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Der Meister des Unsinnigen wird 1000 - Professor Zamorra feiert Jubiläum

Zauberwort - Der Leit(d)artikelDer Meister des Unsinnigen wird 1000
Professor Zamorra feiert Jubiläum

Der Hofnarr der »John Sinclair«-Serie ist 1000. Heute ist der Tag, da der Roman mit eben dieser runden (fast schon) magischen Nummer offiziell in den Verkaufsstellen auftaucht. »Luzifers Plan« heißt der tausendste Band der Serie »Professor Zamorra«.

Eine Serie, die solange auf dem schmalen Grat zur Einstellung wandelt läuft und läuft. Das ist ein Grund zum Feiern.

 

Das eahmenexposéDenn wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet der Fehlstart aus dem Jahr 1974 überhaupt soweit kommt …

In Fachkreisen gilt »Professor Zamorra« nämlich als der Versuch einer Antwort Basteis auf den seinerzeit ausgesprochen erfolgreichen »Dämonenkiller« aus dem Hause Pabel. Doch aus Jason Darks sehr knappen Konzept (veröffentlicht auf gruselromane.de) und ohne Exposés musste dieses Unterfangen scheitern.

Helmut ›Jason Darks‹ Rellergerds Ideenpapier war so nicht geeignet, um dem Pabel’schen Vorbild auch nur ansatzweise Konkurrenz zu machen. So kam es wie es kommen musste. ›Zamorra‹ war wie der »Gespenster-Krimi«. Aneinandergereiht wurde das ›Monster der Woche‹ (bzw. zweiwöchentliche) vernichtet. Der einzge Unterschied war, dass der Held immer den gleichen Namen trug. Dazu zeichnete von einem bestimmten Zeitpunkt nur noch ›Robert Lamont‹ für die Romane um den geisterjagenden Parapsychologen, der – wie W. K. Giesa einmal sagte – »niemals aufs Klo muss immer genug Kleingeld in Tasche hat«, verantwortlich. Susanne Wiemer war die Autorin, die die Ausnahme von der Regel war und der Geschichte um den Professor Form zu geben versuchte. Dazu kamen die Recken, die auch den »Gespenster-Krimi« verantwortlich zeichneten.

Das eahmenexposéDass heißt aber nicht, die Romane wären alle schlecht gewesen. Nein, es waren durchaus sehr interessante und spannende Texte dabei. Aber: Will man mit ›Zamorra‹ auf den ›DK‹ antworten fehlen ganz entscheidende Elemente: Die sich aufbauende und per Exposé gesteuerte Geschichte, die Hintergründe der Serie, die Figurenkonstellation. Das war aber nicht Basteis Stil. Dort pflegte man den Einzelroman.

Doch dann drängte ein junger Nachwuchsautor ins Geschäft und sein Agent Jürgen Grasmück (vielen besser bekannt als Dan Shocker, der ›Vater des Horrorheftromans‹) vermittelte den angehenden Schriftsteller (der am liebsten SF im Allgemeinen und »Perry Rhodan« im Besonderen verfasst hätte) zu einem Freund Helmut Rellergerd (›Vitamin B‹ schadet immer nur dem, der es nicht hat), der den ›Meister des Übersinnlichen‹ (den W. K.. dann höchstselbst zum »Meister des Unsinnigen« verballhornte) redaktionell zu verantworten hatte.

Und W. K. Giesa ergriff die Chance. Mit jedem Roman machte er sich die Serie mehr zu Eigen und brachte Inhalte wie SF- und Fantasy ein (wie es Jürgen Grasmück als Dan Shocker in »Macabros« und mit reinen SF-Elementen in »Larry Brent« gemacht hatte). Zudem schaffte er das Monster der Woche ab (es gab immer wieder diesen oder jenen Gegenspieler, der eine Konfrontation mit dem ›Meister des Übersinnlichen‹ überlebte, um diesen erneut entgegenzutreten und eventuell wieder davon zu kommen. Es zeigten sich auch erste Konturen der Hölle. Im Grunde wurde der ›Zamorra‹ jetzt das was er sein sollte: Eine Antwort auf den »Dämonenkiller«. Allerdings war der (vor seiner Jugendschutz bedingten Einstellung) Dämonenkiller deutlich erfolgreicher. Zudem war der ›Zamorra‹ nie so straff geführt und auch das merkte man.

