Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie ist das mit Minnesotas größtem Volksfest?
Wie ist das mit Minnesotas größtem Volksfest?
: Heute geht das Wochenende nach Labor Day, einem der wichtigsten Feiertage in den USA – zu Ende. Traditionell die Woche der „DEFEAT OF JESSE JAMES DAYS“, des größten Volksfestes des US-Staates Minnesota. (Some English lines will follow after the German text!)
Anfang September 1876 versuchte die James-Younger Gang die First National Bank der prosperierenden Stadt Northfield auszurauben. Der Überfall wurde zum Fiasko für die gefürchtetste Räuberbande der USA in jener Zeit. Die mutigen Bürger griffen zu den Waffen und verteidigten ihre Stadt mit vollem Einsatz. Der Kampf von Northfield, gilt Historikern als „letzte Schlacht des Amerikanischen Bürgerkrieges“, weil die James-Bande aus ehemaligen Südstaaten-Guerillas bestand, die bevorzugt gegen Einrichtungen der Nordstaaten vorgingen. Die First National Bank gehörte u.a. den ehemaligen Generälen der Unions-Armee Benjamin Butler und Adalbert Ames.
Der mutige Bankkassierer Joseph Lee Heywood, der mit seiner hartnäckigen Weigerung, den Safe zu öffnen, den Bürgern auf der Straße Zeit gab, sich zu bewaffnen, zahlte für seine Standhaftigkeit mit seinem Leben. Der junge schwedische Emigrant Nicholas Gustafson, wurde auf offener Straße erschossen.
Von der Gang verloren Bill Stiles und Clell Miller ihr Leben. Alle anderen Banditen entkamen verletzt. Jesse und Frank James schafften es, sich zunächst in Sicherheit zu bringen. Die Brüder Younger landeten für 30 Jahre im Zuchthaus.
Die Bürger von Northfield hatten ein Beispiel für Zivilcourage gegeben, das selbst in der rauen Pionierzeit Amerikas seinesgleichen sucht.
Seit 1948 führt die Stadt Northfield im Gedenken an die tapferen Vorfahren der heutigen Bewohner den Bankraub am Originalschauplatz, vor der First National Bank in der Division Street, alljährlich im September auf. Das Reenactment erfolgt minutiös nach dem historischen Ablauf und gilt als eine der besten lebendigen Geschichtsdarstellungen in den USA.
Mehr als 100.000 Besucher, die Zeuge der spektakulären Niederlage des Jesse James werden wollen, bringen die kleine Stadt fast zum Bersten.
Heute hat am späten Nachmittag die letzte Vorführung stattgefunden. Ich grüße meine Freunde in Northfield. Ich bin unbeschreiblich stolz, daß ich als einziger Nicht-Amerikaner 2004 zum Mitglied der James-Younger-Gang gemacht wurde – man kann hier nicht „Mitglied werden“, man wird dazu eingeladen; die Gruppe wählt die Personen aus, die sie bei sich haben will. (Es sind insgesamt nur ca. 30.)
Über 20 Mal durfte ich den Clell Miller darstellen. Die Teilnahme an diesem Reenactment und die Gesellschaft dieser wunderbaren Gruppe von Männern gehört zu den besten Erfahrungen meines Lebens.
Die Fotos zeigen Szenen des dramatischen Reenactments. Ich galoppiere hier mit „Cole Younger“ die Mainstreet hinunter – und werde vor der Bank aus dem Sattel geschossen. Ferner ein Foto von meinem Revolver, den ich bei dem Raid benutzt habe.
Mein Buch DER NORTHFIELD RAID, eine vollständige Geschichte der Jesse-James-Bande und der Ereignisse in Northfield ist noch in kleiner Stückzahl lieferbar.
Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de
Kommentare
Im wahrsten Sinne des Wortes: Hut ab !