Gegen den Mitgliederschwund: Kirche und Influencer*innen
Gegen den Mitgliederschwund
Kirche und Influencer*innen
Nun ist es nicht, dass man dagegen nicht etwas tun möchte. So hat die Evangelische Kirche im Rheinland ein Positionspapier herausgegeben - E.K.i.R. 2030 - in der es um die Zukunft geht. Steht ja im Titel. Interessant ist jetzt, was in Bezug auf Vernetzung oder Digitalisierung drinsteht. Ich greife mal Seite 16 heraus, denn das ist momentan in Zeiten von Influencer*innen am Interessantesten:
Kirche soll sich zukünftig noch stärker als Plattform verstehen, in der Projekte, Formate, Initiativen über die eigenen Gemeinde, Kirchenkreis und Landeskirchengrenzen hinweg geteilt werden. Sie kommuniziert auf verschiedenen Plattformen, bringt sich in andere Diskursräume ein und profiliert eigene Personen und Formate als kommunikative „Marken“.
Der Begriff der Marke ist also schon mal angekommen. Und damit wäre ja eigentlich für die EKIR schon alles gesagt: Das aktuelle Papier ist die Basis für zukünftiges Handeln, eigentlich sollte das nicht weiter durchdiskutiert werden - steht im Vorwort - aber ab einer gewissen Größe neigen Unternehmen halt dazu, dann doch Dinge erstmal breit untersuchen zu wollen.
Ein Positionspapier ist allerdings nun eher ein Papier, das einen Rahmen vorgibt - wer den obigen Absatz durchliest wird viel "Wir wollen!" und weniger "Wir machen dann!" finden. Es sind Absichtserklärungen. Das ist per se nichts Schlimmes, aber es fehlt halt an konkreten Inhalten. Wie genau die Profilierung und Förderung für Personen der EKIR aussieht - oder aussehen soll - das ist noch im Werden. Daher ist es momentan für Corporate-Influencer*innen auch extrem schwierig auszuloten, was aktuell geboten ist und was sich schickt. Was ein Problem ist. Einerseits kann und soll ich wohl - ? - als "Markenbotschafter" auftreten, andererseits ist das Regelwerk dafür total unklar.
Mir ist vollkommen klar: Ich stehe immer, wenn ich einen Artikel wie diesen schreibe, mit einem Bein im Verwaltungsamt und im Vorraum des Superintendent oder Präses. Also bei den obersten Chef. Ich möchte euch nicht aufdröseln, wie die EKIR organisatorisch gestaltet ist, weil ... so prickelnd ist das nicht. Das Einzige, was momentan greifbar ist als Leitfaden sind Social-Media-Regeln, die grundsätzlich gelten, aber auch mal einer Überholung bedürften. Denn als die entstanden, kannte man Influencer*innen noch nicht. In den Regeln werden auch nur Hauptamtliche erwähnt. Soweit ich das jetzt weiß. Ehrenamtliche, die Inhalte des Unternehmens Kirche teilen, weil sie von ihm überzeugt sind? War damals nicht so vorstellbar.
Im Prinzip müsste ich immer bei jedem Artikel obendrüberschreiben: Persönliche Meinung! Nicht offizielle Meinung der EKIR! Das könnte man verwechseln, weil ich bei der EKIR angestellt bin. Dass Plattformen bisweilen auch vorgefertigte Felder haben, in denen man nicht selbst was eintragen kann, was passt führt dann zur "Berufsbezeichnung" bei LinkedIn als "Marketing und Öffentlichkeitsarbeiter/PR". Stimmt ja. Ich betreue ja Social-Media-Plattformen für die Gemeinde und stelle Dinge online ... aber ... man versteht, wo eventuell das Problem liegt?
Ich weiß nicht, ob es in anderen Landeskirchen Leitlinien für Corporate Influencer*innen gibt. Leitlinien für den Umgang mit Social Media sicherlich. Aber während auch für Kirche immer wichtiger Personen werden, ist die Frage wie das jetzt alles genau geregelt ist nicht ganz klar. Und dann ist es logisch, dass so Wenige hier aktiv sind - wenn ich immer in Gefahr stehe abgemahnt zu werden, mache ich auf Nummer Sicher halt nichts.
Es wäre höchste Zeit, dass man da Sicherheit bekommt. Wenn das im Positionspapier als Absicht formuliert ist, muss die EKIR - nicht die Gemeinde vor Ort! - da an erster Stelle sein. Auch um Mitarbeiter*innen schützen zu können. Solange es kein Synodenthema ist - wie neulich das Ehrenamt - wird es wohl erstmal beim Ungefähren bleiben. (Synode: Oberstes Leitungsorgan, gibts auf "Länderebene" und für die gesamte Kirche.)
Kommentare
Aber seit ich den obigen Text des Herrn Spliess überflogen habe, ist für mich BRIGHT ANGEL Hochliteratur.
Während genanntes Cluetrain Manifesto ja gerade empfiehlt, dass der Mensch hinter dem Firmenschild hervortreten soll statt sich dahinter zu ducken.
Heul doch.
Vielleicht sollte man sich lieber einmal darauf besinnen, auf welchen Grundlagen unser sogenanntes 'westliches' Verständnis von Ethik basiert. Ich finde es ganz prima, dass ich mit Konsequenzen rechnen muss, wenn ich aus Hunger einen Apfel stehle, aber sicher gehen kann, meine Hand zu behalten.
Und wollen wir bitte die Schweinehunde mit den Missbrauchsvorwürfen außen vor lassen. Ich finde es eher beruhigend zu wissen, dass es unzählig viele mehr Menschen gibt die mit einem gesunden und ehrliche Gottvertrauen bestimmte Werte aufrecht erhalten und mit ihrem Glauben eine nicht zu unterschätzende Stütze unserer Gesellschaft sind.
Ich bin selbst mit der Volljährigkeit aus der Kirche ausgetreten, weil ich die Institutionen nicht unterstützen wollte. Aber oftmals bin ich dankbar für das, was Menschen möglich gemachen können, weil sie viel mehr aus organisierten Strukturen heraus bewirken.
ist meine persönliche Meinung.
Die musst du hier natürlich nicht teilen, allerdings akzeptieren wirst du sie wohl müssen.
Desweiteren möchte ich mit meinem Post auch nicht die vielen und guten gesellschaftlich-sozialen Aktivitäten der Institutionen seitens der Religionsgemeinschaften innerhalb der Gesellschaft schmälern. Nur sehe ich keinen Nutzen darin, diese Aktivitäten mit dem Glauben an einen Imaginären Gott zu verbinden.
...so wie die meisten hier.
www.zauberspiegel-online.de/index.php/zauberstern-kolumnen-mainmenu-75/die-multimedia-kolumne-mainmenu-194/37819-die-digitale-zukunft-der-ekd-irgendwie-vorhanden
www.zauberspiegel-online.de/index.php/zauberstern-kolumnen-mainmenu-75/die-multimedia-kolumne-mainmenu-194/30686-toleranz-fuer-ostern
Zwei Beispiele auf die Schnelle genannt. Natürlich hat er nicht nur über die Kirche geschrieben. Aber auch bei anderen Themen tauchen häufig innerkirchliche Bezüge auf.