Horst von Allwörden - ein Nachruf
Horst von Allwörden - ein Nachruf
Horst lernte ich, wie sollte es auch anders sein, über das damalige Horror-Fandom in den 80ern kennen. Aus der Ferne hatte ich seine kleinen Dispute mit Dieter Hoven verfolgt und ihn insgeheim für seine klare (meist unabänderliche) Meinung geschätzt. Als das Horror-Fandom dann in den 90ern darnieder siechte, war das für Horst noch lange kein Grund seine Aktivitäten einzuschränken, im Gegenteil, mit seinem kleinen aber emsigen Team aus Volker Sorge, Petra Köpcke und noch einigen anderen willigen Mitstreitern baute er das Konzept seines Fanzines Zauberspiegel immer weiter aus, startete noch zwei Schwestermagazine und füllte die Mags mit allerlei Kolumnen, Illus und Stories.
Die unbändige Schreiblust, die er bei seinem Fantasy-Epos Manonreiter an den Tag legte und seine
unzähligen Rezis nötigten mir gehörig Respekt ab und die Berichte über seine Auftritte bei den damals noch spärlich stattfindenden Cons ließen mich mehr als einmal schmunzeln. Er schien immer und überall präsent zu sein und seine Meinung lautstark und eisern zu vertreten.
Irgendwann zu dieser Zeit heuerte er mich als Zeichner für das Zaubertrio an, und mit zunehmender
Zeit fasste ich sogar Zutrauen in meine Schreibe und so verfasste ich dann erste humoristische Stories über einen Fantasy-Eulenspiegel namens Tillus von Trällo, die Horst ohne großes Zögern auch mit auf die Zauberseiten quetschte. Wahrscheinlich waren dies meine ersten wirklichen Gehversuche mich etwas literarisch zu betätigen, und wahrscheinlich hätte ich nie mehr Stories oder Roman`chen geschrieben, wenn ich nicht diese erste Plattform für mich gehabt hätte.
Als irgendwann in den späten 90ern die Zaubermagazine eingestellt wurden, hatte ich ein Zeitlang keinen Kontakt mehr mit Horst, aber der redefreudige Hüne aus dem Norden hatte immer etwas am Laufen, war unbeirrbar und voller neuer Konzeptideen, und als er seinen Weg bei Follow gefunden hatte, rekrutierte er mich auch als Mitarbeiter bei seinen Clan-Ideen, bei denen ich ihm auch ziemlich fleißig zuarbeitete. Damals lernte ich ihn auch das erste und einzige Mal persönlich kennen, als das Team der „Schläfer“ sich in Kassel in der Wohnung von Rolf Michaels Ex-Frau traf – hier stieß ich auf Volker Sorge, Petra Köpke, Mechthild Weichel und Lutz Bolte. Geplant war während dieses Wochenendes die Weichen für die Story-Konstrukte zu stellen. Ein paar Story-Ideen wurden an diesem Wochenende hin-und hergeworfen, aber im Großen und Ganzen wurde über Filme, Comics und Gott und die Welt geredet, gut getrunken und gegessen. Horst, Volker, Petra und Lutz kannten sich schon ewig und so flogen die Anekdoten über erinnerungswürdige Gegebenheiten bei Cons nur so durch die Luft. Ich hörte andächtig zu und ließ ab und an einen Lacher vom Stapel. Alles in Allem war es ein wunderbar entspanntes Wochenende an dem ich den norddeutschen Riesen etwas kennenlernen konnte. In Erinnerung wird mir seine unvergleichliche Lache und die relaxte Atmosphäre dieses Wochenendes bleiben. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass Horst als streitbar verschrien war, hatte ich doch nie, weder bei Storys oder Artikeln je irgendwelche Diskussionen mit ihm führen müssen, aber seine Spielwiese für unerbittliche Diskussionen befanden sich wohl immer anderswo.
Ein paar Jahre später, als sich der Clan quasi erledigt hatte (Horst war eine Zeit lang abgetaucht und ich wurde von einem anderen Follow-Clan rekrutiert), kam ich via Facebook wieder mit Horst in Kontakt und er rekrutierte mich für den Zauberspiegel-online, wo ich in Folge eine Artikelserie über Frank Frazetta, ein Joe-Lansdale-Interview, ein paar weitere Tillus-Stories und einen unvollendeten Roman platzierte, die wahrscheinlich das Wohlwollen des inzwischen ergrauten Riesen hatten, nie kam etwas wie – zu kurz, zu lang, zu abgefahren – und so waren wir wohl beide zufrieden.
Wahrscheinlich mochte er meinen Kram – beide verehrten wir Sprague de Camp, einen heutzutage eher unbekannten Schreiberling, der in seinen Krishna-Romanen und in seinen historischen Büchern einen verschmitzten Humor präsentierte – in Sachen Humor waren Horst und ich uns immer einig. Im Nachhinein betrachtet, war wohl Horst größtes Talent Leute zusammenzuführen, Teams zu installieren und als Spiritus Rektor die Fäden im Hintergrund zu spinnen. Natürlich konnte er auch knackige Artikel schreiben, in denen sein Hang seine fest zementierte Meinung zu präsentieren, zu Tage trat.
Alles in allem hat mich die Nachricht seines Dahinscheidens ziemlich geschockt. Auch wenn ich in den letzten Jahren keinen Kontakt mehr mit ihm hatte, fühlte sich die Nachricht an, wie ein Schlag in die Magengrube. Das Fandom und alle die ihn kannten, werden den redefreudigen Hünen mit dem Vollbart vermissen, da bin ich mir sicher. Ein echtes Original ist von uns gegangen, und das viel zu früh.
Goodbye Horst, quatsche Petrus und Konsorten die heiligen Ohren ab.