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Es brodelt in der Gerüchteküche...

Zauberwind - Der ZwischenrufEs brodelt in der Gerüchteküche!
Buchvertrieb einmal anders...

Die Buchmesse ist nicht nur der Ort an dem man sich trifft, sondern auch der Ort wo man Gerüchte hört, wo es manchmal ganz arg in der Küche brodelt. Und wenn genau hinhört, kann man Dinge hören, die überraschen. Es liegt was in der Luft, es ist was im Busch. Etwas Besonderes, ein Experiment, das viele Türen aufstoßen könnte und die evolutionsartige Entwicklung des Buchvertriebs in gewisser Hinsicht deutlich beschleunigen könnte. Eine Mutation gewissermaßen... Neugierig geworden?

 

Bisher galt es als schick, eine kurze (oft genug nichtssagende) Leseprobe eines Buches auf einer Internetseite als "Teaser" zu präsentieren.  Es gibt zahllose Webseiten, die extra für ein einzelnes Buch oder eine Buchserie konzipiert und realisiert werden - und mit großem finanziellen Aufwand den Surfer von seiner Maschine zum Buchkauf lotsen sollen.
 
Darüber hinaus wächst die Zahl der Verlage, die auch eBooks gegen Bezahlung in harten Euros zum Kauf anbieten - das oft genug neben dem Vertrieb eines gedruckten Buches. Aber das Ganze ist noch keine Einheit, das Besondere fehlt noch. Da sind noch Spielräume für Entwicklungen.

Jetzt aber, bahnt sich etwas an, das ich auf der Buchmesse am Rande mitbekam und aufgeschnappt habe. 
 
Ich habe seit letztem Samstag versucht den Sachverhalt zu verifizieren, aber wirklich gelungen ist das bisher nicht. Außer einem kurzen Gespräch in Frankfurt, das ich zufällig mitbekommen habe, war bisher nicht herauszubekommen.
 
Worum geht es?

Ein renommierter Fantasyautor (unter Pseudonym) hat  für einen Verlag einen Roman geschrieben. Dieser wird nun als Buch erscheinen (völlig normaler Vorgang und keinesfalls die Revolution), zeitgleich jedoch soll das  Buch vollständig und ungekürzt als kostenloses PDF (und damit als eBook) zum Download angeboten werden.

Zeitgleich und kostenlos? Was soll das?

Nun, das Internet ist in seiner Seele auf „kostenlos“ eingestellt. Bezahl-Internet soll immer  wieder Kommen, man tut ja auch alles dafür, aber es tut sich (noch immer) schwer. Man erinnere sich an die Internetfirmen, die zur Jahrtausendwende entstanden und vergingen. In diesem Geist des "kostenlosen Bereitstellens von Informationen und Diensten" ist dieser Schritt des kostenlosen PDF nur allzu konsequent...

Aber zeitgleich dann auch noch ein Buch zu bringen, das bezahlt werden muss? Ist das nicht kontraproduktiv? Wird das die Verkaufszahlen nicht senken?

Wie es scheint will man genau das herausfinden. Es geht wohl darum zu experimentieren und zu entdecken ob Kunden dazu bereit sind, das gebundene Buch, das man sich in die Tasche stecken kann, in dem man blättern und das man mit Eselsohren versehen kann, als Mehrwert zu empfinden.
 
Als Nebeneffekt erzeugt man damit ein konsequentes Zusammenwirken zwischen Internet und konventionellem Buch.
 
Und warum schreiben wir in Form eines Zwischenrufs darüber?
 
Wir sind ein Internetmedium, das ohne finanzielle Interessen arbeitet und - bei allem Anspruch an eine gute inhaltliche Arbeit - keine Gewinninteressen pekuniärer Natur verfolgt. Wir verstehen das Internet als einen großen "Sandkasten" im besten Sinn, profitieren von den vielfältigen Möglichkeiten des Netzes und erleben natürlich auch seine Grenzen. Dies ist der Aspekt des Beschreiten des "Give away" des Internets, der uns interessiert. Das ist ein Prinzip, das zu den Wurzeln des weltweiten Netzes zurückkehrt und ein bißchen anarchisch ist.
 
Gleichzeitig ist es ein Experiment, das spannend ist und einen (vergleichsweise) neuen Weg beschreitet. Ob es nur der Versuch eines neuen Werbegags ist, eine Zeitungsente, ein Rohrkrepierer ... Das wird sich zeigen. Vielleicht bekommen die Beteiligten ja noch kalte Füße.
 
