Hans Kneifel: Der Mordplanet - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 53
Hans Kneifel: Der Mordplanet
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 53
Handlung:
Im Jahre 2430 ist Ty Caumont einer von sechs Studenten in Terrania City, die kurz vor der Abschlussprüfung stehen. Er selbst arbeitet bereits als Fotograf und hat das Berufsziel Reporter. Die Freunde haben als gemeinsames Erkennungszeichen und Insiderwitz den fiktiven Studenten James B. Helix-Roveda erfunden, für den sie auch Prüfungen geschrieben und die Positronik der Universität entsprechend getäuscht haben.
An einem Abend flirtet Caumont mit einer schönen Unbekannten. Er gibt als seinen Namen James B. Helix-Roveda an, blitzt aber ab. Aus Rache fertigt er eine unvorteilhafte Fotomontage der Frau und platziert diese mit einem Artikel bei diversen Zeitschriften.
Alle bestehen die Abschlussprüfungen und vereinbaren, auf ihrem Lebensweg Spuren von James B. Helix-Roveda zu hinterlassen und in Kontakt zu bleiben. Wenig später verstreuen sich die Freunde im ganzen Solaren Imperium. Ty Caumont bewirbt sich bei der Zeitschrift blue nebula und erhält eine Anstellung als freier Mitarbeiter.
Für seinen ersten Beitrag erinnert sich Caumont an das Gespräch zweier Raumfahrer der Explorerflotte, das er vor kurzem belauscht hatte. Sie erzählten vom Planeten Woodlark, auf dem eine neue terranische Kolonie entsteht, der aber offenbar höchst gefährlich ist. So kam es zu zahlreichen Erkrankungen und Todesfällen. Caumont gelingt es, sich auf dem Explorerschiff EX-10017 GALLOWS-BIRD im Raumhafen von Terrania einzuschleichen. Als angeblichem Krankenhausangestellten wird ihm Zugang zur Kabine eines erkrankten Raumfahrers gewährt, und er kann dessen persönliche Sachen mitnehmen.
Caumont besucht den Erkrankten im Hospital, erfährt umfangreiche Hintergründe zu Woodlark und erhält zahlreiche Fotos. Der Raumfahrer berichtet, dass von 100 Terranern auf Woodlark 55 erkranken und viele davon auch sterben.
Ty Caumont schreibt einen reißerischen Artikel über Woodlark in der blue nebula. Dieser erregt die Aufmerksamkeit von Reginald Bull, der Caumont einbestellen lässt. Dabei stellt sich heraus, dass die schöne Unbekannte aus der Bar Bulls Assistentin Pamela Nardini ist. In einem Gespräch erläutert Bull, warum Woodlark so dringend als imperialer Stützpunkt benötigt wird, und bietet Caumont an, sich persönlich vor Ort ein Bild zu machen. Caumont nimmt an. Außerdem verbringt er einen Abend mit Pamela Nardini.
Major Khalid, Kommandant der EX-10017, erhält von Bull spezielle Befehle bezüglich der Behandlung von Caumont. Dieser hat es dementsprechend nicht leicht an Bord. Er wird von der Crew als »Oberleutnant Helix-Roveda« verhöhnt (unter diesem Namen hatte er eine angebliche Flottenquelle in seinem Artikel benannt), bekommt kein Essen in der Kantine usw. Caumont gibt aber nicht auf. Erst liefert er sich eine Essensschlacht mit dem Koch, dann gelingt es ihm, dem Kommandanten und mehreren Offizieren eine Falle zu stellen und sie unvorteilhaft zu fotografieren. Die Bilder hängen am nächsten Tag überall im Schiff, und die Crew gibt sich geschlagen.
Das Schiff erreicht Woodlark und landet auf dem Raumhafen der Hauptsiedlung Port Kosmarikos. Sarli Kosmarikos, der selbst erkrankte Stützpunktkommandant, genehmigt Caumont nicht das Verlassen des von einem Energiezaun geschützten Basisperimeters. Er erläutert, dass Woodlark die zentrale Basis für 25 imperiale Planeten bilden soll und deswegen unbedingt gehalten werden muss. Kosmarikos bezeichnet sich als todkrank.
Ein Gespräch mit einem Wissenschaftler liefert Caumont die Information, dass der Planet sich erst seit dem Raumhafenbau gegen die Menschen »wehrt«.
Einige Tage später erlaubt ihm Kosmarikos doch, die Siedlung zu verlassen. Mit einem Gleiter fliegt Caumont weit in die Natur. Er beobachtet merkwürdige Dinge: Tiere scheinen ihm zu folgen, Pflanzen sich in seine Richtung zu drehen. Eine Sandhose erfasst ihn beinahe und wirft ihn in einen Fluss.
