»Wo Männer noch Männer sind«: Finale für den »Allround Service«
»Wo Männer noch Männer sind«
Finale für den »Allround Service«
Der Konzernchef Salmojedish X. Paine geht mit seiner Yacht in der Marina von Andros vor Anker und lädt alle drei Mitarbeiter des Allround Service auf sein Schiff ein. Dort legt er Asger, Thirard und Dagny Tamayo sein Problem vor: seine zwanzigjährige Tochter Gunpowder, einziges Kind und Universalerbin, ist mit einem windigen Playboy durchgebrannt und hat erst von einem entlegenen Planeten aus wieder Kontakt aufgenommen. Sie wünscht die Auszahlung ihres Erbes, und zwar in Gold und Silber, den Zahlungsmitteln auf der Welt, auf der sie für immer bleiben möchte.
Der Ort ihrer Wahl ist der Planet Aurigna, der besonderen Schutzstatus genießt. Die Eingeborenen leben in einer präindustriellen feudalen Kultur, die vor dem unkontrollierten Zustrom moderner Technik geschützt werden soll. Der besorgte Vater geht davon aus, dass der Begleiter seiner Tochter sie unter Drogen gesetzt oder sich auf andere Weise gefügig gemacht hat, und wünscht eine Befreiungsaktion; Asger und Thirard müssen sich dafür als Eingeborene maskieren und dürfen keine offensichtliche fortgeschrittene Technik mitführen. Falls die junge Frau dann jedoch von Angesicht zu Angesicht ihrem Vater sagt, sie wünsche nicht befreit zu werden … ja dann, dann wird er eben ihr Erbe in Gold und Silber umtauschen und ihr zukommen lassen.
Ritter „Thir el Rard“ und sein Begleiter, der Barde „Gerry Veyra“, dank plastischer Chirurgie äußerlich nicht von Eingeborenen zu unterscheiden, landen in der Raumhafen-Enklave, besorgen sich einheimische Reittiere und machen sich auf den Weg zum Hof des Thai, dem Herrscher über das größte Reich auf dem Planeten. Es gibt ein wenig Handel zwischen Aurigna und der Galaxis: Pelze und Leder gegen verbesserte Versionen von Dingen, die die lokale Kultur bereits kennt. Pflugscharen aus nichtrostendem Stahl, Axtschneiden, Sägeblätter, optimiertes Saatgut lokaler Pflanzen.
Riveyra entwirft bereits kurz nach der Landung ein Szenario: der flüchtige Playboy bringt dem Thai (oder einem seiner Rivalen) Segnungen der Technik wie beispielsweise einen einigermaßen zielsicheren mehrschüssigen Trommelrevolver und schwingt sich dann zum Berater des neuen Herren über die Welt auf. Gunpowders Gold und Silber machen vieles möglich. Thirard drischt sich mit dem Kampfstab einen Weg durch Räuber und Ritter bis an den Hof des Thai, wo sich die beiden Gesuchten nicht ganz freiwillig aufhalten – der Playboy ist als Fremder von den Sternen enttarnt und eingekerkert worden, die Erbin schmückt jetzt den Harem. Die überfallartige Rückführung der beiden gelingt, die ernüchterte Erbin kehrt heim, den Playboy nimmt die Raumpolizei in Gewahrsam und beim Allround Service klingelt die Kasse.
ist der Schauplatz des letzten Abenteuers der beiden Helden. Ein Regierungsmitarbeiter wirbt auf Empfehlung der Raumpolizei Asger und Thirard als Begleitmannschaft für einen Werttransport von kapitalem Ausmaß: fünfzehn Kisten mit Platinbarren im Wert von zweihundert Milliarden Quintar, die auf drei entfernten Kolonien die Wirtschaft in Schwung bringen sollen. Natürlich wird der Transport von einem Verräter sabotiert, und das Raumschiff stürzt auf einen Planeten im Griff einer Eiszeit. Die Eingeborenen haben sich an das rauhe Klima gewöhnt und helfen den Schiffbrüchigen zu überleben, Allround Service versteckt das Platin und entlarvt den Verräter, und zum guten Schluss sind die Helden wieder daheim und jeder um eine Million Quintar reicher – steuerfrei, versteht sich. Bei einem Kontostand von insgesamt viereinhalb Millionen Quintar beschließen Asger, Thirard und Dagny, es erst mal für eine ganze Weile gut sein zu lassen mit den lebensgefährlichen Aufträgen.
