Wo soll ich die denn herkriegen? - Heftromane - Wo sind sie noch zu kriegen?
Wo soll ich die denn herkriegen?
Heftromane - Wo sind sie noch zu kriegen?
Heftromane - Wo sind sie noch zu kriegen?
Das war in einer Gemeinde mit etwa 10.000 Einwohnern 'ne ganze Menge. In der Stadt Stade (zwischen 40.000 und 50.000 Einwohner) gab es allein in der Innenstadt (inkl. Bahnhof) sechs oder sieben Verkaufsstellen, plus noch diesen oder jenem Laden am Stadtrand. Alle gut bestückt.
Und heute?
Drochtersen wird vom aktuellen Heftromanprogramm nicht mehr kontaminiert. In den Supermärkten findet man noch die Sammelbände. In der Innenstadt von Stade gibt es noch zwei Verkaufsstellen (Große Schmiedstraße und Hökerstraße). Dazu kommt noch die Bahnhofsbuchhandlung. Ob es am Stadtrand noch Kioske und Lottoannahmestellen gibt, die Heftromane führen, vermag ich gar nicht zu sagen, halte es aber für zweifelhaft.
Das ist aber kein Problem des platten Landes und der Provinz-Kreisstädte allein. In Kassel (immerhin um die 200.000 Einwohner) und auch Hamburg (1,8 Mio. Einwohner) schwinden die Möglichkeiten, Heftromane zu kaufen. Die Liste ließe sich bestimmt noch fortsetzen und dürfte flächendeckend werden. In beiden Städten - Hamburg und Kassel - konnte ich diese Entwicklung verfolgen. In der Kasseler Nordstadt sind in den letzten zweieinhalb Jahren drei Verkaufsstellen verschwunden. Nach dem Umzug nach Witzenhausen habe ich noch nicht mal am Bahnhof Heftromane gefunden. Andererseits ist Witzenhausen Nord aber auch kein wirklich riesiger Bahnhof.
Putzig dabei ist: Die Taschenhefte aus dem Hause Cora finde ich noch an Verkaufsstellen, die ihren letzten Heftroman schon vor Jahren verkauft haben. Ein Beispiel hierfür ist der Edeka Markt Wenzel in der Kasseler Fiedlerstraße. Auch Perry Rhodan und die Liebesromane sind weg. Nur Cora steht immer wieder da.
Die letzten Trutzburgen des Heftromans scheinen die Bahnhöfe. Aber auch da reduziert sich das auf die großen Bahnhöfe (siehe Witzenhausen Nord), wenn denn der Bahnhof überhaupt noch für eine Verkaufsstelle genutzt wird und nicht nur als reiner Bahnsteig zum Ein- und Aussteigen betrieben wird.
Immer wieder haben wir thematisiert, dass es immer weniger Käufer von Heftromanen gibt. Aber das ist eben nur Teil des Problems. Es gibt auch immer weniger Händler, die bereit sind, Heftromane vorzuhalten und anzubieten.
Warum?
Lasst uns Spuren suchen.
Zum einen ist mittlerweile wohl dem größten Optimisten klar geworden, dass die Auflagen des Heftromans fallen, weil es weniger Käufer gibt. Zudem erscheinen weniger Serien und Reihen. Aber wo weniger gekauft wird, da gibt es dann bald auch weniger Anbieter. Denn...
...als Händler ist der Heftroman längst keine wirklich ertragreiche Geschichte. Es soll nur um Cent-Beträge gehen, die der Einzelhandel von einem verkauften Exemplar behalten kann. Da ist der Gewinn schon weg, wenn ich die Arbeitszeit berechne, um die Dinger aus- und nach einer Woche (die nicht verkauften Exemplare) wieder einzupacken. Da verdient der Handel an Zeitungen und Zeitschriften mehr. Da ist es logisch, den Platz im Regal, den Objekten freizuhalten, die mehr einbringen.
Um den Heft am Kiosk und im Zeitschriftenhandel profitabel zu gestalten, muss der eben Masse bringen. Das schafft der Heftroman schon lange nicht mehr. Wirklich Masse macht eigentlich nur noch Perry Rhodan. Der Rest dümpelt vor sich hin. Und ich glaube Gerüchte, die bei manchen Serien von Zahlen unter 10.000 verkauften Exemplaren wissen wollen, sind keine übertriebenen Pessimisten. Auch gibt es immer weniger Serien und Reihen (wie schon mehrfach betont hatte der Zauberkreis Verlag Mitte der Siebziger mehr Serie auf dem Markt als Bastei, Kelter und VPM aktuell zusammen herausgeben).
