Jeden Tag eine Sau ... jeder Sau einen Tag
Jeden Tag eine Sau...
...jeder Sau einen Tag
Manchmal wünscht man sich auch einen Tag der Sau, damit das arme Viech auch einen Grund hat, immer so gehetzt zu werden. Für die Medien sind solche Tage immer ein willkommener Anlass Sendeminuten oder Spalten in seinen Nachrichten und Magazinen (von Boulevard, über Kultur bis hin zur Politik) mehr oder weniger elegant zu füllen.
Kanzler und Kanzlerinnen, Minister und andere mehr oder weniger wichtige Personen treten (je nach Anlass) vor Kameras und Mikrofone und geben mit bedeutungsschwangerer Miene mehr oder weniger gehaltvolle, aalglatt formulierte Statements ab.
Greulich ...
Welchen Tag haben wir alle völlig begeistert und ekstatisch am 23. April gefeiert? Wer erinnert sich noch, welche Sau an diesem Tag durch die diversen Sender, Zeitungen und andere mediale Angebote getrieben wurde?
Antwort: An jenem 23. April war der (Welt-)Tag des Buches (und zugleich noch der Tag des Bieres, das ich zwar von Zeit zu Zeit ganz gern trinke, aber braucht der Gerstensaft einen Tag?). Hand aufs Herz: Wer hat das mit Tag des Buches heute, acht Tage später - noch gewusst?
Und: Es war wie immer. Jeder, der wollte gab seinen Senf dazu. Im Fernsehen waren die üblichen Verdächtigen zu bewundern, die die Bedeutung des Buches betonten (Politiker in Hessen und Sachsen haben noch je einen Pflichttermin, wo sie diese Stellungnahmen wiederverwerten können, nämlich auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt).
In Zeitungen waren Bücher auch außerhalb des Feuilletons ein Thema. Auch hier griff man fröhlich in die Klischeekiste. Überall Bücher, denn es war der Tag, da die durch die Dörfer getriebene Sau aussah wie ein Buch.
Solche Feiertage haben alle einen Nachteil. Sie sind nicht mehr als ein Schlaglicht. Einen kurzen Moment ist es ganz hell und dann fällt wieder der Schlagschatten der medialen Aufmerksamkeit. Ein paar Schlagzeilen und das war es dann... Was bleibt? Der nächste Tag das nächste Borstenvieh.
Solche Tage sind Augenwischerei, Windeier und absolut überflüssig. Da wird 24 Stunden heiße Luft erzeugt ein künstlicher Hype gemacht, der nichts, aber auch gar nichts Nachhaltiges hat.
Im Grunde sollte es 365 Tage des Buches geben. Wie bei so vielen Anlässen und Anliegen, die zu einem Tag des/der ... geführt hat. Doch ein Tag muss reichen. Die Zeit ist kurzlebig und wird kurzlebiger. (Wann kommt die halbe Stunde des Taschenbuchs?)
Zumeist ist so ein Tag (so wunderschön wie heute) aber eine Marketing-Aktion. Marketing heißt: Shit well sold! So werden wir immer wieder im Frühjahr erinnert werden: Gott, es gibt ja noch Bücher und die sind sooooo wichtig (und ein Bierchen kann man beim Lesen ja auch noch zischen).
Aber diese lästigen Feiertage kann man im Zweifel noch ignorieren. Das fällt meist nicht so schwer. Da schaltet man die Ohren auf Durchzug. Gut is. Same procedure next year.
Aber es gibt Begleiterscheinungen dieser Tage, die sind lästig oder gar kontraproduktiv, wenn man jungen Leuten Bücher näher bringen will.
So was passiert dann, wenn wohlmeinende, humanistisch gebildete Lehrkräfte den Tag des Buches zum Anlass nehmen, um ihre Schülern zu Veranstaltungen zu schleifen, wo sie dann Leuten zuhören müssen, die etwas vorlesen oder den Pennälern auferlegen, ein Buch zu lesen.
Für mich gilt: Lesen ist Lust. Lesen ist Spaß.
Pflicht passt nur bedingt zu Lust und Spaß. Wer also aus Büchern und Lesen eine reine Pflichtveranstaltung macht, der verfehlt sein Ziel um Meilen.