„Die Ritter des Gesetzes“ verschafften mir 1984 ein Déjà-lu-Erlebnis, als ich den ersten Roman aus Lyon Sprague DeCamps Krishna-Zyklus in die Hand nahm. „Die Königin von Zamba“ beginnt nämlich damit, dass ein reicher Unternehmer aus Syrien einen Privatdetektiv anheuert, der seine Tochter aufspüren und zurückholen soll … die mit einem Abenteurer unterwegs ist nach Krishna, einem Planeten mit sehr humanoiden Eingeborenen in präindustriell-feudaler Gesellschaftsordnung. Die Krishnaner möchten sich nicht recht damit abfinden, dass die Erdmenschen ihnen ihre fortgeschrittene Technologie verweigern. Victor Hasselborg macht Maske und fragt und kämpft sich durch bis zur Insel Zamba, zu deren Königspaar sich die gesuchten Anthony Fallon und Julnar Batruni emporgeschwungen haben. Aber Fallons Pläne reichen weiter: Eine Ladung eingeschmuggelter Gewehre soll ihm den Weg freimachen zur Herrschaft über den ganzen Planeten. Hasselborg vereitelt diesen ehrgeizigen Plan und möchte mit Miss Batruni zurück auf die Erde, muss sich aber vorher noch vor Gericht verantworten, da er die Einheimischen mit einer technischen Revolution bekannt gemacht hat: Für ein Duell mit Armbrüsten hat er eine einheimische Waffe mit Kimme und Korn nachgerüstet, was den Krishnanern bis dahin nicht in den Sinn gekommen war.
„The Queen of Zamba“ erschien ursprünglich 1949 in zwei Teilen in den August- und September-Ausgaben von „Astounding Science Fiction“. 1954 wurden beide Teile zusammen unter dem Titel „Cosmic Manhunt“ von Ace Books veröffentlicht, und diese „Menschenjagd im Kosmos“ kam schließlich ins Deutsche übertragen als Utopia Großband 82 heraus. Ich kann mir also gut vorstellen, dass Hans Kneifel sich seinerzeit von Hasselborgs Abenteuer auf Krishna inspirieren ließ.
Ebenso kann ich mir vorstellen, dass DeCamp der erste SF-Autor war, der einen Planeten unter Schutz stellte anstatt die Eingeborenen mit der Macht der raumfahrenden Sternennationen bekannt zu machen. Die bestehenden Kolonialreiche begannen ja nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu zerfallen.
Und nach dieser längeren Einleitung eine Perry Rhodan-Frage: Wie hält man es im Perryversum mit dem Schutz präastronautischer Kulturen vor dem großen Schock? Bei Star Trek gibt es dafür ja die Erste Direktive, auch wenn Captain Kirk sie meist eher wie eine Empfehlung oder höfliche Bitte handhabte. Jean-Luc Picard hat sich da schon eher einen Kopf gemacht.
Grundsätzlich gibt es bei Perry derartige Regelungen. Nicht umsonst weist Thora in „Unternehmen Stardust“ ihre beiden Gäste darauf hin, dass es ihr untersagt ist, sich Kulturen unterhalb einer gewissen Entwicklungsstufe zu erkennen zu geben. Erst als Perry Rhodan in einer feurigen Rede darauf verweist, dass die Menschen vielleicht erst am Anfang der Eroberung des Weltraums stehen, aber eines Tages … - da ergreift Crest das Wort und stuft die Menschen kurzerhand hoch auf Kontaktniveau.
Man fragt sich da unwillkürlich, warum Thora erst mit der Nase darauf gestoßen werden musste, dass Perry und Bully vielleicht nicht per Autostopp auf den Mond gekommen waren …
Die Terraner selbst sind weniger rücksichtsvoll. Wenn irgendwo auf einem vielversprechenden und für eine Besiedelung in Frage kommenden Planeten schon Eingeborene leben, dann nimmt man gerne die „Bürde des weißen Mannes“ auf sich und zeigt diesen schlichten Gemütern die Segnungen des Fortschritts – so geschehen auf Zirkon (PR-TB 21 „Das tödliche Paradies“) oder auf Filchner (PR-TB 29 „Die Fremden aus dem Mikronebel“).
Die Springer/Mehandor ihrerseits haben keinerlei Bedenken, sich von technologisch zurückgebliebenen Kulturen wie Götter verehren zu lassen. Das sind billige Arbeitskräfte!
Die Gataser des „Zweiten Imperiums“ fanden Eingeborene auf interessanten Planeten generell lästig und brachten sie alle um.
Erst als das Solare Imperium sich einen festen Platz unter den galaktischen Mächten gesichert hat, kommt langsam so etwas wie Sorge um präastronautische Kulturen auf. In PR 300 „Alarm im Sektor Morgenrot“ wird Perry aktiv und will verhindern, dass die neu auf der Bühne erschienenen Freihändler die känguruartigen Ureinwohner von Rubin ausnutzen, die das Howalgonium ihrer Welt bei ihnen gegen Metallwaren, Hochöfen und Spezialwerkzeuge eintauschen.
Bis vor ein paar Jahren war ich überzeugt, dass auf dem Planeten Erde zwar vielleicht noch einige wenige Indianerstämme im Amazonasgebiet sich der technischen Zivilisation erfolgreich entziehen konnten, es aber nur noch eine Frage der Zeit sei, bis sie assimiliert oder ausgestorben wären. Dann ging im November 2018 die Geschichte des US-Amerikaners John Allen Chau um die Welt, der die Einwohner von North Sentinel Island zum christlichen Glauben bekehren wollte – und von ihnen dafür getötet wurde. North Sentinel Island ist 1996 zum Sperrgebiet erklärt worden und die indische Marine und Luftwaffe überwachen die Einhaltung des Kontaktverbots.