Secure, Contain, Protect: Kollaborativer Horror mit der SCP-Foundation
Secure, Contain, Protect
Kollaborativer Horror mit der SCP-Foundation
Der Eintrag: Bewusst nüchtern und im Stil eines Forschungsberichtes oder einer Aktennotiz verfasst.
Dieser erste Eintrag allerdings zog Nachahmer nach sich und seitdem wächst die Anzahl der Objekte, die die Foundation bewacht stetig an. Wer sich auf die Homepage wagt, der kann sich aktuell bis zum SCP-4999 klicken. Was nicht heißt, dass sich hinter allen Zahlen momentan auch Objekte, Phänomene oder Personen verbergen. Bis Serie Fünf zu Ende ist, wird es noch eine Weile dauern. Je nachdem, ob Einem etwas zu einem Objekt einfällt.
Denn wie das mit im Internet entstandenen Dingen - Slenderman, Creepypasta - so ist: Die SCP-Foundation ist zu einem kollaborativem Projekt angewachsen. Im Prinzip kann jeder, sofern er sich im Wiki anmeldet, einen Eintrag generieren. Wobei allerdings die Admins darauf achten, dass der Beitrag nicht zu abstrus ist. Wobei, was kann eigentlich abstruser als ein IKEA-Geschäft sein, dass seine Kunden nicht mehr entlässt und von seltsamen Gestalten bewohnt ist? Oder ein Toaster, von dem nur in der Ich-Perspektive erzählt werden kann? Schwarzhumorig sind die Einträge bisweilen, dann wiederum aber spielen sie mit kosmischem Grauen oder Entitäten, denen man nicht in der Nacht auf der Strasse begegnen möchte.
Da die Einträge unter einer Creative-Common-Licence lizenziert worden sind, ist es kein Wunder, dass die SCPs an sich in diversen Kurzgeschichten auftauchen - die ebenfalls auf der Webseite gesammelt werden. Wobei es sicherlich die ein oder andere Geschichte gibt, die in diversen anderen Foren aufgezeichnet wurde. Was davon jetzt kanonisch ist oder nicht - das liegt im Auge des Betrachters. Zwar gibt es auf der Webseite eine Kategorie namens Canon, aber diese Kategorie dient eher nur als Ort zum Versammeln von Geschichten, die ein ähnliches Thema haben. Offiziell, das macht auch der Eingangstext der Kategorie klar, gibt es diesen Kanon nicht. Der Leser kann selbst entscheiden, was für ihn Sinn hat oder auch nicht.
Und gerade das macht einen Teil des Vergnügens aus: Die Kurzgeschichten widersprechen sich bisweilen, bilden Facetten eines SCPs ab, die man so vorher noch nicht gekannt hat und sie sind durch die SCP-Thematik miteinander verbunden. Für Liebhaber einer stringenten Erzählung, ja, eines Universums a la Lovecraft etwa in dem die Geschichten ein größeres Ganzes bilden und das einigermaßen logisch ist - man kann streiten, ob das bei Lovecrafts gesamten Erzählwerk der Fall ist - für den Liebhaber eines großen Epos, dass irgendwann anfängt und dann irgendwann endet, in dem der Held das Monster besiegt und den Drachen erschlägt - auch für diese Genre-Liebhaber ist die SCP-Foundation nichts.
Dazu sind die Akteneinträge über die Phänomene, Orte, Personen oder Gegenstände zu karg. Sie selbst erzählen insofern keine Geschichte sondern berichten nüchtern über die Art und Weise, wie die Dinge sind. Es sind Forschungsberichte. Protokolle. Sachliche Begebenheiten, die keine Geschichte an sich darstellen. Dass es zu ihnen Geschichten gibt und die Kanonische Sammlungen - zugegeben. Aber diese sind später entstanden und sie speisen sich aus diesen Aktennotizen. Im Grunde genommen ist die SCP-Seite eine gigantische Fundgrube an Ideen, Einfällen, eine Wundertüte an grausamen oder witzigen Begebenheiten und Dingen mit denen man locker ganze Romane füllen könnte. Und auch dürfte, sofern man die Lizenzbedingung beachtet. Wobei mir bisher kein Roman bekannt ist, der auf einem SCP oder mehreren beruht.
Da die Macher jedes Jahre einen Schreibwettbewerb ausrufen - in diesem Jahr ging es um die üblichen Klischees, die sich so im Laufe der Zeit bei SCPs ansammeln, wozu z.B. der sofortige Tod durch Berühren oder Sehen des SCPs gehört - dürfte genügend Material für die Leser gesichert sein. Wobei: Die Tatsache der Kanonlosigkeit ist eigentlich nur von Vorteil. Die deutsche Entsprechung der Webseite hat nämlich neben übersetzen SCPs auch eigene deutsche Geschichten zu bieten.