Hörspielserien ohne befriedigendes Ende
Das Aus von O23, Edgar Allan Poe und Perry Rhodan-Sternenozean
Nachdem Horst von Allwörden sich mit den Downloadern in einem Leit(d)artikel beschäftigt hat, möchte ich mich nochmal mit den drei Serien beschäftigen, die sicher auch teilweise in der Qualität ihre Schwächen hatten.
Lübbe Audio dürfte es sehr egal sein, was den Fans an der Einstellung nicht passt. Denn diese Fans sind nicht relevant für die betreffenden Serien, da sie diese nicht, oder in nicht ausreichender Zahl gekauft haben. Insofern ist die Einstellung von seiten Lübbes als notwendiges geschäftliches Prozedere zu werten. Für die Liebhaber der Serien ist es sicher einfach nur bitter. Aber wie bitter? Wo ist das Problem?
Bei Offenbarung 23 zeichnete sich ein Verlauf an, der bereits zu Jan Gaspards Zeiten die Hörer unruhig stimmte. Man erinnere sich: Gaspard hat der Serie nach über 20 Folgen keine neuen Impulse mehr geben können. Er wurde als Autor nach internen Streitigkeiten abgesetzt. Lübbe Audio übernahm die Bearbeitung der Serie wieder selbst mit hauseigenen Autoren. Da es aber einige rechtliche Probleme gab, mußte die Serie ein neues Grundgerüst bekommen, und die Hauptfiguren mussten andere Namen bekommen. Beim Hörspiel-Award wurde dieses als 3-B-Debakel bekannt gewordenes Unheil mit der sauren Gurke ausgezeichnet.
Mit dem neuen Gewand konnte offenbar kaum ein Hörer etwas anfangen und die Kritiken waren allgemein vernichtend. Das Ende der Serie war für viele nur eine Frage der Zeit. So wundert die Einstellung nicht wirklich. Und wie es nun mit den drei Helden weitergeht juckt wohl auch kaum jemanden, da man der Handlung im Allgemeinen nicht viel abgewinnen konnte.
Anders ist die Sache bei Edgar Allan Poe. Die Serie hatte viele Freunde und war eine zeitlang sogar als Nonplus-Ultra im HSP-Grusel-Genre bezeichnet wurden. Doch die Autoren verzettelten sich in endlosen Storylines. Eigentlich sollte im Verlauf der Serie ein Rätsel gelöst werden, doch anstatt Fragen zu klären taten sich von Folge zu Folge neue Fragen auf. In der ersten Storyline von Folge 1 bis 25 mochte das Ganze noch einigermaßen überschaubar gewesen sein, doch die zweite Storyline lockte nicht wirklich mehr viele Hörer hinter dem Ofen vor. Die Geschichten wiederholten sich einfach nur noch und es geschah nicht wirklich etwas Neues. Dennoch endete Folge 37 mit einem Cliffhanger, wie er bisher in der Serie noch nicht vorgekommen war, und die Fans hätten gern gewusst wie das ausgeht. Doch darauf können sie nun wohl lange warten. Von Poe erschienen pro Jahr am Ende nur noch vier Folgen. Zwischen den letzten beiden Veröffentlichungen lag auch fast ein Jahr. Die letzte Staffel ist nun auch über ein Jahr her. Welcher Hörspielkunde kann sich da noch an die komplizierten Zusammenhänge der Storys erinnern, die von Folge zu Folge aufeinander aufbauen? Einem hartgesottenen Fan mag das nicht schrecken. Doch die Hörspielhörer sind oft auch Impulskäufer und nicht nur immer Fans. Es liefen also Hörer weg und dies ist ein entscheidener Faktor.
Schließlich haben wir noch Perry Rhodan. Hier gibt es den erstaunlichen Umstand, dass die Folgen 31-36, die nun nicht mehr erscheinen sollen, komplett fertig gestellt sind. So jedenfalls behaupten verlässliche Quellen. Was läge also näher, die geringen Kosten einer Pressung noch in Kauf zu nehmen und sie zu veröffentlichen. Denn dann würde man wenigstens hier eine Story zu Ende führen. Aber hier liegt genau des Pudels Kern. Ich hatte ja schon viel darüber geschrieben in meinen beiden Leit(d)artikeln. Lübbe gehört zu den großen Labeln und die interessiert eine fertig gestellte Staffel im Archiv kaum, auch wenn die einmal viel Geld gekostet hat. Die Einstellung hat einfach wirtschaftliche Gründe und damit hat es sich. Man will hier nicht mehr investieren. Allerdings ist Rhodan wohl noch die geradlinigste Serie der drei Einstellungsopfer gewesen. Die Veröffentlichungen waren kontinuierlich und zeitlich in akzeptablen Abständen. Die Storylinien war übersichtlich und inhaltlich von einigermaßen Qualität. Außerdem hatte man hier die große Schar Heftromanleser noch im Rücken. Aber wahrscheinlich reichte auch das nicht aus. Denn bei Lübbe spielen Mindestabsatz-Zahlen eine Rolle, von denen kleinere Label nicht mal im Traum zu denken wagen.
