Der Mythos der Beharrlichkeit oder die Rarität des Angebotes
Der Mythos der Beharrlichkeit
... oder die Rarität des Angebotes
Erstaunlich ist, dass es seit Jahrzehnten eine feste, treue Leserschaft gibt, die offensichtlich immer wieder, fast stur, die gleichen oder zumindest ähnliche Grundstrukturen der Handlungsabläufe goutiert und ihre Lieblingspersonen verfolgt, mögen diese nun Gucky, Atlan oder Tolot heißen. Natürlich bröckeln die Ränder; ab und an steigen einige Leser aus, durch das Leben und seinen Alltagsdruck dazu getrieben, kommen später wieder hinein, wenn wieder psychische Zeit im Kopf für das Überflüssige herrscht. Andere sterben weg oder steigen ganz aus. Aber natürlich werden auch Neuleser in den Bann und den Sog des Perry hineingezogen.
Diese dürfen dann rund hundert Silberbände und fast dreitausend Hefte aufarbeiten. Viel Spaß dabei. Denn diese Dinge zu entdecken, macht wirklich Spaß. Das weiß jeder, der einmal für einige hundert Hefte außerhalb des Perry-Kosmos sein wollte oder musste. Selbstverständlich werden alte Hefte nicht nachbestellt, das wäre ja langweilig sondern gejagt. Dazu gibt es auch heute noch diverse Angebote von antiquarischen Händlern der trivialen Literatur im Real Life. Hefte zum anfassen, durchschmökern, drin blättern, Nummern zählen und Titelbilder betrachten. Aussortieren derjenigen, die man dann mitnimmt. Bestellen hingegen ist langweilig. Das macht man dann nur, oft auch beim Antiquar, wenn das Heft (DAS! Heft) durch nachjagen und persönlichen Einsatz gar nicht zu bekommen ist: der Weg ist schließlich das Ziel.
Das Heft zu jagen,nicht allein, es zu haben, ist das Vordergründige. Wenn man es dann errungen hat, macht es um so mehr Spaß, darin zu lesen und zu schmökern. Warum hat der Perry also nach so vielen Jahren noch eine derartige Faszination für viele (meist männliche) Leser? Gibt es denn keine weiteren Angebote im Land in unseerm Genre?, Die SF wird ja in Buchform auch durch Heyne, Bastei usw., jedenfalls durch viele andere Verlage abgedeckt. Heutzutage zwar auch meist in geringeren Auflagen bei Kleinverlagen. Das vielfältige Angebot sei gar nicht erst aufgezählt. Hinzu kommt der reine e-book-Markt.
Die Konkurrenz ist also groß. Dennoch scheint der Perry mit seinem Dauerheftchenkonzept auch nach Jahrzehnten noch zu funktionieren. Einen ähnlichen Erfolg können im Heftebereich wohl nur Zamorra und Lassiter aufweisen, die aber teilweise andere Zielgruppen haben. Was ist also so faszinierend für den Leser, sich einmal pro Woche das ganze Jahr über ein auf dem Titel bunt bebildertes Heftchen zu holen und darin die SF der trivialen Sorte zu lesen. Geht es nicht auch ohne dieses Heft? Der weit entfernte, kritische Betrachter würde diese Frage natürlich bejahen. Dem Perry-Fan hingegen ist diese Frage nicht einmal hinhörenswert, geschweige denn lässt er sich zu einer Beantwortung herab. Schließlich ist ihm das wöchentliche Heft so selbstverständlich wie das Atmen. Perry muss sein, da kennt der wahre Leser kein Pardon und geht zwar nicht über Leichen, aber Scheidungen oder Trennungen sollen schon vorgekommen sein, wegen einer PR-Sammlung, habe ich mir sagen lassen.
Was macht also die Sucht aus? Kann der Leser wirklich nicht davon lassen? Gibt es keine besseren, sinnvolleren Hobbies ? Kann sich der geneigte SF-Fan nicht besser beschäftigen … oder zumindest mit besserer Literatur. Nun, natürlich ist der wahre Perry-Fan kein Monomane, sondern liest SF jedweder Coleur und auch andere Arten von Literatur. Aber das wöchentliche Eintauchen in sein angestammtes Wissensgebiet, über das ja auch in Internet- Foren jede Kleinigkeit diskutierend zerrissen wird, will er sich nicht nehmen lassen. Natürlich gibt es derlei auch bei den wenigen anderen, noch existierenden Dauerserien aus anderen Liteturbereichen wie Horror/Grusel oder Western. Doch das Phänomen des Perry, die Beharrlichkeit der Leser wie der Macher ist immer noch erstaunlich.
Hoffen wir jedenfalls nur, dass es den Perry, in welcher Form auch immer, in den nächsten fünfzig Jahren ebenfalls noch geben wird.
(C) 2017 by H. Döring
Kommentare
Kann man ja eigentlich leicht herausfinden.
Sagt mir doch mal, in welchem Heft die akonische Raumflotte von den Maahks plattgemacht wurde.
(Heft-Nr. reicht).
Dann hole ich mir kurzerhand die E-Book-Version des Heftes und schau' selbst mal nach, ob darin die originale oder die weichgespülte Version enthalten ist.
Das interessiert mich jetzt wirklich !!!
Oder gibt es da sammlertechnisch, also im Sammel- und Fanverhalten, einen Unterschied zwischen Zamorra/Lassiter-Fans auf der einen und z.B Cotton/Sinclair-Fans auf der anderen Seite?
