Rein, raus, bezahlen, gut: Einkaufen wäre so toll ...
Rein, raus, bezahlen, gut
Einkaufen wäre so toll ...
Heutzutage kann man natürlich das Zusammentreffen mit Menschen steuern. Entweder, man geht kurz vor Ladenschluss einkaufen - und geht dann den Verkäufer*innen auf die Nerven, weil man ja noch im Laden ist, wenn die eigentlich schon längst dabei sind zu schließen. Oder man kauft digital ein und lässt sich das Zeug liefern. Immerhin hat man dann nur noch mit einem Menschen zu tun. Leider sind die Lieferdienste auf Dauer auch keine Lösung. Weil: Mindestbestellwert! Lieferkosten! Seufz.
Kürzlich habe ich mal eine Kleinigkeit zu trinken gekauft und wedelte mit dem Geldschein vor dem Kassierer herum. Worauf der meinte, ich sollte man nach links schauen, da gäbe so einen Eingabeschlitz. Das Einzige, was der Kassierer tat war die Ware abzuscannen. Alles weitere machte die Maschine. Sie gab natürlich auch Groß- und Kleingeld raus. Vor etlichen Jahren hatte REAL - RIP - das Prinzip bei einigen Läden, was sich aber nicht so ganz durchgesetzt hat. Vermutlich, weil ständig sowieso eine Fachkraft an der Kasse sein sein musste. Funktioniert hat das Teil nämlich nur dann, wenn die Geldscheine frisch und glatt aus dem Geldautomaten kamen. Zerknitterte Exemplare waren schwierig. Tja. Aber manchmal findet man das Prinzip noch, weil … Gute Frage. Jedenfalls: Ebenso versucht auch immer wieder mal das Selbstscannen Fuß in Deutschland zu fassen und irgendwie will es das nicht so ganz.
Nicht, weil wir schon gelernt haben, dass Arbeitsschritte, die eigentlich der Handel für uns tun sollte auf uns übertragen werden - IKEA lässt grüßen - sondern eher weil bei solchen Selbstzahlerkassen erstens eigentlich auch schon permanent Jemand in der Nähe weilen muss, weil die Dinger oftmals nicht so funktionieren wie sie das sollen. Zweitens - selbst Corona hat die Deutschen nicht zu einem „Ich zahlen mit meinem guten Namen“-Einkaufsvolk gemacht. Die meisten Einkäufe werden mit Bargeld getätigt. Selbstzahlkassen haben diese Option eher selten. Meistens halt mit Karte. Seltsamerweise haben wir keine Scheu davor mit irgendwelchen Kundenkarten Punkte zu sammeln, aber anschließend wird brav mit dem Geldschein bezahlt. Ja. Weiß ich auch nicht.
So oft auch der Handel versucht hat neue Arten des Bezahlens an den Start zu bringen - richtig durchschlagend waren die alle in der letzten Zeit nicht. Sicherlich hängt das an der Einstellung der Deutschen zum Bargeld zusammen. Andererseits, wenn man so zurückdenkt … eine Zeitlang versuchte jeder Supermarkt uns eine neue App aufzuschwätzen, weil man der ja so super bezahlen könnte. Einfach nur Smartphone vor die Kasse, fertig. Ich bin auch der Meinung, Apple Pay und Konsorten haben das Einfkaufen definitiv erleichtert. Ohne Frage. Allerdings greifen ja diese ganzen Apps entweder auf das Bankkonto an sich zu - warum bezahle ich dann nicht mit der Karte? - oder man muss wie bei Debitkarten ein gewisses Kapitel flüssig vorhalten. Bei Debit-Karten ist das ein schönes Feature, weil ich etliche Shops ja nur mit Kredit-/Debit-Karte bezahlen kann. Wenn ich keine Kreditkarte will, dann nehme ich die Debit, lade drauf, was ich so brauche und gut ist.
Eigentlich hatte uns ja Amazon schon auch gezeigt, wie das mit dem Einkaufen gehen könnte. Amazon-App installieren, Zugriff aufs Konto geben … (komm, ihr nutzt Amazon Prime, da ist das eh schon mit integriert, betteln?) und dann einfach in den Laden gehen, Dinge einpacken und rausgehen. Fertig. Bezahlt wird mit der App. Okay, das Einscannen, ja, das müsste man noch aber heutzutage hätten wir doch die KI. Die kann erkennen, was wir so mitnehmen, loggt das Ganze ein und wir ärgern uns nicht mit Leuten herum. Hach. Das wäre schon was. Leider hat das weder in den USA noch hierzulande so richtig funktioniert. Vielleicht liegt das daran, dass wir als Menschen gewohnt sind andere Menschen um Hilfe zu fragen. Wenn also ein komplett leerer Laden ohne Personal vorhanden ist und wir konkret wissen, was wir brauchen und wo es steht: Super. Kein Thema. Aber wir sind ja schon irritiert, wenn es zwar dieselbe Kette, aber ein anderer Laden ist. Auf einmal sind unsere Lieblingsflocken nicht bei der Milch einsortiert, sondern weiter hinten beim Brot. Brot! Cerealien und Brot passen doch nicht zusammen, weiß doch jeder. Und überhaupt - wo ist denn jetzt die Milch …
Für kleinere Läden hat das sicherlich Sinn, das Come-In-Finde-Out-Prinzip. Wenn es ein begrenztes Angebot gibt, sowieso. Wenn das ganze noch mit KI-gesteuerten Kameras ausgestattet wird … Aber wer möchte sich schon von einer KI beim Einkauf beobachten lassen? Eher ungerne. Ich bin mir aber sicher, dass große Ketten und Läden schon längst KI integriert haben. Allein, um nachzuschauen wie sich die Kunden*innen im Laden bewegen, welche Route sie nehmen, was genau sie ansteuern und was eher nicht … Das wird seit Jahren sowieso schon gemacht. Bisher halt mit Leuten mit Klemmbrett oder halt zusätzlich noch Kamera-Unterstützung. Wobei: Wenn wir eh alle Punkte sammeln und dann anonymisiert Firmen sagen, was wir gekauft haben … Ach, deswegen haben wir in der letzten Zeit soviel Werbung für Joghurt zugestellt bekommen? Na sowas.
