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Malen nach Zahlen: Wenn Remakes überflüssig sind

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneMalen nach Zahlen
Wenn Remakes überflüssig sind

Bekanntlich, so Heinrich Heine, gibts alte Geschichten, die immer wieder neu erzählt werden. Von Herz und Schmerz, von Lieben und Hieben, von Wonne und Sonne. Wie oft wird und wurde ein alter Stoff neu aufgelegt. Wie oft wurde das Schicksal der Titanic neu erzählt, wie oft die Geschichten von Sherlock Holmes verfilmt - mal mehr, mal weniger gelungen. Kurz und schlicht: Es gibt kaum einen Stoff, eine Geschichte, ein Märchen, das nicht für eine neue Generation aktualisiert worden ist.

Dabei betrifft das nicht jeden Stoff an sich. Eine Remake von Cameron Titanic etwa ist bisher nicht in Sicht. Zwar ist der Kern der Love Story an sich in neuen Filmen verarbeitet worden - momentan häufen sich in den Kinos auch Filme über Teenager, die todkrank sind, sich aber total verlieben, was ja eine Abwandlung der klassischen Liebesgeschichte ist. Aber ein konkretes Remake von Love Story ist nicht in Sicht. Auch bei Der Pate denkt bisher niemand an eine neue Verfilmung.

Das mag an mehreren Faktoren liegen: Die Ehrfurcht vor dem Schauspieler, der beim Publikum mit dieser Rolle legendär geworden ist. Das findet sich beim Paten, das findet sich auch bei den Sissi-Filmen wieder. Jemand anders als Marlon Brando in DER Rolle? Unvorstellbar. Bei Love Story findet sich dieser Faktor sicherlich nicht und der Film ist sicherlich auch nicht irgendwie ikonisch gut oder findet neue Bilder für einen alten Stoff - was Cameron ja in Titanic macht plus halt Leistung der Schauspieler. Aber der Film traf damals einen Nerv und im Rückblick wird er nostalgisch verklärt. So wie Doktor Schiwago, der ja zudem auch immer mit dem Titelsong des Soundtracks verbunden bleiben wird.

Ein Remake ist auch dann nicht in Reichweite, wenn es mit besonderen Spezialeffekten ausgestattet wurde, die heute auch noch der Zeit standhalten. Der zweite Terminator etwa. Dessen bahnbrechende CGI-Effekte sehen auch heute noch gut aus. Auch Cameron Titanic nutzt ja CGI, um eine Ära auf die Leinwand zu bringen, die mit dem ersten Weltkrieg untergegangen ist. Irgendwie ironisch ist, dass die Effekte von Carpenter The Thing - ja schon selbst ein Remake - immer noch so in den Bann ziehen, dass offenbar auch bis heute kein Remake von dem Stoff an sich geplant ist.

Treffen Remakes zudem einen besonderen Aspekt des Zeitgeistes, dann lohnt es sich einfach nicht den Stoff neu verfilmen. Denn er bezieht sich auf eine besondere Stimmung in der Gesellschaft. Philadelphia mit Tom Hanks etwa, der in heutigen Zeiten zwar immer noch wirkt, aber wir haben die Angst vor AIDS und die damalige Hysterie abgelegt.

Und letzten Endes gibt es noch einen Grund für Remakes und den erleben wir momentan: Die Gier nach Geld. Denn nichts Anderes ist es, wenn Disney die alten Zeichentrickklassiker in das Medium des Realfilms überträgt. Wobei das nichts Neues ist: Als der Tonfilm erfunden wurde, kehrten einige der Stummfilmklassiker mit Tonspur zurück in die Theater - das war z.B. beim Phantom der Oper so. Als Avatar ins Kino kam, wurden prompt Filme zu Drei-D-Varianten hochgerechnet, die vorher nur als Zwei-D-Fassung existierten. Und klar, beim Wechsel von Schwarzweiß zu Farbe gabs auch die Bestrebungen, bestehende Inhalte nochmal neu in die Kinos zu bringen.

