Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Und ewig werden die Schlachten geschlagen - Der »Landser« und »Weltkrieg«

Zauberwort - Der Leit(d)artikelUnd ewig werden die Schlachten geschlagen
Der »Landser« und »Weltkrieg«

Der 2. Weltkrieg wurde und wird auf allen medialen Ebenen immer wieder neu geschlagen. Nicht nur Hollywood, sondern die Filmindustrie in aller Welt stopfte Leute in Wehrmachts- und SS-Uniformen, um reale und erfundene Kampfhandlungen nachzustellen. Peter van Eyck drehte oft in Jugoslawien und trug dort diverse Uniformen dieser Zeit. Mancher deutscher Schauspieler machte Hollywood-Karriere als Wehrmachtssoldat oder -offizier...

Und dann gab es den »Landser« bei Pabel. In dieser Serie wurde bis 2013 der zweite Weltkrieg Woche für Woche in mehreren Auflagen immer und immer wieder geschlagen. Als die Serie dann (auf öffentlichen Druck) eingestellt wurde, kamen die Romane unter dem Reihentitel »Weltkrieg« wieder. Der neue Verlag ist offiziell in der Schweiz angesiedelt (aber da gibt es andere Spuren, die nach Schleswig-Holstein führen wie das NDR-Medienmagazin »ZAPP« berichtete).

Diese Romane schildern die Erlebnisse einzelner Soldaten oder Einheiten. So wie das auch Hollywood und andere Film-Produzenten rund um die Welt machen. Die Romane früher »Landser« / heute »Weltkrieg« setzen sich dabei gern von den Hintergründen des Weltkrieges ab. Hitlers Angriffskrieg aus einer völlig widerwärtigen Weltanschauung heraus, der Holocaust, die Massenerschießungen hinter der Front, die Erkenntnis, dass die Wehrmacht längst nicht so unschuldig war wie gerne behauptet wurde und noch viele große wie kleine Dinge mehr. Dies ist lange bekannt und eigentlich jedem mit Verstand und keiner nationalsozialistischen  Gesinnung völlig klar. Also kaum noch der Rede wert.

Mich hat ohnehin überrascht, dass erst vor fünf, sechs Jahren dem Simon Wiesenthal Center der »Landser« ins Auge fiel und in der Folge sich VPM, die Bauer-Tochter, von der Serie trennte. Diese Diskussion maß der Heftserie eine Bedeutung zu, die ihr gar nicht zukam. Die Romane standen in einem monatelanen Disput im Rampenlicht und bekamen mehr Aufmerksamkeit als nötig. Daher dauerte es ja nicht lang, bis der »Weltkrieg« da war und es wurden wieder die großen und kleinen Schlachten in Heftromanen geschlagen. Dabei hatte das Simon Wiensenthal Center völlig recht. Der Holocaust wird in den Romanen ja totgeschwiegen. Doch ich fragte mich, ob es nichts wichtigeres gab als diese Romanserie, die immerhin seit mehr als 50 Jahren bei VPM (und den Vorgängern der Bauer-Tochter) lief. Zudem wird auch in so vielen Filmproduktionen der komplette Hintergrund nicht thematisiert, auch in allzuvielen Hollywood-Filmen.

Es war dann ja auch wieder ruhig geworden, um die Erlebnisse deutscher Soldaten, den sogenannten Landsern, die ja nun unter dem Titel »Weltkrieg« firmierten. Routine war eingekehrt. Die Präsenz der Serie in den Verkaufsstellen ist riesig. Insgesamt dürfte früher »Landser« / heute »Weltkrieg« das nach »Perry Rhodan« wohl zweiterfolgreichste Heftromanfranchise sein. Die Romane sind wie der Käfer (vormals KDF-Wagen): Sie laufen und laufen und laufen ...

Doch seit letztem  Samstag eskaliert in Facebook ein Streit, der sich an einer kurzen Besprechung in der geschlossenen Facebook-Gruppe »Heftromanserien« der ehemaligen Zauberspiegel Mitarbeiterin Brigitta Creanna Rogenmoser-Grob, die da meinte 

Diese Hefte nun dahingehend zu kritisieren, dass sie nicht seriös die Geschichte aufarbeiten, ist ungefähr so als ob Pornos dafür kritisiert würden, keine vernünftige Sexualaufklärung zu liefern. In keinen einzigen von mir gelesenen Heften wurden Nazis vergöttert, sondern einzig und allein soldatische Schicksale und Überlebenskämpfe an der Front geschildert.

