Lübbe - Der »Event«-Verlag
Lübbe - Der »Event«-Verlag
Dazu kommt, dass bei den eingebundenen Vorschauen nicht nur Bücher, Taschenbücher, Hörbücher und Hörspiele zu finden sind, sondern sich endlich auch die Vorschau auf die Heftromane des Verlages wiederfindet. Der »Urheberrechts-Goldstaub«, wie Stefan Lübbe die Hefte nannte, wird also endlich aus dem Ghetto geholt.
Damit bekennt sich Lübbe zu seinen Wurzeln und nimmt die Hefte als einen wichtigen Teil von Bastei-Lübbe wahr. Die Hefte werden nicht mehr versteckt, sondern auch bzw. wieder hergezeigt. Damit schärft Lübbe zum einen sein Programm und bekennt sich zum anderen zu seiner Tradition. Wollen wir hoffen, dass man nun auch Kelters Beispiel folgt und 'neue' Stoffe entwickelt. Wobei man bei Kelters »neuen« Serien erst noch abwarten muss, ob diese wirklich modernen Kriterien entsprechen (sprich aus Vorbildern des 21. Jahrhunderts heraus adaptiert wurden) oder doch wieder den überkommenen Heldenbildern früherer Jahrzehnte entsprechen damit der Fehler wiederholt wird, den auch Lübbe in Neunzigern mit seinen Taschenheften machte.
Foren, Rezensionen und die Möglichkeit, Nachrichten zu verschicken, gehören unter Luebbe.de gar selbstverständlich dazu. Dabei haben die Kölner sich nicht nur auf die traditionell aktiven Fans und Leser des phantastischen Genres gesetzt. Auch das Historische, die Frauenromane und der Krimi-Thriller-Bereich wurde in die Internetpräsenz eingebaut. Das ist eine sinnvolle Erweiterung des Spektrums. Aber hier möchte ich in Erinnerung rufen, dass bei Lyx ein Gutteil des Erfolges auf neu zu Fantasy stoßende Lesern und Leserinnen beruht, die vom Liebesroman kommen. Damit wird sich Lübbes Schritt bei der Community nicht nur auf die klassischen Aktiven aus dem Bereich des Phantastischen stützen, sondern auch das komplette Programm des Verlages den Internetusern anbieten.
Das alles wird dann auch gern und in aller Ausführlichkeit genutzt. Damit ist Lübbe nach vorn geprescht und hat die Schwerpunkte des Buchprogramms auch auf den Internetauftritt übertragen. Sehr gelungener erster Schritt, um Buch und Internet zu verbinden. Das trägt zur Leserbindung bei und gibt für zufällige Besucher eine Seite, die entdeckt werden will, zumal sich schon Verlagsautoren wie Richard Dübell zeigen und beteiligen.
Da darf man auf die Entwicklung gespannt sein...
Aber die Internetseite ist eben nur der erste Schritt. Sie ist ein Aushängeschild des Verlages und entspricht nun mehr dem modernen Verständnis von Präsenz im Netz. Es macht Spaß, sich dort aufzuhalten und zu bewegen.
Eine weitere Säule sollten Events sein. Wie eben John-Sinclair-Gruseltouren durch Spukschlösser und ähnliches. Nun kam die Nachricht, dass man in den Sommermonaten aus einer simplen Lesung ein gewaltiges Event machen will.
Für das kommende halbe Jahr sind Veranstaltungen angekündigt, die eine Lesung mit einem - neudeutsch gesagt - Event verbinden. Den Auftakt macht eine Lesung mit Stuntaction auf dem Gelände der Produktionsfiorma der RTL-Serie "Cobra11 - Die Autobahnpolizei". Hier die Ankündigung. Das kostet zwar stolze 37,50 , aber es klingt interessant, dass Action Szenen des Buches von Stuntmen angespielt werden. Das ist ein Schritt in die Richtung, das Buch in ein Konzept einzubinden, dass mehr als nur den Verkauf im Buchhandel umfasst. Multiediale Ansätze werden verfolgt.
Also genau das, was Stefan Lübbe angekündigt hat und das insgesamt noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Dazu braucht der Verlag starke Partner. Mit RTL und der Produktionsfirma der Serie wurden diese gefunden.
Das Buch wird damit Teil eines Gesamtkonzeptes. Man darf gespannt sein, welche fünf Events folgen werden. Ein Mittealter-Roman mit Turnier im Hintergrund und vor der Kulisse einer Burg dürfte eine Möglichkeit sein. Auch hier wimmelt es von potentiellen Partnern, die Mittelaltermärkte bestücken und bespielen. Live-Rollenspieler könnten Fantasyromane mit einem Event voranhelfen. Candlelight-Lesungen mit Theater für Liebesromane. Der Möglichkeiten sind da viele und man wundert sich, warum dergleichen bisher nicht schon zum Standardrepertoire gehört. Aber manchmal bedarf es jemanden, der etwas macht und worüber sich dann alle wundern, weshalb man das nicht schon immer so gemacht hat.
So wird das Buch in Formen eingebunden, die es nach vorn befördern.
Man darf gespannt sein, was Bastei-Lübbe nun noch alles machen wird, um sich für die Zukunft zu positionieren. Eine Zeit, in der ein Verlag ein Multimedia-Produzent sein und seine Produkte auch abseits der gängigen Methoden vermarkten und verkaufen will.
Ich denke, Lübbe wird noch des Öfteren Thema sein, wenn es um Multimedia geht.