Disney nun bringt seit Jahren Umsetzungen von alten Zeichentrickklassikern in die Kinos. Dass sich Disney dabei an der sogenannten Disney-Renaissance Ende der Neunziger orientiert wundert nicht, denn damals waren die Zeichentrickfilme von Disney tatsächlich wieder bahnbrechend. Kronleuchterszene bei der Schönen und das Biest etwa. Es zeigt aber auch, dass Disney nicht daran interessiert ist sowas wie <Taran und der Kupferkessel>, <Cap und Capper>, <Bernhard und Bianca> oder <Aristocats> für eine neue Generation auf die Leinwand zu bringen. Vielleicht überlegen die sich das bei den Katzen noch, Katzen sind ja immer süss. Außerdem singen und tanzen die.

Den diese Filme sind nicht ikonisch und sozusagen die B-Ware von Disney, die man gerne mal in den Keller packt und nur dann rausholt, wenn man wieder die neueste DVD-Ausgabe fällig ist. Was Disney ja auch gut kann oder habt ihr schon mal alle Disney-Filme jemals auf einen Fleck als DVD-Ausgabe irgendwo gesehen? Alle? Natürlich nicht, man muss künstlich verknappen. Nun ist das nicht weiter schlimm, dass Disney auch Gurken produziert hat und neben den ikonischen Filmen auch solche, die nicht weiter von Belang sind. Kommt vor. Aber: Man wird mit diesen Filmen nicht das Geld einspielen, dass man mit Mulan, Arielle oder Der Schönen und das Biest einspielen wird oder schon eingespielt hat. <Auf Mulan bin ich gespannt, der Film hat nämlich im Original schon ein kleines Problem bei der Charakterisierung der Hunnen ... Hüstel.>

Von daher gibts halt in diesem Sommer den König der Löwen. In einer Realverfilmung. Wobei das Wort Realverfilmung so nicht stimmt, das war schon das Remake des Dschungelbuches eher nicht. Ein ganzer Haufen von CGI-Effekten steckt in diesem Film drin und ja, das ist natürlich sehenswert. Für Leute, die sich ansehen möchten, wie weit heutzutage die Technik gediehen ist. Wenn ich allerdings einen Film über Tiere in der Wildnis sehen möchte, dann greife ich zum Grzimek.

Das Problem dieser Filme besteht darin, dass Disney auf Nummer Sicher geht und allenfalls Kleinigkeiten der Story anpasst, um eventuelle Löcher im Original zu stopfen. Was mit Der Schönen und das Biest nun mehr oder weniger gelang. <Erster schwuler Charakter in einem Disney-Film jemals? Meine Güte, sie hätten nicht so ins Horn blasen sollen.> Der Rest ist eher Malen nach Zahlen.

Ja, okay, natürlich muss man sich an die Grundzüge des Plots halten, sonst wäre es kein Remake sondern eine Neuimagination wie kürzlich bei Suspiria. Wobei es sich da auch streiten lässt. Jedoch nimmt Disney die Vorlage des Trickfilms, kopiert dieselben ikonischen Szenen - im Trailer zum König der Löwen halt die Stampede, die im Original einen vom Stuhl haut, weil man bis dahin nicht dachte, dass das machbar wäre. Disney hält sich fast sklavisch an den Ablauf der Szenen des Trickfilms. Das ist bei der Schönen und das Biest nun auch nicht viel anders, auch wenn hier versucht wurde Belle etwas - nun - moderner zu gestalten. Was nicht so ganz geklappt hat. <Mulan ist da eine andere Geschichte, die ist clever, steht ihre Frau und ... ich ahne Böses fürs Remake.>