Während Bringdienste - auch keine neue Erfindung, in meine Kindheit brachte der Bäcker immer die Brötchen an die Haustür des Morgens - eher Lücken stopfen, hat sich im normalen Einkaufsleben zwar schon eine Menge getan. Digitale Preisschilder halten mehr und Einzug. Man kann mit allen möglichen Apps an der Kasse bezahlen. Sogar mit Bargeld geht das noch. Man sammelt Punkte, um das Messerset Beijing billiger zu bekommen, was man eh nicht braucht. Dennoch steht man halt an der Kasse, der Vordermensch hat immer noch nicht sein Kleingeld vollends ausgelegt und hinter Einem hat das Kleinkind einen Anfang, weil es - JETZT NICHT, KEVIN - keine Süßigkeiten vom Kassenstand haben darf. Aber: irgendwie habe ich mir das Einkaufen in der Zukunft auch anders vorgestellt. Damals. In den 70gern. Hat jemand mal einen Cent? Irgendwie fehlt der mir.
Kommentare
Wer Zigaretten will muss noch an die bemannte Kasse. Aber da bin ich zum Glück raus.
Ganz ehrlich, die halten den Verkehr an der Kasse mitunter auch auf, weil manche mit der Technik schlicht überfordert sind, oder die Bankkarte gerade ein Zipperlein hat und auch nicht prompt will wie gewünscht (oder erhofft). Ich bezahle nach wie vor mit Geld und halte dabei noch einen kleinen Plausch mit der Kassiererin, wenn es sich denn ergibt. Wer es hinter mir eilig hat, soll halt früher kommen. Und eine App bringt mir schlicht nix, weil ich seit vielen Jahren schon kein Handy mehr habe und auch keines will. Früher ist auch keiner gestorben, wenn man mal in der Schlange vor der Kasse warten musste, also dürfte das jammern deshalb jetzt eher auf einem sehr hohen Niveau erfolgen.
Kaufe auch noch Bücher, aber das möchte ich nicht missen
Diese Aussage läßt auf so manches schließen! Hier haben wir es wohl mit einem Vertreter der "Computer-Sitz-Generation" zu tun. Kommunikation nur mittels Whats App, Facebook usw.
Ich sag es mal so, @matthias:
Einfach keine Sorgen machen über solche Aussagen. Er kann sie schließlich nicht alle töten.
Ich sach mal so. Ich könnte ihn teilweise unterstützen. Dann wären wir schon zu zweit
Wenn ich diese Spezies Mensch nur bei Einkauf ertragen müsste und nicht noch bei der Arbeit (die Kollen weniger, als die Kunden), dann wär ja alles in Butter (ob tierisches oder pflanzliches Fett darf sich der Leser aussuchen.)
Ich zahle bei 3 Läden mit der App, beim Rest mit Karte. Zum "mit Handy zahlen" hab ich mich noch nicht durchgerungen.
Mit dem Scaner durch den Globus Markt und zur SB-Kasse, alles easy peasy... es sei denn man hat Bier oder anderen Alkohol. Da kommt dann die Kassiererin und muss freigeben. Und nein, meinen Ausweis, weil ich so jung und knackig aussehe, muss icht nicht vorzeigen.
Bei Kaufland ziehe ich, wenn vorhanden auch die SB-Kasse vor.
Und so neu ist das mit der Selbstbedienung ja auch nicht, früher (Achtung Erotikwarnung an) gabs das halt nur in den Peepshows (Erotikwarnung aus). Aber ich glaube DAS ist ein Thema... obwohl, würde zum Teil der Schlagzeile "Rein, raus, bezahlen, gut" passen.
Ich sag' mal so: Wenn Mitmenschen fünf Minuten lang in der Schlange beim Schnellimbiß stehen, dann drankommen und erst in dem Moment darüber nachdenken, was sie eigentlich bestellen möchten, wenn das Gegenüber hinter der Theke sie direkt fragt ...
Deshalb kann ich schon nachvollziehen, dass McD, BKing und KFC (womöglich andere auch) inzwischen das Bestellen an Automaten delegiert haben. Idealerweise zahlt der Kunde dann auch gleich da, sonst schlurft er eben wie ich an die Theke und legt Bargeld hin.