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Die Distanz der Ironie oder Figurenbashing im Perryversum

1Die Distanz der Ironie ...
... oder Figurenbashing im Perryversum

Die in der Serie zunehmende Ironie, die früher nicht so stark vertreten war, mag die Reihe etwas höherwertiger aufstellen, doch neigt sie in überbordender Weise mitunter dazu, dass der Leser die Intention der Autoren misszuverstehen droht.

Zunehmend gibt es ein Bashing von Hauptfiguren, oft auch nur in Miniserien praktiziert, die es in ehemaligen Zyklen nicht so gegeben hat.

Selbstverständlich findet die verbale Herabwertung so statt, dass der jeweilige Autor diese Äußerungen  den Antagonisten, den Bösewichten der jeweiligen Handlung zuschreiben kann. Auf diese Weise kann der Autor sich dann selbst aus der Affäre ziehen im Sinne von: „das haben ja nur Perrys Gegner dann und dann, dort und dort gesagt. Ist nicht ernst zu nehmen!“. Klar, die ganze Serie ist ja nicht ernstzunehmen, da sie niemand benötigt, um am Leben zu bleiben. Sie ist also nicht notwendig, aber der geneigte Leser betrachtet sie doch als hinreichend und päppelt gern sein kulturelles Lebenskonzept damit auf, indem er das eine, kleine bunte Heft wöchentlich liest; als Minimum. Als kleine Zusatzergänzung des mitunter langweiligen, routinierten oder sogar tristen Alltages ist sie also immerhin ganz nett zu lesen.

Der Leser in meiner Form fragt sich aber dabei, ob manche Autoren durch die Distanz der Ironie, die sie ihren Hauptfiguren gegenüber zeigen, indem sie ein verbales Bashing durch die Gegenspieler erlauben, dass es so früher nicht gab, nicht einfach ihre Hassliebe zu dieser Serie äußern. Ein Sprachgebrauch, der die Intention der SF-Reihe eher konterkariert, anstatt sie zu unterstützen.In letzter Zeit durchaus des öfteren auftretend, auch marginal in der Hauptserie der EA. Wenn etwa, wie jüngstin TERMINUS Gucky als „Ratte“ oder Tolot als „Monster“ bezeichnet wird, dann sind das fast schon faschistische Begriffsbildungen, die eine Art von Herabwürdigung zeigen, einen derartigen semantischen Missklang, der auch mit der Begründung, das sagten ja nur die Gegner der Perryhelden, nicht einfach abgetan werden kann. Ich will so etwas nicht lesen. Punkt!

Pointierter: Lästerungen über den Lausbiber (man beachte die schöne Alliteration!) sind normal, aber sie blieben bisher im Rahmen des Positiven. Mit Augenzwinkern. Eine kleine Hänselei, eine Stichelei muss ja nicht durch überdrehte Ironie in die abwertenden Begriffe persönlicher Beleidigungen überführt werden und schon fast in faschistoidem Sprachgebrauch münden, der nur Verachtung als Begriffsbildung zeigt.

Hier scheint sich im Namen der Ironie schon fast eine abwertende, totalitäre Sprache einzubürgern, was einen doch etwas stutzig macht. Vielleicht sollte die Redaktion doch etwas mehr auf solcherart Begriffsbildungen achten, die nämlich dann schon weitaus nicht mehr komisch sind. Vor allen Dingen auch in Miniserien und bei Neuautoren.Da ist dann auch der externe Lektor gefragt. Manchmal kann einem als Leser das Lachen im Halse stecken bleiben. Deshalb bitte: Mehr Sorgfalt bei der Wortwahl – bei der Benennung oder Bezeichnung von Personen – auch durch Antagonisten der Serienhelden.

