Und läuft ... und läuft ... und läuft - Die Endlosserie, ein Auslaufmodell?
Und läuft ... und läuft ... und läuft
Die Endlosserie, ein Auslaufmodell?
Denn eines haben auch die Doktores Frank und Norden und auch der vom Berg mit FBI-Agenten, Western- bzw. Weltraumhelden und Geisterjägern gemein: Die jüngsten von ihnen stammen aus den späten siebziger Jahren. Danach hat es keine Serie mehr in den Endlosmodus geschafft und man kann echt froh sein, wenn die aus den Achtzigern und Neunzigern es auf eine dreistellige Anzahl Bände brachten.
Liest man sich zur Auffrischung noch einmal die Artikel »Altbackenes für die »Babyboomer« - Hoffnungsträger Generation ›50+‹« und »Frisches für die Baby-Boomer - Unterhaltung [nicht nur] für die Generation ›50+‹« durch, so stellt man fest, dass ich da für die Serie als Nachfolgemodell für den Heftroman plädiere, aber nur bedingt für die Endlosserie. Denn wie sich zeigt, stammen da die letzten dieses Typs aus den Siebzigern.
Die sind wie der Käfer. Sie stammen aus einer anderen Zeit, aber sie laufen weit über ihren Zenit hinaus. Sie (der Käfer wie die Serien) zehren dabei auch vom Ruhm vergangener Tage. Dabei stammt die Kernleserschaft wahrscheinlich aus den Heerscharen der Babyboomer. Wir sind soviele, dass noch genügend Konsumenten übrig bleiben. Doch - wie gesagt - seit mehr als dreißig Jahren ist keine weitere Serie sooo erfolgreich, dass es Richtung 2000 oder mehr geht.
Aber ein Zukunftsmodell ist die Endlosserie eher nicht mehr (man nehme die ›Daily Soap‹ aus, denn das ist ganz spezieller Typ Serie). Wer Serien für eine Auswertung in Printform (gleich ob auf Papier und in elektronischer Form, sprich eBook) konzipiert, sollte einen Blick aufs Fernsehen werfen. Von Ausnahmen abgesehen schaffen die Fernsehserien im Schnitt fünf Jahre. Und das eher mit einer Auslastung von 20 - 24 neuen Folgen (nach US-Muster). Die Briten sind da flexibler.
»True Detektive« und »American Horror Story« weisen da auch neue Wege. Eine komplette Staffel, eine Geschichte. Nächste Staffel: Neue Geschichte. Oder »Babylon 5«, einer Serie, bei der die Story von vornherein auf fünf Staffeln angelegt war. Der ausstrahlende TV-Sender störte die Dramaturgie dabei deutlich, weil sie unentschlossen waren, ob eine fünfte Staffel genehmigt werden könnte. So hing die letzte Staffel dann ein wenig in der Luft.
Überhaupt weist das Fernsehen interessante Wege, um Geschichten zu erzählen, die man auch im Druck adaptieren könnte. In »Frisches für die Baby-Boomer - Unterhaltung [nicht nur] für die Generation ›50+‹« habe ich schon mal anhand des Liebes-, Schicksals und Arztszenarios aufgezeigt, dass man mehrere Serien auch vor einem gemeinsamen Hintergrund aufziehen könnte, die limitiert sein können (oder vielleicht gar eher sein sollen). Man nehme 12, 25 oder 50 Bände.
Das funktioniert auch vor dem Hintergrund der SF. Man nehme mehrere Sternenreiche (dabei darf auch ein ›Imperium‹ sein, denn seit »Perry Rhodan«, »Star Wars« und natürlich der klassischen Space Opera goutiert der Leser und Zuschauer das) und würze dieses Basisszenario mit mehreren Zutaten. Man nimmt fürs erste ein Regiment Space-Ledernacken und erzählt deren Geschichte, bis es aufgerieben wird (wer sagt, es muss immer ein Happy End sein?) oder als strahlend siegreiche Einheit heimkehrt. Im Anschluss erzählt man frei nach »So weit die Füße tragen« die Flucht eines Gefangenen zurück ins Heimatsystem (das kann man mit oder ohne Happy End des Regiments machen). Dann erzählt man in einer weiteren Serie vor diesem Hintergrund die Geschichte eines Schmugglers in den Randzonen der Sternenreiche, der desillusioniert dann eine Bar auf einem besetzten Planeten übernimmt ... und final dann einem Widerstandskämpfer wider das finstere Imperium zur Flucht verhilft (Wer hats erkannt?) oder ich erzähle immer noch vor dem demselben Hintergrund die Geschichte eines Archäologen auf der Suche nach technischen Artefakten ...
