Perry als Führungsfigur - allein oder in der Gruppe...?
Perry als Führungsfigur ...
... allein oder in der Gruppe ...?
Aber die Gruppe, die ihn früher umgab, die unsterblichen Mithelden ,ist zusammengeschrumpft bis auf den Ilt Gucky, den allseits bekannten „Mausbiber“. Auch Atlan, so er denn vorkam und Bull sind ja eigentlich noch vorhanden (natürlich auch Adams et.al.), doch reichlich zerstreut und zersplittert wirkt die Clique der Unsterblichen, die früher eher gemeinsam agierte und daher besser herüberkam. Zwar gab es auch in den früheren Teilen oft zween Gruppen, die „Haushüter“, zu denen oft Bull gehörte (oder der ins Jenzeitige entschwundene Tifflor, ein weiterer Hauptheld in die absolute Ewigkeit abserviert...und damit unerzählbar gemacht) und die „Abenteurer“ in der Ferne, die natürlich von Perry (und aber auch Atlan) angeführt wurden. Jedoch gab es Kommunikation,mit "zu Hause", informative Rückkopplung, so dies denn technisch möglich war. Diese Schreibweise hielt die Serie zusammen, bewahrte sie vor der Zersplitterung. Kompakte Zusammenballung der Handlung auf zwei Ebenen und so gelang oft ein Austausch von wichtiger Information. Getrennt handeln, vereint schlagen und besiegen. Gewinnen. Später agierten die Helden oft allein, was gut ist, wenn man drei Handlungsstränge wieder zusammenfügt („Perry, du...?“), wie etwa im QUIN SHI-Zyklus, als die eine Person plötzlich überraschend für die andere beschriebene Gruppe am Schauplatz des Geschehens auftrat. Der Leser wusste natürlich schon Bescheid, er kannte ja alle drei Aktionsstränge.Nur die Handelnden wunderten sich.
Wenn man aber einen in das Jenzeits abschiebt und den anderen auf unbestimmte Zeit bei den larischen Nestköpfen parkt und die Kommunikationsverbindungen kappt, weil ja die hohen Mächte natürlich alles physikalisch blockieren, so dass die technischen Möglichkeiten immer noch gähnenderweise eingeschränkt sind,dann agieren die letzten Unsterblichen also einzeln, als hoch aufragende, weil beinahe alles wissende Führungspersonen um ihre jeweilige Gruppe von Eintagsfliegen herum.
Atlan hat ja nun immerhin Lua und den Vogel als gemeinsame ZAC-Träger erzeugt (wieder so ein Mischmasch-Kompromiss ohne klare Entscheidungsbeschreibung, wenn auch psychologisch interessant).Im Kurzzyklus blieb keine Zeit für eine Nebenblende in die aktuellen Geschehnisse der Milchstraße nach dem Abzug der Massenmörder-Tiuphoren. Einen Band unter den 25 Heften hätte ich mir dazu wenigstens gewünscht...und wenn man ihn dann auch als ganz bewussten Füllband in Kauf genommen hätte, nur um das Erzählambiente zu verdichten, so wäre doch die kommunikative Rückkopplung (des Lesers zumindest) auf den zwei Ebenen der Darstellung wieder vorhanden gewesen. So aber wurschtelt Perry allein (mit der Besatzung der RT natürlich) in Orpleyd herum.
Gerade die Wechselwirkung mit den anderen Unsterblichen war es, oft auch in direkter Kommunikation der wörtlichen Rede, nicht nur zwischen Atlan und Perry als Streigespräch, die den reiz der Gruppendynamik ausmachte, wenn etwa Mercant (oder Deighton) sich mit Bull, Perry, Adams und Atlan trafen und gemeinam Entscheidungen ausfochten, auch in heftigen Diskussionen. Ebenso mit den späteren ersten Terranern. Diese gemeinsame Gruppenbeschreibung ist den Expokraten irgendwie abhanden gekommen. Diese neuen Chaokraten bevorzugen anscheinend alleinig handelnde Führungspersonen in monomanischer Handlungsmanier. Gruppenbeschreibung funktioniert noch unter den Sterblichen allein, wie MS neulich sehr exzellent zeigte, als Farye ihre gefangenen Mitstreiter motivieren musste. Perry als Befehlshaber von kleineren Aktionsstreitmächten für schnelle Rollkommando-Unternehmen, das funktioniert auch noch, wenn jüngst auch die klaren Befehle zugunsten von Abwägungsmechanismen ausgehebelt wurden (wen retten?). Ambivalenz und Kompromissbereitschaft gilt ja als intellektuell, als schick und modern, also muss der Hauptheld Zweifel haben an seinen Entscheidungen.Trifft er die richtige, oder nicht? Dass manche klaren Probleme auch klare Lösungen haben, wäre ja langweilig zu beschreiben für die Expokratur.. Dass manche Probleme gar keine eindeutigen Lösungen haben, ist ein elementarer Bestandteil der Moraltheorie und der Spieltheorie, mit der Perry sich sicher mal in der Freizeit als führende Person ausführlich beschäftigt hat. Haben sollte.Insofern sollte er bei Entscheidungen in Kommandoeinsätzen keine Gewissensbisse haben.
Stellt man also den Perry groß heraus als Mono-Figur, umgeben von seinen Unterlingen...oder will man doch eher eine Gruppe von gleichberechtigten Mitstreitern beschreiben...was aber vielleicht erzähltechnisch mehr Mühe macht, die Charakterdarstellungen müssten parallel und daher breiter in der Handlung aufgestellt werden, als nur die Pyramide von Handlangern mit der einsamen Spitze der Hauptfigur.
Ein gemeinsames Agieren der noch existierenden Unsterblichen wäre wieder einmal spannend. Zumindest das Vorkommen einer echtzeitigen, nicht jenzeitigen Kommunikation, die einen beruhigenden Nachrichtenaustausch etwa von der Art beinhaltet: „Macht weiter dort draußen, hier in der Milchstraße ist alles friedlich.“
© 2017 by H. Döring
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