Die Aussage, dass das Dritte Reich, also die NS-Diktatur, eher ein Tabu-Thema ist, wie in der Einleitung zum Beitrag behauptet wird, wage ich zu bezweifeln. Das Thema ist längst kein Tabu mehr, eher wird ja beklagt, es gäbe ein Übermaß an Aufklärung über diese Zeit. Wie auch immer. Also tabuisiert wird da eher wenig. Es gibt da keine Verbote über diesen Irrsinn der Diktatur zu reden, zu diskutieren oder zu berichten. Wir lernen immer noch dazu, so eben auch zum Beispiel, dass auch die Wehrmacht in die Verbrechen der Nazis verstrickt waren. Die Nachkriegsthese, dass die SS die Verbrechen begangen und die Wehrmacht durch die Bank nur die kämpfende Truppe war ist ja nun auch schon lange hinfällig. Ende der Siebziger - zu meiner Schulzeit - besaß diese noch Gültigkeit, wurde aber schon angezweifelt.

Inzwischen aus dem Text verschwunden ist die These, dass der durchschnittliche »Landser« / »Weltkrieg«-Roman  generell nichts anderes sei als ein Western, weil ja in beiden Fällen offensichtlich Geschichte beschönigt würde. Diese These ist steil und IMHO nicht haltbar, denn es gibt da schon vom Genre her durchaus Unterschiede. Diese mag jeder nun selber für sich finden. Ich werde mich an dieser Stelle mit dieser These nicht auseinandersetzen, obschon eine solche Verhandlung das Interessante gewesen wäre. Auch der Porno-Vergleich der Verfasserin hinkt und eine Auseinandersetzung darüber fand nur zu Beginn und eher oberflächlich statt.

Denn es kam anders. Eine Grundsatzdiskussion begann. Es begann zunächst harmlos, als Torsten Dewi schrieb:

Der Zweite Weltkrieg ist nichts davon. Und der Blickwinkel des mutigen, kleinen Soldaten ist natürlich das perfekte Mittel zur Geschichtsklitterung nach dem Motto: "Jeder einzelne Deutsche war irgendwie gut, brav und mutig, nur die abstrakte Naziherrschaft war irgendwie böse". Ich sage sowas selten, aber: Diese Romangattung sollte es im 21. Jahrhundert nicht mehr geben. Gottseidank stirbt der Großteil der Leserschaft weg.

Sehr schnell brachen alle Dämme. Ich bekam den Eindruck, den ich dann sehr spät auch mal formulierte, dass diese Heftromane das 4. Reich induzieren würden und ergänzend möchte ich hinzufügen das neue »Mein Kampf« sein werden. Dabei halte ich persönlich überhaupt nichts von den Heften.

Diese Hefte liegen legal in den Supermärkten, Kiosken und Bahnhofsbuchhandlungen aus. Sie werden nicht vor die BPjM gebracht und dort indiziert. Sie werden auch nicht beschlagnahmt. Die Hefte sind zweifellos verharmlosend. Sie ignorieren den ideologischen Hintergrund. Den Angriffs- und Vernichtungskrieg Hitlers und die Massenvernichtung der Juden und vieler anderer. Ich selbst habe nur in all den Jahren meines Heftromankonsums eine Handvoll dieser Romane gelesen. Von Kleinstkinderbeinen an hat zunächst mein Vater und nach dessen Tod meine Mutter über seine Erlebnisse im Weltkrieg erzählt und mein Vater meinte, diese Romane würden die Rolle der Wehrmacht und erst recht die der Waffen-SS beschönigen und das hätte nichts aber auch gar nichts mit seinen Erlebnissen zu tun. Ich kann mich mühevoll an einen (damals noch) Landser erinnern, der im Wüstenkrieg spielte und die Schlacht um Tobruk schilderte. Gut und spannend geschrieben, aber das Geschehen war völlig abgetrennt vom Anlass, eben Hitlers Angriffskrieg. Danach war ich ein und für alle Mal raus. Aber das mögen andere Konsumenten anders sehen. Sie mögen diese Romane lesen wie sie (und auch ich) Kriegsfilme sehen. Mir war es zu Hause auch nicht verboten die Romane zu lesen (was wahrscheinlich - wie ich mich kenne - auch dazu geführt hätte, den »Landser« zu lesen und zu sammeln). Ich habe die Romane einfach nicht getan. Ich war Zivi und nicht weil mir die Bundeswehr zu schlapp war, sondern aus blanker Überzeugung. Eine der Ursachen meiner Verweigerung waren die Erlebnisse meines Vaters. Er ist in den Krieg gezogen, weil er dem englischen ›Schnack‹ folgte: »Right or wrong. It's my Country«. Das hielt er hinterher für falsch. Was er erlebt hat, ist aber Ursache für diese Haltung gewesen und meinen Entschluss, den Kriegsdienst zu verweigern.

