Die Statik und die Dynamik - Über Space-Operas und Soap-Stories
Die Statik und die Dynamik
Über Space-Operas und Soap-Stories
Für eine nur wöchentlich erscheinende Serie ist das bereits gewagt, da sich die lange Erzählung ja in beiden Bereichen dahinzieht und die andere Ebene der Darstellung solange ausgeblendet wird. Das wirkt dann oft gedehnt, selten auch überdehnt. Meistens aber steigt die Spannung, was denn auf der anderen Seite des Erzählrahmens gerade passiert. Etwa, wenn Atlan in den jenzeitigen Landen agiert und Perry in der Milchstraße oder aktueller, Pflanzenschiffe auf der Erde wachsen, während Perry sich in kosmischen, barocken Welten des Extragalaktischen herumtreibt.
Die Serie lebt also von der Dynamik des Ortes, vom Szenenwechsel, aber nicht nur davon. Raumschiffe fliegen ja schließlich, per Linearflug, Transition oder sonst wie, im Hypertransprogressor z.B. oder anderen, erfindungsreichen Anwendungen der Bewegung.
Also handeln die Geschehnisse im Allgemeinen durch die Translation, machen dadurch die Geschichten beweglicher, die Handlungen schneller. Bewegung im Äußeren ist auch Bewegung im Inneren, in den Abläufen der Geschehnisse.
Mitunter wird die Serie aber statischer in beiden Konzepten. Aktionen in mehreren aufeinander folgenden Bänden am selben Ort, etwa einer Planetenoberfläche oder in einem Raumschiff, sind dann noch in Ordnung, wenn auch etwas passiert, wenn Handlung erfolgt, überzeugend ge- und beschrieben wird, wenn es sich abspielt! Wenn aber eine Handlung ersetzt wird durch gefühltes stundenlanges Gerede, ohne dass die Geschichte dabei sinnvoll fortgeschrieben wird, möchte man das Heft am liebsten in den Papierkorb feuern, obwohl Dialoge die Geschichte eigentlich schnell machen. Aber wenn in den Zwiegesprächen nicht allzuviel Neues für den Leser erzählt wird, und sie nur die Zeilen füllen, dann entsteht das große Gähnen. Wird außerdem der Ort nicht wesentlich geändert, dann haben wir das, was wir eigentlich vermeiden wollten, zu lesen: eine kosmische Soap-Story. Fehlen eigentlich nur noch die gekünstelten, eingespielten Lacher im Hintergrund.
Zum Glück tritt das nicht oft auf in „unserer“ Serie, aber mitunter schon. Da muss man eben gelangweilt drüber weg lesen, bis sich wieder Bewegung auftut, im Inneren wie außen. Die Serie lebt eben von der Dynamik, nicht nur durch die wöchentliche Fortsetzung. Sie muss aber eben auch Spannung erzeugen können durch Ortswechsel, Handlungsentwicklungen, Fortschritte in der Erkenntnisgewinnung über den jüngsten Gegner usw. Geschieht dies nicht, wie jüngst in zwei Bänden, als ein pflanzliches Raumschiff auf Terra heranwächst, tritt neben der Statik Langeweile ein durch das endlose Gerede, das die Serie in der Handlung dann auch nicht voranbringt. Zum Glück ist jetzt wieder Aktion drin, denn die Dynamik stellt sich wieder ein. Bewegung muss übrigens auch in Space-Operas nicht unbedingt durch Raumschlachten entstehen, man kann die Handlung sicher auch friedlicher gestalten. Dennoch tut etwas Gewalt und eben auch einige Transformschüsse der Reihe immer gut; bilden sie doch ein Salz in der Suppe., weil hier die Dynamik einer Handlung entwickelt oder sogar forciert wird.
Ein Zuviel davon sollte es aber auch nicht sein (wie man an dem unseligen Entwurf der Tiuphoren sah). Immerhin war die Serie in den letzten Zyklen sehr dynamisch unterwegs. Auch Schilderungen auf Planetenoberflächen wirkten immer frisch und lebendig, nur die jüngsten beiden Bände nicht, in denen ein Pflanzenraumschiff auf Terra heranwächst. Es wuchs immerhin recht schnell. Darin konnten dann Zellaktivatoren verteilt werden, indem man Komitees bildete und es wurde geredet und geredet. Da haben wir schon einige tausend bessere Bände gelesen, in denen mehr Dynamik herrschte.
Hoffen wir, dass der aktuelle Zyklus auch in Bewegung bleibt!
© 2017 by H. Döring