Wenn nichts verkauft wird, stellt der Großhandel die Belieferung ein. Warum soll ich Sachen durch die Gegend fahren und verteilen, die keiner mehr will, die nur eine Last sind und in der kommenden Woche wieder abgeholt werden? Da verliert auch der Großhandel die Lust. Konsequenz: Keine Belieferung mehr. Randsortiment. Auch dem Großhandel bringen Zeitschriften und Zeitungen mehr ein als ein paar Heftromane.
Dass heißt aber auch, in der Konsequenz, selbst wenn ich Heftromane kaufen will, also ein interessierter Kunde bin, kann ich es vielleicht nicht, weil ich keine Verkaufsstellen finde. Wenn ich nun ein stark interessierter Leser bin, fahre ich durch die Stadt oder über Land (im Falle Drochtersen 20 km bis Stade), bis ich eine Verkaufsstelle gefunden habe. Dazu muss ich dann schon fast Fan sein. Wenn ich nicht so interessiert bin, na, dann nehme ich mir eben eine Zeitung, Zeitschrift, Comic oder ein mehr oder weniger teures Taschenbuch mit (die ja auch inzwischen an Stellen ob preisreduziert oder nicht ausliegen, die früher fest in Händen des Romanheftes waren).
Und mit dieser geringen Dichte von Verkaufstellen können die verbliebenen Verlage natürlich auch nicht neue Kunden durch die simple Präsenz der Heftromane gewinnen, denn von seiner eigentlichen Anlage ist der Heftroman ein Mitnahmeprodukt. Aber was potentielle Kunden nicht sehen, können sie auch nicht mitnehmen und lesen.
Ich glaube man beginnt den Teufelskreis zu erkennen, der sich da auftut. Auch das Leihbuch geriet damals in diesen Teufelskreis. Das Interesse am Leihbuh fiel, Leihbüchereien machten pleite, es gab weniger zu beliefern. Kunden konnten keine Leihbüchereien mehr finden...
Was kann man tun? In Sachen Heftroman eigentlich nichts. Jeder Euro, der da investiert wird, ist ein verlorener Euro. Man wirft kein gutes Geld schlechtem hinterher. Das Format Heft wird austrudeln, sich erledigen. Und Perry wirds irgendwie überleben.
Aber der Hinweis, dass Coras Taschenhefte und auch Taschenbücher, die eigentlich im Buchhandel landen sollten, sich insbesondere in preisreduzierter Form dort präsentieren, gibt den Hinweis. Das Taschenheft muss mit zeitgemäßen Stoffen her, denn billiger Lesestoff wird gebraucht und verlangt. Aber alte Zöpfe müssen ab. Und neben Cora ist viel Platz, aber inhaltlich muss sich mehr tun, als nur Inhalte übertragen.
Doch das ist eine andere Diskussion...
Kommentare
Ich selbst kaufe meinen PR zwar noch beim Kiosk, habe aber jetzt über ein Abo nachgedacht.
Unsere Bahnhofsbuchhandlung verfügt eigentlich über einen ziemlich ansehnlichen Heftroman - Bereich. Dabei wohne ich auch in einem recht kleinen Ort (Bünde).
Auch die anderen mir bekannten Bahnhöfe in den umliegenden Städten haben noch ne ganz gute Auswahl. Da hat sich nichts geändert, verglichen mit früher.
Nur in den Supermärkten sind die Heftromane verschwunden, was schade ist, denn nicht nur ich würde meine Hefte wohl lieber gleich beim Einkaufen mitnehmen, als extra zum Bahnhof oder Kiosk zu fahren. Da würde ich auch aufs Abo verzichten
Und es gab und gibt den anderen Supermarkt, wo Heftromane (Sammelbände und Einzelhefte) seit Anfang der 80er ihren Platz im Drehständer hatten. Inzwischen teilen sie sich ein paar Regalbretter mit Taschenheften, aber zumindest das Dreigestirn Perry Rhodan, John Sinclair und Landser hält eisern durch.
In der Kreisstadt gibt's den zähen kleinen Verkaufskiosk gegenüber vom Bahnhof (in der Bahnhofshalle selbst nicht mehr!), und dann fällt mir noch der Zeitschriftenhändler in der Passage ein, und das war's dann eigentlich auch schon - sonst bleiben nur noch die Tankstellen übrig, und da ist mir bisher noch kein Heftroman untergekommen.
