Die unbekannte Revolution
Und zwei Jahre später setzte die Serie noch einen drauf, als zum allerallerersten Mal ein weißer Mann – Kapitän James T. Kirk - eine farbige Frau küsste. Wie gesagt: Die Welt stand Kopf … im US-Fernsehen.
In good old Germany war man da schon um Einiges weiter. In PR 4 „Götterdämmerung“ lernten die Leser Ras Tschubai kennen, einen Mann aus dem Sudan, der in Indien studiert hatte und dann nach Moskau gegangen war, um als Chemiker in einem medizinischen Forschungsinstitut zu arbeiten. Ras Tschubai war Teleporter – einer von zwei Teleportern der frühen Zeit der Dritten Macht. Damals, in der Vor-Gucky-Zeit. Er leistete wesentliche Beiträge zur Lösung des Galaktischen Rätsels.
Das war 1961.
Bei der Dritten Macht, im Mutantenkorps und im Solaren Imperium gab es keine Vorurteile -jedenfalls nicht bei der Hautfarbe. Unvergessen bei den Altlesern ist sicher der Kommandant des Schlachtkreuzers LION Oberstleutnant Nome Tschato, „der Löwe“. Seinen ersten Auftritt hatte Nome Tschato in PR 191, erschienen ein Jahr bevor auf der anderen Seite des Atlantiks Leutnant Uhura auf ihrem Drehsessel Platz nehmen konnte.
Mit Frauen allerdings tat sich das Solare Imperium schwerer. Starke Frauenfiguren gab es zwar, aber sie gehörten nicht wirklich dazu: die Arkonidin Thora kommandierte einen Forschungskreuzer, die Akonin Auris von Las-Toor war Kulturwissenschaftlerin und Mory Abro war die Tochter eines plophosischen Untergrundführers. Erst Mirona Thetin – Faktor I der MdI – legte die Messlatte für künftige Frauenfiguren wirklich hoch. Und sie musste sterben.
Die diesjährige Miniserie WEGA führte eine „rückwirkende Anpassung“ durch (im Angloamerikanischen als retcon bekannt) mit der Einführung der farbigen Raumjägerpilotin Gillian Wetherby, die sich als einzige Frau bis ins Raumfahrtprogramm der US Space Force durchgebissen hatte und dann der Vision des ex-Majors Rhodan folgte. Ab heute könnte also in Diskussionen argumentiert werden: „Frauen in der terranischen Flotte? Die gab’s schon seit der Befreiung der Ferronen von den Topsidern.“
Zusammenfassend: bei der Gleichberechtigung der verschiedenen Hautfarben war Perry Rhodan von Anfang an weit vorne dabei.
Die Gleichberechtigung der Geschlechter allerdings zog sich hin, und in der real existierenden Bundesrepublik war es ja auch nicht anders: Zwar hatten die 61 Väter und vier Mütter des Grundgesetzes sich 1949 darauf einigen können, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Dennoch wurde es 1958, bis Frauen immerhin nicht mehr das Einverständnis ihres Ehemannes brauchten, um eine Führerscheinprüfung ablegen zu können. Und eine Arbeit anzunehmen war nur dann zulässig, wenn es mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar war …
1970 durften Frauen ohne Zustimmung ihres Ehemannes ein Konto bei einer Bank eröffnen. Und erst 1977 war die Erlaubnis des Ehemannes nicht mehr Voraussetzung dafür, dass eine verheiratete Frau eine Arbeit annehmen durfte.
Entsprechend lang dauerte es dann auch mit den starken, selbständigen Frauen bei PR. Meines Wissens nach war Nikki Frickel 1981 die erste dieses Typs.
Kommentare
1955 bei der Einführung der Bundeswehr waren Frauen von sämtlichen militärischen Aufgaben ausgeschlossen.
1975 wurden sie immerhin für den Sanitätsdienst zugelassen.
1978 auch für den Bereich Militärmusik.
Erst 2001 wurden ihnen alle militärischen Laufbahnen geöffnet.
Von der allgemeinen Wehrpflicht waren Frauen nie betroffen. Noch heute heißt es im Grundgesetz, dass sie niemals zum Dienst an der Waffe verpflichtet werden dürfen.
.... eben geschaut: Tina Sarbowna (in PR 44). Toxikologin, keine Chefärztin.
Ich habe Wega wie die meisten Miniserien nicht gelesen, aber das klingt ziemlich gruselig.
Und warum haben wir in Deutschland zu wenig Kinder, um die Bevölkerungsstärke zu erhalten? Warum sind wir auf Einwanderung von Menschen angewiesen, welche eine recht hohe Kinderzahl haben?
Ein Grund dafür ist die Emanzipation der Frau, welche ich natürlich befürworte.
Was meint ihr?
Ganz grob gesprochen.
In der DDR waren sehr viel mehr Frauen berufstätig, und das auch in verantwortlichen Positionen. Das war möglich, weil es dort wesentlich mehr Kindertagesstätten gab als in der Bundesrepublik. In meiner Familie konnten beide Elternteile einem Beruf nachgehen, weil sich die Großmutter um die Enkel kümmerte (und dafür ihre frühere Tätigkeit aufgab ...)
Ohne Oma hätte die Mutter da keine Chance gehabt.
Hand aufs Herz: Wie viele Ehen und Beziehungen gibt es, in denen nach der Geburt und ein wenig Schonzeit die Frau wieder arbeiten fährt und der Mann daheim bleibt und sich um den Nachwuchs kümmert?