Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit der Unabhängigkeitserklärung?
Wie war das mit der Unabhängigkeitserklärung?
: Der 4. Juli ist der höchste amerikanische Feiertag, das Gedenken an die Unabhängigkeitserklärung der 13 ehemals britischen Kolonien 1776.
Seit vielen Jahren läuft eine Diskussion, wie diese Unabhängigkeitserklärung, in der Gedanken und Worte stehen, die bis heute in den USA als heilig gelten und deren politischer Einfluss sich um die ganze Welt verbreitete, an die Öffentlichkeit gebracht wurde.
Eine gängige These besagte, dass die Unabhängigkeitserklärung erstmals am 8. Juli 1776 in Philadelphia einer großen versammelten Menschenmenge vorgelesen wurde. Demgemäß findet in jedem Jahr eine Wiederaufführung dieses Ereignisses am Independence Square von Philadelphia statt.
Unstreitig gab es eine solche Veranstaltung am 8. Juli. Aber inzwischen steht fest, dass tatsächlich schon am 4. Juli 1776 der Text der Erklärung auf der Treppe des „State House“, das später in „Independence Hall“ umbenannt wurde, öffentlich verkündet wurde.
Als der Congress der neuen Vereinigten Staaten die Erklärung, über die seit dem 28. Juni diskutiert worden war, verabschiedet hatte, ordnete er gleichzeitig an, dass die „Declaration of Independence“ in jedem der beteiligten Staaten und vor der Continental Army öffentlich zu verlesen sei.
Es ist nicht sicher, wer die erste „saubere“ Abschrift anfertigte und öffentlich verkündete. Verantwortlich dafür war Charles Thomson, der Sekretär des Congresses. Nicht unmöglich ist, dass sein Schreiber, Timothy Matlack, die fehlerfreie Abschrift anfertigte und auch öffentlich vor Publikum verlas. Das jedenfalls ist die Meinung des Rechtswissenschaftlers Wilfred J. Ritz, der entsprechende Augenzeugenberichte entdeckte. So etwa von Charles Biddle, dem späteren Vizepräsidenten der Pennsylvania-Regierung. Er hinterließ diesen Bericht:
„Am 4. Juli 1776 befand ich mich im Hof des Old State House, als die Unabhängigkeitserklärung verlesen wurde. Es waren nur wenige angesehene Bürger anwesend.“
Die Quäker-Historikerin Deborah Norris Logan war 14 Jahre alt. Viele Jahre später beschrieb sie die Szene, deren Zeugin sie wurde. Sie meinte sich zu erinnern, dass es Charles Thomson selbst war, der Sekretär des Congresses, der den Zuhörern den Text verkündete. Aber auch sie beschrieb, dass es eine eher kleine Zuhörerschaft war, die nicht etwa aus besonders ausgesuchten oder prominenten Bürgern bestand.
Anwesend war als Kind auch der spätere Botschafter der USA in Spanien, Anthony Morris. Er verwies auf Timothy Matlack als Redner.
Unstrittig unter allen Augenzeugen, die Briefe oder Tagebucheinträge verfassten, ist der 4. Juli als Datum des Ereignisses, lediglich die Uhrzeit lässt sich kaum noch verifizieren, als erstmals öffentlich diese Worte verkündet wurden:
„Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich geschaffen sind und von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten versehen wurden, zu denen das Recht auf Leben, auf Freiheit und das Streben nach Glück gehören.“
Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de