(C) 2017 by H. Döring

Kommentare  

#1 Hermes 2017-10-03 08:48
Gibt es außer den beiden genannten Beispielen (Ratte, Missgeburt) noch weitere Belege für diese These von "faschistischer Begriffsbildung"?
#2 GuentherDrach 2017-10-03 10:40
Das war tatsächlich einer der Punkte, der mir bei Terminus aufstieß: in jedem Roman der Miniserie, in dem Gucky auftrat, schien es wohl im Expose zu stehen, dass er von irgendjemandem als Weltraumratte tituliert wurde.
#3 Ringo Hienstorfer 2017-10-03 11:02
Dabei gibt es in PR tatsächlich intelligente Weltraumratten: Die Karvinoren.
#4 Laurin 2017-10-03 11:06
Nun ja, ob man zugegeben bei den etwas derben Beschimpfungen nun gleich von "faschistischer Begriffsbildung" ausgehen muss, lasse ich mal dahin gestellt.
Wenn es aber wie GuentherDrach es anhand der Terminus-Reihe angibt, in jedem Roman auftaucht, kann diese plumpe Art für manche Leser durchaus ärgerlich sein.
#5 Uwe Anton 2017-10-03 12:45
Ich bitte die Herren Döring und Drach, ihre Behauptungen zu belegen. Ich habe gerade einen Textsuchlauf sämtlicher TERMINUS-Romane durchgeführt. Das Wort "Missgeburt" erscheint in der gesamten Serie kein einziges Mal, und die "Weltraumratte" kommt als running gag zwar einige Male vor, aber keineswegs in jedem Roman. Über Humor bei Gucky lässt sich schon seit Band 18 vortrefflich streiten, da sind die Geschmäcker verschieden. Aber "Missgeburt" will ich auch nicht lesen, und da verwundert es mich schon sehr, wenn Herr Döring unterstellt, wir würden so etwas schreiben. Was soll das?
#6 GuentherDrach 2017-10-03 15:29
Ach, ich wusste, dass das in Arbeit ausartet.

Band 2, Seite 17
"Der Name ist Renier Bievre, du Ratte."

Band 3, Seite 60
Bievre griff sich an die Brust und atmete lautstark aus. "Das gehört verboten!" Er tippte sich mehrmals gegen die Stirn. "Dämliche Ratte!"

Band 7, Seite 5
"Er hat mich schon wieder 'Weltraumratte' genannt!", rechtfertigte sich Gucky. "Er hat es verdient, der alte Stinker!"

Band 8, Seite 54
Die kleine Ratte hielt ihn immer noch fest.

Band 11, Seite 37
"Belasst sie in den Gefängniszellen des Schiffs. Das Monster und die Ratte", Caruso deutete auf den Mausbiber und den Ilt, "schafft in ein Psi-Gefängnis an Bord ..."

Band 12, Seite 42
"Und rufen Sie die Weltraumratte zurück!"