Ein gute Remake bewahrt die Essenz des Originals und interpretiert den Stoff gleichzeitig für eine neue Generation so, dass diese damit etwas anfangen kann. Das ist eine Kunst, die nur selten gelingt. Aber bei Oceans Eleven hat das funktioniert. Denn anders als <Franky und seine Spießgesellen> - ich kann nichts dafür, die Vorlage mit Frank Sinatra heißt auf deutsch so - folgt Oceans Elven zwar in wesentlichen Punkten der Handlung der Vorlage. Das wäre die Planung und Ausführung eines Überfalls. Aber Oceans Eleven ändert das Ende. Während das Original eher dafür sorgt, dass die Gesellschaft am Ende wieder ins Gleichgewicht kommt und Verbrechen sich nicht auszahlen, haben wir bei Oceans Eleven eine diebische Freude daran, wie am Ende der eigentliche Schurke von der Crew aufs Kreuz gelegt wird. Dass diese Formel für weitere Filme funktioniert, liegt an den Darstellern. Denn das rein weibliche Remake der Reihe war nicht so erfolgreich. Was auch mit einem gewissen Zeitmoment zu tun haben mag. Oder auch daran, dass das Remake mit dem weiblichem Cast nichts Neues hinzufügte. Außer der Tatsache, dass es Darstellerinnen waren. Nach den vorherigen Filmen hätte man hier also ein neues Element hinzufügen müssen, damit das Remake funktioniert. Hat man nicht.

Genau das vermeidet Disney ja auch und deswegen sagen mir persönlich die Remakes nicht. Das Dschungelbuch ließ mich ebenso kalt wie Elliotts Schmunzeldrache - merkwürdigerweise dann doch einer der B-Filme von Disney, aber da der nicht so super lief, haben die sich halt auf Klassiker beschränkt. Den neuen Mary-Poppins-Film lassen wir mal hier unerwähnt, das ist ja ein Sequell, obwohl der vom Stil her auch sehr viel von einem Remake hat, aber außer den Songszenen reichlich konfus und unterfordernd wirkt. Dabei mag ich Manuel Lin-Miranda eigentlich, aber gut.

Ja, ich mochte die Schöne und das Biest, aber wie ich damals auch schon in der Kolumne anmerkte: Gebraucht hätte man das Remake nicht. Vor allem, weil nämlich nach der ersten DVD-Veröffentlichung es noch eine Jubiläums-Edition des Originals gab, in der zwei Szenen drin waren, die vorher rausfielen. <Dass To be Human again dann wiederum nicht im Realfilm vorkam, war schon schade. Na ja. Die Musical-Macher können sich wohl jetzt bis eine endgültige Fassung vorliegt raussuchen, welche Songs sie noch extra dazunehmen ...>

Die aktuellen Disney-Remakes bringen keinen eigentlichen Mehrwert für den, der die Zeichentrickfilme kennt, als Kind gesehen oder als Erwachsener notgedrungen mit dem Nachwuchs nachgeholt hat. <Liebe Frozen-Geschädigte: Ihr habt mein Mitleid.> Natürlich kann man argumentieren, dass sie nicht für die Menschen gemacht sind, die die Originale gesehen haben sondern für eine neue Generation. So wie die ersten drei Star-Wars-Filme - ähm, es gibt neue Star-Wars-Filme? - eben für eine nachfolgende Generation gedreht wurden. Schlechte Filme bleiben allerdings schlechte Filme. Und selbst wenn: Man muss als Eltern ja mit den Kleinen ins Kino, also wird man die Filme dann doch nochmal vorgesetzt bekommen. Den Kleinen den Spaß verderben ist auch nicht gerade fair, ich weiß. Aber für Jemanden, der keine Kinder hat, der die Originale kennt und der genau weiß, welche Szene wann kommt - und wer sich die Ohren zuhalten muss, weil DER SOUNDTRACK SICH IN EINEN SCHLECHTEN POPBREI VERWANDELT HAT, JA, ICH SEHE DICH AN ALADIN ... der sollte sich dann doch besser das Geld für einen besseren Film aufsparen. Und es nicht Disney nochmal in den Rachen werfen.