Der Möglichkeiten sind da viele und manche der Serien können auch parallel laufen und es kann diese oder jene Figur in verschiedenen Serien auftreten. Da liegt eben eine der möglichen Zukunftsszenarien der Serie (nicht nur in gedruckter Form). Ein großer gemeinsamer Hintergrund vor dem verschiedene Serien - teils unabhängig, teils verbunden - ablaufen.
Auch über die beiden beschriebenen Beispielszenarien hinaus funktioniert dieses Prinzip. Horror, Fantasy, Krimi, historische Saga oder was auch immer.
In vierzehn Tagen geht es dann noch einmal um die Serie und weitere mögliche Spielarten derselben ...
Kommentare
Wenn ich mich recht erinnere, haben wir eine ganze Reihe solcher Serien, die man kurz oder lang machen kann, je nach Erfolg, schon vor 20 Jahren bei "Bierkonferenzen" in Drochtersen hinter dem Deich ausgeknobelt. Immerhin ist auch Perry Rhodan ursprünglich nur auf 50 Bände konzipiert worden - es hat niemand damit gerechnet, dass der Erbschleicher des Universums so ein Erfolg wird.
Aber wären wir damals mit Geschichten aus einem Internat für Zauberei und Hexenkunst gekommen oder mit Kuschelvampiren wie mein "Disco-Vampir" beim Zamorra wäre das genau so wenig von Interesse gewesen wie die Dinge, die du dann den Verlagen vorgelegt hast.
Es kam eben nicht aus "Amerika"....
Bei der "Feuer-und-Stein"-Saga von Diana Gabaldon gibt es neben den Bänden um Jamie und Claire auch noch die Lord-John-Romane, die die Abenteuer von eben Lord John beschreiben, der bei Jamie und Claire zwar immer mal auftaucht, aber dort eher am Rand der bunten Patchwork-Familie steht. Mich hat diese Figur nie sonderlich begeistert, daher habe ich diese Bücher nicht gelesen, doch sie sollen es zu einem beachtlichen Fankreis gebracht haben. Das hat also hier funktioniert.
Bei Fernsehserien sehe ich die Sache schon etwas anders, nicht ganz mit der Literatur vergleichbar. Gehen die Serien lange, gibt es eben eine gewisse Fluktuation unter den Schauspielern. Da wirft der eine oder andere den Bettel hin, stirbt oder steigt aus anderen Gründen aus. Dann muss seine Figur eben auch herausgeschrieben und durch "Frischfleisch" ersetzt werden. Die skurilen Konsequenzen, wenn der Schauspieler dann doch zurückkommt und wieder mitmachen will, kennen wir ja.
Aber wie dem auch sei, durch diese Flutkuation werden Änderungen in der Serienhandlung erzwungen, für die es beim literatischen Schreiben keine Notwendigkeit gibt. Der Figurenkanon ist also konstanter, aber es gibt damit auch weniger neue Gestalten samt ihren eigenen Geschichten, die erst mal erzählt werden müssten.
Im Gegenteil, bei so einer Langzeit-Serie wie PR musste ja der Zellaktivator erfunden werden als Begründung, warum die Hauptpersonen auch nach so vielen Jahren noch nicht den Löffel abgegeben haben. Oder noch schlimmer: alt, hässlich und gebrechlich werden. Pfui, solche Helden will ja keiner! Dann eben ewige Jugend und Unsterblichkeit.
Wie Hardcore-Fans Amok laufen, wenn ihre Lieblingsfiguren auch nur eine Schramme abbekommen, das kennen wir ja auch.
Mit dem System der diversen Perspektiven, die hier vorgestellt werden, brauchte man auch nicht unbedingt eine Figur radikal von der Paltte zu putzen, sondern die kann ja in aller Ruhe weiter existieren, kommt nur eben in diesem Handlungsstrang nicht vor. Oder sie wird nur am Rande erwähnt, ohne groß in die aktuelle Handlung einzugreifen. Die Fans dieser Gestalt wären also nicht verärgert, sondern können entscheiden, ob sie diesen Strang lesen wollen oder nicht. Für das Verstehen des Großen, Ganzen ist es sicher auch nicht unabdingbar wichtig, alles gelesen zu haben.
