Etwas endet, etwas beginnt: Der Anfang eines neuen Zyklus
Etwas endet, etwas beginnt
Der Anfang eines neuen Zyklus
Das war so in etwa der Eindruck, den mir die letzten Bände des Zyklus um den Chaotender FENERIK vermittelten. Für die Galaxis stand wieder einmal alles auf dem Spiel, mit der Erschwernis, dass FENERIK auf gar keinen Fall zerstört werden durfte – denn dann würden die Chaofakta freigesetzt werden, was für den Großteil der Milchstraße die physische Vernichtung bedeutet hätte. Das letzte Mitglied der originären Quintarchie Addanc andererseits sah das als Option, um FENERIKs Fortbestand zu sichern. Perry, Atlan und zwei kleine Teams infiltrierten FENERIK mit dem Ziel, an den ursprünglichen Auftraggeber zu appellieren, einen Chaotarchen. Das wäre schon schwierig genug gewesen, wenn dessen Bewusstsein nicht auch noch in Raum und Zeit verstreut gewesen wäre.
Welten und Völker werden ausgelöscht. Die RAS TSCHUBAI hat das unfassbare Glück, das Erscheinen eines Chaofaktums innerhalb des Schiffes lediglich mit schweren Schäden zu überleben.
Die provisorisch instand gesetzte LEUCHTKRAFT unter der neuen Kommandantin Maghan Soynte Abil kommt den Völkern der Milchstraße zu Hilfe, und Reginald Bull, erster der nächsten Generation von Quintarchen, spricht ein Machtwort: Er und der zurückgekehrte Farbaud sind zwei Stimmen gegen Addancs einzelne. Schäumend vor Wut lenkt Addanc sein Quintarchenschiff in die LEUCHTKRAFT und geht im letzten Moment per Transmitter von Bord.
Rumms. Oder?
Das bleibt zunächst offen, denn der Abschlußband des Zyklus gehört allein Perry Rhodan. Er muss genug Bewusstseinssplitter des Chaotarchen Fenetay Rik finden, um dessen Aufmerksamkeit auf die Situation von Rhodans Gegenwart zu lenken – und das auch noch so hinbekommen, dass Atlan überlebt.
Wie ihm das gelingt, schildert Andreas Eschbach in seinem jüngsten Gastroman. Er macht das auch recht eindrucksvoll, aber … es bleiben eben doch Fragen offen, die manche Leser umtreiben werden. Hat die LEUCHTKRAFT überlebt? Werden wir auch in weiteren Zyklen gelegentlich von der vermutlich wirklich allerletzten Meisterin der Insel und ihrem Projekt einer idealen Gesellschaft lesen? Kriegt Vetris-Molaud seinen verliehenen Zellaktivator noch einmal zurück?
Das liegt nicht im Fokus des Abschlußbandes. Perry handelt aus, dass der kosmokratisch kontaminierte Chaoporter FENERIK neutral sein wird und dem früher einmal angedachten „Dritten Weg“ weiterfliegt, um zu finden, was er nicht sucht. Dann heißt es Abschied nehmen von Quintarch Reginald Bull und seiner künftigen rechten Hand und Quintarchenanwärterin Anzu Gotyan. FENERIK wird zwar weiter seiner Bahn folgen, aber doch für die nächsten mindestens tausend Jahre den Bereich meiden, der früher einmal ES’ Domäne war und es vielleicht bald wieder sein wird. Denn darum geht’s ja primär im nächsten Zyklus: Perry Rhodan sucht nach der ehemals residenten Superintelligenz, um sie wieder heimzuführen.
Perry und Bully verabschieden sich. Nicht für immer, aber wohl doch für eine ganze Weile. Schauen wir mal, wer eher den Weg zurück findet: Reginald Bull oder sein Patensohn Michael Reginald Rhodan.
Was ist mit Alaska Saedelaere und Gry O’Shannon? Man erfährt es nicht. ES’ residente Gurkentruppe aus Kastellanen begleitet jedenfalls FENERIK, anstatt sich mit auf die Suche nach ihrem Dienstherren zu begeben – mal abgesehen von Alschoran, der sein Raumschiff und seine Unsterblichkeit geopfert hat, um der Kosmokratin Mu Sargai Beistand zu leisten, die als Belohnung eine überraschende Enthüllung über ES versprochen hatte.
