H. J. Frey: Asyl auf Planet Vier - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 87
H. J. Frey: Asyl auf Planet Vier
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 87
Handlung:
Im Jahr 2040 lässt Homer G. Adams ein schon länger geplantes Kolonisationsprojekt starten. Ziel des Kolonistenschiffes PROSPERITY, das eine völlig neuartige Konstruktion darstellt, ist der erdähnliche Planet Simon's Corner. Das Schiff besteht aus zwei halbkugelförmigen Sektionen, Nord und Süd genannt, die als Wohnkuppeln Verwendung finden sollen, und der Sektion Mitte mit einem starken Hyperfunksender und dem Transitionsantrieb. Am 13. November startet das Schiff, befehligt von Kapitän Ted Jackson. Dessen Tochter Shirley, genannt »Twinnie«, ist ebenfalls an Bord. Zu den Kolonisten gehört Tim Stokkeby, ein Waisenjunge.
Bei einem Stopp zwischen zwei Transitionen wird die PROSPERITY von zwei Springerschiffen angegriffen. Es kommt zu einem Notsprung. Auf der Erde wird nur noch der Code RENDEZVOUS empfangen, dann bleibt die PROSPERITY verschollen.
Das Schiff rematerialisiert mit schweren Schäden. Hyperfunk und Transitionsantrieb sind irreparabel beschädigt, die Impulstriebwerke nur noch sehr eingeschränkt verwendbar, und es gab Tote und Verletzte. Notgedrungen steuern die Kolonisten einen nahegelegenen, marsähnlichen Planeten mit Wüstencharakter, der nur 8,9 % Sauerstoff hat, an. Das System wird Oasis-System und der Planet Oasis IV getauft.
Schon während des Anfluges kommt es zu intensiven Diskussionen zwischen den Kolonisten. Es bilden sich zwei Gruppen heraus. Eine wird von dem Biologen Dr. Joohst geleitet, der der Meinung ist, man sollte durch massive genetische Anpassung den Planeten möglichst optimal nutzen. Dabei schreckt er nicht vor der Idee zurück, Sklavenwesen mit geringer Intelligenz zu züchten. Die zweite Gruppe wird vom Kapitän geführt. Sie will den Vorschriften des Solaren Imperiums treu bleiben.
Es kommt zur offenen Spaltung. Dr. Joohst entführt Twinnie und weitere Personen mit wichtigen Fähigkeiten. Dann startet er eigenmächtig mit seinen Verbündeten die Sektion NORD. Er weiß aber nicht, dass Tim Stokkeby unbemerkt an Bord ist. Nach der Landung fordert Joohst, die andere Sektion solle möglichst weit entfernt landen, dann werde er die Geiseln freilassen. Tim Stokkeby gelingt es jedoch, Vorräte und Waffen zu stehlen und Twinnie zu befreien. Beide verschanzen sich, bis ein Stoßtrupp von der Sektion SÜD eintrifft und die Freilassung aller Gefangenen erzwingt. Der Funker Nielson will aber zur Überraschung des Kapitäns in der Sektion NORD bleiben.
Die Jahre vergehen, und die Kolonisten richten sich, so gut es geht, ein, haben aber mit harten Entbehrungen zu kämpfen. Tim Stokkeby heiratet Twinnie, und beide haben Zwillingskinder, March und April. In der Gruppe NORD wurden angepasste Sklavenwesen, die Monks, gezüchtet. Die Alphas sind relativ menschenähnlich und intelligent. Sie dienen der Bedienung technischer Anlagen sowie als Lustobjekte. Betas sind schon weniger intelligent und für einfachere Tätigkeiten eingesetzt, während die stark affenähnlichen, halbintelligenten Gammas für harte Arbeit vorgesehen sind. Die Tatsache, dass NORD auf die technischen Fähigkeiten der SÜD-Bewohner und diese wiederum auf die biologischen Kenntnisse von Dr. Joohst angewiesen sind, hat aber eine gewisse Koexistenz der beiden Gruppen ermöglicht.