Dennoch muss man letztlich damit leben, dass es Leute gibt, die diese Romane lesen, die damit leben können, dass der Landsernachfolger Weltkrieg mutmaßlich in den Händen von Neo-Nazi-Verlegern ist (vgl. den Link oben). Einige der Leute, die in der Gruppe Landser/Weltkrieg lasen oder lesen sind ist im realen Leben weißgott nicht einmal konservativ, andere wissen gar um die Hintergründe und alle lesen sie trotzdem, so wie ich mir diesen oder jenen Film mit Thema 2. Weltkrieg reinziehe (Die Brücke von Arnheim [wegen der Starbesetzung], Die Brücke von Remagen und noch ein paar andere.

Es sind letztlich völlig legale Druckerzeugnisse. Sie sind nicht indiziert oder beschlagnahmt. Sie sind da. Es gibt da nicht umsonst mehrere Auflagen und längst nicht alle Konsumenten sind Neonazis oder Rechte oder Ultrakonservative oder Populisten (welchen Begriff man immer auch bevorzugt).

Dazu gab es in diesem Disput ein paar völlige Meinungsextremisten, die gebetsmühlenartig wiederholten was alle schon wussten, eben das die NS-Diktatur verharmlost, der Holocaust verschwiegen wird und all das bereits bekannte und (von den allermeisten) auch gewusste. Da gab es einen besonders hartnäckigen User, der gebetsmühlenartig Haare spaltete und nur seine Behauptungen als Argumente ausgab und nicht einmal ansatzweise den Versuch machte zuzuhören (bzw. zu lesen) was andere schrieben, er habe recht. Torsten Dewi war durchaus moderater, aber auch nur auf seinen Standpunkt fixiert, eben dass diese Romane obsolet wären und (bitte Liste der bekannten - und nicht falschen - Anwürfe gegen die Romane einfügen). Dewi ging es ums erklären, dem Meinungsextremisten darum zu belehren. Überzeugen wollte keiner mehr. Die Konsumenten der Romane wurde in die Ecke gedrängt.

Dabei wäre das ein weiterer interessanter Punkt der Diskussion gewesen, herauszufinden warum diese Romane der »Landser«- bzw. »Weltkrieg«-Reihe gelesen werden. Was ist das faszinierende an diesen Texten, dass man diese liest? Das hätte auch mich interessiert. Aber dazu konnte es nicht kommen. Die Konsumenten waren in die Ecke gedrängt und die moralisch überlegen Kritiker der Serien befanden so sehr im Recht zu sein (gleich ob moderat vorgetragen oder mit Vehemenz eingehämmert), dass man dieser Frage gar nicht erst nachgehen müsse. Eine Diskussion konnte so gar nicht entstehen, weil die in die Ecke gedrängten Leser und vielleicht Sammler keine Chance bekamen sich zu äußern (nicht sich zu rechtfertigen). Sie standen am Pranger und hatten lediglich die Chnace Abbitte zu leisten. So nach dem Motto: Wir waren zu dumm, die Wahrheit zu erkennen ...

Mir kam zwischendrin mal Monty Python in den Sinn, nur das diese Veranstaltung nicht so lustig war. Aber immer wieder hämmerte es in mir.

'I didn't expect a kind of Spanisch Inquisition.'
'Nobody expects the Spanish Inquisition!'