So, schöner Mist. Drei Serien, bei denen es um eine nicht schade ist und die zweite besser zu einem geführt werden sollte, aber dann richtig. Zum Beispiel mit noch einer Abschlussfolge, und die dritte zwar abgeschlossen ist, aber nicht veröffentlicht werden kann. Bei Perry Rhodan besteht zumindest der Versuch des Hörspielhändler Pop.de die verbleibenden Folgen doch noch zu vermarkten. Wenn Lübbe zustimmt.
Aber ist das nun der Supergau. Nein. Denn wie man liest sind zumindest zwei Serien längst an die Wand gefahren und spielen keine große Rolle mehr am Hörspielmarkt. Poe läuft seit 2003, also seit über 6 Jahren. Ich kenne nur wenig Serien, die es ähnlich lange am Markt gehalten hat. Man hätte die Serie aber schon bei Folge 25 abschließen sollen, dann wäre den Fans und auch den Machern einiges erspart geblieben.
Die stockende Veröffentlichungsweise (und das bei zyklisch orientierten Serien, deren Folgen aufeinander aufbauten) in den letzten beiden Jahren hatte einiges erahnen lassen. Gabriel Burns ist eine ähnlich gelagerte Serie, die aber noch weiter läuft, wenn auch schleppend. Doch hier scheint man anders zu rechnen, weil der Produzent nicht so viel erwartet wie Lübbe.
Von einem Supergau würde ich eher sprechen wenn in Folge mehr als zehn Serien eingestellt werden. So wie es ähnlich zwischen 1985 und 1986 mit dem Heftroman geschah.
Unverständlich ist wirklich das Ausbleiben der letzten Rhodan-Staffel, doch darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Pop.de's Angebot steht. Mal abwarten.
Wir haben es hier nur mit einer weiteren Bereinigung des Marktes zutun. Nicht mehr und nicht weniger. Und ob Lübbe bald wieder andere Serien herausbringt, bleibt abzuwarten. Ob Downloader nun schuld an der Misere sind, sei einfach mal dahin gestellt. Ich denke Downloads illegaler Natur spielen eine Rolle. Wie bei allen Hörspielen. Doch hier den schwarzen Peter hinzuschieben ist etwas einseitig betrachtet, wie Horst in seinem Artikel einleuchtend darlegt. Letztlich spielen viele Faktoren eine Rolle.
Kommentare
Eben nicht. Weder war hier eine akzeptable Kontinuität vorhanden, noch waren die Zeiträume zwischen den einzelnen CD-Blöcken tolerierbar. Wenn mein Sohn mehr als ein halbes Jahr auf die nächsten Folgen warten muß, ist das suboptimal. Tatsächlich ist auch bereits ein Vierteljahr nicht gut. Stattdessen wäre eine Frequenz von 1 CD pro Monat sinnvoll gewesen und hätte neben deutlich mehr Profit auch ein neues Käufer-Klientel erreicht.
Ehrlich zu sagen- die Serie XY läuft nicht mehr wie geschnitten Brot, darum stellen wir sie ein- will ja auch keiner der Verantwortlichen!
Bei der Fülle auf dem Markt ist eine weit auseinanderliegende Erscheinungsweise gar nicht schlecht. Ich kaufe ja quasi alles, was neu erscheint, wenn das monatlich wäre...wer soll sich das den leisten können?
Und man muss auch beachten, dass die Sprecher alle vielbeschäftige Sprecher im Synchronbereich oder Schauspieler sind, die können ja auch nicht jederzeit mal eben ins Studio gehen und aufnehmen.
O23 ist wirklich kein Verlust mehr, EAP allerdings schon.
Ich persönlich bin ein totaler Sternenozean Fan und besitze jede Folge original und finde es eine frechheit von Lübbe, die letzten 6 Folgen (die bereits fertig gestellt sind) nicht zu veröffentlichen. Damit wäre wenigstens eine von den bestimmt 3-4 storylines beendet. Ich hoffe pop.de kann dies zum Guten wenen. Toi toi toi...