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Der Antichrist ist britisch: Gaiman und Pratchetts „Ein gutes Omen“

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDer Antichrist ist britisch
Gaiman und Pratchetts »Ein gutes Omen«

Nach knapp vier Jahren steht die zweite Staffel von „Ein gutes Omen“ in den Startlöchern. Neuer Stoff von Neil Gaiman also. Wann genau ist noch nicht klar, aber in diesem Jahr wird es soweit sein. Demnächst also. Wirklich. Was man von Staffel Zwei erwarten kann? Gute Frage. Da man also nichts weiter weiß, außer dass die zweite Staffel abgedreht ist und kommt … bietet sich ein Rückblick auf die erste Staffel an.

Moment: Es gibt eine Serie zu "Ein gutes Omen" und keiner hat euch das erzählt? Tja.

„Ein gutes Omen“ ist eines der Bücher, die unter der Rubrik Longseller firmieren. Es wird ständig neu aufgelegt, ständig entdecken Fans des fantastischen Genres des Buch neu. Zudem: Wenn die Autoren Neil Gaiman und Terry Pratchett sind, dann ist es klar, dass früher oder später der eine oder andere Fan auf dieses Buch stoßen wird. Dass das irgendwann ein großes Ding werden wird, das hat die Autoren selber erstaunt. Schließlich standen die Beiden damals noch am Anfang ihrer Karriere als sie zusammenarbeiteten und die etwas andere Geschichte um den Antichristen schrieben. Denn eigentlich geht es um das Ende der Welt. Das in einem kleinem englischem Dorf namens Tadfield stattfindet. Oder auch nicht, denn schließlich sind wir alle noch hier vor Ort. Aber die Ereignisse um den Antichristen sind auch nicht so gelaufen, wie man das in den himmlischen und höllischen Spähren geplant hat.

„Ein gutes Omen“ erzählt von der Freundschaft zwischen dem Engel Erziraphael und dem Dämonen Crawley - ähm - Crowley. Unversehens wird Crowley dazu ausersehen, den Antichristen seiner zukünftigen Familie zu bringen. Dummerweise läuft im Krankenhaus etwas schief: Der untergeschobene Antichrist namens Adam landet nicht bei dem amerikanischen Diplomaten sondern bei einer sehr britischen Familie. Da Crowley und Erziraphael überhaupt keine Lust auf den Weltuntergang haben - sie haben sehr menschliche Eigenschaften entwickelt - versuchen sie die Erziehung so zu handhaben, dass Adam gar nicht auf die Idee kommt, seine dämonischen Kräfte zu entwickeln. Dummerweise erwischen die Beiden nicht den richtigen Adam sondern den falschen. Zudem gibts da noch Anathema Device, die mit DEM BUCH unterwegs ist, um den Antichristen aufzuhalten und Newton Pulsifer. Frischer Neuzugang in der Hexenjäger-Armee. Oder dem, was heutzutage davon noch übrig ist. Es ist alles recht kompliziert und auch sehr komisch und es ist nur noch eine Woche bis zum Weltuntergang …

Da Neil Gaiman die Drehbücher für „Ein gutes Omen“ schrieb - im (posthumen) Einvernehmen mit Terry Pratchett übrigens -  ist die Serie sehr nah am Buch dran. Die Handlung wurde um einige Aspekte bereichert. Die Besetzung kann David Tennant als sehr lässigen Crawley aufweisen, Michael Sheen als sehr steifen Erziraphael. John Hamm, Derek Jacobi, Benedict Cumberbatch … Schauspielerisch sind die Creme de la Creme der BBC. Die „gute alte Tante“ hat die Serie zusammen mit Amazon Prime entwickelt. Besonders erwähnenswert sind die Darsteller von Adam und seiner Gang. Zu oft sind ja Kinderdarsteller nervtötend. Hier zum Glück nicht. Dummerweise nerven die CGI-Effekte. Gerade in den letzten zwei Folgen. Also da wo es ankommt. Irgendwie scheint man bei der BBC da nicht das Budget für gehabt zu haben. Deswegen erinnern die CGI-Effekte eher an schlecht gerenderte Demos der 90ger Jahre. Das ist wirklich, wirklich schade. Zwar tut es der Atmosphäre insgesamt keinen Abbruch, aber … Nun ja. Amazon scheint nichts investiert zu haben.

Vielleicht ist deswegen die Serie auch ein Geheimtipp - trotz der guten Schauspieler, trotz der amüsanten Geschichte, trotz des Kolorits. Großartige Werbung wurde für die erste Staffel auch nicht betrieben. Nur wer Gaimans Blog las oder seinem Twitteraccount folgte, der wusste einigermaßen was da 2019 auf Amazon Prime laufen würde. Verließ sich Amazon da zu sehr auf die BBC? Oder die BBC zu sehr auf Amazon? Klar, bei der großen Fangemeinde lief die Mundpropaganda wie am Schnürchen. Aber die breite Masse zuckt bis heute die Achseln. Allenfalls kennt man das Buch oder das Hörspiel. Aber Serie? Irgendwie nicht unbedingt. Bei Staffel Zwei scheint man sich wirklich auch wieder nur auf das Notwendigste zu beschränken. Großartig: Wir haben ein Poster! Und mehrere Photos, aber Nichts, was sonst im Gedächtnis haften bleibt. Schön: Mit Ty Tennant hat man Jemanden, der in „House of the Dragon“ mitwirkte. Und ja, Peter Davison ist auch von der Partie. Wer also Fan des ehemaligen, ehemaligen und aktuellen - es ist kompliziert! - Doctors ist, also Tenannt, ich weiß, es ist halt kompliziert ! - der wird sicherlich ein Auge auf die Serie werfen. Wenn aber sonst auch noch wirklich Nichts außer einigen ominösen Andeutungen Gaimans bekannt ist - es gibt auch noch keinen Trailer - ist Werbung auch etwas schwierig. 

Persönlich ist auch immer ein gewisser Zweifel dabei: Was genau soll die zweite Staffel erzählen? Was bleibt, wenn man die Apokalypse verhindert hat? Und es nicht mehr DAS BUCH gibt? Gaiman schreibt in der englischen Ausgabe des Buches ja auch, dass Pratchett und er sich zwar schon Gedanken über eine Fortsetzung gemacht haben, aber irgendwie nie so der zündende Gedanke gekommen ist. Es gibt neben Engel und Dämon auch nicht so die Charaktere, die noch eine Geschichte erleben könnten. Was möglich wäre: Rückblicke auf die Ereignisse in der Geschichte, die Engel und Dämon gemeinsam erlebt haben. Da gibts etliche im Buch angedeutete Episoden, die in der Serie gestrichen wurden. Wie dem auch sei: Die zweite Staffel kommt. Das ist erstmal eine gute Nachricht. Ob sie was taugen wird, das ist dann die andere Frage und soll ein anderes Mal beantwortet werden.

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