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Zwischenbericht - Ein Jahr D9E

0Zwischenbericht
Ein Jahr D9E

Diesmal geht es nicht um eine neue SF-Serie, sondern einen guten alten Bekannten. D9E - Die neunte Expansion ist mittlerweile seit einem guten Jahr am Markt. Mittlerweile sind fünf Bände von vier Autoren erschienen. Die Eindrücke zum ersten und zweiten Band findet ihr im Zauberspiegel.

Es ist nicht einfach, das Rad neu zu erfinden.


Beinahe genau so schwer ist es, eine neue Science-Fiction-Serie zu etablieren, die sich deutlich von allem bisher Bekannten abhebt und trotzdem spannend ist und die durch Perry Rhodan sozialisierten deutschen Fans anspricht. Der Wurdack Verlag erprobt gerade mit "Die neunte Expansion", kurz D9E, diese Kunststück.

1Auf Altmeister Dirk van den Boom und Niklas Peinecke folgte in der "Shared-Universe-Serie" Matthias Falke mit einem Beitrag. "Kristall am fernem Himmel" ist der Titel seines Romans. Er schildert die Abenteuer der Besatzung des Prospektorenraumers Scardanelli. Auf der Suche nach dem ganz großen Fund operiert das Schiff abseits aller bekannten Raumsektoren und stößt auf ein ganz ungewöhnliches Phänomen. Falke ist den SF-Fans bekannt als Autor der Starvoyagerserie im Blitz-Verlag und des Enthymesis-Zyklus, der bei Begedia neu aufgelegt wird. Also ein durchaus renommierter und etablierter Autor.

Das Thema des Romans kommt dem Leser aber merkwürdig bekannt vor. Wie schon bei den beiden Vorgängerbänden steht ein Raumschiff mit seiner relativ kleinen Besatzung im Mittelpunkt des Geschehens. Diesmal ist es kein Kriegsschiff wie bei van den Boom und kein Forschungsraumer wie bei Peinecke, sondern ein Prospektorenschiff. Und wie bei Peinecke werden Schiff und Besatzung mit einem unbekannten Phänomen konfrontiert, das sich dann als außerirdisches Artefakt herausstellt. Aber Falke erzählt die Geschichte in seinem ureigenen Stil. Er bedient sich dabei gerne geometrischer, technischer und naturwissenschaftlicher  Beschreibungen. Ein wenig erinnert die Situation an Bord der "Scardanelli" an den Film Alien. Die Protagonisten kommen vielschichtig rüber. Bis auf den jungen Brückenoffizier Manuel ist eigentlich jeder irgendwie verdächtig.

1Weiter ging es mit "Der Schwarm der Trilobiten", einem Roman von Nadine Boos, die schon einige Preise für ihre Kurzgeschichten eingeheimst hat. Als bislang erste Frau im D9E-Team geht sie die Sache etwas anders an.

Sie erzählt die Geschichte aus einer typisch weiblichen Perspektive. Familie, Heirat und Eltern-Kind-Beziehungen nehmen eine ebenso wichtige Stelle ein, wie der eigentliche Abenteuerplot. Die junge Trixie Darjeeling ist Erbin eines Familienimperiums. Ihre Großmutter, die Clanchefin, hat deshalb eine Ehe mit einem jungen Mann aus einem anderen mächtigen Clan arrangiert. Zwar nehmen Männer in der örtlichen matriachalischen Gesellschaft mehr repräsentative Aufgaben wahr und werden ansonsten mit kostspieligen Hobbys beschäftigt, dennoch will Trixie sich dieser Ehe entziehen. Heimlich rüstet sie ein Raumschiff aus, um zu fliehen. Doch ihre Großmutter ahnt ihre Schachzüge voraus. Und dann gibt es noch einen Aufstand der planetaren Gewerkschaften und ein außerirdisches Raumschiff kreuzt ihren vermeintlichen Fluchtweg. Dazu kommt, dass die herrschenden Clans zwar aufrüsten um den Hondh die Stirn zu bieten, im Grunde aber nur darauf aus sind, dadurch möglichst günstige Kapitulationsbedingungen zu erhalten. Nadine Boos führt in diesem Band gleich zwei verschiedene Zivilisationen ein, die sich Unterwasser entwickelt haben bzw. immer noch dort leben. Während die eine mit den Menschen eine Partnerschaft eingegangen ist, betreibt die andere eigenständige Raumfahrt, was für Wasseratmer besondere Schwierigkeiten aufwirft.

1Schließlich war wieder Altmeister Dirk van den Boom an der Reihe. Mit "Ein Leben für Leeluu" lieferte er wieder einen ausgesprochen spannenden Roman ab. Vordergründig geht es um eine Revolution auf der Raumstation Leeluu. Dort beherrscht eine kleine Elite das Habitat und erstickt mit einem umfassenden Überwachungsapparat jeden Widerstand. Dennoch hat sich eine geheime Organisation gebildet, die ein bevorstehendes Fest, zu dem auch viele Besucher von außerhalb erwartet werden, benutzen will, um einen Umsturz herbeizuführen. Aus bitterer Erfahrung in den vergangenen Jahrzehnten haben die Widerständler gelernt, dass sie ohne Hilfe von außen keine Chance haben. Und deshalb engagieren sie einen solchen Fachmann. Dieser Helfer ist jedoch keineswegs selbstlos, sondern verlangt einen hohen Preis für sein Eingreifen. Van den Boom zeigt wieder einmal seinen abgründigen Humor, wenn er den Geheimdienst z.B. als "Komittee für Angewandte Glückseligkeit" bezeichnet oder ein Raumschiff namens "Schmerzlose Lobotomie" einführt. Im Mittelpunkt des Romanes stehen der Agent Generic, die junge Widerständlerin Outi und Methom Lapismont Lucardus, der Geheimdienstchef von Leeluu . Am Ende gibt es eine überraschende Wendung- soviel sei an dieser Stelle verraten.

D9E erscheint jetzt seit einem Jahr und es liegen jetzt fünf Bände vor. Die Romane wissen durchaus zu gefallen, aber ich vermisse doch so etwas wie einen Roten Faden. Kleine Unstimmigkeiten in der Schilderung der Hondh lassen sich bei einem solchen Projekt mit vielen Autoren wohl nicht vermeiden, stören auch nicht besonders. Aber bei mir stellt sich allmählich eine immer größer werdende Ungeduld ein. Wann geht es denn nun endlich richtig los mit der Expansion? Der nächste Band von Niklas Peinicke jedenfalls knüpft an seinen ersten Roman an und schildert die weiteren Abenteuer von Farne und ihren Begleitern.

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