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Roboter, Jobs und wir: Wenn die Industrialisierung fröhliche Urstände feiert

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneRoboter, Jobs und wir:
Wenn die Industrialisierung fröhliche Urstände feiert

Definitiv stehen wir vor einer tiefgreifenden Umwälzung was Jobs und Roboter und die Digitalisierung betrifft. Es wird nicht ausbleiben, dass Berufe verschwinden. Besenbinder gibt es heute ebenso wenig wie Küfner, weil Maschinen bessere Besen industriell herstellen ebenso wie Fässer. Was aus der uferlosen Industrialisierung erfolgte, das ist bekannt: Flucht in die Städte, Armut, eine Gesellschaft, bei der die Reichen reicher und die Armen ärmer wurden.

Das kann uns heutzutage kaum mehr passieren... Oder? Wobei, da wäre ich mir nicht so sicher. Vielleicht haben wir das schon längst, wenn auch auf einer anderen Ebene. Jobs für Ungelernte auf jeden Fall werden weniger und weniger - und man sage mir nicht, dass jeder einen erfolgreichen Schulabschluss oder eine Ausbildung hinlegt. Es ist früher einfacher gewesen sich mit Gelegenheitsjobs ohne Ausbildung über Wasser zu halten. Und sich aus der Arbeitslosenstatistik so knapp wie möglich rauszuhalten. Allerdings: Roboter können Gelgenheitsjobs nun weitaus besser und schneller verrichten als Menschen und sie haben auch keine Gewerkschaft. - Wobei mir der alte Witz aus der Serie Red Dwarf in den Sinn kommt, wonach die Automaten gegenüber den Arbeitern auf dem Schiff den Vorteil hätten, dass sie die bessere Gewerkschaft besäßen... Die Tarifverhandlungen stelle ich mir spannend vor.

Wer früher am Fließband Autos zusammenschraubte, wird das heute in der Regel nicht mehr tun - denn das kann ein Roboter viel besser und präziser. Die einfachen Routinearbeiten werden wir an die Maschinen übertragen. Damit werden auch eine Reihe von Tätigkeiten, die bisher halt ungelernte Kräfte oder Kräfte ohne große Qualifikationen verrichten können wegfallen. Ich sehe auch eine große Entlassungswelle in den Bereichen Telefonjobs und Co. auf uns zukommen, Chatbots mögen derzeit noch lächerlich klingen, aber die werden besser und besser werden. Stattdessen blühen dann Berufe, die eng mit Robotern verknüpft sind. Robotermechatroniker kümmern sich um die Ersatzteile, Programmierer mit Fachrichtung KI um die Software und schlussendlich bleibt dann jemand über, der ab und an die Roboter überwacht. Dazu bräuchte man vielleicht nicht unbedingt Köpfchen, aber für die anderen Jobs schon eher.

Was heißt das nun für unsere Gesellschaft? Wir werden in dem Sinne keine Vollbeschäftigung mehr haben, weil die Roboter Stellen besetzen, die bisher von Menschen ausgeführt wurden. Wir könnten - und ich befürchte das - wieder in eine ähnliche Situation wie zu Beginn des Manchester Kapitalismus' kommen: Es wird definitiv Leute geben, die einen Großteil ihres Lebens an der unteren Stufe der Leiter bleiben werden. Weil sie nicht mehr genügend qualifiziert sind und diese Qualfikationen auch nicht mehr nachholen können. Weil sie zu alt sind. Weil sie körperlich nicht in der Lage sind mitzuhalten. Mit Robotern eh nicht. Der stählerne Körper wird ja allenfalls von der Haltbarkeit der Materialien definiert - je besser der Stahl, desto länger ist er im Dienst. Auf der einen Seite also werden wir mit Sicherheit die Abgehängten haben, während auf der anderen Seite diejenigen, die schlau genug sind und sich schon jetzt spezialisiert haben auf ihrem Wissen und ihren Pfunden ausruhen können.

Und jetzt - ja, jetzt, nicht erst morgen, übermorgen und wann auch immer - wäre es an der Politik zu überlegen und zu handeln. Sich Gedanken darüber zu machen, was es heißt, wenn Roboter Pflegeberufe übernehmen. Denn wenn sie das tun, brauchen wir keine Menschen aus anderen Ländern mehr, die Pflegetätigkeiten verrichten, dann brauchen wir Spezialisten für die Wartung von Maschinen. Gänzlich ersetzen werden dabei Roboter im Pflegebereich Menschen natürlich nicht, aber die Routine, die werden wir - denn so sind wir Menschen, wir sind bequem - gerne freudestrahlend an Maschinen abgeben. Allerdings: Bis die Politik die Auswirkungen der technischen Entwicklung auf die Gesellschaft ansatzweise auch nur bedenkt, wird es schon zu spät sein.

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