Der billige Tony
Tony Todd gehört zu jenen die ihre Glanzzeit vor der Jahrtausendwende hatten. Danach begann der Abstieg und heute nimmt er jede noch so simple Rolle an, ohne dass man daraus ein Qualitätsniveau schließen könnte. Traurig aber wahr, er ist auch schauspielerisch keine Garantie mehr.
Zombies - Überlebe die Untoten (2017)
Oh Tony, da krauchst du also herum. In einer Nebenrolle in einem bestenfalls drittklassigen Zombiefilm. Um dich scharst du Darsteller, welche die Überzeugungskraft eines Grashalms inmitten einer richtig großen Wiese besitzen. Sie können dir alle nicht das Wasser reichen und doch drehst du den Spieß um und passt dich deren Niveau an. Manchmal ist es einfach peinlich dich zu kennen. Besitzt du denn gar kein Scham- und Ehrgefühl deinen Freunden gegenüber? Für einen solchen Film machen die Hersteller die Werbung mit deinem Namen, doch du bist zusammengerechnet nicht einmal in einem Drittel der Laufzeit zu sehen. Du sitzt nur da oder stehst planlos herum und gibst unsinnige Kommentare zum Besten. Ein Fünftagebart ziert dein Gesicht. Wolltest du dich verstecken?
So könnte der Textentwurf eines Klageliedes lauten, von jemandem verfasst, der sich gerne Filme mit Tony Todd ansieht, aber seit Jahren nur noch enttäuscht ja frustriert wird. Man muss es ehrlich sagen: Es ist heutzutage peinlich zuzugeben, dass man den Typen irgendwie mag. Er verprellt jeden Zuschauer mit Filmen die als Beleidigung aufzufassen sind. Ähnlich wie jener von Danny Trejo wird sein Name nur als Aufhänger benutzt. Der liebe Danny schafft es aber wenigstens hin und wieder in einen besseren Film, auch mal mehr als einen Gastauftritt zu absolvieren. Tony hingegen spielt nur noch in der zweiten und dritten Reihe und verschwindet meistens recht schnell aus der Szenerie.
Billigster Digitalkameralook und eine nicht vorhandene Handlung, Darsteller ohne Ausdruck. Es gibt Momente, da ich das Ding putzig finde. Das hängt aber nicht damit zusammen, dass es Qualitäten zu bewundern gibt, sondern eher damit, dass meine Nerven und Magenwände durch diverse TomCat- oder Rene Pérez-Filme gestählt sind.
Papa würde im Grabe rotieren, wenn er wüsste was sein Sohn für einen Zombiefilm als Produzent betreut hat. Nichts ist von dem zu sehen, was einst den Filmen von Vater George A. Romero Qualitäten verlieh. Die vorliegende Gurke könnte auch ZOMBIESCHIESSEN – DER FILM heißen. Mehr passiert darin nämlich nicht.
Aus einem unerfindlichen Grund wurde ein Großteil der Menschheit in blutgierige Zombies verwandelt. Ein paar Leute haben sich am Rande der Stadt verschanzt. Eine Armee von Zombies will über die Menschen herfallen, doch diese besitzen ein gewaltiges Waffenarsenal. Am Schluss verkündet Tony, dass wir einem Aprilscherz aufgesessen sind. Der Virus ist letztlich so harmlos, dass noch Lebende, die infiziert sind, irgendwann wieder gesund werden. Hä?!?
Hauptsache wir können auf Zombies ballern ohne dabei die Egoshooter-Position einzunehmen. Zeitweilig bekommt man nämlich das Gefühl, einem verfilmten Computerballerspiel beizuwohnen, zumal sämtliche Splatterszenen lächerliches CGI sind. Keine dieser Szenen geht ins Eingemachte, sodass es leicht gewesen sein muss, diesen Blödsinn "Uncut" durch die FSK zu bringen. Vertreiber Tiberius Film klotzt trotzdem deftige Werbesprüche auf das Cover. Danach könnte man zu der Ansicht gelangen, dass es sich bei diesem Stinker um ein Gorefest handelt. Bis auf eine halbgar inszenierte kurze Fressszene sehen wir aber nicht mehr als herumspritzendes CGI-Blut.
Grotesk ist dann die Sequenz mit dem Mähdrescher, mittels dessen sich unser Heldenpärchen durch die Reihen der Untoten fräst. Offenbar wollte man eine Assoziation zur Rasenmäherszene aus BRAINDEAD von Peter Jackson schaffen. Das funktioniert aber überhaupt nicht, denn jegliche Details werden uns vorenthalten. Ist aber vielleicht auch besser so, denn wer weiß wie die Masken und/oder Computereffekte ausgesehen hätten.
Und Tony? Auch wenn der Klappentext ihn als den "coolsten Zombiejäger aller Zeiten" anpreist, so hat er doch nicht mehr zu tun als dummes Zeug zu sabbeln. Er beteiligt sich nicht einmal am Zombiescheibenschießen. Berichte wie diesen kann man leider häufig über den Mann schreiben. Ist echt schade drum.
