BeReal: Photoapp mit dem besonderen Kniff
»BeReal«
Photoapp mit dem besonderen Kniff
Hinsichtlich der Social-Media-Funktionalitäten: Alles wie gehabt. Man kann sich Freunde suchen - wenn man tollkühn ist, lässt man das automatisch machen, die App durchsucht natürlich auch gerne das eigene Telefonbuch. Man kann sich verbinden und dann kann man sich Photos anschauen. Wobei … so einfach ist das nicht. Denn „BeReal“ heißt nicht zu Recht so etwas wie „Sei wirklich“. Wer die Photos seine Freunde ansehen möchte, muss erstmal selbst ein Photo machen. Das aber kann ich nicht zu jeder beliebigen Zeit tun, sondern die App sendet mir irgendwann am Tag einmal die Nachricht, dass ich jetzt ein Photo machen könnte. Nachgestellt wird also eine Schnappschuss-Situation. Wobei die App anders als andere Apps beide Kameras des Smartphones benutzt. Die hintere Kamera für das größere Photo, die vordere schießt dann ein Selfie, dass dazu gepackt wird. Zudem kann ich die Reaktionen personalisieren: Ich schieße einfach ein Photo für die entsprechende Geste. Egal ob Daumen hoch oder Lächel-Smiley - ich kann mit eigenen Posten kommentieren. A apropos: Die App gibt mir zwei Minuten für ein Photo.
Jetzt könnte man meinen, dass das total die nichtgestellten Photos ergibt, wenn man unversehens aufgefordert wird ein Photo zu machen. Ja, man kann erst nach der Zustellung der SMS ein Photo erstellen. Innerhalb von zwei Minuten. Aber innerhalb dieser zwei Minuten hat man etliche Versuche frei - was die App übrigens später anzeigt - und wenn man mal kein Photo schießen kann, dann kann man das noch später nachholen. Ein „Late“-BeReal. Den Begriff des Latergrams kennt man von Instagram. Die App zeigt das auch später beim Photo an. Insofern: Ja, man muss auf die SMS warten um die App nutzen zu können. Soweit ich das bisher getestet habe, kann man die Photos der Freunde dann auch erst sehen, wenn man selber einen Post erstellte.
Wer das „alte“ Instagram kennt, wird sich an genehm an dieses erinnert werden. Dass die App momentan eine Lauf hat, das liegt aber auch daran, dass Instagram von einigen Wochen einen neuen Feed ausprobierte, der das Layout total veränderte, mehr auf Videos setzte und TikTok sehr ähnlich war. Die Benutzer liefen damals Sturm und schließlich ruderte Instagram erstmal zurück. Erstmal. „BeReal“ sendet erstmal einfach nur Photos. Sonst nichts. Man kann kommentieren. Man kann Reaktionen verteilen. Sonst nichts. Das ist auf seine Art wirklich sehr beruhigend. Und da ich erst die Bilder meiner Freund*innen anschauen kann, wenn ich selbst eins erstellt habe, schaue ich nicht dauernd in die App. Habe auch nicht den Druck in die App zu schauen. Ich kann den Zeitpunkt ja nicht bestimmen.
Finanziert werden soll die App künftig über ein Freemium-Modell. Zusatzoptionen werden dann extra kosten. Ob die App den bisher chronologischen Feed beibehält, ob Algorithmen kommen werden … das kann man noch nicht absehen. Auch nicht absehen kann man, ob der aktuelle Erfolg von Dauer sein wird oder nur die Reaktion von frustrierten Instagram-Nutzern ist. Zudem: Auch in der App hat man Zeit und Gelegenheit genug, typische Glambilder a la Instagram zu erstellen. Was die Zukunft für BeReal bereithält - mal schauen. Bis dahin erfreue ich mich an zahlreichen Otter-Photos.