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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit »Mahr-Itah-Thee-Dah-Ka-Roosh«?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit »Mahr-Itah-Thee-Dah-Ka-Roos«?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler werden wir diese Beiträge im Zauberspiegel übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: 1858 wurde einer der bekanntesten Crow-Indianer im 19. Jahrhundert geboren. White-Man-Runs-Him, oder Mahr-Itah-Thee-Dah-Ka-Roosh, wie sein Name in der Crow-Sprache lautete, war Scout der 7. US-Kavallerie unter George A. Custer und begleitete das Regiment zum Little Bighorn.

White-Man-Runs-Him gehörte zum Big Lodge Clan der Crow. Bereits mit 18 Jahren meldete er sich freiwillig als Scout zur US-Armee. Die Crow waren schon vor dem Kontakt mit dem weißen Mann Erzfeinde der Lakota und Cheyenne gewesen und sahen in der US-Armee willkommene Verbündete gegen diese Völker. Nachdem der junge Krieger zunächst bei der US-Infanterie gedient hatte, wurde er am 21. Juni 1876 – also wenige Tage vor der großen Schlacht – mit 5 anderen Crow-Scouts der 7. Kavallerie überstellt. Die anderen Krieger waren Curly, Goes Ahead, White Swan, Hairy Moccasin und Half Yellow Face.

Am frühen Morgen des 25. Juni 1876 ritten die Crow-Scouts mit G. A. Custer und Lieutenant Varnum zu der Crow’s Nest genannten Anhöhe und machten in fast 17 Meilen Entfernung das große Sonnentanzlager aus. Die Scouts warnten Custer, aber der eigenwillige Komandeur befürchtete, daß sein Regiment von den Sioux entdeckt worden war und die Indianer – wie es nach militärischen Erfahrungen üblich war – ihr Lager auflösen und sich in alle Winde zerstreuten würden. Damit wäre der über Monate geplante Feldzug gescheitert. Er entschied sich, unverzüglich vorzurücken und anzugreifen.

White-Man-Runs-Him und andere Scouts berichteten später, sie hätten daraufhin ihre traditionelle Kriegskleidung und -bemalung angelegt. Custer war außer sich, als er den Grund erfuhr: Sie erklärten, daß sie lieber als Krieger sterben würden und nicht als Soldaten. Er war überzeugt, zu siegen und verlangte von allen, die mit ihm ritten, rückhaltlose Zuversicht. In einer emotionalen Spontanentscheidung entließ er daraufhin die Scouts aus dem Dienst. Nur die Arikara-Scouts blieben bei dem Kommando.

Diese Version der Abläufe ist nicht unumstritten. Zwar schloß sich White-Man-Runs-Him mit zwei anderen Crow Scouts dem Reno-Bataillon an, aber die anderen nahmen nicht an dem Kampf teil.  

In den Listen des Regiments fand sich allerdings später hinter den Namen der Crow der Vermerk „AWOL“ d. i. „Absent without leave“ (Ohne Erlaubnis entfernt). Diesem Vermerk zufolge, hatten die Crow sich schlichtweg aus dem Staub gemacht, als ihnen klar wurde, daß Custers Kommando in den Tod reiten würde.  

Welche Version auch immer stimmt – White-Man-Runs-Him überlebte die Schlacht auf dem Reno-Hügel und schloß sich danach der Truppe Colonel Gibbons an.

Er wurde später – wie alle überlebenden Indianer – von W. A. Graham für sein Buch „The Custer Myth“ interviewed und erzählte seine Geschichte der legendären Schlacht. Er starb 1929 auf der Crow Reservation unweit von Lodge Grass und unweit des Schlachtfeldes.

White-Man-Runs-Him war der Stiefgroßvater von Dr. Joe Medicine Crow, einem der letzten Kriegshäuptlinge und Stammeshistoriker der Crow. Noch zwei Jahre vor seinem Tod, im Jahr 1927, hatte er einen Kurzauftritt in dem Stummfilm „Red Raiders“, einem dramatischen Western.

Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, Dezember 2018Die aktuelle Ausgabe

 

 

 

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