Konturierung in Kurzserien - Schlaglichter oder Hunderter-Zyklen
Konturierung in Kurzserien
Schlaglichter oder Hunderter-Zyklen
So muss man die Charaktere nur noch in den äußeren Rahmen stellen und sie mit ihrer Lage/Situation konfrontieren. Diese schnelle Darstellung ist von Vorteil, denn sie liefert dem Leser sofort Informationen, die ihn direkt in die Handlung hineinbringen. Dadurch, dass das Thema in zwölf Bänden abgefertigt sein muss anstatt Zeit hat für hundert Aufdröselungen, lässt sich keine langsame Erzählweise einführen. Kurz und prägnant muss die Handlung fließen, die Personen agieren, der Leser überzeugt werden. Sollte nicht allzuviel Hintergrundwissen nötig sein, das hängt von der Stärke der Einbettung in den Kanon der Haupthandlung ab, dann kann die Miniserie auch für Neuleser interessant sein, die sich vor dem gewaltigen Informationswust der main-story fürchten. So können aber neugierige Leute hineingelockt werden in den Perry-Sog.
Kompakt entwickelte schnelle Handlung ist jedenfalls besser zu lesen als ein etwa auf hundert Bände entworfener Zyklus (oder verzahnt darüber hinaus), weil hier die Action schneller (und besser?) hineingeschrieben werden muss. Das Einzige was störend wirkt, ist die der Werbung geschuldete Überlappung, wenn Daten aus der Minireihe in die Hauptserie hineingeschrieben werden. Das ist lästig, soll aber natürlich auch die Leser der Hauptstory auf die Kurzreihe herüberziehen. Diese Art der Werbung im Text selbst wirkt plump, ist aber heutzutage wohl geschäftsmäßig notwendig. Umgekehrt soll die kurze Serie für sich selbst wirken; thematisch ist sie ja bereits mit den (vergangenen) Themen der Großreihe verbunden, so dass der umgekehrte Effekt automatisch eintritt. Ein Neuleser kann so an die EA herangeführt werden. Eine kurze Reihe kann jedenfalls immer anderen, schnelleren Gesetzmäßigkeiten genügen als ein langer Zyklus.
Das galt auch für die vorigen kurzen Reihen. Stardust-Zyklus, Jupiter-Zyklus oder Arkon-Zyklus wirkten ebenso (wobei letzterer trotz einiger starker Einzelromane für mich eher abfiel). Gibt es schon keine Tschenbücher mehr, um die Story adäquat zu erweitern, um offfene Fragen auszubessern, weil Pabel-Moewig irgendwann seinen eigenen Buchverlag abmurkste, so sind die Miniserien immer eine schnelle Erfrischung für zwischendurch, die man aufgrund ihrer notgedrungen kompakten Schreibweise und ihres konzentrierten Konzeptes gerne mitnimmt. So erhält man schlaglichtartig neue Eindrücke aus dem Perrykosmos, bevor man wieder zur naturgemäß langsamer arbeitenden Hauptserie und ihrer sich breiter aufgestellt wirkenden Haupt- Handlung zurückkehrt.
Zusätzlich kommt hinzu, dass durch das Ausprobieren neuer Autoren in den Miniserien sehr oft ein frischer Wind in die doch eher dröge und verschnörkelt wirkenden Schreibstile hineinkommt. Neue Autoren bringen nicht nur ihren eigenen Stil mit; sie kennen sich auch oft sehr gut aus im Perry-Kosmos, sind im Kanon drin und bereichern das Perryversum so um mindestens zwei Gebiete, die Form und den Inhalt. Dass dabei auch manchmal Übertreibungen auftreten können, muss man mitunter in Kauf nehmen, insbesondere dann, wenn Autoren von heute sich bemühen, einen Zeitgeist wieder aufzufrischen, der vor zwanzig oder mehr Jahren in den Schreibstilen und im Inhalt der Perryserie akut war, etwa das Siezen oder das Anreden mit „Sir“ oder „Großadministrator“. Solch skurrilen Versuche wirken dann doch eher verkrampft. Insgesamt sind die Kurzserien aber zu begrüßen, sie sollten jedoch nicht nur eigene Geschichten erzählen, sondern auch offene Fragen der Haupthandlung, deren es es viele gibt, schließen helfen. Hier bemüht sich ja z.B. Uwe Anton sehr stark darum.
Die aktuelle Miniserie, „Terminus“ fängt jedenfalls recht rasant an, mal sehen, wie der letzte Band, der Endbahnhof, dann aussehen wird.
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