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As Time Goes By ... - Über Zeitreisen im Perryversum

1As Time Goes By ...
Über Zeitreisen im Perryversum

Um es vorwegzunehmen, hier wird  jetzt nicht über sogenannte „Zeitparadoxa“ diskutiert oder über ein „es geschieht, weil es geschah“.

Wir wollen hingegen nur ein wenig über die diversen, aufgetretenen Zeitreisen in Perry Rhodan plaudern aber nicht deren Plausibilität auf inhärente Logik untersuchen...


Schon bei Schiller heißt es: Dreifach ist der Schritt der Zeit. Damit meint er natürlich die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (die sich ja z.B. auch im einsteinschen Ereignislichtkegel der „modernen“ Raumzeit-Theorie widerspiegeln). Bei Wilhelm Busch heißt es „Eins, zwei, drei im Sauseschritt, so eilt die Zeit...wir eilen mit“.

In der Bibel finden wir Sätze wie „eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ oder „tausend Jahre sind wie ein Tag“. Gewiss ist damit weder die relativistische Zeitverzerrung der heutigen universellen Beschreibung gemeint, noch der evolutive Erkenntnisfortschritt von der newtonschen absoluten Zeit zur einsteinschen  variablen Formulierung mehrerer Zeitabläufe in verschiedenartigen Koordinatensystemen oder zu einer hypothetischen quantisierten Zeit, die über ein „Chronon“-Teilchen definiert wird, sondern  diese Bemerkungen sind kulturell zu interpretieren. Hier kann  der Begriff „Zeit“ ja auch einen festen Abschnitt bedeuten : ein Tag, ein Jahr, eine Lebensspanne...

Echte Physik wollen wir hier auch nicht einbauen, das passt mehr in Rüdiger Vaas' Rubrik als in den PR-Report. Aber Zeitreisen haben ja ihre „was-wäre-wenn“-Faszination!

Wie verhält es sich nun damit bei PR? Eine gute SF-Serie kann ja ohne mehr oder weniger wirklich Unmögliches, wozu eben auch Zeitreisen gehören, nicht auskommen, da sie spekulativ und phantastisch sein möchte. Auch waren im Jahr 1961, als die Serie entstand, Zeitreisen keineswegs ein so abgedroschenes Thema wie heute, seitdem Hollywood mit „Zurück-in-die Zukunft“-Filmen dieses Thema banalisiert hat. Immerhin ist auch die breite Öffentlichkeit  immer noch daran interessiert, wie in gut gefüllten Urania-Sälen bei Vorträgen darüber zu sehen ist.

 Als erstes Zeitphänomen tritt Ernst Ellert, der Mutant, auf, der psychische Zeitreisende, der allerdings ein ganzes Spektrum von Zukünften sieht, nach Wahrscheinlichkeiten geordnet, die aber durch Gegenwartshandlungen noch geändert werden können. Er kann Ihnen also leider nicht die Lottozahlen für den Glücks-Sechser vom nächsten Samstag bringen! Schade! Aber auch die Zellduschen oder Zellschwingungsaktivatoren bringen ja eine Art von Zeitverzögerung mit sich, indem sie das Altern stoppen. Wer hätte nicht gern solch ein Gerät?! Das führt in einem Clark-Darlton-Taschenbuch sogar zu einer Verjüngung, die Perry in Band 19 beim „Unsterblichen“ allerdings nicht gewährt wird.

