KI-Kunst: Ohne Schöpfer kein Copyright
KI-Kunst
Ohne Schöpfer kein Copyright
Während wir uns vorwiegend mit der KI als Spielzeug abgeben - juhu, noch ein Text, der von ChatGPT geschrieben wurde! - sind ethische und künstlerische Fragen sehr am Rande zu vernehmen. Eine Frage ist allerdings zumindest jetzt in den USA geklärt: Die Frage nach dem Copyright der KI.
Hinter etwas Erschaffenem muss ein Schöpfer stehen. Das ist einer der Grundsätze des Urheberrechts, auch hier in Deutschland. Bisher allerdings hat die Rechtsprechung hierzulande sich nicht mit dem Thema Urheberrecht und KI großartig beschäftigt. Vor allem nicht bei Kunst. Denn: Wer etwas erschafft, der ist der Schöpfer, ihm stehen die Rechte zu, fertig. Also das Werk muss eine gewisse Schöpfungshöhe aufweisen. Was passiert, wenn ein Künstler, eine Künstlerin jetzt ein KI zu Hilfe nimmt und ein Bild erstellt? Abgesehen mal, dass wir gar nicht wissen können, mit welchen Daten die KI gefüttert wurde - es gab das vor einigen Monaten mal einen Aufschrei, weil lizenzierte Datenbanken genommen wurden ohne dass da ein Einverständnis vorlag. Nehmen wir an, dass die KI nur rechtsfreie Bilder und Vorlagen verarbeitet hat und die Künstler*innen also in dem Falle rechtlich gesehen aus dem Schneider sind. Können die Kunstschaffenden jetzt ein Copyright auf das Werk anmelden?
Dass es mehr braucht um nur ein KI-Programm zu starten sollte offensichtlich sein. Die berühmten Prompts regeln die Ergebnisse. „Jesus Christus am Kreuz in Stil von Da Vinci“ wird etwas Anderes hervorbringen als „Jesus Christus am Kreuz nach Salvador Dali“. Das leuchtet ein. Ebenfalls leuchtet ein, dass da ein Mensch sitzt, der Zeichen in eine Maschine eingibt, die ein Ergebnis generiert. An der Generierung hat der Mensch keinen Anteil, aber er weist der Maschine den Weg. Damit müsste doch eigentlich auch klar sein, dass hinter dem Werk ein*e Schöpfend*e steht. Oder? Also zumindest dem normalen Menschenverstand leuchtet das ungemein ein. Aber ... das ist eine Frage, die wir tatsächlich momentan noch nicht so ganz geklärt haben. Was uns logisch erscheint, muss noch lange nicht rechtens sein.
Zudem - und das ist ja die Frage, die jetzt in den USA verhandelt worden ist: Was ist, wenn tatsächlich die KI autonom etwas nach einem Algorithmus erstellt. Ohne dass da ein Mensch eingreift? Der Ingenieur Sebastian Thaler behauptet jedenfalls, dass bei der Kunst, die seine KI erstellt hat weder er noch sonst ein Mensch eingegriffen hat. Da dem so sei, kann aber ein von der KI erstelltes Bild nicht beim Copyright Office der USA registriert werden. Die „Urheberschaft durch einen Menschen ist wesentlicher Bestandteil eines gültigen Urheberrechtsanspruchs". So das Gericht. Eine KI kann zwar Kunst erzeugen, wobei wir dann mal generell über den Kunstbegriff unterhalten müssten. Sie ist aber keine Schöpferin in dem Sinne, wie ein Mensch es sein kann. Daher: Kein Copyright. Da muss der Mensch mal wieder im Mittelpunkt stehen.
Interessant ist die nähere Begründung des Bundesbezirksgerichtes für Washington D.C.: Thalers Erklärung, dass das Werk "ohne jeglichen kreativen Beitrag eines Menschen" entstanden sei, mag wohl angehen. Aber das US-Urheberrecht erlaube den Copyright-Schutz aber ausschließlich "Früchte intellektueller Arbeit", die "ihre Basis in den kreativen Kräften des menschlichen Geistes" hätten. Dem stimmte Bundesrichterin Beryl Howell zu und erklärte, dass Thaler auf keinen Fall habe verweisen können, bei dem das Werk eines Nichtmenschen urheberrechtlich geschützt wurde. Na ja, jetzt ist es nicht so, dass sich da seit 2018 groß irgendwelche Künstler*innen gefunden hätten, die jetzt darauf gedrängt haben, dass die KI ein Copyright erhält … Aber immerhin schon schön, dass die „Früchte intellektueller Arbeit“ in der „Basis der kreativen Kräfte des menschlichen Geistes“ entstehen.
