Sie kommt nach Hause: »Discovery« auf Paramount+
Sie kommt nach Hause
»Discovery« auf Paramount+
Für Paramount ist das nur ein logischer Schritt: Wenn jedes Studio einen eigenen Streaming-Dienst aufmacht, möchte Paramount mit dem gesamten Katalog nicht dahinterstehen. Und nichts eignet sich besser um neue Abonnenten zu gewinnen als entweder eine komplett neue Serie mit großen Erwartungen zu starten oder bestehende Serien, die eine eingefleischte Fangemeinde haben ins Programm zu nehmen. Und davon hat Paramount ja eine Menge im Programm. Wobei die ersten drei Staffeln der Discovery-Serie in den USA ja sowieso schon auf CBS All Access zu sehen waren. Der Vorläufer von Paramount+.
Dass das die Fans nicht gerade erfreut, ist logisch. Also jedenfalls die, die bisher über Netflix Zugang zu der Serie hatten und die jetzt erstmal ein halbes Jahr warten müssen. Also zumindest die Fans, die schon ein Sky-Abonnement haben, denn bis Paramount+ als einzelnes Dienst startet wird wohl noch einige Zeitlang vergehen. Zudem: Die anderen Staffeln von „Discovery“ werden verschwinden oder sind auch schon von Netflix verschwunden. Paramount möchte „Discovery“ als Zugpferd einsetzen.
Dabei gab es ja schon mal eine ähnliche Situation, als Disney ankündigte einen Streamingdienst starten zu wollen. Was damals als große Kampfansage an Netflix gewertet wurde, denn der Katalog der Disney-Produktionen war bisher auf Netflix erhältlich - und es waren nicht wenige. Manche unkten sogar, Netflix würde in große Schwierigkeiten kommen. Kurzum: Disney ließ die Lizenzen auslaufen, startete Disney+ und … Netflix gibt es immer noch. Sorgen muss man sich um den Dienst also nicht machen, auch wenn ein neuer Konkurrent auf den Plan tritt.
Allmählich lässt sich aber fragen: Wer in aller Welt kann sich Dutzende von Streaming-Diensten leisten? Als es nur Netflix gab, war die Entscheidung für einen Dienst relativ leicht - es gab ja nur einen. Zudem war er auch noch erschwinglich. Nachdem Netflix einen gigantischen Erfolg erzielte, zogen alle Anderen nach. Der Piraterie tat das zuerst einen Abbruch, aber sie erlebt momentan wieder eine Hochkonjunktur. Verständlich: Zu den Rundfunkgebühren kommen ja die zusätzlichen Kosten für Netflix, Disney+, HBO+, jetzt dann Paramount+ - wobei noch nicht feststeht, wieviele Euro man dafür dann wieder ausgeben darf. Die Variante mit Werbung dürfte in Deutschland wohl ziemlich ausgeschlossen sein.
Die spannendere Frage ist jetzt: Was passiert mit den anderen Serien? Und den Produktionen? Logisch wäre, dass Paramount jetzt alle Serien und Produktionen von Netflix und anderen Diensten abzieht oder die Lizenzen auslaufen lässt und sie auf Paramount+ bündelt. Wie das bei Picard aussieht ist die Frage, die Serie läuft ja auf Amazon Prime, die zweite Staffel ist auch für den Dienst angekündigt. Wir werden sehen.
Für die Fans, die bisher „Discovery“ auf Netflix gesehen haben, ist die Ankündigung natürlich ein Schlag in die Magengrube. Vor allem, weil es fünf Tage vor der Premiere der vierten Staffel per Twitter verkündigt wurde. Was ein wenig plötzlich erscheint, die Pläne dafür müssen aber schon länger in den Schubladen von Paramount gelegen haben. Zudem: Wie lange man warten muss, bis Paramount+ als einzelner Dienst startet und nicht mit Sky gekoppelt ist - keine Ahnung. Auch der Tonfall der Ankündigung lässt die Stirn runzeln. Das sind recht dürre Worte.
Man erwartet ja nun keine Ode. Aber mehr als ein „wir danken für die Geduld und für die Unterstützung, während wir das Paramount+-Universum erweitern“ … Um Geduld kann man bitten. Aber Unterstützung kann man erst gewährleisten, wenn man international gesehen den Dienst abonnieren kann. Zudem: Man kann zwar die Fans verprellen, aber ob das so klug ist, Paramount? Und wenn irgendwas digital veröffentlich wird, dauert es nicht lange und es taucht auf den üblichen Tauschbörsen-Seiten auf. Das kann ja nun auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Wird es wohl aber. Vorerst.