K.H. Scheer: Unternehmen »Stardust« - Perry Rhodan-Band 1
K.H. Scheer: Unternehmen »Stardust«
Perry Rhodan-Band 1
Von Nevada Fields aus startet am 19. Juni um 03:02 Uhr im Rahmen des Projekts Mondschuß die STARDUST unter dem Kommando Perry Rhodans, eines Risikopiloten der U.S. Space Force, zur ersten bemannten Mondlandung der Menschheit. In der STARDUST kommt revolutionäre neue Technik zum Einsatz. Die über neunzig Meter lange dreistufige Rakete verfügt über kernchemische Atomstrahltriebwerke. Die dritte Stufe hat eine Hauptdüse und vier schwenkbare Steuerdüsen sowie Landestützen und ist zur vertikalen Landung auf dem Mond bestimmt. Sie ist für die Rückkehr zur Erde mit Tragflächen und Leitwerk ausgestattet, mit deren Hilfe sie wie ein normales Flugzeug landen kann.
Das Astronautenteam besteht aus:
Der Flug der STARDUST, die von Nevada Fields aus ferngesteuert wird, verläuft zunächst planmäßig. Die Mondlandung steht kurz bevor, sie soll in der Nähe des Mondsüdpols in der Region des Newcomb-Kraters erfolgen. Doch kurz vor der Landung überlagert ein Störsignal die Fernsteuerung. Nur Perry Rhodans blitzschneller Reaktion ist es zu verdanken, dass die Rakete nicht abstürzt, sondern die sofortige automatische Notlandung auf der erdabgewandten Seite des Mondes durchgeführt wird. Bevor die Funkverbindung mit der Erde abreißt, strahlt der Autopilot den codierten Notruf QQRXQ ab, dem das Kontrollzentrum entnehmen kann, dass die STARDUST vermutlich von einer feindlichen Macht angegriffen wurde. Bei der Notlandung wird das Schiff leicht an einer der Landestützen beschädigt, doch dies kann mit Bordmitteln behoben werden. Allerdings ist auch die Funkanlage zerstört. Perry Rhodan verlässt die STARDUST, nachdem die Wikipedia-logo.png Radioaktivität an der Landestelle abgeklungen ist, und betritt als erster Mensch den Mond.
Auf der Erde sind die Verantwortlichen um General Lesly Pounder ratlos, aber der Chef der International-Intelligence-Agency, Allan D. Mercant, ahnt, dass hier etwas Besonderes vor sich geht. Rhodans letzter Funkspruch weckt die Vermutung, dass die fehlgeschlagene Mondlandung auf einen Angriff der Asiatischen Föderation zurückzuführen sein könnte, denn sie ist die einzige andere Macht auf der Erde, die derzeit in der Lage wäre, eine Mondmission durchzuführen – doch die von der AF auf den Weg geschickte Rakete ist kurz nach dem Start explodiert. Auf Mercants Befehl hin wird Nevada Fields durch das Militär abgeriegelt.
Das fremde Raumschiff
Den Mondfahrern gelingt es, die STARDUST zu reparieren. Sie nehmen an, dass die Asiatische Föderation für die Störimpulse verantwortlich war, denn von Mercants Geheimdienstinformationen wissen sie nichts. Rhodan und Bull machen sich deshalb mit einem vor Ort montierten Panzerfahrzeug auf den Weg zum Ursprung der fremden Funkimpulse. Sie wollen außerdem die erdzugewandte Seite des Mondes erreichen, um die Erde über ihre geglückte Landung in Kenntnis zu setzen. Ihr Funkspruch wird jedoch von einer unbekannten Strahlung gestört. Eine Art Kuppel aus grünlichem Feuer entsteht über dem Panzer und zerstört dessen Funkantennen – damit sind die Männer endgültig von der Erde abgeschnitten. Während Bull die AF als Feind vermutet, ahnt Rhodan, dass die Lage ernster ist. Sie gehen der Sache nach und entdecken nach einiger Zeit das gestrandete Raumschiff eines fremden Volkes – der Arkoniden. Die beiden völlig schockierten Menschen werden an Bord gelassen und nehmen Kontakt mit der Besatzung des Kugelschiffes auf, nachdem sie bewiesen haben, dass ihre Intelligenz eine bestimmte Entwicklungsstufe überschritten hat.