Nun, wir finden die ersten „richtigen“ Zeitreisen im Perry Rhodan  dennoch bereits zwischen Band 10 und 20, beim Galaktischen Rätsel. Hier gibt es den sogenannten „Zeitumformer“ von ES, der was tut? Na, die Zeit „umformen“, wie es ein Roboter in einem Walter-Ernsting-Roman formuliert.(Clark Darlton).Womit viel gesagt, aber wenig erklärt ist. Perry ist also schon relativ früh in der Serienhandlung mit Zeitveränderungen konfrontiert. Nach dem ersten Vorstoß in die Tiefen des Raumes (Mond, Wega) kommt also bald der in die Zeit.So wird es später auch bleiben. Alle Nase lang werden wir über zeitliche Veränderungen gegenüber der Normalwelt stolpern. In die Vergangenheit geschickt, um  einige tausend (!)  Jahre vor der Jetztzeit dem Arkoniden „Kerlon“ eine Nachrichtenrolle abzunehmen, wird Perry auf Wanderer bald mit zeitlichen Überlappungen konfrontiert (Indianer und Cowboys). Er verliert auch einige Jahre dort, weil die Wandererzeit nicht synchron zur gewöhnlichen Zeit draußen im Universum verläuft.  Das war im jahr 1961/62 noch spannend, außerdem  konnten die zwischenzeitlichen Entwicklungen auf der Erde thematisiert werden (Venusabenteuer). Dann ist erst mal einige Jahre Ruhe in Sachen Zeit..., bis die Druuf erscheinen. Hier haben wir ein andres Raum-Zeit-Kontinuum vor uns, in dem die Zeit 72.000 mal langsamer abläuft, was zu einigen spannenden Abenteuergeschichten mit dem sogenannten „Spiegelfeld-Generator“ führt. Hier kann vor allem Kurt Mahr glänzen, der selbst Physiker war, aber auch Ernsting und Scheer mischen kräftig mit. Im Laufe des Angleichs der Universen verringert sich der Verzerrungsfaktor dann auf zwei, was die geschichte schon fast wieder langweilig klingen läßt. Zwischendurch erzählt der Einsame der Zeit, Atlan ,der Arkonide zweimal aus seiner Vergangenheit auf der Erde, Atlantis und die Druuf betreffend. Auf einer gewissen Ebene ist auch das eine Zeitreise, wenn auch nur aus der Erinnerung heraus. Nachdem die Druufgefahr vorbei ist, müssen wir warten, bis Atlan Imperator von Arkon ist, dann erfolgt ein tückischer Angriff der Akonen, der Vorfahren der Arkoniden, mit Hilfe einer Zeitmaschine. Ist auch dieser Angriff abgewehrt, so dauert es fast hundert Hefte bis zum MDI-Zyklus, wo wir sehr stark zeitlich verwickelt werden mit „Vario-der Zeitfalle“ der Meister der Insel. Perry und die Crest III landen in  fünfzigtausend Jahre in der Vergangenheit und werden mit den Lemurern, ihren eigenen Vorfahren konfrontiert. Ein „kleiner“ Zeitsprung von 500 Jahren hilft dann bei der Rettung.

Dass Perry laufend in kosmische Geschehnisse verwickelt wird, die ihren Ursprung oft weit in der Vergangenheit haben, sei nur am Rande vermerkt. Das sind ja keine „echten“ Zeitreisen. Auch die Posbis besitzen aber ein „Relativfeld“, das ist eine Art Schutzschirm, der sie irgendwie in der Zeit verbirgt. Diese Fähigkeit scheint aber mit dem Ende der Hasschaltung zu erlöschen, so dass diese Technologie den Terranern, zu diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung gestellt werden kann. (Etwas Ähnliches, das ATG-Feld, entwickeln sie dann selbst. Dieses wird weiter unten noch einmal erwähnt).

Die nächste  Zeitreiseaber läuft uns im M-87-Zyklus über den Weg. Ein lemurischer Zeitttransmitter tritt auf, davor dürfen die Akonen noch ein bisschen auf „Pigell“ herumspielen, um die nun auftretende „Zeitpolizei“ auf die Spur Terras zu locken, deren Auftraggeber sich selbst hinter einem zeitschirm verstecken, diesmal in der „Zukunft“. Auch treten mit den Perlians und Generälen Lebewesen auf, die eine Zehntelsekunde in die Zukunft blicken können, was sehr verwirrend in der Wahrnehmung sein muss.Des Weiteren kann auch OLD MANs Dilatationsflug über rund 50.000 Jahre als eine Art Zeitreise betrachtet werden. Ebenso besitzen die Okefenokees den Etatstopper, eine Waffe, die eine Person rapide altern läßt, quasi einen Anti-Zellaktivator, womit sie zumindest Technologie auf dem gleichen Stand wie ES besitzen. Auch hier spielt eine rapide beschleunigte Zeit also hinein.

Aber nachdem alle Gefahren aus diesem Zyklus  überstanden sind,  und obwohl die Unterlagen über den lemurischen Zeittransmitter von Perry persönlich  (!) vernichtet werden, haben die Terraner tausend Jahre später endlich auch ihre eigene Zeitmaschine: den Nullzeitdeformator,  den sie dringend benötigen, um die Gefahr des  Cappinschen Sonnensatelliten auszuschalten. Nach diversen Hin-und-Her-Reisen, von 50.000 Jahren Aufenthalt bei den Frühlemurern bis zu 200.000 Jahren bei den  ganjasischen und takerischen Cappins in der Vergangenheit, ist auch diese Gefahr gebannt. Der Nullzeitdeformator wird zwar von HGE dann zum Ende des Schwarmzyklus verschrottet, aber glücklicherweise gibt es ja einen weiteren, diesmal von den „Wissenschaftlern“ gebauten, der dringend benötigt wird, um die PAD-Seuche ungeschehen zu machen. Bis auf einige Teilnehmer an dieser Vergangenheitsepisode weiß dann kein Galaktiker mehr, dass es diese Seuche gab...Mit den Cappins tritt auch Takvorian auf, der sogenannte  Movator, ein zentaurenähnlicher Mutant, der den Zeitablauf um den Faktor fünfzig verlangsamen kann. Ihm werden später, im Schwarmzyklus noch die sogenannten Skurrils  gegenübergestellt, die das ähnlich können, allerdings von 60-600. Aiuch hier treten also Zeitphänomene auf.