Ein weiterer Vorteil wäre, dass die Zusammenarbeit von mehreren Autoren so leichter wäre. Es muss nicht jede Kleinigkeit abgestimmt werden, jeder hat größere Freiräume für seinen Teil und auch das Zeitfenster bis zum Abgabetermin kann freier gestaltet werden, wenn früh genug jeder die Infos hat, die er braucht. Wenn die Exposés der Haupthandlung feststehen, könnte jeder für sich loslegen.
Oder ein Autorenkollektiv teilt die Figuren (einzelne Individuen oder eine ganze Gattung) der Haupthandlung unter sich auf und es arbeiten an jedem Strang eben nur die mit, deren Figur dort auftaucht, und nur diese Autoren müssen sich absprechen.
Der Gedanke gefällt mir. Aber machen das die Verlage mit? Ein solches Projekt bringt gestalterisch viele, viele Möglichkeiten. Aber es ist nicht von vorn herein absehbar, wieviel Geld jeder dieser Stränge einbringen wird.
Dabei könnte ein solches Werk viele verschiedene Leser ansprechen: In dieser von den Autoren erschaffenen Welt ist Platz für viele Genres: Liebesgeschichten, Krimis (Wer hat dem Fantasy-Helden sein Schwert geklaut?), Abenteuer aller Art(en), Entwicklungsromane (Kind wächst heran und wird Held oder ein Trottel entdeckt seine besonderen Fähigkeiten), es kann gruselig zugehen oder lustig, man kann die historischen Hintergründe für dieses oder jenes aus der Haupthandlung beleuchten (Herkunft und Bedeutung eines Artefakts) und vieles mehr. Leser, die an dieser Welt gefallen finden, lesen dann vielleicht auch mal in einem anderen Genre als üblich.
Wenn sich herausstellt, dass bestimmte Figuren bei den Lesern besonders gut ankommen, kann man sie immer noch weiter ausbauen, die weniger Erfolgreichen Stränge belässt man bei dem kurzen Gastspiel auf der Nebenbühne. Keiner der Handlungsstränge stellt für sich genommen ein großes, unternehmerisches Risiko dar.
Auf jeden Fall finde ich, man sollte sich über diese Idee mal ein paar Gedanken mehr machen. Und wenn der Verlag eine Vorlage aus Amerika haben will, kann man ja noch auf Lord John hinweisen. Steven King versteckt ja auch manchmal in seinen Romanen kleine Hinweise auf andere seiner Werke, ebenso Paul Harding.
Und waren die Atlan-Serie und die Planetenromane nicht ebenso ein Nebenprodukt von PR? Das ließ sich ja auch alles recht gut parallel vermarkten, auch wenn alles eng verknüpft und ausschließlich SF war.
Würde man das hier mit Perry Rhodan versuchen, würde das vermutlich die Verkäufe eher implodieren lassen
Also ich bin für die durchgehende Nummerierung. Diese lohnt aber m.A. nur bei einer durchlaufenden Handlung (z.B. Perry Rhodan). Bei Jerry Cotton mit seinen abgeschlossenen Texten wurde (mein) Sammeltrieb nicht angesprochen.
Bei mir entsteht dann irgendwie so etwas wie ein "Gewöhnungseffekt", was dazu führt, dass mir alles einfach zu "bekannt" wird. Es wirkt auf mich in etwa so, als würde ich zu oft am selben Ort Urlaub machen.
Dann will ich unbedingt wieder aus diesem Serien-"Universum" 'raus und springe ab.
Serien, die nach einer Weile einen Abschluss haben (was allerdings auch nicht zu lange dauern darf), finde ich einfach angenehmer, denn immer nur vom gleichen Kuchen essen mag ich einfach nicht.
