Untot! - Serienfortsetzungen in Kleinverlagen
Untot!
Serienfortsetzungen in Kleinverlagen
Serienfortsetzungen in Kleinverlagen
Während der Leser das Fehlen der Lieblingsserie noch bejammert, kehren bei Blitz, Zaubermond, Romantruhe und Mohlberg die Helden der Pubertät wie Phoenix aus der Asche wieder... ... und erfreuen Leser und Fans.
Oder sind es eher Widergänger mit einer Scheinexistenz, was man vor Einführung des Zombies, Untote nannte. Denn kaum ein Leser weiß um die Wiederkehr der Helden aus den bunten Heften aus Bahnhofsbuchhandel, Kiosk und Lottoannahmestellen. Aber selbst wenn der Leser/die Leserin es wüsste. Warum sollte er/sie für zwei Heftromane, die ihn/sie vielleicht mal nur 60 ct. (1,20 DM) gekostet hat nun Eurobeträge im zweistelligen Bereich hinlegen? Welchen guten Grund kann es dafür geben? Dahinter kann nur die Motivation stecken, zu sammeln, zu horten und besitzen zu wollen. Für jemanden, der nur lesen will stimmt da das Preis-/Leistungsverhältnis einfach nicht.
Nehmen wir doch mal einer der ganz erfolgreichen Serien der Siebziger (nur gestoppt vom Jugendschutz): Der Dämonenkiller. 1,20 DM habe ich bezahlt, um mir ein Heft zu Gemüte zu führen (im Antiquariat zwischen vierzig und sechzig Pfennig). Nun soll ich für vier zusammengefasste (Heft)-Romane 18,95 bezahlen. Das sind mehr als vier Euro fuffzig (sprich neun Mark, also das siebeneinhalbfache) pro Heftroman. Das deckt keine Preissteigerung der Welt ab. Bedenkt man dazu noch, dass der neue 1000seitige Follett für runde dreißig Euro zu bekommen ist, bekommt der Wahnsinn Methode, die der Sammler. Und sieht man sich die Wühltische, auf den preisreduzierte Exemplare für drei Euro feilgeboten werden. Kann man da zu einem anderen Schluss kommen, dass sich das nicht lohnt.
Welchen Kaufanreiz wird also jemanden geboten, der einfach nur was lesen will? Nicht einer. Das Fortführen oder Ergänzen von Heftserien ist für die Bücher eine Scheinexistenz im Bereich einer verschwindend geringen Minderheit. Larry Brent und der Dämonenkiller verkauften einst jenseits der 100.000 Exemplare und die Auflage der Kleinverlage ist im womöglich im Promillbereich dessen angesiedelt, was dereinst am Kiosk abgesetzt wurde. Das mit den kleinen Verlegern ist nur ein Scheinleben, ein Nischenboom, ein untotes Dasein.
Kein Buchhändler wird sich solche Sachen ernsthaft hinstellen, weil zu teuer. Erst recht wenn man bedenkt, dass das den Verleger Prozente kostet. Das sind um die 50 % (manchmal mehr). Denn bei solchen Nachlässen für den Handel, fliegt dem Kleinverleger seine Kalkulation um die Ohren.
Dabei und das sollte man ausdrücklich bedenken besitzt keiner dieser Kleinverleger Villen in der Karibik oder auch nur auf den Balearen. Will sagen: Keiner war vorher so reich oder ist damit so reich geworden, den Fans entweder Geschenke machen zu können oder sie aber auszunehmen. Sie haben bei den zum Teil wirklich liebevollen Ausstattungen und den anderen Kosten gar keine Möglichkeit, als das zu verlangen, was sie verlangen, umkeine Verluste zu machen. Da muss man der Technik dankbar sein. In den Auflagen von maximal tausend Stück wäre das noch vor zwanzig Jahren kaum zu finanzieren gewesen Doch gerade das lässt die Titel dieser im Ghetto der Jäger und Sammler bleiben. Da sieht man keine Perspektiven, diese Serien und Reihen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Das Ganze spielt sich quasi im Rahmen von besseren Fanzineauflagen ab. Wie sagte ein Lektor anlässlich der ersten Dan Shocker Buchausgaben (damals noch von Zaubermond) in Neunzigern so schön und süffisant lächelnd: »Der Trend geht zum gebundenen Fanzine«. Und in der Tat Uwe Schnabel hat dergleichen in Sachen »Larry Brent« etwa in der in Frage stehenden Größenordnung herausgegeben.
Immerhin haben die Verleger wohl keine Rosinen im Kopf und träumen von heimlichen Bestsellern und eben den schon erwähnten Villen in der Karibik oder zumindest auf den Balearen oder doch wenigstens doch auf der Elbinsel Krautsand. Heinz Mohlberg legt da, was das Leserinteresse angeht, immer mal wieder eine erfrischende Offenheit an den Tag und sagt was Sache ist, wenn gerade mal wieder ein Leser von Phönixen aus der Asche schwärmt.
Das ist doch kein Markt. Das ist literarische Inzucht. Und da ist das Dilemma. Die Kleinverlage dämmern vor sich hin, beliefern einen immer älter werdenden Kundenkreis, der sich seligen Erinnerungen an die Zeiten der Jugend erinnern möchte. So schön es sein mag, in einem »Larry Brent« oder »Macabros« von Montillon oder Preyer zu blättern, »Rex Corda« wieder die Erde retten oder die »Schwarze Fledermaus« Gangster jagen zu sehen. Aber das sind Referenzen an die Jugend. Und die Fortsetzungen bedienen letztlich von Thema und Stimmung aus den Kreis Leser, der diese Romane auch früher schon goutiert hat. Da wird Nichts Neues gebracht, selbst wenn die Romane neu geschrieben werden. Es ist keine Neuerung im Sinne einer Neuschöpfung oder Neuinterpretation. Letztlich ist es nur ein Aufguss.
Das ist die Fortsetzung des Fanclubs mit anderen Mitteln und ohne interaktive Beteiligung der Fans. Konsumware. Schade. Aber so sehr mancher daran hängen mag, die ganzen Aktionen mit Neuauflagen und Fortsetzung sind nett, aber überflüssig...
Kommentare
Bei einem Zaubermond - HC weiß ich wenigstens dass der Preis gerechtfertigt ist, bzw. ich nicht abgezockt werde.
"Es ist keine ?Neuerung? im Sinne einer Neuschöpfung oder Neuinterpretation. Letztlich ist es nur ein Aufguss."
Hmm, in deiner Rezi zum ersten Macabros HC klang das damals aber noch ganz anders. Da warst du doch ziemlich begeistert.
Und "was Neues" gibts bei PR und Konsorten doch auch nicht. Das hat man alles schon in ähnlicher Form gelesen.
Ärgerlich ist es, wenn die neuen Romane qualitativ nicht an die alten Hefte heranreichen oder Themen bzw. Zyklen nur ne schlechte Kopie der alten Heft-Zyklen sind (wie bei Tony Ballard)