Amanda Waller ist dick_fett - nur nicht in Hollywood
Amanda Waller ist dick_fett ...
... nur nicht in Hollywood
Aber dann wird das Feld für erfolgreiche, schlagfertige dicke Figuren im Comic schon sehr sehr - ähm - dünn. Superhelden entsprechen ja sowieso immer dem idealem Körperbilde der Gesellschaft: Ohne Muskeln ist Batman nicht vorstellbar und Captain Amerika ohne Serum auch nicht. Das wäre an sich auch nicht weiter bemerkenswert, wenn es gegenüber der Hollywood-Verfilmung von Suicide Squad - und der kommenden - nicht ein Problem gäbe. Amanda Waller ist zwar schwarz und durchsetzungskräftig. Sie ist jedoch nicht mehr fett.
Ich habe mich gefragt, wo der Aufschrei der Fans bleibt, als im ersten Film schon deutlich wurde, dass Amanda Waller gegenüber den Comics einige Kilo verlor. Da wird doch sonst immer so viel Wert darauf gelegt, dass die Vorlage einigermaßen anständig umgesetzt wird, da wird an Kostümen herumgemäkelt, da wird darüber getratscht, warum ausgerechnet der Schauspieler, die Schauspielerin ausgewählt wurde für die Rolle - aber bei Amanda Waller? Nichts. Kein Aufstand. Kein Zucken der Fans. Einfach so ein Hinnehmen dessen, was man ja eh nicht ändern kann. Wo doch heutzutage die Fans das durchaus können - immerhin haben wir ja noch einen Snyder-Cut der Jusice-League bekommen. Wenn die Fans nicht dauernd danach verlangt hätten, wäre der sicherlich im Archiv gelandet.
Das ist schon seltsam: Gerade bei einer der wesentlichen Figuren des Suicide Squads blieben die Fans reglos. Und da die Besetzung von Amanda Waller für den zweiten Film gleich geblieben ist, wird das jetzt eh keiner mehr hinterfragen. Sie war ja schon im ersten Film dünn, warum sollte sie im zweiten Film auf einmal dick sein? Das widerspricht ja der Logik. Oder zumindest müsste man einen logischen Grund liefern. Wird man aber nicht tun, weil man damit generell kein Problem haben wird. Und warum eigentlich sollte man sowas ansprechen?
Es ist doch immer so, dass Verfilmungen nie so ganz der Vorlage gerecht werden. Der Film funktioniert anders als ein Buch. Selbst wenn man, wie bei Sin City oder 300 oder Dick Tracie passiert, Frame für Frame des Comics nimmt und abbildet - man bekommt am Ende so etwas wie einen erstarrten Film heraus aber sicherlich nicht eine 1:1-Kopie des Comics an sich. Das Ursprungsmaterial muss adaptiert werden und dabei gehen halt gewisse Dinge einfach verloren, werden vergröbert oder total anders dargestellt. Das Medium ist nicht nur die Botschaft, das Medium formt auch die erzählerischen Aspekte der Botschaft aus. Wenn Dinge nicht passen, dann muss man sie passend machen. Jedoch fragt sich: Um jeden Preis?
Denn die Darstellung von dick_fetten Körpern in Filmen beschränkt sich auf Klischees. Schaupieler*innen in Fat-Suits, lustige Nebencharaktere oder zurückgezogene und kaum motivierte Figuren sind eher die Regel in Hollywood-Filmen. Dick_fette Nebenrollen bekommen sicherlich öfters mal einen Oscar - da muss man nur auf Vom Winde verweht verweisen, was gleichzeitig die Problematik Schwarz und dick_fett aufzeigt. Die Serie Satiable auf Netflix stellte den Rachezug einer Frau dar, die gezwungenermaßen abnehmen musste und auf einmal all die Charakteristika für eine schöne, begehrenswerte Frau erfüllte. Botschaft der Serie: Wenn du abnimmst, dann wirst du geliebt. Und das ist immer noch der Kern des Ganzen. Entweder bist du in Hollywood eine dick_fette lustige Nebenfigur - Fat Amy in Pitch Perfect - oder du bist eine lustige nette Nebenfigur in einem Fat-Suit - siehe Eddie Murphy in Big Mamas House. Der Aspekt der niedergeschlagenen, von Depressionen heimgesuchten dick_fetten Figur, die dann auch konsequenterweise das Haus nicht verlässt - das wäre dann noch eine andere Facette. Und sonst so?
Dick_fette Frauen und Männer landen halt in der Klischeekiste. Und da ist auch Amanda Waller hineingeraten, denn eine Karrierefrau kann nicht dick_fett sein. Jemand, der Schurken in den Arsch tritt und gelenkig sein muss, der kann unmöglich dick_fett sein. Eine Schwarze, die der Vorstand eines Regierungsprogramms ist, dass Superschurken rekrutiert? Fett_dick zu sein ist ihr unmöglich. Das kann man den Zuschauenden nicht zumuten - Dicke und Fette haben gefälligst ihre Klischees zu erfüllen. Deswegen verwandelte Hollywood Amanda Waller von der respektablen starken Schwarzen dick_fetten in eine allenfalls respektable Schwarze. Immerhin kann man das ja Zuschauenden heutzutage schon zumuten, dass Schwarze in Führungspositionen aufsteigen können. Nur das mit dem dick_fetten Körper, das geht halt nicht.