Die Fremden halten sich selbst aufgrund ihrer weit überlegenen Technik für die Krone der Schöpfung, sind in Wirklichkeit aber nur die degenerierten Nachkommen eines Volkes, das schon seit Jahrzehntausenden ein großes Imperium in der Galaxis beherrscht. Die meisten Arkoniden sind dekadent, apathisch und lethargisch, sie interessieren sich mehr für Kunst und so genannte Fiktivspiele als für ihr zerfallendes Reich. Diese Lethargie war auch ein Grund für den schon vor vier Monaten erfolgten Absturz des Forschungsschiffes auf dem Erdmond. Eigentlich war das Schiff auf der Suche nach dem Planeten des Ewigen Lebens, der sich einige Lichtjahre von der Erde entfernt befinden soll. Die Arkoniden haben die Menschheit schon seit längerer Zeit beobachtet und wollten jetzt verhindern, dass die Leute von der STARDUST sie entdecken. Nach der Begegnung mit Crest und Thora, den Befehlshabern des fremden Schiffes, wird klar, dass Crest an einer Krankheit leidet und Hilfe braucht. Dr. Eric Manoli, der zusammen mit der STARDUST und Clark G. Flipper zum Standort des Arkonidenraumers gebracht wird, kann Crests Krankheit identifizieren: Der Arkonide leidet an Leukämie. Mit der Einwilligung Thoras startet die STARDUST mit Crest und einigen arkonidischen Gerätschaften an Bord zurück zur Erde. Dort wäre eine Heilung des erkrankten Arkoniden möglich.
Rückkehr zur Erde
Kurz nach Erreichen der Erdatmosphäre schaltet Rhodan die Fernsteuerung der STARDUST aus und übernimmt das Schiff manuell. Er fliegt entgegen heftigen Protests Flippers das Hoheitsgebiet der AF an und landet unter Sendung des SOS-Signals in der Nähe des Goshun-Salzsees in der menschenleeren Wüste Gobi. Denn Rhodan hat bereits in vollem Umfang begriffen, welche Konsequenzen die Begegnung mit den Arkoniden für die Menschheit hat. Ihm ist klar, dass die technischen Mittel der Außerirdischen keinesfalls nur einem der beiden Machtblöcke – oder irgendeiner anderen irdischen Macht – in die Hände fallen dürfen, weil das nur zur Unterdrückung der ganzen restlichen Menschheit führen würde. Rhodan will außerdem verhindern, dass Crest in die Hände eines der Geheimdienste der Erde gerät. Er plant, Crest jedem Zugriff zu entziehen und eine neutrale Macht zwischen den Blöcken zu errichten. Rhodan nimmt seinen Abschied als Major der USA. Sein erster symbolischer Schritt zur Verwirklichung seiner Vision einer geeinten Menschheit, die sich ins All ausbreitet, besteht darin, dass er die Rangabzeichen von den Schulterstücken seiner Uniform löst. Dies ist die Geburtsstunde der Dritten Macht.
Anmerkungen
In Kap. 8 erklärt Crest, dass seine Heimat Arkon »mehr als 3700 Lichtjahre« entfernt sei. Das ist gewissermaßen richtig – tatsächlich beträgt die Entfernung 34.000 Lichtjahre. In der 4. Auflage und der 5. Auflage sowie im Silberband 1 heißt es: »über 34.000 Lichtjahre«.
Am 4. Februar 2020 erschien Maddrax Nr. 523 mit dem bezeichnenden Titel »Crossover«. Bereits das Titelbild ist eine Hommage an Johnny Brucks Titelbild. Laut Verlagsinformationen verschlägt es den Titelhelden mit seiner Begleiterin in eine Parallelwelt, in der sie in der Wüste Gobi im Jahre 1971 auf Perry Rhodan treffen.
