»Nimm doch mal den Müll mit 'raus!« - Abfallentsorgung in interstellaren Gesellschaften
»Nimm doch mal den Müll mit 'raus!«
Abfallentsorgung in interstellaren Gesellschaften
1994 brachten die Rollenspieldesigner von White Wolf unter ihrem Zweitlabel Black Dog Publications das als Satire gedachte Spiel „HOL“ heraus – HOL ist das Akronym für Human Occupied Landfill, eine von Menschen bevölkerte Müllhalde in planetarem Maßstab.
1998 landete Kurt Russell in „Star Force Soldier“ als Veteran, der von genoptimierten Supersoldaten aufs Abstellgleis befördert und mittels einer Kugel ausgemustert wurde, auf einem Müllplaneten und freundete sich mit den menschlichen Bewohnern an. Die brauchten seinen Beistand dann auch dringend, als die Genoptimierten auf der Müllkippe Manöver abhalten sollen.
Wer die Abenteuer der USS Voyager im Delta-Quadranten verfolgte, wird sich vielleicht noch an das Volk der Malon mit ihren riesigen Müllfrachtern erinnern.
Und nicht zuletzt brachte das deutsche Computerspieldesignstudio Daedalic Entertainment 2012 das Point-and-klick-Adventurespiel „Deponia“ auf den Markt, das auf einer planetenweiten Mülldeponie spielt (und in der Stadt, die über all dem fliegt).
Die Frage, die sich bei nüchterner Betrachtung stellt, ist allerdings: warum treibt jemand ernsthaft den Aufwand, seinen Müll viele Lichtjahre weit zu transportieren und in eine andere Ökosphäre abzuladen, wenn man das ganze Zeug genau so gut in die eigene Sonne, einen anderen Stern oder ein Schwarzes Loch verklappen könnte?
Die meisten Zivilisationen der Milchstraße werfen ihren Müll in Schächte, die in einem Konverter zusammenlaufen. Da wird dann sogar noch Energie aus dem Müll gemacht.
Die Einrichtung eines Müllplaneten hat nichts mit Wirtschaftlichkeit zu tun, sondern dient offenbar primär der Demütigung und Bestrafung derer, die dort entweder vorher schon lebten oder nachträglich dort ausgesetzt wurden. Wie es mal ein Satiriker formulierte:
„Eine der Hauptattraktionen des Himmels ist ein Aussichtsfenster in die Hölle, durch das man sehen kann, wie es anderen richtig schlecht geht ...“
Was es allerdings in der Milchstraße durchaus gab und vielleicht immer noch gibt, das sind Raumschiffsfriedhöfe. Bekanntheit erlangte zum Beispiel Assih-Barang in der Eastside - eine abgelegene Ödwelt, auf der die Cantaro und ihre Handlanger viele tausend ausgemusterte oder beschlagnahmte Raumschiffe deponierten, um später eventuell wertvolle Ressourcen daraus zu gewinnen. Die Suche nach wiederverwertbaren Rohstoffen im Müll scheint für die Gyanli auf Tiu jedoch keine Rolle zu spielen.