Muss man sich darüber ereifern? Ja, weil Amanda Wallers dick_fetter Körper genau das aussagt, was das Suicide Squad nun auch ist: Es ist eine Bande von Außenseitern. Moralisch sind sie eh äußerst fragwürdig, schließlich haben sie einige Gewalttaten auf dem Gewissen. Und Amanda Waller ist durch ihren dick_fetten Körper und ihre Art genauso ein Außenseiter wie sie auch. Das heißt: Durch das Verschlanken nimmt man ihr eine wesentlichen Persönlichkeitskomponente. Im Film ist sie halt eine unnahbare und harte Frau. Eine von vielen. Eine von denen, die sich emporgedient haben und jetzt einen nicht gerade beneidenswerten Job innehaben.
Gerade das wird im Comic ja noch durch den dick_fetten Körper unterstrichen: Amanda Waller ist keine beneidenswerte Figur. Amanda Waller ist eine Frau, die verachtet wird. Die sich Respekt verschafft, aber dieser Respekt geht zu Lasten ihres Privatlebens. Deswegen ist es wichtig daran zu erinnern, dass Amanda Waller dick_fett ist. Wobei ich in die neueren Ausgaben des Comics nicht reingelesen habe - ich kann mir durchaus vorstellen, dass die nach dem ersten Film schon Amanda auch hier verschlankt haben. Vermutlich. Hatten sie das nicht auch schon bei Agent of Schild? Seufz.
Kommentare
"Wobei ich in die neueren Ausgaben des Comics nicht reingelesen habe - ich kann mir durchaus vorstellen, dass die nach dem ersten Film schon Amanda auch hier verschlankt haben."
Und da liegt wohl auch schon der Hase im Pfeffer. Zumindest hatte ich mal flott zu diesem Artikel hier zwei Bände mit einigen Heften der SUICIDE SQUAD hervorgezogen und da ist Amanda Waller schlank wie ein sexy Top-Model mit frechem Kurzhaarschnitt. Und da hatte man sich seitens der Fans damals schon über die extrem veränderte Darstellung dieser Figur aufgeregt. Dagegen ist sie im ersten Film der SUICIDE SQUAD ja sogar geradezu moppelig. Und wer mal nachschlagen möchte, hier die in zwei Minuten von mir hervorgezogenen DC-Comic-Bände DAS NEUE DC-UNIVERSUM: SUICIDE SQUAD - MISSION: BASILISK und/bzw. DIE NEUE SUICIDE SQUAD: DAS PHANTOM-KOMMANDO. Und wie gesagt, die darin befindlichen Comics sind längst nicht mehr aktueller Natur.
Und was die Marvel-Comics anging, so war Doc Oc nun wirklich nicht als dick_fett zu bezeichnen gewesen (eher zu Beginn auch gerade mal etwas moppelig aber nicht fett). Und die Körperfülle des Kingpin wurde in den Comics schlicht als außergewöhnliche Muskelmasse beschrieben. Frei nach dem Prinzip, verlasse dich nie nur darauf, was du zu sehen glaubst. Aber gut, optisch hätte er durchaus als dick_fett auch durchgehen können wie auch noch grasser dargestellt die Figur (60er & 70er Jahre) des Schurken "Blob" bei den X-MEN.
Zitat:
" [...] - oder du bist eine lustige nette Nebenfigur in einem Fat-Suit - siehe Eddie Murphy in Big Mamas House."
Das Eddie Murphy in seinen Filmen ab und an mal ein Fat-Suit getragen hatte, ist natürlich richtig. Man nehme da z.B. die Filme DER VERRÜCKTE PROFESSOR (1996) oder NORBIT (2007), was mich im Internet als Recherche nun nicht mal eine Minute gekostet hat, denn gesehen hatte ich die beiden Filme mit ihm damals selbst nicht. Im Film BIG MAMAS HOUSE spielt Murphy allerdings nicht mit (auch nicht in der Fortsetzung). Da trug das Fat-Suit der Schauspieler Martin Lawrence.
Von 2013 bis 2016 tritt Waller als Nebenfigur in Arrow auf, hier porträtiert von Cynthia Addai-Robinson.
In Suicide Squad (& Fortsetzung) wird sie von Viola Davis dargestellt.
Alle drei Actricen sind in der Tat kaum als fett zu bezeichnen. (Die Waller-Auftritte von Pam Grier in Smallville habe ich nicht gesehen.)
Aktuell käme Queen Latifah der Original-Version von 1987ff. (auch schon drei Jahrzehnte her ...) wohl noch am nächsten.