Beim schnellen Durchblättern gefunden. Ich habe die Hefte leider nicht in digitaler Form vorliegen. Wie oft findet denn dein Suchlauf diesen tollen running gag?
#7 AARN MUNRO 2017-10-04 07:58
Tja, ich muss hier auch zurückrudern und Uwe Anton recht geben. Ich zitierte leider aus dem Gedächtnis und hatte das Tolot- "Monster" im obigen Artikel als "Missgeburt" ausgegeben.Dieses Wort scheint wirklich nicht vorzukommen, wenn Günter Drach es nicht gefunden hat. Das Gedächtnis irrt eben mitunter. Dennoch muss ich noch einmal in meinem Heft 11 nachsehen. Auch ein Cyno sollte sich als abgeklärter erweisen und solche Begriffe nicht verwenden. In diesem Zusammenhang waren sie nämlich keineswegs komisch ... und mir blieb wirklich das Lachen im Halse stecken. Das klang so herabwertend von Caruso. ... Soll ich den Begriff im Artikel jetzt korrigieren ? Was denkt Ihr? ... übrigens hieß es auch "fast schon ..." Bitte also auch oben genau lesen und nicht ohne Zusammenhang zitieren.
#8 Laurin 2017-10-04 16:36
@ AARN MUNRO:
Ich würde mal ja sagen zur Korrektur.
Wenn da das Wort "MIssgeburt" nirgendwo wirklich zu finden ist, dann sollte man das wieder herausnehmen aus dem Artikel. Wäre auch den Autoren gegenüber fair, zumal die Bezeichnung "Monster" kein Problem sein dürfte. Das Wort würde mir jedenfalls auch einfallen, wenn mir plötzlich ein echter Haluter begegnen würde. :-*
#9 Tostan 2017-10-04 21:07
Hi Aaarn.
Interpretationen sind eine feine Sache, allerdings sind sie eben, was sie sind, nämlich Annahmen und Vermutungen.
Ich als Autor von Band 3 und Band 11 kann dir *sagen*, wie es zur Ratte gekommen ist. Ratte stand in keinem Expo. Nachdem das erste "Ratte" geschrieben wurde, haben es die anderen Autoren aufgenommen. Wenn eine Figur in einem Heft "Ratte" zu Gucky sagt, dann wird er das ja vermutlich auch in den anderen Heften machen. Und nachdem im GalFor darüber gemotzt wurde, wurde es dann zusätzlich zum Running Gag unter den Autoren und somit wurde Gucky von fast allen mindestens einmal als Ratte bezeichnet. Als Gag und nicht aus Überzeugung.
Keine von den Autoren hat damit den von dir unterstellten und vermuteten eigenen Hass auf die Serie herausgelassen. Da müssten wir ja schön blöd sein: Für eine Serie zu schreiben, die wir hassen.
Da hast du dich ziemlich verrannt. Deine Interpretation ist zwar zulässig, aber falsch.
Und Monster und Ratte als Bezeichnung für Tolot und Gucky passt für mich zur Figur von Caruso. Er fühlt sich überlegen, hat für die Terraner nichts übrig.
Ich darf zitieren:
Diese Terraner waren wie kleine Kinder. Ungestüm rannten sie gegen Mauern, die nicht nur zu dick waren, um sie einzureißen, sondern auch zu hoch, um sie zu überklettern.
Zitat 2:
Andererseits kam Caruso nicht umhin, den Mut der Terraner zu bewundern. Ohne einen wirklichen Anhaltspunkt hatten sie sich bis ins Terminussystem vorgekämpft. Dabei waren sie so schlau vorgegangen, dass sie erst spät aufgeflogen waren und sogar die Wirkungsweise des modifizierten Hyperinmestrons beobachtet hatten.
#10 AARN MUNRO 2017-10-05 07:45
Gut, ich werde das falsche Zitat herausnehmen, denn das ist richtig so, muss also korrigiert werden.Dennoch war ich negativ überrascht in Band 11, also richtig schockiert über diese doch etwas zynisch und verächtlich klingende Aussage des Cynos, Das klang ja wie "Dark Rhodan". Gegenüber dem echten Schwarmzyklus sind die Cynos hier einfach zu stark dargestellt, auch, wenn sie am Ende nur zum Teil gewonnen haben. Mich wundert auch der Widerspruch über ihre Verachtung der galaktischen Technologie, dabei haben sie selbst nicht einmal Sextadim-Tech.
Ich nehme das falsche Zitat jedenfalls jetzt heraus. Ich habe auch jetzt selbst noch einmal nachgesehen, und es steht wirklich "Monster"darin, nicht das andere Wort. Ab jetzt werde ich nicht mehr aus dem Gedächtnis zitieren, sondern nur noch nachsehen. So ist es wohl am Besten. Man wird eben alt, tja.
#11 AARN MUNRO 2017-10-05 07:53
Dennoch erkenne ich mitunter zunehmend eine Note, selbst in der EA, die Antagonisten als "sehr böse" darzustellen, auch in verbalen Äusserungen, nicht nur in ihren Handlungen.Das fiel mir nicht erst beim TERMINUS auf. Gewiss, nur marginal, aber es kommt vor. Daher auch die "These"des obigen Artikels. Für genauere Belege müsste ich allerdings erst wieder Quellenstudien der letzten fünfzig bis hundert Bände betreiben.Das dauert dann etwas. Das falsche Zitat ist jetzt korrigiert.
#12 Tostan 2017-10-05 10:04
zitiere AARN MUNRO:
Dennoch war ich negativ überrascht in Band 11, also richtig schockiert über diese doch etwas zynisch und verächtlich klingende Aussage des Cynos, Das klang ja wie "Dark Rhodan". Gegenüber dem echten Schwarmzyklus sind die Cynos hier einfach zu stark dargestellt, auch, wenn sie am Ende nur zum Teil gewonnen haben. Mich wundert auch der Widerspruch über ihre Verachtung der galaktischen Technologie, dabei haben sie selbst nicht einmal Sextadim-Tech.

In Terminus gab es mehr Innenansichten der Cynos als damals in der EA. Und bei den Cynos gibt es auch unterschiedliche Charaktere. Arma Aylom hätte die Terraner vielleicht anders bezeichnet ...
#13 Tostan 2017-10-05 10:05
zitiere AARN MUNRO:
Dennoch erkenne ich mitunter zunehmend eine Note, selbst in der EA, die Antagonisten als "sehr böse" darzustellen,

Tja ... was ist der Unterschied zw. böse und sehr böse?

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