Schließlich ist es 2059. March und April gehen gerne auf Erkundungstouren und machen eine eigenartige Entdeckung: Ein Teil aus Arkonstahl, das nicht von den Kolonisten stammen kann. Nachforschungen durch ihren Vater und weitere Kolonisten aus SÜD führen zur Entdeckung eines unterirdischen Depots, dessen Verschluss erfolgreich geknackt werden kann. Das Depot ist voller High-Tech, darunter Waffen, aber auch swoonsche Mikrotechnologie, und wurde vermutlich von Springern angelegt.
Währenddessen kommt es am so genannten Tauschtag, bei dem sich Vertreter beider Kolonistengruppen an neutralem Ort treffen, zu einem Streit, als ein Alphamädchen fliehen will. Schließlich fällt ein Schuss, und einer der Kolonisten aus der Sektion SÜD stirbt. Der Tauschtag wird abgebrochen. Joohst ist besorgt, als ihm dieser Vorfall berichtet wird, da er die Konditionierung der Alphas bisher für zweifelsfrei und zuverlässig gehalten hatte.
Zwei Kolonisten aus NORD, die für gewalttätiges Vorgehen bekannt sind – Hank Morrister und Daniel Davoux –, lauern einer Gruppe aus SÜD auf. Sie nehmen Gefangene und foltern sie, bis sie von dem Springerdepot erfahren. Ein ausgeschickter Trupp kommt aber zu spät: NORD hat bereits sämtliche Waffen und die wertvollsten Gegenstände mitgenommen und das Depot wieder verschlossen. Die NORD-Bewohner verwenden eine Sprengladung, um sich Zugang zu verschaffen, und wissen nicht, dass dies einen Notruf an die Springersippe der Zorides auslöst.
Der Walzenraumer ZOR VII fliegt los und landet auf Oasis IV, gerade als die Leute von NORD zur Plünderung im Depot sind. Drei Kampfroboter werden ausgesandt, deren Schutzschirme von den Waffen der Kolonisten nicht durchbrochen werden können. Joohst erzwingt jedoch Verhandlungen mit Zorides, indem er droht, das Depot in die Luft zu sprengen. Zudem behauptet er, ein attraktives Angebot machen zu können. An Bord der ZOR VII wird er sich mit Zorides schnell über die Lieferung von Sklavenwesen einig. Als Gegenleistung sollen die Springer dabei helfen, die Kolonisten aus SÜD aus dem Weg zu schaffen.
Zum Glück belauscht eine Alpha, Arsa, den Plan und informiert Nielsons Gefährtin Andra. Diese berichtet ihrem Herrn, der sie stets gut behandelt hat. Nielson erweist sich als schlafender Agent der Solaren Abwehr, der Andra auffordert, die Sektion SÜD zu warnen. Er selbst schleicht sich an Bord des Springerschiffes und sendet einen Notruf per Hyperfunk aus, bevor er erschossen wird. Andras Flucht wird bemerkt, und zwei Kolonisten, Mackenzie und Morrister, verfolgen sie. Als die Alpha gestellt wird, wechselt jedoch Mackenzie, der grundlos verprügelt worden war, die Seiten und tötet den Schläger Morrister. Gemeinsam mit Andra bringt er die Warnung nach SÜD.
Die Springer wollen ihren Plan dennoch umsetzen. Als erste Angriffswelle sollen die unintelligenten, aber kampfstarken Gammas attackieren. Sie werden im Grunde verheizt, und wenn sich dann die SÜD-Bewohner als Sieger sehen, werden überraschend die Springer und NORD-Terraner angreifen. Zorides hat aber Hintergedanken, denn er fürchtet, dass der Notruf die Terranische Flotte anlocken könnte. Für diesen Fall will er alle Spuren vernichten, indem er mit Hilfe von Fusionsbomben, die in zweien seiner Roboter verborgen sind, beide Kuppeln vernichtet.