Könnte mir durchaus vorstellen, das Holger eher schon mal zu einem "Zamorra" bzw. einem "Lassiter" gegriffen haben mag, statt zu einem "Cotton" oder "Sinclair". Aber da kann dir wirklich nur Holger selbst eine erhellende Antwort drauf geben. Alles andere bleibt daher erst einmal schlichte Vermutung.
Was das "Sammel- und Fanverhalten" im allgemeinen betrifft, möchte ich mich da wirklich nicht aus dem Fenster hängen, denn da dürften die Unterschiede Legion sein. Ich z.B. konnte mich durchaus damals irgendwie als eine verkleinerte Art Fan bezeichnen was die Sinclair-Romane betraf (also für einen nicht wirklich langen Zeitraum/ca. 150 bis 200 Hefte habe ich vielleicht wirklich gelesen und dazu mehrere TBs), war da also auch "Rhodan"-Fan der eher ersten ca. 800 Hefte/dritte Auflage). Aber "Cotton" war absolut nicht mein Fall, da griff ich dann eher ab und an zum "Zamorra". Bei "Lassiter" (als Western) griffen dann eher mein Vater und mein älterer Bruder zu. Mein Ding waren Heftromane aus dem Genre Western noch nie wirklich. Und gesammelt hat die Hefte hier ehrlich gesagt damals niemand. Was das Sammelverhalten anging, setzte das bei mir eigentlich bei den "Perry" und den Willams/Marvel - Comics ein, nicht aber im Bereich Heftroman.
Ebook 230 entspricht dem Heft 230. Es fliegen immer noch 500 oder mehr (?) Akonen pro Schiff mit 80000 Schiffen ins Twin-System. (Warum eigentlich? Das ist so hinrissig.) Also massakrieren die Maahks mal eben ca. 40 Millionen Raumfahrer. Da braucht man nichts zu bezweifeln, es ist sehr wohl das Original. Es sei denn natürlich, in der EA von 1966 waren es 1000 Mann pro Schiff. Ich habe nur die 4te Auflage, da waren es 500.
Wie blödsinnig die rhodansche Gigantomie manchmal war, weil offenbar nur selten darüber nachgedacht wurde, was man da eigentlich im Roman schrieb, zeigt sich vor allem an solchen Stellen. Man stelle sich nur die Organisation, Logistik und Finanzen vor, um für 40 Millionen hochspezialisierte Raumfahrer zu sorgen und am funktionieren zu halten. Natürlich war die Solare Flotte wesentlich größer, da war nicht mal in der Verwaltung Platz für Weicheier
Kann ich hiermit bestätigen. Hab' mir das gerade genauer angesehen. Das ist keine weichgespülte Version. Man kann also davon ausgehen, dass die E-Book-Versionen inhaltlich den alten Heften entsprechen und nichts "weichgespült" wurde. Der einzige Unterschied dürften die Anpassungen an die neue Rechtschreibung sein - die beim Lesen aber überhaupt nicht stören. (Wenn man nicht darauf achtet, fällt es überhaupt nicht auf.)
zitiere Andreas Decker:
Als ich noch PR-Leser war, ist mir das gar nicht so sehr bewusst gewesen. Später habe ich mich aber gefragt, woher die Ressourcen für den Bau von derart riesigen Raumflotten eigentlich gekommen sind. Das hätte gigantische Mengen an Rohstoffen verschlungen - die ja auch erst einmal gefördert werden müssten. Ich glaube, darüber haben die Autoren wohl nie nachgedacht.
Ich habe die Stelle im E-Book nur mit der Info von Aarn Munro im Beitrag Nr.10 verglichen. Sonst nix.
Dabei habe ich festgestellt, dass die E-Book-Ausgabe des Heftes ganz offensichtlich keine "weichgespülte" Version sein kann. 80.000 Raumschiffe werden mitsamt ihren Besatzungen (keine Roboter, sondern Millionen lebendiger Wesen) vernichtet . Das ist also ganz klar keine Kindergartenversion, wie Heinz es vermutet hat. Mehr wollte ich nicht wissen.
Und jetzt lese ich wieder Science Fiction ohne Perry, denn die finde ich interessanter.
Bin um die Nummer 1020 herum ausgestiegen in den Achtzigern. Eingestiegen bin ich damals bei Nummer 900 ...ungefähr.....ich rede über die Erstauflage.
Aber in den guten alten „An-und-Verkauf-Läden „
[in denen ich mir damals auch rechtzeitig eine schöne Williams Marvel Sammlung zulegte] fielen mir die M 87 Hefte ins Auge........(heute noch mein Lieblingszyklus....inhaltlich wie auch Cover—mäßig).......schnell Handelsgeeinigt bin ich dann mit dem Zyklus nach Hause.
Und seit dem Tag ist es keine Frage mehr ob ich alte Perry Nummern als eBook oder Original bevorzuge........denn nun kommt der Moment, wo der Frosch ins Wasser springt: Roter oder blauer Balken......das ist hier die Frage. Und: „Altrot „. ....also erste Auflage. Oder das frische Neurot der folgenden Auflagen...........Blau ist für mich die Farbe ab den 400 er Bänden. Die habe ich damals am Kiosk neu gekauft...... ich finde , dass zu Jonnys Covern in den meisten Fällen der rote Balken passte.......
Na jedenfalls meistens.. also : Bis Nummer 399 rot.
Dann blau...... ..Die 5. Auflage ohne Balken ist ein No Go.............mein Kumpel und ich hatten damals schon spekuliert: Demnächst kommt die 5. Auflage! Roter Balken....blauer.....eventuell mal grün oder gelb...?.......Und dann das ........kein Balken!