Inzwischen haben die Terraner aus dem Zukunftszeitfeld der Uleb, der Beherrscher der Zeitpolizei, den Zweitkonditionierten ihr eigenes Zukunftszeitfeld entwickelt: das anti-temporale Gezeitenfeld.

Ein insofern seltsamer Name, als mit dem Begriff „Gezeiten“ ja eher gravitationsbedingte planetare Änderungen  durch Monde, Satellliten, andere Planeten und Zentralsterne verstanden werden. Zu diesem Feld gehört noch die Temporalschleuse, eine Art außerzeitliches Gebilde, das die Realgegenwart der umliegnden Razmzeit mit der ungeformten Pseudozukunft des Solsystems verbindet. Regenbogenfarbene Änderungen darin zeigen die Annäherung an die Gegenwart. Auch die Cappins werden mit einem Zeitgerät erwähnt. So gelangen sie ins Sonnensystem.

Das ATG-Feld wird noch einmal später im Konzilszyklus gegen die Laren eingesetzt, die sich aber mit ihren „Zeittauchern“ und Zeittunneln“ dieser terranischen Technologie mehr als gewachsen zeigen. Auch später wird Perry Rhodan oft mit Zeitreisen konfrontiert, für ihn ist das inzwischen fast selbstverständlich.Das ATG-Feld wird auch später von Schiffen aus noch eingesetzt, den sogenannten „Tsunamis“. Doch Perry wird auch weiterhin zeitlich stark konfrontiert bzw. strapaziert.So reist er weit in die Vergangenheit, Millionen von Jahren, um ein Gegenmittel gegen die „Terminale Kolonne von Traitor“ zu finden, eine Chaotarchenwaffe.

Auch Delorian Rhodan, einer seiner Söhne, wird ebenso wie Julian Tifflor durch eine Art von Zeitreisen biologisch und psychisch verändert. Zeitreisen in den Taschenbüchern, den Planetenromanen und Heyne-Kurzzyklen treten mannigfaltig auf und so seien hier stellvertretend dafür nur drei erwähnt: HG.Ewers: Konstrukteure der Zukunft, E. Vlcek: Das Mädchen aus dem Nirgendwo und der Taschenbuch-Schwarmzyklus, in dem Perry & Co.  Gar milliardenjahre weit in die Zukunft verschlagen werden.

Die jüngste Form der Zeitmanipulation finden wir beim sogenannten atopischen Tribunal, dass offensichtlich eine Art parallele Zeitschiene als zusätzliche Raum-Zeit-Dimension oder zumindest eine alternative Form oder vielleicht ein ganzes Spektrum davon besitzt, wie in den Anfangsromanen schon von Ernst Ellert beschrieben. In den jenzeitigen Landen, die man eigentlich eher als „jenseits der Zeit“ interpretieren würde wie ein Stasisfeld, in dem diese eben nicht vergeht, hier scheint aber eben eine andere, zweite Zeitebene/Dimension gemeint zu sein, spielen sie eine Rolle. Genaues ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt, aber, wenn dieser Artikel erscheint, ist vielleicht alles in der Handlung darüber schon geklärt... Insbesondere, wo Perry ja jetzt auch mal wieder seit band 2800 ca. 20 Millionen Jahre in der Vergangenheit gestrandet ist, durch einen „Zeitriss“ dort  in die Handlung hineingespült. Mit Ellerts multispektralem Wahrscheinlichkeitsansatz der möglichen Zukünfte in den ersten Bänden der Serienhandlung und den Atopen (oder Achronen bzw. Antichronen oder Anderschronen?) schließt sich so  der Kreis vom Beginn der Serie bis heute. Damit ende ich für jetzt ohne  einen Anspruch auf Vollständigkeit der Beschreibung  zu erheben, es ließen sich noch viel mehr Beispiele für Zeitreisen im Perryversum finden, doch:
ich habe keine Zeit!

(C) 2015 by H. Döring und Aarn Munro

 

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