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Arielles Hautfarbe und Disneys Remakepolitik

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneArielles Hautfarbe und Disneys Remakepolitik

„Das ist nicht meine Arielle." - Das war der Aufschrei, der kurz nach dem ersten Teaser der aktuellen Realverfilmung von Disneys Arielle durch das Web gellte.

Wie konnte Disney nur? Wie konnte Disney nur das Bild der hellhäutigen, rothaarigen Merjungfrau zerstören? Die Entrüstungswoge schwappte durchs Netz.

Wie konnte Disney nur?

Anlässlich der Realverfilmung von Peter Pan. Diesmal traf es Glöckchen. Wie konnte Disney hier auch nur schon wieder das Quellmaterial verändern? Unglaublich, was sich da die Maus rausnimmt. Nur ... wer hat „Peter Pan" als Buch schon mal gelesen? Oder wer weiß, wie der Autor Barrie die Fee Glöckchen beschrieb? Barrie lässt bei Glöckchen dem Leser viel Platz, denn die Figur an sich ist kaum beschriebne. Haarfarbe? Größe? Gewicht? Das alles kommt bei Barrie im Buch nicht vor.

Zudem: Was soll der Aufruhr wundert sich Mancher. Weder Arielle noch Glöckchen sind reale Personen. Ob da jetzt jemand rote Haare hat oder nicht, wen kümmert es? Es ist doch nicht für die Geschichte von Belang, oder? Würde Disney jetzt eine komplett andere Geschichte erzählen und stark von den Zeichentrickfilmen abweichen – das wäre ja mal ein Grund zur Kritik. Oder auch ein Grund sich die Realverfilmungen im Kino anzusehen.

Denn was für einen Grund hätte man sonst, wenn Disney seit den ersten Versuchen – „Dschungelbuch", „Elliot das Schmunzelmonster" – sich strenggenommen gar nicht mal so sehr bemüht der Vorlage wirklich neues Leben einzuhauchen. Teilweise halten sich die Realverfilmungen Szene für Szene ans Original. Nur halt diesmal in 3D und mit fast echt aussehenden Tieren.

Man streckt die Handlung ein wenig, lässt einen Song raus, fügt einen neuen ein. Doch im Großen und Ganzen ist es halt der Film der Vorlage – nur ohne Herzblut oder Enthusiasmus. Disney weiß: Falsch machen kann man hier kaum was, wozu also sich unnötig anstrengen? Wozu also neue Geschichten mit PoC erfinden, wenn man einfach diese per Cut-and-Paste in die Vorlage schmeißt. Bisschen anpassen für die neuere Zeit – diese Verliebtheit nach drei Tagen ist schon echt antiquisiert – und man hat ein sicheres Pferd. Abgesehen davon: Seitdem ich Sebastian als 3D-Figur gesehen habe ... Das Uncanny Valley hat angerufen. Es will seine Modelle zurück ...

Mit Filmen wie „Arielle" und dem „König der Löwen" begann die große Disney Renaissance. Ich habe dein Eindruck, das möchte man wiederholen und wirf deswegen ständig neue Remakes auf dem Markt. Anstatt sich zu überlegen wie heutzutage eine gute Geschichte mit POC-Darsteller*innen sein könnte. Bisher hat das finanziell sogar noch funktioniert.

Kommentare  

#1 Cartwing 2023-05-26 11:44
Zitat:
im Großen und Ganzen ist es halt der Film der Vorlage – nur ohne Herzblut oder Enthusiasmus.
Da muss ich mir nur die Trailer anschauen, um das zu glauben. Gut, dass meine Kids eh aus dem Alter raus sind...

Was die Hautfarbe der Hauptdarstellerin angeht, darüber könnte man hier wieder ewig diskutieren. Fakt ist, der Regisseur suchte halt eine, die singen kann. Egal ob nun mit dunkler, grüner oder blauer Hautfarbe.
#2 matthias 2023-05-26 20:37
Was wäre, wenn man einen Film über Erik den Roten mit einem schwarzen Erik (gemäß dem Zeitgeist) drehen würde?
#3 Ganthet 2023-05-28 21:39
Empörung flammt immer nur auf, wenn dunkelhäutige Menschen eine Rolle spielen; egal, ob sie fiktive oder reale Charaktere spiele.
Jesus wird in dem meisten Filmen und auf den meisten Bildern als hellhäutig mit langen, blonden Haaren dargestellt. Da kommt keine Kritik, obwohl Jesus aus dem mittleren Osten kommt und wohl dunkelfäutiger war, schwarze Haare und wohl auch schwarze Augen hatte
#4 Hermes 2023-05-28 22:23
@ Ganthet

Ist es wirklich so einfach?

Kommt nicht immer heftige Kritik wenn Menschen ihr langjähriges Wissen genommen wird?

Auch Perry Rhodan Neo, der weibliche Thor bei Marvel oder die Rechtschreibereform lösten heftige Kritik aus.
#5 Ganthet 2023-05-28 22:47
@ Hermes

Hm. Ich beantworte die Frage mal so:

Ich könnte mir vorstellen, auf einer PR-Convention Kritik an PR Neo zu üben. Da gibts eine menge Gründe für.

Die weibliche Thor ist quatsch. Thor ist eine männliche Gestalt in der nordischen Mythologie. Ich denke, bei Marvel wäre niemand beleidigt.

Über die Rechtschreibreform wird genug gestritten. Das ist auch gut so.

Ich könnte mir nicht vorstellen der Schauspielerin von Arielle zu sagen: in meiner Fantasie ist Arielle weiß. Sorry, nehm es nicht persönlich, du hast die falsche Hautfarbe.

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