Nun mag ich ja ohnehin keine "Found Footage"-Filme, aber diesem gab ich noch mal eine Chance. Tony ist halt drin, Schnuckelchen Suzi Lorraine auch, und das Thema ist abweichend. Fünf junge Leute in einem Geisterhaus, in dem ein Serienkiller umgeht. Das klingt vielversprechend und nach interessanten Plottwists. Ja, das tut es. Jedenfalls habe ich mir das während des Schauens immer wieder eingeredet. Aber sogar eine Selbsthypnose konnte letztlich keine Überzeugungsarbeit leisten.
Fünf junge Leute, die im Internet eine Geisterseite betreiben, lassen sich in einem Haus einschließen um den Spuk zu erforschen. Die Warnungen des Hausmeisters (Tony Todd) schlagen sie in den Wind. Am nächsten Morgen sind die Geisterjäger alle tot, hingeschlachtet wie Vieh. Die Polizei findet Videoaufzeichnungen. Deren Sichtung zeigt das Wirken eines Killers, der die Jungen und Mädchen durch das Haus jagt. Der Rest ist kaum wert erzählt zu werden, auch der Twist am Ende ist sinnentleert und bar jeder Logik, sodass man heulen möchte.
Diese merkwürdigen "Paranormal Activity/Investigation"-Filme, die meines Erachtens an Langeweile kaum zu überbieten sind, hatten auch Einfluss auf dieses Ding, zumindest was die handwerkliche Seite betrifft. Genau jene ist aber der Faustschlag ins Gesicht des Betrachters.
Wenn man schon so etwas machen will, dann sollte man auch wissen wie. Zunächst einmal ist es ein cleverer Schachzug, im ganzen Haus Kameras zu verteilen. Aber in jedem Raum gleich mehrere? Wie viel Zeit braucht man dafür, um ein solch dichtes Netz zu installieren? Außerdem tragen auch die Darsteller noch Kameras mit sich herum. Natürlich kann man dadurch jeden Blickwinkel einfangen. Dieses aber dann dramaturgisch mit ständigen Perspektivwechseln nach Art eines Spielfilms hintereinander bzw. gegen zu schneiden verfehlt den Sinn und die Glaubwürdigkeit. Das Ganze dann noch mit dramatischer Musik zu untermalen ist Unsinn. Am Ende fragt man sich, warum der Film nicht gleich normal gedreht wurde. Dann wäre der Inhalt zwar nicht besser geworden, aber zumindest hätte man ein annehmbares Bild gehabt.
Die Schauspieler werden verborgen. Ständig von Lichtern angeleuchtet werden die Pupillen zu hellen Punkten und die Gesichtshaut geglättet. Da bleibt den Leuten kaum Möglichkeit zum Ausdruck. Sie werden zudem gesichtslos, was eine Erkennung für den Betrachter schwierig bis unmöglich macht. Das aber ist für die Schlusslösung wichtig, auch wenn sie Blödsinn ist.
Tony passt sich der Darstellerriege an, die in den nicht "Found"-Szenen spielen. Amateurhaft, overacted, nicht eine Figur ist nachvollziehbar. Aber was solls, sie brauchten seinen Namen um den Film verkaufen zu können. Ihm wird es egal sein. Seine Filmografie der unterirdischen Filme summiert sich ins Endlose. Immerhin ist es ein Beweis, dass sein Name noch irgendetwas zählt. Damit sind seine Engagements in weiteren Produktionen unterhalb des B-Films gesichert. Ich mag ihn, weshalb ich auch weiterhin selbst seine Z-Filme anschaue, so sie denn den Weg nach Deutschland finden. Aber wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann eine Altersrolle als Candyman in dessen Teil 28.
Ein Film wie DIE NACHT BRINGT DEN TOD macht ein solches Ansinnen nicht leichter.
"Geh' mal Klinken putzen. Ich habe hier ein paar Altstars an der Hand und einen tollen Fantasystoff der die Welt begeistern wird."
Der Azubi macht sich auf den Weg um den Wunsch des Produzenten zu erfüllen. Er schleicht sich in ein leeres Büro und schlägt sein Notizbuch auf. Darin befinden sich Telefonnummern von Produktionsfirmen in aller Welt. Da werden sich doch ein paar Leute finden die in das Projekt investieren können. Auf einem Blatt neben sich steht ein Kurzinhalt, außerdem sind die Namen für die Headline vermerkt. Also ran an die Arbeit, als erstes ruft er mal in Luxemburg an. Kurz die Inhaltsangabe durchgeben.
"Welche Stars haben Sie denn an der Hand?"
"Da wäre erst einmal Tony Todd."
"Na gut, den kann man verwerten. Immerhin hat er mal CANDYMAN gemacht, über den Rest hüllen wir besser den Mantel des Schweigens."
"Dann wäre da Rutger Hauer."
"Kennt den noch jemand? Na ja, ein paar nette Filmchen hat er ja gemacht. Er war mal der HITCHER, richtig?"