Kommentare  

#1 Laurin 2019-07-12 18:02
Nun ja, ist immer auch so eine Ansichtssache mit den diversen Remakes. Manche hätte die Welt wirklich nicht mehr gebraucht (also allgemein gesehen und nicht konkret nur auf Disney bezogen). Und dann gibt es solche, die durch die gute Auswahl der Schauspieler und dem moderneren Kleidchen (Handlungsumsetzung) glatt das Original in den Schatten stellen können. Allerdings zumeist haderte ich da aber auch schon mit dem Original, bevor es das Remake überhaupt gab. ;-)
#2 Laurin 2019-07-13 11:33
Friedhelm:
Okey, Bogart und die Bergmann kann man schlecht noch toppen. Allerdings sollte auch ein Remake Geld einbringen und da würde ich nun zur Zeit wirklich den Film CASABLANCA nicht in die engere Wahl ziehen wollen. Mit dem Stoff bekommt man heute doch kaum noch ein Kino gefüllt, geschweige denn ein teures Remake in die schwarzen Zahlen. Denn leider lebt der Film nur noch davon, das man ihn zumindest einmal (im Fernsehen) als Klassiker gesehen haben sollte.

Für mich persönlich (ich weiß natürlich das dies andere anders sehen werden), war indessen damals bereits ein Remake des Film CARRIE überfällig da schon mit Travolta und Spacek völlig fehlbesetzt. Das Remake von 2013 war dagegen endlich mal eine filmische Offenbarung auch was die Besetzung anging. Oder nehmen wir ES (auch nach einem Roman von Stephen King). Die Fernsehversion war schon nicht schlecht, auch wenn man hier in Sachen Darsteller (besonders bei den Erwachsenen) etwas mehr Sorgfalt hätte walten lassen sollen. Das Remake als Kinoversion jedoch (und der zweite Teil steht ja noch aus) ist um Längen besser umgesetzt worden. Und da kann ich noch ein paar Remakes loben, bei denen das Original wahrlich für mich schlecht gealtert ist (wie etwa POLTERGEIST).
#3 Mainstream 2019-07-13 19:21
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Das CARRIE Remake war eine Offenbarung? Neuverfilmung von ES ist um Längen besser? Also bitte, Laurin, Du hast doch die Romane gelesen. Die sind doch so etwas an den Romanvorlagen vorbei. ES hat die dramaturgische Struktur von King überhaupt nicht verstanden. Die Fernsehfassung allerdings, wurde filmisch dem geschriebenen Wort absolut gerecht. Und De Palma hat mit den Split-Screen-Szenen von CARRIE sogar ein vernünftiges Äquivalent zu der von diversen Stilen aufgebrochenen Erzählung geschaffen. Und Sissy Spacek... , da müsste ich jetzt aber sehr persönlich werden.

Was mich immer wieder irritiert sind Äußerungen wie, 'das hätte es nicht gebraucht', 'die sind vollkommen überflüssig', oder 'macht doch keinen Sinn'. Was mir daran fehlt, ist der einfach Zusatz von "für MICH...". Denn warum hat die 'Real'-Verfilmung von DSCHUNGELBUCH in etwa 85 Millionen Zuschauer weltweit in die Kinos geholt? Und dabei zählt das Argument von den mitgezogenen Erwachsenen überhaupt nicht, weil die auch in den Sechzigern mit ihren Kindern in die Kinos gingen.

Fakt ist, Kinder können mit klassischem Zeichentrick nichts anfangen. Untersuchungen zeigten, dass sich Kinder bei 80 Minuten Original Disney langweilten, während sie 105 Minuten eines 'Real'-Remakes fasziniert bis zum Ende verfolgten. Das ist eben die Zeit mit geänderten Sehgewohnheiten, warum also nicht eine fabelhafte Geschichte einem neuen Publikum im aktuellen Gewand nahe bringen. Aber niemand sagt, dass Ihr das mögen sollt. Der persönliche Geschmack sei niemanden genommen. Aber 85 Millionen weiteren Zuschauer einen Film abzusprechen, finde ich etwas fragwürdig.

