdings auch irgendwie selbst dran Schuld sind, denn nur zu freigiebig stellen wir auch persönliche Dinge ins Internet, was Dritte eigentlich nichts angeht. Zum Glück sind (jedenfalls zur Zeit noch) die Gedanken frei, wobei wir das Wörtchen "frei" eben nicht verwechseln sollten mit gedankenloser "Freigiebigkeit".
Davon abgesehen fördert diese Technologie nur weiter das Analphabetentum.
Genau das ist das Problem heute. Man wird nicht mehr als Kunde/Verbraucher gefragt. Dabei ist es eigentlich unerheblich, ob "die heutigen Zuschauer unbedingt ALEXA haben wollen". Wenn alle bei uns in den Rhein springen, springe ich ja auch nicht hinterher. Es gäbe ja durchaus die Möglichkeit - wenn man denn nun unbedingt will - ALEXA auch selbst auf den Fernseher herunter zu laden, wenn der am Internet hängt. Aber etwas ungefragt aufzuzwingen ist schon ein starkes Stück. Man geht nämlich einfach davon aus, das der betreffende Kunde irgendwann - schon aus Neugierde - ALEXA doch freischalten wird.