"Äh, ich glaube ja."
"Wen haben Sie noch?"
"Ingrid Pitt."
"Wer ist das?"
"Sie war mal Darstellerin in einigen britischen Horrorfilmen Ende der 60'er."
"Was wollen Sie drehen, einen Film über Altersheime?"
"Äh ..."
"Na gut, ein paar Euronen schieße ich zu. Ein paar alte Säcke wird es schon noch geben, die sich das Ding anschauen werden."
"Das wird aber nicht reichen."
"Nehmen Sie es oder lassen Sie es bleiben. Sie werden doch bestimmt noch ein paar andere Geldgeber an der Hand haben."
So geschah es. Der Azubi brachte noch den ganzen Tag hinter dem Schreibtisch zu, telefonierte quer durch Europa und sogar in die USA. Am Ende bekam er jenes Geld zusammen, das der Produzent veranschlagt hatte. Dass die Geldgeber ein bisschen betrogen wurden war doch belanglos. Lediglich Tony Todd spielte eine größere Rolle, die anderen versanken in unbedeutenden Nebenrollen, in denen sie ob deren Masken kaum zu erkennen waren. Der Film konnte trotzdem vermarktet werden. Vertreiber in England war immerhin Lionsgate, in Deutschland erschien er bei Sunfilm/Tiberius.
Ein kleines Dorf im Norden. Alle drei Jahre kommen Soldaten aus der Hauptstadt des Reiches um acht junge Leute zu entführen. Sie werden dem gehörnten Gott Minotaur geopfert, der unter der Stadt lebt und mächtigen Hunger hat. Unter ihnen ist dieses Mal der Sohn des Stammesfürsten. Er hat sich freiwillig zu Verfügung gestellt um seine Geliebte zu finden, die drei Jahre zuvor entführt wurde. Alle acht Jugendlichen werden in ein Höhlenlabyrinth geworfen, wo sie sich gegen den Minotaur zu wehren haben. Hinzu kommt die Schwester des Hohepriesters, die das Schlachten nicht länger ertragen kann. So irren die Leute durch die Gänge, werden nach und nach dezimiert, bis der Fürstensohn das Monster an einen unterirdischen See lockt, der von Gasschwaden bedeckt ist. Er entzündet das Gas und das Ungeheuer verabschiedet sich aus dieser Welt. Mit ihm auch gleich der Hohepriester, womit das Land gerettet ist.
Innovativ, wa? Immerhin, eine Art Slasher im Fantasygewand habe ich auch noch nicht gesehen. Leider hat der Azubi doch nicht genug Geld besorgt, denn das ganze Geschehen spielt sich in Höhlen und Gängen ab. Zu mehr reichte es nicht. Der Minotaur ist fast immer nur in Teilen zu sehen. Die wenigen CGI-Animationen zum Ende sind auch eher mäßig. Das wäre ja alles halb so schlimm, wenn der Film nicht so hoffnungslos unspannend wäre. Er ist zu berechenbar.
Es gibt ein klassisches Gesetz in solchen Filmen. Folgende gesprochene Sätze sind ein Spannungskiller, aber die Macher dieser Filme werden nicht müde sie sprechen zu lassen: "Ich werde dich beschützen, koste es was es wolle! - Ich werde hier nicht drauf gehen! - Ich weiß einen sicheren Weg nach draußen/ein sicheres Versteck!" Nun ratet mal was mit solchen Leuten geschieht. Der Film ist voll von derartigen 08/15-Sprüchen.
Die jungen Darsteller machen über weite Strecken keinen guten Eindruck. Sie sind fein gestylt, frisch frisiert und rasiert. Immer wieder faszinierend, dass urbane Fantasywelten mit solchen Leuten bevölkert sind. Das ist kein Problem dieses Films allein, es ist nur besonders auffällig. So ist der einzige Typ der stilecht wirkt, Rutger Hauer, der in den Anfangssequenzen das Dorfoberhaupt mimt. Womit wir auch schon den besten Schauspieler des Geschehens nach zehn Minuten abgehandelt haben. Ingrid Pitt nimmt man überhaupt nicht wahr, so klein ist ihre Rolle. Tony Todd hat zwar die meiste Screentime der Stars, spielt aber derart schlecht, dass man heulen könnte. Seit ich fast ausschließlich billigen Käse schaue ist er mir ja sehr häufig unter gekommen, aber so mies habe ich ihn noch nicht gesehen. Er hat den Abgang verdient den er bekommt, nur hätte er früher erfolgen müssen um dem Zuschauer Qualen zu ersparen.
"Wieso ist der Film so schlecht geworden und hat die Welt nicht erobert?", fragt der Produzent.
"Äh, schlechte Regie, miese Schauspieler, unfähiger Kameramann, doofes Drehbuch, wirkungslose Tricks?" Die Brust des Azubis schwillt an. "Ich hätte das bestimmt besser hin bekommen."
"Okay, ich werde daran denken, wenn ich das nächste Mal einen Fehler begehen will."