Nehmen wir John Sinclair als Ausgangspunkt:
John Sinclair: 1885 Romane (1. Auflage)
John Sinclair Taschenbuch + Bücher: ca. 310
John Sinclair Gespenster-Krimi: 50
John Sinclair neue Romane in der 4. Auflage: 7
John Sinclair trifft Damona King: + 129 Romane
John Sinclair trifft Zamorra: + ca. 1050 Romane + ca. 40 Bücher
John Sinclair trifft Tony Ballard: + 270 Romane + ca. 30 Bücher
John Sinclair trifft Mark Baxter: + 102 Romane
So. Und jetzt wirds ein wenig kompliziert:
Im Zamorra-Universum tummeln sich Figuren aus Mythor: + 194 Romane
Bei Zamorra taucht der Trucker-King auf: + 250 Romane
Bei Trucker King agiert auch mal Jerry Cotton: + 3000 Romane und ca. 500 (?) Taschenbücher
Bei Tony-Ballard taucht Robert Cravens Stockdegen auf - also auch das gleiche Universum: + 57 Romane + 4 Bücher + unzählige andere Hohlbein-Bücher und etwa 130 Vampira (Heft, Taschenheft, Hardcover), bei denen Robert Craven ja auch auftuacht.
Die Figur Abn el Gurk (aus dem Gedächtnis zitiert) spielt in seinen verschiedenen Interpretationen bei "Der Hexer" (haben wir schon), Charity (+ 13 Romane), "Die Abenteurer" (+ 45 Romane) und "Maddrax (+ 430 Romane incl. Nebenserie und Bücher) mit.
Dann gehört natürlich auch noch "Raven" dazu (gleiche Bösewichter wie bei "Hexer" und "Damona King") +12 Romane.
Wenn ich mich recht entsinne, spielen in W.A. Hary Zamorra-Romane Dinge aus seinem Mark-Tate-Universum hinein: ups, hier habe ich keinen Überblick, wie viele das sind.
Beim Hexer tauchen dann auch noch Figuren wie Sherlock Holmes, H.G. Wells, Buffalo Bill Cody und viele Jules-Verne-Figuren auf: Macht in der Summe sicherlich nochmals 2000 Romane
Auch wenn das ganze Universum absolut nicht stimmig ist: Es sind somit in der Summe über 10000 Romane.
Und jetzt fallen mir gleich noch einige weitere vernetzte Serien ein, die ich noch einfügen müsste: Dino-Land, Robert Tendyke, 320-PS-Jim, Straße-der-Götter, ...
Herrje ...
Das Werner auch Figuren aus "Mythor" mit in den Zamorra übernommen hat - offiziell wie Patrick Ye Cairne (keine Ahnung, ob das jetzt richtig geschrieben ist) oder die Abwandlung des Beuteldrachens Gerrek in Form des Kind-Drachen "Fooly" ist ja bekannt.
Werner hat im Zamorra sehr viel seiner Figuren "recykelt", weil er dann nichts Neue erfinden musste.
Prominentestes Beispiel ist hier "Ted Ewigk" auf dem "Gespenster-Krimi". Aber noch mehr Figuren aus dem Zamorra lassen sich bin in die Terra-Press-Serien seiner Vor-Profi-Zeit verfolgen. Und auch ganze Ideen-Komplexe3, wie eben die "Straße dr Götter". Die war schon ein paar Jahre alt, als Werner sie dann in einem Mehrteiler in den Zamorra mit rein bracht und nicht einmal wesentlich veränderte. Nur für "Bastei-Fantasy", wo Werner die "Straße" auch unverändert übernehmen wollte, mussten wenigsens die Namen der Götter geändert werden.
Doch Helden oder Ideen recykeln machen ja viele andere Autoren auch. Lest mal Hohlbeins ersten Zamorra "Der Mann, der das Grauen erbte". Von da führt der direkte Weg zum "Hexer" - und die Basis sind die Mythen von Lovacraft und anderen der alten Meister jener Zeit. Aber die habe ich im Zamorra damals ja auch in den Hintergrund gestellt - genau so wie das "hyborische Zeitalter" Howards. Aber vor Excursionen in die Sphären der "Namenlosen Alten" und die "Leichenstadt Rhl-ye" oder den "Untergang der hyborischen Welt" ist der Zamorra-Leser ja nach Band 330 und später nach Band 666 ja bewahrt geblieben.
Durch die neuen Autoren bei JS wäre es heute denkbar, dass John Sinclair und Zamorra auch mal in einem Band echt zusammen arbeiten. Damsls hatte Jason Dark als PZ-Redakteur zwar nichts gegen eine Erwähnung seines geisterjagenden Oberinspektors - aber eine tätige Mithilfe bei einem "Fall" kam für ihn nicht in Frage. Sonst hätte Werner so was seinerzeit schon gemacht.