Natürlich, immer wird beim Gespräch über KI darauf verwiesen, das sei doch nur ein Hilfstool, jedes Ergebnis nur so gut wie der Prompt des Menschen, der davorsitzen würde. Und wir haben noch nicht diskutiert, wie genau jetzt Menschen, die diese Prompts erstellen als Urherber*innen anzusehen sind. Durchaus wäre da zu fragen, ob etwa Disney, die kürzlich den Vorspann zu „Secret Invasion“ von einer KI erstellt haben jetzt da irgendwelche Künstler als Copyright-Inhaber*innen angeben müsste oder nicht. Und vor allem: Billiger sind solche KI-Lösungen allemal. Das ist einer der Gründe, warum momentan in Hollywood gestreikt wird. Nicht nur wegen der Artworks aus der Maschine, sondern auch weil man nur genügend Drehbücher in die Blackbox reingießen muss und schon ein passables Drehbuch herausbekommt.
Moment ahmt KI nur nach. So wie die ersten Bücher die verzierten Klosterwerke nachgeahmt haben. Wir sind allerdings schon dabei uns aus dem Zeitalter der digitalen Wiegendrucke zu verabschieden. Allerdings ohne, dass wir uns vergewissert haben, ob es ethische und rechtliche Dinge zu klären gibt. Das kann uns ganz schön auf die Füsse fallen. Wer ist eigentlich noch mal in der Regierung für dieses Internet-KI-Dingen zuständig?
Kommentare
Während anderorts schon erste Gerichtsurteile fallen,
wird sich in Deutschland wieder einmal um nichts
gekümmert. Und so wird uns hierzulande das Ganze
wahrscheinlich wieder auf die Füße fallen.
Anzunehmen, dass es dann wieder überhastete Reaktionen
geben wird, die weltfremd und unbrauchbar ein sinnvolles
Nutzen schwer möglich machen.
Verständlich, dass sich echte Grafiker, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dagegen wehren.
Andererseits streiken WGA und SAG-AFTRA aber auch, weil sie Gewinnbeteiligungen wollen. Da Hollywood aber fast nur noch Müll produziert, gibt es keine Gewinne, sondern nur Verluste (siehe Disney/Disney+).
Es würde mich nicht wundern, wenn tatsächlich irgendwann Drehbücher von einer KI geschrieben würden. Das ist billig und bringt denselben Content, den keiner mehr sehen will. Und Hollywood kann endlich jede Menge Leute rausschmeißen, denn letztlich geht es darum, bestehende Verträge mit viel zu vielen Autoren und Leuten hinter der Kamera zu kündigen.
Das klingt, als ob wir uns in nicht allzu ferner Zukunft von der Oscar-Kategorie "Bestes Drehbuch" verabschieden werden.
Zitat: Ich erinnere mich an Berichte über Bilder,die von einem Schwein geschaffen wurden. Gibt's darauf also kein "geistiges Eigentum"?
www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/kunst-vom-schwein-pigcasso-bekommt-eine-eigene-ausstellung-18143620.html
Ich fürchte allerdings den Tag, an dem ich vielleicht gar nicht merke, dass etwas von einer KI gemacht ist ind mir das ganz gut gefällt.
Wer weiß?
Es gibt nicht nur die Filme Terminator und Matrix. 1964 erschien der Roman Simulacron-3 von Daniel F. Galouye. Die Filme The 13th. Floor und Welt am Draht basieren auf diesem Roman. Wer weiß schon so genau, wie diese Welt WIRKLICH funktioniert? Vielleicht befinden wir uns in einer KI-generierten Simulation? Ich weiß, dass ich nichts weiß......ich denke, also bin ich? Sein oder Nichtsein? Welt am Draht ->
info-allerlei.de/welt-am-draht.html