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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Henry John Heinz?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Henry John Heinz?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Es dürfte vermutlich nur wenige Menschen auf der Welt geben, die mit dem Namen des Mannes, den ich heute kurz skizzieren will, noch nicht in irgendeiner Form zu tun gehabt haben. Am 11. Oktober 1844 – vor 176 Jahren – wurde HENRY JOHN HEINZ geboren – der Erfinder von HEINZ KETCHUP.

Sein Vater stammte aus der Pfalz, seine Mutter aus Hessen-Kassel. Sie wanderten 1840 in die USA aus und ließen sich in Birmingham (Pennsylvania) nieder. Hier kam Henry John Heinz auf die Welt.

1869 gründete er zusammen mit einem Freund namens Clarence Noble in Sharpsburg (Pennsylvania) einen kleinen Betrieb zur Herstellung von Meerrettich. Das war keine so gute Idee. Obwohl Heinz persönlich in der Herstellung arbeitete, selbst als Vertreter seines Produkts herumreiste und persönlich Ware einpackte und auslieferte, ging das Geschäft 1875 bereits pleite. Er dachte aber nicht daran aufzugeben. Schon ein Jahr später gründete er mit seinem Bruder und einem Cousin eine neue Firma – und zwar für Tomatenketchup. Die Legende erzählt, dass er das Rezept für den Ketchup in der Küche seiner Mutter kreierte.

Tomatenketchup war nichts Neues, aber der Ketchup von Henry John Heinz schmeckte den Kunden offenbar besser als die auf dem Markt befindlichen Sorten.. Der Verkauf zog vom Start weg an. Heinz fügte weitere Produkte zu seinem Sortiment – eingelegte Gurken, Zwiebeln, Mayonnaise. Insgesamt umfasste seine Angebotspalette letztlich über 60 Sorten; aber sein absolutes Markenzeichen blieb der Tomatenketchup, der seine Firma zum internationalen Großkonzern machte. 1888 zahlte er seine Partner aus und war jetzt alleiniger Inhaber der „H. J. Heinz Company“. Er erfand 1896 den Slogan „57 Sorten“ – obwohl er tatsächlich mehr Produkte herstellte. Aber – wie er später verriet – die Zahlen 5 und 7 waren für ihn und seine Frau „Glückszahlen“, und er verstand die Marketing-Psychologie, wonach eine solche ungerade Zahl die Aufmerksamkeit von Kunden erregte, die die Werbung lasen und neugierig wurden, was sich wohl dahinter verbarg.

Heinz war nicht nur ein kreativer Unternehmer. Seine Eltern hatten ihn streng lutheranisch-protestantisch erzogen. Das prägte ihn für sein Leben. Persönlicher Fleiß und Respekt vor seinen Mitarbeitern waren die Leitlinien sein geschäftliches Verhalten. Zwar verstand er es, sich nötigenfalls mit Härte gegen Konkurrenten durchzusetzen, aber seine Arbeiter und Kunden behandelte er wie Familienmitglieder. Der Servicestandard für seine Kunden war vorbildlich, und schon im 19. Jahrhundert verfügte er soziale Absicherungen für seine Mitarbeiter, die ihnen bei Unfällen, Krankheit und im Alter Versorgung garantierten. Er schuf für sie Erholungs- und Kulturangebote, richtete Sporthallen, Schwimmbäder und Parks, sowie Möglichkeiten der schulischen Weiterbildung ein, baute Bibliotheken und finanzierte Theaterbesuche und Bildungsvorträge. Er sagte: „Die Kraft des Herzens ist besser als physische Kraft.“ Ein anderes seiner Prinzipien formulierte er selbst so: „Ich bin lieber ein Mensch mit nur 50% geschäftlichen Fähigkeiten und 100% gutem Charakter, als einer mit 100% geschäftlichen Fähigkeiten und 50% Charakter.“

Ein weiteres Zitat von ihm war: „Wenn man eine gewöhnliche Sache ungewöhnlich gut macht, hat man Erfolg.“

Lange bevor es zu gesetzlichen Regeln kam, galten in seinen Betrieben strenge Hygienevorschriften.

Er drängte erfolgreich US-Präsident Theodore Roosevelt dazu, den „Pure Food and Drug Act” zu erlassen, der die Hersteller von Lebensmitteln und Medikamenten zu Sauberkeits- und Sicherheitsgarantien zwang. Das Gesetz trat 1906 in Kraft. Dieses Gesetz hatte eine Pionierfunktion für Lebensmittelverarbeitung in den USA und wurde weltweit Vorbild. Während des 1. Weltkriegs war Heinz Mitglied der „Food Administration“, die im Auftrag der Regierung die Versorgung der Bevölkerung absicherte. Ferner saß er im Aufsichtsrat mehrerer Banken und engagierte sich in sozialen Projekten und öffentlichen Institutionen, so war er Vorsitzender der Kommission in Pittsburgh, die die Konzepte für den Schutz der Stadt vor Überflutungen der Flüsse Allegheny, Ohio und Monongahela arbeitete.

Als er am 14. Mai 1919 im Alter von 74 Jahren in Pittsburgh starb, betrieb seine Firma 20 Lebensmittelfabriken, besaß große Farmen mit eigenem Anbau der Produkte, die er verarbeitete, und Betriebe zur Herstellung der Behälter, in denen die Lebensmittel abgefüllt und verkauft wurden. Sein Vermögen war in die HEINZ FOUNDATION, eine Stiftung mit sozialen und kulturellen Verpflichtungen, eingebracht worden, die noch heute existiert und von seinen Nachkommen betrieben wird.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die kommende Ausgabe

 

Kommentare  

#1 Mainstream 2021-02-28 08:57
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Sind das nicht die Bilder zum Beitrag letzter Woche?
Welcher auch schon die falsche Fotostrecke hatte.
#2 Harantor 2021-02-28 09:18
Jetzt stimmen die Bilderstrecken. Sorry und Danke für den Hinweis

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