Caumont übernachtet im Gleiter. Dabei träumt er, dass eine Gemeinschaftsintelligenz ihm eine Botschaft übermittelt. Caumont ist verwirrt, er bleibt aber weiter in der Natur. Schließlich gelingt es ihm, Kontakt mit dem Planeten Woodlark herzustellen, der tatsächlich eine kollektive Intelligenz besitzt. Woodlark schildert die Schmerzen, die ihm durch den Raumhafenbau zugefügt worden sind, und die Unmöglichkeit, wegen der Energiebarriere mit den Terranern zu sprechen. Caumont soll nun sein Botschafter werden.
Dieser sagt seine Hilfe zu und erhält als Begleiter und Beweis einen weißen Säbelzahntiger, der ihm aufs Wort gehorcht. Caumont nennt das Tier James B. Helix-Roveda und kontaktiert die Basis. Dort hält man ihn erst für verrückt, aber als er mit dem Tiger erscheint, kann er beweisen, dass er nicht verrückt ist, und berichtet alles, was er erfahren hat. Woodlark und die Terraner einigen sich über die weitere gemeinsame Nutzung des Planeten. Außerdem wird Kosmarikos von seiner Krankheit geheilt.
Caumont kehrt nach Terra zurück und trifft Pamela Nardini wieder. Der Tiger erregt einiges Aufsehen und wird dem Zoo übergeben. Bull bietet Caumont eine Anstellung auf Woodlark als Leiter eines Senders an. Dieser akzeptiert, vorausgesetzt, Pamela begleitet ihn. Sie sagt zu. Das Problem des »Mordplaneten« ist gelöst.
Anmerkung
Die Datierung ergibt sich aus einer entsprechenden Angabe in PR-TB 388 »Galaktische Rache«.
Kritik:
Ein sowohl sehr ernsthafter Band in der Hauptstory (wenn die Idee des kollektiven Planeten auch nicht neu in der SF war oder ist) als auch ein Entwicklungsroman für die doch recht freche Hauptperson Ty Caumont und auch sehr witzig und amüsant mitunter.Unter dem Namen Helix-Roveda habe ich selbst bereits PR-Kurzgeschichten geschrieben und die Figur auch in mindestens einer Story (um Melbar Kasom) vorkommen lassen.Der Band gibt eigentlich nicht so viel her, ist aber doch ein interessantes Zwischenstück in der Schaffenskraft von Hans Kneifel für Perry Rhodan und sei somit hier erwähnt und gewürdigt. Kneifel schrieb bessre, phantasievollere und interessantere Romane aber dieser Band ist trotz seines hoppla-jetzt-komm-ich Verhaltens des Protagonisten ein gutes Bispiel dafür, wie ein Problem (nicht nur in der SF!) gelöst werden kann durch einen offenen Geist, der seine Intelligenz auch anzuwenden weiß und nicht in herkömmlichen Vorstellungen und Denkweisen verharrt.
Was die Flotte nicht kann, das leistet Helix-Roveda bzw. Ty Caumont.Typisch für eine Kneifelsche Hauptfigur ist die Tatsache, dass sie ein Problem von außerhalb bzw als Außenseiter löst und dann sozusagen ganz offiziell von Perry (oder manchmal auch Bully wie bei den Goldenen Menschen um Jared Coln) in die Hierarchie des Perryversums eingegliedert wird als vollwertige Person, die gezeigt hat, dass sie es verdient, dabei zu sein bei den mehr oder minder großen kosmischen Geschehnissen oder Entscheidungen.Und wenn es nur für die Leitung eines hinterwäldlerischen Kolonialplaneten reicht (Seymour Alcolaya) oder wie hier für einen Sendeleiter auf einem weiuteren galaktischen, allerdings nicht ganzso unwichtigen Knotenpunkt, … aber immerhin.Man hinterlässt seine Spur, und darauf kommt es an!
Die Protagonisten sind somit im Perryversum als erstmals „fertige“ Menschen angekommen … und nicht mehr nur Auszubildende.Bei Kneifel gibt es diese Art von Entwicklungsroman öfter.Positiv sei anzumerken, dass sogar seine erwachsenen Hauptpersonen sich noch mental entwickeln und so geistig reifen.Das gilt auf gewisser Ebene auch für den vorliegenden Roman.Darum sei er trotz seiner Schwächen erwähnt (Eine Schwäche ist etwa, dass der veni-vidivici-Held sofort das Problem sieht und löst, vor dem die dann doch „tumbe“ Flotte bzw. das Kolonialministerium kapitulierten.Andererseits muss man die Handlung voranbringen ... und irgendwer muss das ja intern literarisch tun.).Ist also auch heute nich lesbar mit etwas Augenzwinkern und cum grano salis.
Euer
James B. Helix-Roveda
Der Mordplanet
© 2021 by H. Döring