Im Übrigen wollte ich Schauspieler werden als ich 1971 Baloo in DAS DSCHUNGELBUCH sah. Meine Verbundenheit scheint klar, oder. Dennoch hatte ich Tränen in den Augen mit wie viel Gefühl und Anstand gegenüber dem Original die 'Real'-Verfilmung inszeniert war. Und erst die technische Brillanz. Das Argument von guter, alter Handarbeit bei Zeichentrick mag nur bedingt zutreffen. Denn der Computer rechnet nur, gefüttert wird er von Menschenhänden, feinste Härchen, Licht und Schatten, real wirkende Bewegungen, Gesichtsausdrücke, ohne die Tiere zu vermenschlichen. Tiefster Respekt von dieser anderen Art von Kunst.
#4 Laurin 2019-07-14 10:55
zitiere Mainstream:
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Das CARRIE Remake war eine Offenbarung? Neuverfilmung von ES ist um Längen besser? Also bitte, Laurin, Du hast doch die Romane gelesen. Die sind doch so etwas an den Romanvorlagen vorbei. ES hat die dramaturgische Struktur von King überhaupt nicht verstanden. Die Fernsehfassung allerdings, wurde filmisch dem geschriebenen Wort absolut gerecht. Und De Palma hat mit den Split-Screen-Szenen von CARRIE sogar ein vernünftiges Äquivalent zu der von diversen Stilen aufgebrochenen Erzählung geschaffen. Und Sissy Spacek... , da müsste ich jetzt aber sehr persönlich werden.


Da kannst du mal sehen, wie sich in Sachen Sehgewohnheiten und Einschätzungen die Meinungen teilen können, Mainstream. Man sollte da auch nie voraussetzen, das man hierzu auch im Vorfeld die Romane gelesen hat. Nehmen wir da mal die Verfilmung von CARRIE mit Sissy Spacek. Hier hatte ich damals zuerst den Film gesehen und weil ich eben dem schon damals nicht wirklich etwas abgewinnen konnte (wegen der eher unglaubwürdigen Besetzung in meinen Augen), habe ich mir den besagten Roman von King erst gar nicht zugelegt. Ich kann es da leider auch nicht ändern, aber das Remake ist für mich immer noch um Längen besser, weshalb ich das Remake auch in meiner Filmsammlung habe, während ich die De Palma-Version stets gemieden hatte.

Bei ES liegt durchaus das Buch von King bei mir vor (zugelegt allerdings erst nach der Neuverfilmung fürs Kino), nur habe ich es auch jetzt noch nicht gelesen, weil mich die Anzahl von über 1000 Seiten bisher schlicht abschreckte. Dabei fand ich die Fernsehversion schon nicht schlecht, wenn auch manche Dialoge hier durchaus etwas hölzern rüber kommen bei dem erwachsenen "Club der Verlierer". Was die Neuverfilmung bisher fürs Kino angeht (und hier kann ich ja erst einmal nur für den ersten Teil sprechen da der zweite noch aussteht), muss ich auch hier offen sagen, das diese mich begeistert hatte. Da ich wie gesagt das Buch zu ES nach wie vor nicht gelesen habe, kann ich da hinsichtlich der "dramaturgischen Struktur" von King nichts beitragen. Aber King scheint durchaus mit der bisherigen Neuverfilmung recht zufrieden zu sein, was ja auch schon mal eine Aussage darstellt. Allerdings dürfte uns beiden doch als alte Hasen klar sein, das man Romane kaum wirklich Eins zu Eins verfilmen kann. Schon gar nicht bei einem so komplexen Buch wie ES.

Was hingegen Disney angeht, da kenne ich bisher noch kein Kind aus meinem Umfeld, welches nicht gerne Zeichentrickfilme sieht. Von daher habe ich auch immer ein gesundes, weil durchaus kritisches Verhältnis zu Statistiken. Was aber in meinen Augen den Ausschlag für die Realverfilmungen (nicht nur) bei Kindern betrifft, so ist es eine andere, sehr ansprechende Form, die bekannten Geschichten früherer Zeichentrickfilme zu erzählen, weil es einfach auch realistischer wirkt, was Zeichentrickfilme so ja schlicht nicht können. Da hatte mir z.B. MALEFICENT - DIE DUNKLE FEE durchaus sehr gut gefallen, während mich persönlich schon die Trailer zu ALADIN eher sehr abschreckten. Aber bei ALADIN hatte ich schon meine kleinen Probleme beim Zeichentrickfilm so das es sich hier auch um ein rein persönliches Ding bei mir handeln kann.

