Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit der »Bascom Affäre«?
Wie war das mit der »Bascom Affäre«?
: Am 27. Januar 1861 begann in Arizona eine Auseinandersetzung, die erst 25 Jahre später mit der Kapitulation Geronimos ihr Ende finden sollte und der in dieser Zeit viele hundert Menschen zum Opfer fielen.
Eine Kriegergruppe der Coyotero-Apachen überfiel die Ranch von John Ward, trieb eine Rinderherde weg und entführte den 12jährigen Stiefsohn Felix Ward.
Der zuständige Armeekommandant Oberstleutnant Morrison beauftragte Lieutenant George N. Bascom, den entführten Jungen zurückzuholen. Bascom vermutete, daß die Täter Chiri-cahua-Apachen waren, weil sie angeblich in östlicher Richtung davongeritten waren. Er nahm einige Tage nach dem Vorfall Kontakt mit dem einflußreichen Apachenhäuptling Cochise auf und bat um ein Treffen, das am 5. Februar im Lager der Armee in einem Zelt stattfand.
Es ist als „Bascom Affäre“ in die Geschichte eingegangen.
Cochise, der wie fast alle Apachen, zwar äußerst feindselige Gefühle gegen Mexikaner hegte, den Amerikanern aber eher freundlich gesinnt war, erklärte wahrheitsgemäß, daß er und seine Chiricahua mit dem Überfall nichts zu tun hatten. Bascom glaubte ihm nicht und versuchte, ihn festzunehmen.
Cochise reagierte blitzschnell, schlitzte mit einem Messer die Zeltwand auf und flüchtete. Zurück blieben sein Bruder, zwei Neffen, seine Frau und zwei seiner Kinder, die Bascom als Geiseln festhielt.
Bascom weigerte sich, die Gefangenen freizugeben. Daraufhin attackierte Cochise mit seinen Kriegern einen Wagenzug, tötete 9 Mexikaner und nahm 3 Amerikaner ebenfalls als Geiseln.
Bascom blieb stur. Er verlangte die Herausgabe von Felix Ward und die Rückführung des gestohlenen Viehs. Die Versicherung, daß die Chiricahua nichts mit dem Überfall zu tun hatten, akzeptierte er nicht.
Cochise griff Bascoms Truppe an, brachte sie erheblich in Bedrängnis und zog sich dann in die Sonora nach Mexiko zurück. Auf dem Weg tötete er seine amerikanischen Geiseln. Am 19. Februar antwortete die Armee darauf mit der Hinrichtung von Cochises Bruder und seinen Neffen.
Das war der Auslöser eines erbitterten Rachefeldzugs der Chiricahua. Von diesem Tag an sollte der Süden Arizonas keine Ruhe mehr finden. Von kurzen Phasen friedlicher Kontakte unterbrochen, zu denen vertrauenswürdige Männer wie der zeitweilige Indianeragent Tom Jeffords beitrugen, herrschte 25 Jahre lang Krieg beiderseits der Grenze, der nach dem Tod von Cochise von seinen Söhnen und Männern wie Geronimo und Juh fortgesetzt wurde.
Der entführte Felix Ward – gelegentlich auch unter dem Namen „Felix Telles“ bekannt (1847-1914 oder 1915), wurde später von einer Armeepatrouille bei den Coyotero-Apachen gefunden. Er wurde Armeescout unter Führung des berühmten Al Sieber und bekannt unter dem Namen „Mickey Free“. Er erlangte den Rang eines Sergeants. Er starb friedlich als Farmer in Arizona auf der Fort Apache Reservation, wo er mit den White Mountain Apachen gelebt hatte.
Meine Fotos zeigen Lieutenant George N. Bascom, den Urheber der Affäre, Cochises Sohn Naiche, der angeblich seinem Vater sehr ähnlich war – von Cochise gibt es kein authentisches Bild – Wickiups eines Apachenlagers, Szenen von Fort Bowie am Apache Pass und aus dem Chiricahua National Monument, dem Gebiet, in dem Cochise und seine Leute lebten, und Mickey Free.
Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de