Das eahmenexposéDennoch: »Professor Zamorra« begann unter Giesa Konturen zu bekommen. Das wurde noch extremer, als sich hauptsächlich Giesa, Rolf Michael und Manfred Weinland unter dem Pseudonym Robert Lamont tummelten. Rolf legte eifrig ›Kuckuckseier in Giesas Nest‹. Dabei hinterließ er Spuren, obwohl er erst mit 184 zum ›Zamorra‹ stieß und ihn mit Bd. 361 wieder verließ. Aber auf sein Wirken greifen die Autoren noch in jüngerer Vergangenheit zurück und initiierten aus dem legendären Gespräch hinter der Flammenwand den Handlungsbogen um Luzifer, der rund den Band 1000 wohl seinen Abschluss finden wird. Andere Einfälle und Ideen von Rolf gerieten leider in Vergessenheit …

Doch hier darf man die Rolle des Redakteurs nicht unterschätzen. Helmut ›Jason Dark‹ Rellergerd verhinderte die Umstrukturierung der Serie nicht. ER ließ es zu. Und nicht nur, weil er mit »Geisterjäger John Sinclair« ausgelastet war. Es wäre beim Angebot von Autoren (etablierten wie nachrückenden) ein Leichtes gewesen Giesa (oder ab 200 Giesa und Michael) zu ersetzen und wieder auf konventionelleren Spuren wandeln zu lassen. Das wäre gar kein Problem gewesen. Das sollte man bedenken wenn man Rellergerds Rolle auf die des Verfassers des Ideenpapiers, eines Romans und des nur korrigierenden Lektors zu reduzieren versucht. Helmut Rellergerd machte als Verantwortlicher den Weg frei und legte den Pfad, den künftige Lektoren folgten.

Über lange Jahre hielt W. K. Giesa nach Band 361 die Serie nun allein (mehr oder minder) auf Kurs. Nicht immer komplett überzeugend und auch nicht immer konsequent. Er spielte mit den Themen, manchmal führte er seine Ideen auch nicht zu Ende und schwieg sie ohne Abschluss zu Tode. Seine Standardantwort auf Nachfragen war, dass das Thema nicht mehr in den Zamorra passe. Wenn er wirklich konsequent und konsistent die Serie entwickelt hätte, würde jedes Thema (das er fallen ließ) passen.

Dennoch konnte sich der Professor mit Schloss an der Loire am Markt halten. Dabei zeigten sich in der Qualität durchaus heftige Ausschläge. Betrachtet der Altleser (vielleicht sogar aus nostalgischen Gründen die Bände von etwa 180 bis 300 als das ›Goldene Zeitalter‹ der Serie, so wäre die Zeit in der Giesa und Claudia Kern die Serie prägten das ›Silberne Zeitalter‹). Dennoch selbst in seinen schwächsten Momenten, so sagen Stammleser, war der Zamorra seinem kommerziell erfolgreicheren Vetter (»John Sinclair«) inhaltlich immer überlegen. Dort wurde erfolgreich mit Inhalten und Formen gespielt.

Betrachtet man die Hierarchie bei Bastei war der »Geisterjäger John Sinclair« die Nummer 1, der Boss, Il Supremo, der große Kürbis oder der King of Horror. Der Zamorra war da eher zeitweie gar nur die Nummer 3 hinter Friedrich ›A. F. Morlands‹ Tenkrats »Tony Ballard«. Es wird manchmal gemunkelt, dass der Wechsel von Tenkrat zu »Bravo Herzklopfen« und die damit verbundene Einstellung »Tony Ballards« Zamorra einmal mehr gerettet hat. Die Einstellung schebte immer über der Serie. Sie lief zu Anfang nicht so erfolgreich wie sie sollte, sie lief, trotz einer jubelnden kleinen, aber feinen Fanschar, immer am Rande des Gangs ins Nirwana der Heftserien. Aber irgendwie kam er immer wieder raus. Peter Thannisch (Ex-Redakteur) berichtete wie er 1994 den Zamorra einmal mehr gerettet habe.

Das eahmenexposéDer Professor ist ja zäh. Er hat viele Stürme überstanden. Ich gestehe offen, den Zamorra mit 357 »Wenn Sparks Dämonen jagt« zu en Akten gelegt zu haben. Mir fehlte Rolf Michaels Einfluss. Seine Ideen waren für mich eine echte Bereicherung. Aber der Zamorra hat auch meinen Ausstieg als Leser und auch weitere Verluste überstanden.

Aber genau diese Außenseiterrolle ist das was den Zamorra für viele seiner Leser interessant macht. Das Zugpferd muss es bringen, aber das ist ein Oberinspektor von Scotland Yard. Zamorra kann sich in dessen Schatten tummeln und immer wieder Dinge probieren.

Daher zum Abschluss einmal einen herzlichen Glückwunsch an die Macher der letzten 39 Jahre. Lasst uns gemeinsam am Wochenende in Wetzlar das Jubiläm in kleiner Runde begehen. Ich hoffe, es erscheinen nicht nur massenhaft Leute, sondern auch einige der Altleser aus den Achtzigern.

Ich bin gespannt …

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