Der 5000ste Heftroman, PR 3134 »Unternehmen Sternenstaub« (Wim Vandemaan), erinnert mit Titel und Aufmachung des Titelbildes bewusst an das erste Heft.
Kritik:
KHS legt hier mit dem ersten Band der Serie ein wirklich für damals spannendes Stück Weltraum-SF vor,bei dem man gleich sein Faible für Raketentechnik und überhaupt Weltraumfahrttechnologie merkt.Immerhin erscheint der Roman 1961, spielt 1971 und Armstrong/Aldrin/Collins waren 1969 auf dem realen Mond.Also gar nicht so schlecht vorausgetippt. Nur leider fanden Neil und Buzz keine AETRON dort.Macht aber nix, zurück zum Heftinhalt.Obwohl man KHS natürlich später die „Kanonenmentalität“ und den Gigantismus der Serie vorwirft und er sich auch später hauptsächlich zum Autor des äußeren Erzählens entwickelt, ist die innere Anspannung der Gefühlswelt der Astronauten vor ihrem Start gut erzählt.Hier liegt also einmal ein „inner-space“-Aspekt der Beschreibung vor, von dem KHS in den späteren Romanen eher abstrahiert, weil er Perry als zupackenden, kräftigen und entschlossenen Tatmenschen darstellen will („Sofortumschalter“).Immerhin darf Bull auch hier einmal auf dem Mond mit der Raketenhandwaffe abziehen und einen Felsen zertrümmern - und so schwelgt Scheer eben doch auch ein bisschen im Feuermodus.Dieses Merkmal ist insbesondere später bei zbV bekannt.
Dennoch relativiert sich dieser leichte Militarismus dadurch, dass die arkonidischen Roboter bereits in der (erst viel später so benannten) AETRON eingeführt werden, denen der Beschuss eines irdischen Raketenkarabiners nicht viel ausmachen dürfte.Auch hier gibt es also Ähnlichkeiten zu den „Marsrobotern“ der zbV-Serie später.Immerhin gelingt Scheer hier ein gelungener Auftaktband, der von der Vorbereitung des Fluges und Beschreibung desselben über den reinen Mondflug hinaus auch die Abenteuer dort oben angemessen beschreibt.Der Stil ist eben KHS, das muss man in Kauf nehmen und erstaunlich frisch geblieben.Richtig erfrischend gegenüber den oft salbadernden Schreibstilen von heute, wo man als Leser häufig mit elaboriertem Geschwafel und nichtssagendem Geschwätz zugetütet wird, weil der Autor/in/*/%/&/$/§/0 nicht auf den Punkt kommt.Hier ist das ganz anders!Es schadet nicht den Band alle paar Jahre mal wieder zur Hand zu nehmen und zu lesen.Das tut dem Auge und dem Kopf gut.
Fortschrittlich im soziologischen Sinne der damaligen Realität 1961 ist die Tatsache, dass mit Thora da Zoltral eine Frau Schiffskommandantin ist,während Crest der wissenschaftliche Leiter ist.Ein geteiltes Kommando ist zwar nie gut, weil es immer zu Reibereien und Kompetenzgerangel führen kann, wenn denn die Befehlsgebungen nicht eindeutig abgesteckt sind.So auch hier bei der (Neu)-Einstufung der Menschheit durch Crest gegenüber Thora.Immerhin war KHS hier als SF-Autor dem damals aktuellen, gesellschaftlichen Rollenbild der Frau schon voraus, was ja auch für eine Aufgabe der SF spricht, gesellschaftliche Rollenclichés aufzubrechen oder weiterzudenken.Das tut dem Band gut, auch ohne gleich an eine persönliche Verbindung zwischen Rhodan und Thora zu denken,wie sie später zustandekam.