Und so war es dann über weite Strecken auch. Ein Austausch wurde durch moralische Überlegenheit verhindert. Der Umgangston war teilweise rüde und insbesondere der Meinungsterrorist spaltete dann mittendrin auch noch das Haar, dass Franco ja eigentlich Frankisismus und nicht Faschismus war. Der Unterschied besteht im Übrigen darin, dass Franco seine Diktatur nicht ideologisch untermauerte, sondern den Personenkult in den Mittelpunkt stellte. Dass er ansonsten seinen Brüdern im Geiste (Mussolini und Hitler) sehr nahe war ist dann komplett uninteressant und das sowohl auch der Führer und der Duce den Kult um die eigene Person frönten, berührte ihn so gar nicht. Aber das passte auch so überhaupt nicht zur Diskussion an sich. Aber diese seltsamen Blüten waren dann Treppenwitze am Rande. Immerhin befand er, würde er jetzt langsam schreiben, weil ich ihn nicht verstünde. Der war wie ein Geisterfahrer, der sich aufregt, dass ihm Hunderte entgegenkommen.

Die Konsumenten (oder besser Leser) dieser Romane hatten so gut wie keine Möglichkeit sich zu äußern, ohne unter Rechtfertigungsdruck zu geraten. Sicher, kann man gerade im Fall der Landser/Weltkriegs-Romane auch die politischen Aspekte diskutieren, aber ich denke, es ist nicht anzunehmen, dass jeder, der diese Romane liest zu unwissend, dumm oder uninteressiert ist, dass er darum nicht weiß. Und wohl die wenigsten Leser sind alte und neue Nazis.

Es wurde auch überhaupt nicht zwischen Leser und Serie getrennt. Das kam mir vor wie in der Zeitung mit den vier Buchstaben und den großen Überschriften, wenn ein Amoklauf passiert ist und garantiert wie ein Reflex der Hinweis auf Horrorfilme und Videospiele erscheint. Aber in diesem Fall wird massiv widersprochen. Aber was für den Gamer und Horrorfilmzuschauer gilt, ist für den Leser der Landser/Weltkrieg-REihe nicht oppurtun.

Das war kein gutes Erlebnis und der ganze Ablauf hätte besser laufen können und zeigt, dass (gefühlte) moralische Überlegenheit keine Basis für eine fruchtbare Diskussion ist. Mal schauen wie es hier läuft. Gibt es hier Landser/Weltkrieg-Leser? Warum und weshalb liest man diese Romane?

Ich bin gespannt ...

 

Kommentare  

#16 Laurin 2018-05-07 21:58
Hier mal ein kleines Zitat zur Romanreihe WELTKRIEG aus dem Tagesspiegel. Das stammt zwar noch vom 20. Mai 2014, aber lässt tief blicken.

"Die „Weltkrieg“-Reihen erscheinen laut Impressum im Verlag Mediavari mit Sitz in Sarnen/Schweiz. Dort gibt es keinen Verlag derartigen Namens. Recherchen des NDR-Medienmagazins „Zapp“ haben ergeben, dass sich allem Anschein nach hinter einer verwinkelten Strohmänner-Camouflage der Verlag Lesen & Schenken des norddeutschen Rechtsextremisten Dietmar Munier versteckt. Dann wäre „Weltkrieg“ faktisch da, wo der „Landser“ ideell schon immer war."

Dietmar Munier versorgt die Rechte Szene so ziemlich mit jedem braunen Mist von Büchern über Kalender bis zu rechten Devotionalien aller Art und ist dabei führend in Sachen rechtsextremer und geschichtsrevisionistischer Literatur. Da muss man also nicht mehr viel zu sagen ... oder?