Kassel. Neben den Bahnhöfen kommt mir da vor allem der Zeitschriftenladen an der Straßenbahnhaltestelle Kirchweg in den Sinn, der auch ein Sortiment Heftromane führt (und wo man zusätzlich auch noch die Hefte finden kann, die schon ein bis drei Wochen her sind!).
Seit man allerdings die Bild und die Lokalzeitung schon beim Bäcker mit den Brötchen zusammen kaufen kann - geht's da den kleinen Zeitungs-, Heftchen- und Tabakwarenläden nicht sowieso an den Kragen?
Es stimmt also, was WA Hary schon immer gesagt hat: Heftchen sind zu billig, das hat ihnen früher zwar hohe Auflagen beschert, heute aber bricht es ihnen das Genick.
Ein Abo braucht man jedoch nicht unbedingt, veiele Händler bestellen auch auf Wunsch.
Ich würde mir ja auch noch gerne wöchendlich neben PR noch einen guten Gruselroman mitnehmen, aber den gibt es nicht (...und ich meine "guten" und nicht John Sinclair). Nicht mal einen PZ kann ich hier im Städtchen bei mir finden.
Faßt erschlagen werde ich hier aber mit Western, Landser und Unmengen von Liebes- und Arzt- sowie Heimatromanen (letztere drei Sparten sogar gleich in mehreren Serien), aber will ich die lesen....NEIN!
Und was nutzt mir der immer wiederkehrende Lobgesang auf CORA-Taschenhefte wenn nichts drin steht was ich auch lesen will (habe mir mal einen aus der angegruselten Sparte Marke Teen-Vampir geholt und was soll ich sagen.... )? Man muß sich bei der ganzen CORA-Sache auch fragen, welcher Verlag traut sich denn Taschenhefte mit anderem Inhalt (Grusel, SF usw.) überhaupt anzupacken? Man könnte jetzt natürlich PR nennen, aber das sehe ich eher als Versuchsballon (mit alten Storys) der auch schnell wieder verschwinden kann. In diesem Punkt eiern die Verlage meiner Meinung nach herum statt mutig neue Wege zu beschreiten!
Das Problem ist der Nachwuchs, denn welcher Junge interessiert sich denn heute noch längerfristig fürs lesen?
Dies zeigt sich doch schon an der Hörspielentwicklung, etwas anzuhören ist bequemer und im ersten Moment spannender bzw. als etwas zu lesen weshalb diese Sparte boomt.
Also wenn ich an meine Schulzeit denke waren 90 Prozent gerade mal zum lesen von Comics zu begeistern und trotzdem war die Auswahlmöglichkeit größer. In den Läden und am Kiosk begang das Käuferalter bei zirka 25 Jahren aufwärts. Man kann auch nicht einfach pauschal sagen, sie konsumieren lieber Hörspiele satt zu lesen (wäre genauso wie zu sagen, sie spielen lieber Ballerspiele auf der Konsole als zu lesen), da macht man es sich zu einfach, glaube ich. Und die Jugend ist ja auch nicht der Nabel beim Heftromangeschäft, denn jede kluge Entscheidung würde Sekmente für alle Altersschichten und Interessen beinhalten. Und wie ich oben schon erwähnte sehe ich nicht den totalen Niedergang des Heftromanes an sich sondern das aussterben bestimmter Interessenssparten (z.B. Sparte Grusel-Romane).
Man packt seitens der Verlage solche Sparten auch nicht auf im Taschenheft-Format, weil man, wie ich glaube, an den hohen Auflagenzahlen von Vorgestern hängt. Von denen muß man sich aber als Verlag wohl trennen.
Und was Abos angeht, meinen PR kauf ich immer noch bei dem Händler meines Vertrauens und das wird wohl auch so bleiben. Im Abo habe ich Larry Brent, denn den gibts bekanntlich nicht mehr als Heftroman.
Viele Heftromane habe ich in den letzten Jahren wirklich nicht gesehen (zum Verkauf) - umso mehr war ich positiv überrascht, dass unser hiesiger Supermarkt nach seinem suderduper Megaumbau plötzlich nun ein halbwegs brauchbares Angebot an eben jenen bekannten Heftchen aufweist - klar, könnte mehr und vielfältiger sein, ist aber besser als nichts. Sie haben sogar noch meine Mystery-Romane, und ich bin stark in Versuchung mir nach Jahren mal wieder einen dieser Teenie-Grusel-Schinken zu besorgen
Liebes- und Arztromane gibts ja wie erwähnt noch zu genüge und in die Kerbe schlagen ja auch die CORA-Taschenhefte (von Liebes- bis Schmachtmysterie).