Dämonenjäger Isaac Kane - Band 6: Rache aus der Vergangenheit
Dämonenjäger Isaac Kane
Im Jahre 1875 entdecken zwei Forscher des Britischen Museums die mumifizierten Überreste eines vor langer Zeit vergrabenen Königs. Sin-Balih war ein sumerischer Herrscher, der mit Nergal, dem Gott der Unterwelt, paktiert hat. Aus Furcht vor seiner Tyrannei wurde er lebendig in einen Sarkophag begraben, aus dem der Schreckliche nun entsteigen kann. Dazu benötigt er die Lebensenergie von Menschen, die ihm die zwei Forscher liefern. Auf dem Rückweg nach London kann sich einer der Forscher aus der geistigen Umklammerung des Königs befreien. Er verstaut den Sarkophag in den tiefen Kellern des Museums, und der Herrscher bleibt dort unentdeckt und gefangen.
100 Jahre später durchsuchen zwei Mitarbeiter die Untergewölbe des Museums und stoßen auf den Sarg. Sin-Balih zieht die erforderliche Energie aus den Zweien und gewinnt an Stärke hinzu.
Isaac Kane versucht im Hauptquartier der Organisation Ian West zur Rede zu stellen. Die Hinweise Gagdrars haben ihn misstrauisch werden lassen. Der aber weist ihn vorerst ab und setzt ihn auf die merkwürdigen Ereignisse im Britischen Museum an. Kane geht mit seinem Partner Walsh den Hinweisen nach und bemerkt zunächst nicht, dass Sara Vincenz sich ebenfalls auf den Weg ins Hauptquartier gemacht hat.
Sin-Balih versucht seine Lebensenergie bei einer Hippiegruppierung aufzuladen. Der Anführer der Gruppe hat den Kult um Sin-Balih wiederaufleben lassen, weniger aus Überzeugung, sondern um die Mitglieder an sich zu binden. Hier verspricht sich der König, seine alte Stärke wieder her zu stellen.
Kane und Walsh können Sin-Balih augenscheinlich besiegen. Tatsächlich findet ein Obdachloser in der Nähe die Reste des Leichentuchs, und der König ist entkommen.
Mit dieser Rezension schließt diese Artikelreihe zur aktuellen, sechsten Ausgabe von Isaac Kane auf. Nach der letzten, actiongeladenen Episode besinnt sich Autor Ulrich Giga wieder auf seine Stärken und schildert vor allem die Ereignisse um den wiederauferstandenen König Sin-Balih in seiner gewohnt atmosphärischen Schreibweise. Der Leser darf dabei die Geschehnisse auch aus der Perspektive des alten Herrschers miterleben.
Sin-Balih entsteigt dem Sarkophag in Form einer Mumie. Gilga möchte wahrscheinlich eine Geschichte erzählen, die an das alte Ägypten angelehnt ist. Sin-Balih übernimmt in seiner Grabstätte die Kontrolle über die beiden Museumsmitarbeiter und zwingt sie, ihn in seinem Sarg mit dem Schiff nach London zu bringen. Da werden eher Erinnerungen an Bram Stokers Dracula wach, denn der berühmte Vampir geht in einer ähnlichen Weise vor. Spätestens, wenn der König seine Opfer aus einer Hippiegruppe auswählt, wird der Leser die alten Dracula-Filme aus den 70ern vor Augen haben.
Der Auftritt Isaacs Kanes lässt wieder einige Zeit auf sich warten. Der Dämonenjäger nimmt Sin-Balih nicht sofort ins Visier. Er kontaktiert Ian West im Hauptquartier der Jäger und versucht ihn über die Gründe für seine Rekrutierung und die Rolle seiner Eltern auszufragen. Der hüllt sich weiter in Schweigen und versucht Kane auf den Mumienfall anzusetzen. Vorerst gelingt ihm das Ablenkungsmanöver, es scheint aber nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Kane und der Leser über die wahren Hintergründe aufgeklärt werden.
Der Leser bekommt bereits erste Hinweise auf die wahre Bestimmung Kanes. Gagdrar nennt ihn einen Balg und lässt offen, ob dieser Begriff als Abwertung gemeint ist, oder ob Isaac Kane nicht vielleicht sogar der Nachkomme eines nicht-menschlichen Wesens ist. Futter erhält diese Theorie, als Sin-Balih etwas Seltsames fühlt, als er sich Isaac Kane nähert. Ist Isaac Kane vielleicht sogar der Abkömmling eines Dämons?
Die Rahmenhandlung wird neben der eigentlichen Horror-Geschichte ordentlich vorangetrieben, und auch der geheime Zugang zum Keller im Hauptquartier findet wieder Erwähnung. Sara Vincents, die Tochter des in der ersten Ausgabe getöteten Werwolfs, steht seit dem Tod ihres Vaters im Kontakt mit Isaac Kane. Sie findet nun ebenfalls ihren Weg ins Hauptquartier.
In den ersten Ausgaben mag sich der Leser aus der atmosphärischen Handlung herausgerissen gefühlt haben, als die Rahmenhandlung die titelgebende Gruselgeschichte unterbrochen hat. Nun ist es genau anders herum. Die Hinweise und Andeutungen zur Rahmenhandlung nehmen derart viel Raum ein, dass der Leser endlich wissen will, was es mit Isaacs Bestimmung denn nun auf sich hat und welche Rolle Ian West und die Organisation der Jäger dabei spielen. Die Handlung um Sin-Balih tritt dabei etwas in den Hintergrund und der Leser giert nach Antworten.
Sin-Balih wird beim finalen Kampf besiegt und stürzt in die Themse. Kane und Wals können nur rätseln, ob sie ihren Gegner vernichtend geschlagen haben. Ein Obdachloser findet die weißen Verbände der Mumie und es ist offensichtlich, dass Sin-Balih überlebt hat und wahrscheinlich zurückkehren wird.
Die Gegner in den ersten Ausgaben haben die Kämpfe mit Kane überwiegend überlebt. Es ließe sich daher sagen, dass Isaac Kane nicht unbedingt erfolgreicher Dämonenjäger ist. Er kann eine gegenwärtige Gefahr zwar abwehren, seine Gegner vernichten kann er aber nicht. Es ist zu vermuten, dass Ulrich Gilga seinen Helden nicht gezielt mit Misserfolgen ausstatten will, sondern dass er versucht, ein interessantes Ensemble an Widersachern zu schaffen. Und das gelingt ihm bisher ziemlich gut und macht neugierig auf mehr.
Weiter geht es am 26.09.2024 mit dem siebten Band „Die Vampir-Allianz“.
08/2024