Kierkegaard und Voltz - Die geworfenen Helden
Kierkegaard und Voltz
Die geworfenen Helden
Einleitung, Steigerung, Höhepunkt (alles negativ für den Helden) positive Wende, Schlusspunkt. Hier hat der Held dann doch Erfolg.
Was kann Voltz gut außer der inner-space-Beschreibung seiner Protagonisten?
Es gelingt ihm immer wieder, Dinge, die eigentlich nicht wirklich eine Gefahr darstellen, sondern nur ein kleines Ärgernis, so aufzubauschen, dass sie als größeres Hindernis dahergekommen wirken, weil sie gefühlt vom Träger der Beschreibung sich hoch vor ihm auftürmen. Objektiv klein, und bei rationaler Betrachtung auch gut lösbar, so ist das jeweilige Problem vom Protagonisten aus gesehen zunächst superschwer, weil oft auch, der Handlungslänge geschuldet, wichtige Träger der Logik beiseite geschrieben werden. Wenn es etwa darum geht, einen 18 Tonnen schweren Shift 5 km durch das Eis zu ziehen, so tun das bei Voltz nicht Tolot, der Haluter und Kasom,der Ertruser, die das Fahrzeug locker hinbringen könnten. Nein, um dramatisch zu schildern, muss die Besatzung einspringen, damit man ihre Probleme bei der Kälte schildern kann. Das ist nett gemacht aber voll durchsichtig und zentral unlogisch.
Diese Dinge treten nicht nur in einem Band auf … krümmt man sich als Leser auch vor der verulkten Handlungslogik, so ist die Darstellung der Geschichte dann aber doch in sich gesehen, spannend beschrieben. Etwa Don Redhorse in seinen Gemütsdarstellungen. Aber die in sich unlogische Auswalzung, nur um eine Handlung auf etwa sechzig Seiten zu dehnen, die bei rationaler Anwendung und leichter Veränderung der handelnen Personen durch sinnvollen Austausch auf zwanzig Seiten zusammenschmelzen würde, kommt eben öfter vor. Zweifellos ist die Darstellung der Voltzschen Charaktere in ihren inneren, mentalen Beschreibungen gut gewählt (für damals fast außergewöhnlich bei den Perry-Autoren).
Analysiert man jedoch nach logischen Handlungsschemata, so kommt schnell heraus, dass hier die Handlung nur „konstruiert“, d.h. künstlich aufgebauscht wird.Darin ist Voltz gut, doch die Schwächen sind nicht zu übersehen.Die Lücken in der Logik. Kurt Mahr hätte diesen Roman zweifellos anders geschrieben. Er hätte den Handlungsaufbau anders gelegt, hätte den emotional-spontanen Aspekt des Geworfenen ablegt und durch den überlegt handelnden ersetzt.Keine Leute, die sich permanent herumgeschubst fühlen. Dafür planvoll handelnde Akteure im vollen Bewusstsein ihrer selbst. Keine passiven Figuren, die nur reaktiv unter Druck handeln. Sondern aktive, selbstbestimmte und selbstbewusste Menschen, die auch aktiv sind. Damit wir uns nicht falsch verstehen, auch die Voltzschen Hauptfiguren sind Handelnde, sie zögern nicht, wenn es etwas zu tun gibt … aber ihre Art, die Dinge zu tun, entstammt nicht Überlegungen aus der Großhirnrinde, wie wir sie etwa bei Kurt Mahr finden würden.
Sie denken nicht, jedenfalls nicht wirklich, nicht analytisch. Sie fühlen, zeigen unkontrollierte Emotionen, sind unter Druck und fühlen sich (oft) gegängelt, unter Stress oder herumgeschubst durch die äußeren Einflüsse..Natürlich kommen beide Darstellungen zu ihrem glücklichen Erzählende.
Das muss ja in der Logik der Serie so sein.
Man merkt bei Willis Darstellung immer etwas den Einfluss von Clifford D. Simak auf Voltz, dessen meist etwas trübselig-traurige, melancholische (Robot)-SF-Romane nach eigener Aussage zur Lieblingslektüre von Voltz gehörten. Voltz ist natürlich nicht der einzige Autor, der Maschinen, auf die seine Protagonisten angwiesen sind, künstlich ausfallen lässt, ohne eine klare Begründung bei Hand zu haben. Typisch für ihn ist die geringe Intensität der technischen Ausrüstung. Triebwerke fallen ebenso aus wie Hyperfunk und Waffen. Auch auf Beibooten ist dann natürlich alles kaputt oder der Hyperfunk dort reicht nicht weit genug etc. Konstruktionen am laufenden Band, um die Handlung im Griff zu behalten.
Die Weltsicht der Voltzschen Protagonisten ist jedenfalls nicht diejenige der überlegenen Menschen der Vernunft, die sich die Welt aneignen. Vielmehr lavieren seine Handlungsträger oft nur durch sich gefühlt-auftürmende Probleme. Sie stellen sich der Welt, um sie mühsam zu bewältigen, nicht, um sie zu beherrschen. Insofern ist Voltz immer ein bisschen anti-utopistisch, im Gegensatz zur heranstürmenden, technischen Omnipotenz von K.H. Scheer mit seinen Riesenschiffen und dem Höher-schneller-weiter. Voltz Handlungsträger zweifeln oft, an der Welt, an sich selbst … dennoch schaffen sie es natürlich, das jeweilige Problem auf ihre Art zu bewältigen.
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