Ich bleibe an dieser spannenden Sache dran und versuche, Autor oder  Verlag herauszufinden, die sich hinter diesem kühnen Plan verbergen. An dieser Geschichte ist einiges dran, dass mein Interesse geweckt hat. Und bei aller Größe der Szene ist der Blätterwald nicht so unübersichtlich, dass die Gerüchteküche nicht doch etwas ausspucken wird.
 
Über Namen und Verlage zu spekulieren macht derzeit noch wenig Sinn, dazu sind die Informationen zu wenig greifbar. Vielleicht melden sich Autor und/oder Verlag mal bei mir, damit wir Interviews führen und Hintergründe beleuchten können. Das ist nämlich eine ganz spannende Sache und förderte bei mir, einige Ideen zu Tage, die im Erfolgsfall dieses Modells hervorragend umzusetzen sind. Das kann die Keimzelle einer Revolution sein, muß es aber nicht.
 
Fazit: Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist noch nicht gesprochen, und die Gerüchteküche brodelt weiter...

 

Kommentare  

#16 Stefan Holzhauer 2008-10-28 11:44
Hast Du Dir den PRS-505 schonmal angesehen?

Ansonsten habe ich die CD-Diskussion ins Forum verschoben. :lol:

www.zauberspiegel-online.de/index.php?option=com_fireboard&Itemid=137&func=view&catid=78&id=841#841

Noch eins, auch wenn ich E-Book-Verfechter bin: Es gibt einen ganz gewichtigen Grund gegen E-Books. Das sind dateien und somit deutlich gefährdeter "zu verschwinden". Festplattencrash, kein Backup, DRM-Server abgeschaltet, das kann mir mit Papier im Regal nicht passieren, wenn mir die Hütte nicht abbrennt, kann ich die mein ganzes Leben lang behalten und lesen. Deswegen möchte ich die E-Books in Sachen Buch ja auch als Zusatz zum Druckwerk, nicht als Alternative.
#17 Johannes Kremser 2008-10-28 21:15
"Andere Frage: Hast du eine Ahnung: Wie ist das eigentlich bei e-books? Können die "vorlesen" oder direkt Braille ausgeben, oder braucht man dazu ein "Add-on"?" Meinst du irgendwelche eBooks? Also auch die selbsteingescannten? Oder die man nur auf diesem Dingsgerät (wie hieß das Teil noch mal?) liest?
Ansonsten: alle Dateien, die auf einem Computer zu lesen sind sind auch für Blinde lesbar.

Allerdings hatte ich schon oft Probleme mit diesem "Ausdruckenundzueinembuchzusammenklammer"-eBook. Da sind die Seiten irgendwi durcheinander und ich lese dann irgendwie kreuz und quer. :)

Also sowas bei diesem Experiment bitte vermeiden - (solte denn jemand dieses Verlages mitlesen)
#18 Thomas Knip 2008-10-29 01:08
Holzi, dein gewichtiger Grund gegen eBooks ist ein gewichtiger Grund für eBooks.

Anfang der 90er hatte ein damals guter Bekannter von mir seine ganzen Schätze in einem extra feuersicher ausgebauten Keller gelagert - der dann bei einem Rohrbruch überflutet ist ... und er wochenlang versucht hat, die Hefte sogar durch Bügeln (!) zu retten. Ist ein gedrucktes Werk futsch, isses futsch.

Bei eBooks habe ich vor dem Kauf ganz klar die Chance zu sehen, wie kundenfreundlich der Verlag/Shop nun ist.
Bei readersplanet gibt es ein Benutzerkonto, in dem ich alle gekauften Werke wieder downloaden kann. Und die eBooks sind nur durch deine Mail-Adresse als PW geschützt. Also lassen sie sich (durch dich) kopieren und sichern.
Bei vph werden alle eBooks ohne Kopierschutz verkauft. Sicherheitskopie ist also jederzeit möglich. Und - selbst schon erlebt - der Verlag erstattet einem kommentarlos Ersatz, wenn die Festplatte abgeraucht ist.
Bei beam können eBooks mehrmals runtergeladen werden, selbst bei geänderter ID des Geräts (ist dann zwar aufwendiger, klappt aber scheint's).
Es geht schon. Also konzentriere ich mich bei meinem Anbieter natürlich auf solch einen Service. :D

Wenn all die Verlage jetzt plötzlich meinen, auf den schnaufenden eBook-Zug aufzuspringen und die Dateien mit DRM totzuschützen :-| , muss ich das als Leser ja nicht mitmachen.

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