Hier auch mal der Link zum gesamten Artikel des Tagesspiegel:
www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=3&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwig8oSCsPTaAhWEJlAKHQj3CJgQFggzMAI&url=https%3A%2F%2Fwww.tagesspiegel.de%2Fmedien%2Frelaunch-fuer-landser-landser-heisst-jetzt-weltkrieg%2F9916296.html&usg=AOvVaw3kHncSZF80k5yjs1jmg2Cg
#17 Larandil 2018-05-08 05:33
Ah. Wo der Landser also früher für schnöden Mammon in die Schlacht um Lesers Kleingeld zog, tut er es jetzt im Dienst der SACHE.
Hat ja wunderbar geklappt ...
#18 Harantor 2018-05-08 08:46
Den Link findet man auch schon im Artikel. Das sehr empfehlenswerte NDR-Medienmagazin ZAPP (Mittwochs 23:20 Uhr) hat die Recherche damals geleistet ...
#19 matthias 2018-05-08 09:26
Gibt es hier eigentlich User, welche einige Hefte gelesen haben?
Oder wird hier ohne Hintergrundwissen argumentiert?
Das wäre so, als wenn ich mich im BASTEI-Forum über John Sinclair auslasse ...
#20 Larandil 2018-05-08 11:22
zitiere matthias:
Gibt es hier eigentlich User, welche einige Hefte gelesen haben?
Oder wird hier ohne Hintergrundwissen argumentiert?
Das wäre so, als wenn ich mich im BASTEI-Forum über John Sinclair auslasse ...


Meine Landser-Erfahrungen hatte ich ja geschildert.
Beim "Weltkrieg" habe ich mal kurz hineingelesen. Bei der Waffengattung Luftwaffe länger, weil Flugzeuge mich immer noch faszinieren; bei orange und grün ein paar Stichproben. Marinegeschichten sind nicht meine Baustelle, und die roten, braunen und gelben Ausgaben sind es auch nicht.
Dafür brachten sie einen Krieg und einen Kriegsschauplatz ins Spiel, die meines Wissens in der "Landser"-Periode gar keine Rolle spielten: Freikorpskämpfe in Ostpreußen, Schlesien und im Baltikum. Gleich im allerersten Band ging's zu wie bei Tolkien in Helms Klamm. Männer, die im Weltkrieg für den Kaiser gekämpft hatten, und andere Männer, die für den Zaren fochten, stellten beim Heimkommen fest, dass sie kein Zuhause mehr hatten, weil Horden von Untermenschen, angestachelt von bolschewistischen Agitatoren, die Gutshöfe geplündert und niedergebrannt hatten, nicht ohne vorher die Männer zu foltern, ob die nicht noch irgendetwas Wertvolles versteckt hatten, und nicht ohne alle Frauen vom kleinen Mädchen bis zur alten Großmutter zu Tode zu vergewaltigen. Wer so alles verloren hatte, nahm natürlich auch keine Gefangenen. Ganz weltfremd kam dann ein Militärjurist aus der Etappe daher, der einem kriegsgefangenen Kommissar (der sich vom Herrn über Leben und Tod in ein erbärmlich flennendes Würstchen verwandelt hatte, als es für ihn selbst ans Sterben gehen sollte) einen fairen Prozeß machen wollte ... den hat man ausgelacht und den Gefangenen am nächsten Baum aufgeknüpft, "wie sich das gehört".
Das Ganze erschien unter dem Titel "Roter Sturm im Baltikum", und als Autor wurde Herbert Volck genannt - der bei den Freikorps kämpfte, Bücher darüber schrieb, 1942 bei den Nationalsozialisten in Ungnade fiel und 1944 im KZ Buchenwald starb.
DAS war mal harter Stoff und meiner Ansicht nach das Indizieren wert. Jedenfalls nach deutschen Maßstäben.
Ich hatte ja gehofft, dass in dieser inzwischen wieder eingestellten Reihe auch Ernst von Salomon zu Wort käme - aber dazu kam es nicht.
#21 Harantor 2018-05-08 11:55
@matthias:
Für diese Erfahrungen habe ich mich auch interessiert. Leider konnte kaum einer Erfahrungen loswerden, weil jeder soforta uf persönlicher Ebene angegangen wurde. Das war nicht gut, aber vielleicht äußert sich außer Harald dann noh jemand.
#22 Rüdiger 2018-05-09 16:24
Ich habe mich zugegebenermaßen gefreut, als der "Landser" als "Weltkrieg" wiederauferstand ...

Und so etwas wie "Ätsch ..." empfunden ...

Weil mir all der zeitgenösische "politisch korrekte" Firlefanz entschieden auf den Keks geht.

Ich habe im Lauf der Jahre ein paar der Hefte gelesen, nicht viele.