Die lokale Superintelligenz, Dienstherr der Kastellane und Förderer der Terraner, ist nicht spurlos verschwunden. Die Superintelligenz existiert in Fragmenten weiter, und Mu Sargai weiß, wo zwei dieser Fragmente zu finden sind. Damit wurde der nächste Zyklus eingeleitet, der den Titel „Fragmente“ trägt. Es gilt, die Fragmente von ES zu finden und wieder zu vereinigen, so dass letzten Endes ES in die alte Heimat zurückgeführt werden kann. Für Perry, Atlan und Alschoran quasi eine Frage der Ehre, und schließlich haben Terraner schon wenigstens drei Superintelligenzen aus vergleichbaren Situationen herausgeholfen – angefangen mit ESTARTU, später dann VAIA und zuletzt im Zuge des vorletzten Zyklus VECU. Was kann da schon schiefgehen?
Wie der geneigte Leser schon jetzt nach dem Doppelband von Robert Corvus weiß: allerhand. Ungewöhnlich früh im Zyklus werden hier schon Katzen aus Säcken geholt – ach was sag’ ich, ausgeschüttet werden sie. Der Einstiegsroman „Mission MAGELLAN“ machte es zumindest mir nicht leicht mit dem Hin- und Herspringen zwischen drei Zeitebenen und noch weiteren Rückblenden dazwischen. Kurz zusammengefasst die Situation:
Der Langstreckentender MAGELLAN sollte als Brückenkopf und für erste Aufklärungsaufgaben in die Peripherie von Gruelfin fliegen und dort insbesondere Informationen zur Lage in der vorgelagerten Kleingalaxis Morschaztas sammeln. Im Cappin-Zyklus war Morschaztas der Rückzugsort und das Versteck der Ganjasen vor ihrem dominanten Brudervolk, den Takerern.
Die RAS TSCHUBAI sollte eigentlich folgen, aber daraus wird nichts, weil im Galaktikum keine Einigung erzielt werden konnte, die dafür benötigten seltenen Materialien freizugeben. Viele Völker des Galaktikums sehen ES als einseitigen Mäzen und Förderer der Terraner und fragen mit einer gewissen Berechtigung, welchen Nutzen die Galaxis insgesamt davon haben soll.
Und es gibt Bedenken, ob es wirklich eine gute Idee ist, traumatisierte Fragmente einer Superintelligenz einzusammeln, die früher einmal einigermaßen wohlwollend war, aber das jetzt nicht mehr zwingend sein muss.
Perry und eine notgedrungen kleine Truppe fliegen also mit Atlans neuem Kastellansuperraumschiff RA der MAGELLAN nach, die um Hilfe gerufen hat. In der Peripherie von Gruelfin werden die Ängste der Bedenkenträger im Galaktikum bestätigt: Morschaztas ist mit Ortungsmitteln nicht mehr zu erfassen, und die MAGELLAN wird von den „Panjasen“ erobert, die eine Politik der ästhetischen Selbstoptimierung für sich und andere postulieren und mit „Perfektionsstörern“ recht ruppig umgehen. Diese Gruppe gibt es seit knapp vierhundert Jahren – was zeitlich mit der Scherung durch THEZ gut zusammenpasst – und sie hat die Quelle ihres Eifers in den Ruinen einer uralten Stadt gefunden, in der ein Konglomerat aus Bewusstseinsfragmenten vor sich hin leidet. Und nicht etwa still, sondern mit etwas, das für die Panjasen mental wahrnehmbar ist und von ihnen den Namen „Schmerzecho“ erhalten hat. Vielleicht wird der Schmerz ja vergehen, wenn erst einmal die Vollkommenheit erreicht wurde ...
Na Mahlzeit, Perry. Das kann ja heiter werden.
Kommentare
Schade, die Beschreibung dieser Episoden aus (Para)Realitäten hätte sich mitten im Zyklus gut gemacht, so wie die Begegnung Atlans mit Mu Sargai, aber als Schlussheft war das einfach nur enttäuschend... Und dann am Ende noch eine friedliche Verhandlung (!), nach all dem...
Ich höre besser auf, wobei, das Thema des nächsten Zyklus - du hast es ja angedeutet - klingt für mich wie aufgewärmt. Schade, vielleicht setze ich mal länger aus...