Unter dem Strich kann ich also die Sache mit den Remakes auch weiterhin nicht einfach nur verteufeln, weil ich hier auch wie oben bereits gesagt, für mich durchaus Glanzlichter gegenüber den Originalverfilmungen sehe. Und da scheine ich, wenn ich mich in meinem Umfeld z.B. zur Neuverfilmung von ES so umhöre, nicht der einzige zu sein.
Und was Sissy Spacek an sich angeht, so fand ich sie durchaus als tolle Schauspielerin (in anderen Filmen), nur eben in CARRIE nahm ich ihr den Teenager nie ab.
#5 Mainstream 2019-07-14 16:04
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#Laurin: Durch Deine Kommentare bei vielen anderen Beiträgen, bin ich einfach davon ausgegangen, dass Du King in seiner Schaffensbreite längst durch hast. Mein Fehler. Aber lass dich durch keine Filme oder Seitenzahlen davon abhalten, sie in Buchform zu geniessen.

Natürlich wäre es absurd anzunehmen, Disney würde Remakes produzieren, um der Welt einen Gefallen zu tun. Das steht außer Frage. Aber sie können (mit Ausnahmen) einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert haben.

Von niemanden ist zu erwarten, dass er/sie die Romanvorlage zu einem Film gelesen haben sollte. Das versteht sich ja von selbst. Aber das Produzenten populäre Namen und bekannte Buchtitel nutzen, doch dann eine selbst erdachte Geschichte präsentieren, das ist unverschämt.

Die Beziehung von Animationsfilmen und Kindern sind KEINE Statistiken. Es sind Umfragen und Beobachtungen von Fachblättern, und nicht den jeweils produzierenden Studios. Aber auch hier wäre es vermessen zu behaupten, grundsätzlich alle Kinder würden Zeichentrick schmähen. Doch auch hier zählt das Mehrheitsverhältnis, und das entscheidet, ob die Gelddruckmaschine angeworfen wird oder nicht.
#6 Laurin 2019-07-14 16:30
Zitat Friedhelm:
"Was Sissy Spacek betrifft, finde ich es allerdings recht bezeichnend, dass du ihr den Teenager nicht abnehmen konntest. Der Grund mag darin gelegen haben, das Spacek zu dieser Zeit eben auch gar kein Teenie mehr war. Wahrscheinlich hat dein Unterbewusstsein das registriert - klingt abenteuerlich, aber wer weiss. :o "
Nun, so abenteuerlich klingt das irgendwie nicht, denn man bemerkt doch sehr gut anhand der Darstellerin und auch einigen anderen Darstellern, das sie das betreffende Alter, welches sie darstellen sollen, längst überschritten hatten. Ich kam mir also schon beim ersten mal, als ich den Film sah, ziemlich veralbert vor. Und deshalb funktionierte bei mir der Film eben (aber nicht nur) auch wegen Spacek nicht.