Kriegsverherrlichung oder NS-Glorifizierung: absolut Fehlanzeige ...
#23 Heizer 2018-05-09 19:26
Furchtbares Thema. Furchtbares Gesabbele.
Rüdiger hat völlig recht.
Ich will das Thema hier nicht vertiefen, nur kurz ein paar Gedanken einstreuen.
Der Landser ( dessen redaktionelle Wurzeln spielen für den Rezipienten damals keine Rolle ) war eine Möglichkeit, für die damaligen noch lebenden Kriegsteilnehmer an einer Community teilzunehmen. Obwohl bis ins höchste Richteramt noch Typen das Sagen hatten, denen ich in der Kneipe den Aschenbecher ins Maul rammen würde, weil ich mir die Finger nicht schmutzig machen will, gab es einen Maulkorb für ehemalige Landser. Die holten sich unter Tarnrezept noch bis in die 70er beim Hausarzt ihr Pervertin (Speed) und machten nachts ins Bett,
Schon mal jemandem aufgefallen, dass bis in die 70er hinein in den Groschenromanen auch regelmäßig Anzeigen bezüglich Bettnässen geschaltet wurden?
Ich fang nicht mit Bombenterror etc. an. Aber viele Landser steckten einfach in der Scheisse......so unreflektiert wie ich heute, der auch nicht jeden Morgen aufwacht und sich sagt: „Obwohl die Mehrheit keine Merkel wollte, ist sie wieder Kanzlerin“......und das sind gottlob luxuriöse Probleme. Als Kind habe auch ich Modellbausätze in Grund und Boden montiert. Meine Favoriten waren die Matchbox Bausätze.......die waren 2 oder 3 farbig.......Ju 87 Stuka....Spitfire.... ich habe keine Unterschiede gemacht......die Modellesahen am Ende unrealistisch aus aber ichhatte meinen Spaß als Knirps.
Ich hatte keine Ahnung wo die „Paratropen“ lagen, aber die Fallschirme bei den Figürchen fand ich geil.

Der ganze Dreck liegt so lange hinter uns.... ich mache mir keine Gedanken über Stalingrad. Ebensowenig über die Völkerschlacht von Leibzig oder dieBelagerung von Magdeburg.
Ich kann nichts dafür....meine Eltern auch nicht.
HC ist natürlich ein anderes Thema.
Wie wäre es mal mit aktuellen Landserheften.......
„Mein Sommer in Somalia“
„Wir treffen uns am Hindukusch „
„Ferien in Palästina „
Und überhaupt: Dass in Syrien Leute elendlich durch Gase Verrecken ! Nehmen wir hin.......aber wenn dann mal ein paar Gasfabriken und Depots zerlegt werden....NEIN!! Aufschrei allerorten.
Fazit: Wir leben in einer Welt voller Scheisse...... und ihr labert Euch über den Landser die Fressleiste weg. Sorry........aber so scheints.
#24 Laurin 2018-05-09 22:10
Zitat Heizer:
„Mein Sommer in Somalia“
„Wir treffen uns am Hindukusch „
„Ferien in Palästina „
Und überhaupt: Dass in Syrien Leute elendlich durch Gase Verrecken !

Da gebe ich dir recht, Heizer, in der Welt gibt es genug Mist. Aber der Zauberspiegel ist kein politisches Nachrichtenportal sondern behandelt z.B. Spannungsliteratur und andere Medien dieses Bereiches und da fallen nun mal Heftromane darunter.

Und wer sich für das Thema interessiert, für den gibt es sehr gute Sachliteratur, in der die Wehrmacht auch im richtigen Licht betrachtet behandelt wird. Da braucht es auf dem Heftromansektor keine verfälschte Glorifizierung, indem man etwas aus dem Zusammenhang eines Terrorsystems heraus reißt (das ist auch etwas, was Rüdiger nicht kapieren will).

Selbst mein Vater, der im Krieg und in Gefangenschaft gewesen ist, hatte für die Hefte (Landser) nichts übrig, die sich mein Bruder damals reinzog. Und der Mann wusste, wovon er redete, was ich hier bei manchen allerdings vermisse.
#25 Heizer 2018-05-09 22:26
Entschuldigung......natürlich geht es hier im Magazin um die Sache. Ich wollte keinem auf die Füße treten. Und irgendwie mache ich mich mehr oder weniger oft gerne zum Advokat des Satans.
Ich hätte einen ganzen Artikel schreiben können, statt eines Posts. Ganz im Sinne von Hegels „Dialektik“.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.