Der Notruf Nielsons wurde auf der Erde empfangen. Rhodan schickt Julian Tifflor und Gucky mit dem Raumschiff HAWK nach Oasis IV. Sie kommen gerade rechtzeitig an, um die Kämpfe zu beobachten. Gucky und Tifflor teleportieren auf den Planeten, bereit einzugreifen.
Die Kolonisten aus SÜD erringen im Gefecht die Oberhand. Die Springer beschließen daraufhin, alles mit Fusionsbomben zu zerstören. Joohst wollen sie mitnehmen und fesseln ihn, sind aber vorzeitig zur Flucht gezwungen, als die Kolonisten vordringen.
Zorides trifft im Gefecht auf March und April und bedroht diese, da greift Gucky mit Telekinese ein und entwaffnet den Springer. Mittels Telepathie erkennt er Zorides' Plan und springt zu den beiden Kuppeln, um jeweils die Roboter, welche die Fusionsbomben enthalten, gerade noch rechtzeitig wegzuschleudern, so dass die Kuppeln unversehrt bleiben. Der Gamma Gorm erwürgt den hilflosen Dr. Joohst aus Rache dafür, dass dieser vor den Angriffen Befehl gegeben hatte ihn zu foltern, als er seine Befehle hinterfragen wollte.
Zwischen NORD und SÜD ist endlich Frieden. Der Springer Nelfor, Zorides' Sohn, darf mit dem jetzt NEL I genannten Walzenraumer abfliegen. Er hält seinen Vater für in einer der Atomexplosionen gestorben, doch wird dieser in Wahrheit auf der Erde vor Gericht gestellt. Ein Handelsvertrag mit den Springern wird abgeschlossen, und insgesamt sehen die Entwicklungsmöglichkeiten der Kolonie auf Oasis IV sehr gut aus. March Stokkeby will Raumkadett werden.
Kritik:
Es handelt sich hier um einen klassischen Kolonialroman des frühen Solaren Imperiums zwischen Band 49 und 50 der Hauptheftserie angesiedelt. Der Autor ist einmal kein typischer, bei PMV auf Dauer angestellter Serienautor, sondern es gibt nur wenige PLR-TBs von ihm. Aber seine Schilderungen der Probleme der Siedler, die politischen Systeme und die Darstellungen der Erzählung machen die Geschichte schon spannend, insbesondere als auch noch Springer hinzukommen und das (Solare) Imperium eingreift.
Es ist nicht der erste Band dieser Sorte, bei dem Springer die Kolonisation und Ausbreitung der Terraner in der Galaxis stören. Auch einige Heftromane waren ja einst als Kolonialabenteuer entworfen worden; erinnert sei nur an Kurt Mahrs „Gray-Beast-Abenteuer“ mit den blauen Zwerge.Auch dort gab es zwei politische Lager, die ihre Ideen umzusetzen versuchten und letztlich musste die Flotte eingreifen (damals kam allerdings noch die Druufsche Aufrissfront dazu).
Dieser Roman hier ist vielleicht etwas zu gewalttätig geschildert, aber im Großen und Ganzen reiht er sich gut in den Perry-Kosmos der frühen Jahre ein, als die Terraner sich in der Galaxis ausbreiteten und allerlei verschiedene Kolonialexperimente vollführten, um die beste Methode zu finden, Planeten zu erobern.
Die moralische Warnkeule des Romans besteht darin, genetische Experimente nicht dazu zu benutzen, um eine mehrklassige Gesellschaft zu erzeugen mit einer Sklavengruppe als Handlanger und billige Soldaten (lange vor SWs Klonsoldaten). Schon damals empfand ich den Band als erfrischend gegenüber einigen anderen Büchern der PLR-Reihe und wollte ihn daher auch heute noch einmal miterwähnen, auch, wenn es sich eigentlich um ein typisches Jugendbuch handelt.Kann man aber durchaus noch einmal lesen.
Asyl auf Planet Vier
© 2022 by H. Döring