Zitat:
"Nun ist die Frau nicht gerade ein Hingucker - und wirkt (zumndest auf den ersten Blick) dadurch irgendwie uninteressant. Gerade deshalb (jedenfalls für mich) ist sie auch als titelgebende Aussenseiterin überzeugend und lässt durchein gewisses Gefühl des Mitleids für ihr jammervolles Dasein beim Zuschauer aufkommen. Mit einem (hübscheren) Girl, das in dieser Hinsicht gar keine Probleme hätte, könnte zumindest das Original wahrscheinlich gar nicht funktionieren. "
Nun würde ich z.B. die Schauspielerin Moretz nicht als ausgemachte Schönheit bezeichnen. Niedlich ja, aber es gibt durchaus schönere junge Schauspielerinnen. Es wäre aber schlicht wiederum zu einfach gestrickt zu sagen, wer schön ist, kann folglich kein Außenseiter sein. Da treffen eher recht viele Faktoren aufeinander, wie etwa das Elternhaus und die dort vollzogene Erziehung, oder ob man kontaktfreudig ist oder gar eher das Gegenteil. Die Rolle eines Außenseiters nur an der Optik festmachen zu wollen (die Liste ließe sich nämlich noch dahingehend erweitern), würde also jeglicher Realität entgegenstehen. Das im Original von CARRIE was in der Erziehung, sprich Elternhaus etwas gründlich daneben gegangen ist, wird durchaus gut aufgezeigt. Nur nicht von Sissy Spacek, sondern durch das perfekte Schauspiel von Piper Laurie.
Ich vergleiche dies aber gerne mal anhand des Film BLOB - SCHRECKEN OHNE NAMEN. Auch hier sind die Teenager durch die Bank alles, nur nicht glaubwürdig. Und das trifft hier nicht nur auf Steve McQueen zu. Man machte so etwas also schon 1958 recht gerne. Doch wenn ich in einem Film 16 oder 17-jährige Teenager vorgesetzt bekomme, die ersichtlich schon um die 30 Jahre (mal etwas mehr, mal unerheblich weniger) auf dem Buckel haben, dann fühl ich mich durch diese offensichtliche Fehlbesetzung mehr als nur veralbert. Damit will ich auch die Schauspielerinnen und Schauspieler nicht abwerten, aber sie passen in den Film und die Handlung genauso schlecht hinein, wie ein runder Bauklotz in eine eckige Form. Und genau von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist das Remake von CARRIE für mich eine Offenbarung. Dies wäre natürlich anders, wenn sie im Remake das schauspielerische Talent vermissen lassen würden, tun sie aber ersichtlich auch nicht, sondern spielen durchweg auf ansprechendem bis hohem Niveau. Und wenn ich da die Wahl habe, dann wende ich mich doch zwangsläufig der glaubwürdigeren Version zu und die ist für mich in diesem Fall das Remake und eben nicht das Original.
#7 Laurin 2019-07-14 16:48
@ Mainstream:
Gut, ich hatte früher so einige Romane von Stephen King, ausgehend von BRENNEN MUSS SALEM gelesen. Nur würde ich mich nun nicht als den Kenner von King bezeichnen wollen. Da gab es dann durchaus auch den einen oder anderen Roman, der mich zeitig Abstand nehmen lies. Oder anders gesagt, ich habe wohl weit mehr Romane z.B. von Richard Laymon auch gelesen (und da habe ich alle in Deutschland erschienenen Bücher im Regal, egal ob von Heyne oder Festa), als es bei King der Fall wäre (von dem viele Bücher nicht einmal den Weg in mein Regal geschafft haben).
Allerdings muss ich auch gestehen, das ich mir immer verkniffen hatte, Verfilmungen mit den betreffenden Romanvorlagen zu vergleichen. Denn dann überwiegen die Enttäuschungen merklich.
Und zur Frage von Statistiken oder nicht, hat Friedhelm ja bereits die treffende Antwort geliefert. Richtig ist allerdings, das Produktionsfirmen eben auch anhand solcher Umfragen (die dann in verwertungswürdige Statistiken einfließen) ihre Filmproduktionen ausrichten. Ob die besagte Statistik allerdings das Ei des Kolumbus war bzw. ist, steht dann immer noch auf einem anderen Blatt.
#8 Mainstream 2019-07-14 23:25
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#11 Friedhelm:
Genau deswegen sind es keine Statistiken. Weil diese Aussagen und/oder Beobachtungen nicht zusammengefasst wurden und keiner empirischen Analyse unterliegen.

#13 Laurin:
Das solche journalistischen Auseinandersetzungen bei Studios mit in den Entscheidungsprozess einfliessen, aber keine Notwendigkeit für das Projekt ansich darstellen, habe ich bereits vorher selbst schon erwähnt.

Dieses nur mal dazu...

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