Dass die astronomischen Entfernungen vom M13, dem „arkonidischen“ Kugelsternhaufen, noch nicht exakt bezeichnet werden, tut der Handlung keinen Abbruch.Dass M 13 in der Realität eine andere Entfernung von der Erde/Sol bzw. Milchstraßenebene hat als die später genannten 34.000 Lichtjahre, ist irrelevant für die gute Haupthandlung.Auch die astrophysikalisch/biologische Tatsache, dass die Strahlungsdichte in Kugelsternhaufen zu hoch sein dürfte, um Kohlenstoffleben zu ermöglichen, spielt für die SF-Story erst mal keine Rolle.PR war ja zunächst nur auf fünfzig Hefte konzipiert und ursprünglich für ein jugendliches, für die Raumfahrt enthusiastisches Jugendpublikum gedacht, dass einfach mehr SF in Deutschland wollte und die Dinge (noch) nicht so genau sehen oder nehmen konnte.Abgesehen von Kurt Mahr als Autor, der ja auch früh in die Serie einstieg und wohl auch naturwissenschaftlich korrekt bleiben wollte.
Dieser Band hier jedenfalls war rundum gelungen, denn der Autor wusste zumindest raketentechnisch, wovon er schrieb - und das wollten die Raumfahrtenthusiasten von damals auch lesen.
Der nächste Band ist leider von Walter Ernsting, der natürlich als Clark Darlton auftrat.Zu diesem Heft komme ich dann nächste Woche.
So begann es also: die größte SF-Serie der Erde und der heutigen Menschheit.
Ad Astra!
Unternehmen »Stardust«
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Innenillustrationen
Auf die graphische Darstellung der Innenillus wird hier verzichtet.
Titelbilder der internationalen Ausgaben, die hier nur gelistet und ebenfalls nicht abgebildet werden:
© 2023 by H. Döring
Kommentare
man merkt dem Artikel an, dass ist ein Heft/ein Autor das/der Dir gefällt.
Da bist Du dann bei astronomischen Ungenauigkeiten, ach was Fehlern sehr großzügig. Andererseits lobst Du aber ausdrücklich die Genauigkeit in der Raketentechnik.
Die Frische, die Du dem Band attestierst kann ich ihm leider nicht bescheinigen. Er ist ein Kind seiner Zeit anfangs der 60er Jahre. Wenn Du einen frischen Umgang mit dem Thema lesen willst, greife besser zu Andreas Eschbach "Perry Rhodan - Das größte Abenteuer" aus dem Jahr 2019.
Stimme zu, dass dieser Band frisch und lesbar geblieben ist.
Schön, dass du die Beiträge wöchentlich bringst, sonst würde es sich doch etwas hinziehen bis zum nächsten Zyklus.
Darlton war ja nicht gerade dein Liebling, von daher bin ich gespannt, wie dessen frühere Arbeiten hier bewertet werden
Was ich nicht ganz verstehe: Warum ist Band 3134 der 5000ste Heftroman?
Hm, weil da vermutlich alle möglichen Heftromanveröffentlichungen aus dem PR-Kosmos (inkl. Miniserien, Atlan, etc.) mit dazu gezählt wurden.
perry-rhodan.net/aktuelles/news/5000-romane-spielen-im-perryversum
Veröffentlichte PERRY RHODAN-Romane bis zum 10. September 2021: 3134
Klassische PERRY RHODAN-Planetenromane : 415
Eigenständige PERRY RHODAN-Taschenbücher (veröffentlicht bei Heyne und Bastei-Lübbe): 42
PERRY RHODAN-Action: 36
PERRY RHODAN-Miniserienromane: 96
PERRY RHODAN-Extra:16
PERRY RHODAN NEO bis zum 3. September 2021: 260
ATLAN-Heftromane: 850
ATLAN-Miniserienromane: 84
ATLAN- und ATLAN-X-Taschenbücher: 35
ATLAN-Arkon-Trilogie: 3
Moewig Fantastic (Atlan): 2
Space Thriller: 4
Kosmos-Chroniken: 2
Autorenbibliothek: 5
Planetenroman »SOS aus dem Weltall«: 1
Planetenroman »Killer von Terra« :1
PERRY RHODAN-Trivid, Kurzromane: 6
»Die Verlorenen Jahrhunderte«, Kurzromane: 6
»Galacto City«, Kurzromane, bis zum 9. September 2021: 1
»PERRY RHODAN – Das größte Abenteuer«: 1