Wenn ich auf meine Schulzzeit zurückblicke, dann fällt auf, dass ich in der Woche zehn bis zwanzig Heftromane und ein, zwei oder mehr Taschenbücher (je nach Umfang) gelesen habe, aber nur eine einzige Pflichtlektüre habe ich zu Ende gebracht (das war der Hamlet von Shakespeare, aber den hatte ich vorher schon gelesen, andere habe ich später als freiwillige Lektüre mit Wonne verschlungen).
In dem Moment, wenn das Lesen zur Pflicht wurde, war das nichts für mich. Ich bin der festen Überzeugung da nicht alleine zu stehen.
Zudem ist die Auswahl der Lektüre nicht immer glücklich und die Methoden diese dann dem jugendlichen Gehirn schmackhaft zu machen (darüber schreiben wir ne Klassenarbeit) nicht unbedingt geeignet, um Lust am Lesen zu wecken.
Viele Lehrer wickeln diese immer gleichen Lektüren auch mit einer in Jahren gewachsenen und eingespielten Routine ab. Die Interpretation des Textes haben sie verinnerlicht. So spult sich der Unterricht dann in geregelten Bahnen ab.
Wo soll der Schüler seine Inspiration hernehmen? Warum sollte der nicht sich nicht die gängigen Interpretationen des Textes besorgen und verinnerlichen?
Wenn dann noch das Thema Heftroman im Unterricht auftaucht, hat es der begeisterte Cotton-, Unger- oder Rhodan-Leser noch schwerer. Denn in deutschen Sprachbüchern ist das Wort Heftroman fest mit dem Wort Schund verbunden. Selbst wenn dann der Deutschlehrer selbst einmal voller Begeisterung Heftromane las, gibt er das nicht zu. Denn wer möchte schon seinen Schülern vermitteln, er habe Schund konsumiert oder gar verschlungen. Den Spagat zwischen Lehrplan und eigener Vorliebe schafft man nicht. Als ich (nach meiner Schulzeit) einmal Rolf Michael für einer Lesung an meine alte Schule brachte, nahm ich an einer Fachkonferenz Deutsch teil und siehe da vier von fünf teilnehmenden Lehrern hatten in ihrer Jugend Cotton, Rhodan oder Western gelesen.
Aber in der Unterrichtseinheit Heftroman geht es nicht um Spaß am Lesen, sondern um Mechanismen verachtenswerter Trivialliteratur, die der Sprache der Dichter und Denker nicht gerecht wird. Das ganze dann noch ohne jeden Tiefgang das darf man nicht lesen.
Ich selbst stand am Ende meiner Zeit auf der Realschule Nase an Nase mit meinem Deutschlehrer, weil ich nicht bereit war, den von U und E bestimmten Thesen im Sprachbuch zuzustimmen. Als dann noch erwähnt wurde, dass Heftromane keine Kultur sei, war es dann aus. Denn Kultur sind dem Wortsinne nach die gesammelten (geistigen) Leistungen einer Gesellschaft. Da findet sich keine qualitative Wertung, keine Abqualifizierung. Aber das muss man einem Deutschlehrer mit 68er Vergangenheit erstmal nahe bringen.
Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich stehe vielen Thesen der 68er nahe, aber ihre Unterhaltungsfeindlichkeit, konnte und wollte ich nie begreifen (aber das ist eine andere Diskussion).
Aber der Lehrer hat gelernt. Sechs oder sieben seiner Klassen habe ich als Gastdozent was über den Heftroman erzählt.
Jedenfalls trägt der Deutschunterricht in aller Regel nur bedingt dazu bei, die Lust am Lesen zu wecken, auch wenn es 365 Tage des Buch per anno geben würde.
Wer einmal liest, der kann erfahren, dass unser Lehrer auf der Grundschule versuchte (mit Erfolg), die Lust am Lesen zu wecken. Da gab es ein Gedrängel, wer denn nun am Sonnabend in der letzten Stunde vorlesen durfte.
Aber auch Eltern können versuchen, die Lust am Lesen zu wecken. Gerade Mutter und Vater sind dafür geeignet. Nur muss man sich mit seinen Kindern beschäftigen, um das zu erreichen. Es ist auch hilfreich, wenn die Eltern selber lesen und mittels gutem Beispiel, die Lust und den Spaß am Leben vorleben.
Wenig hilfreich ist es da, jeden Abend vor der Glotze zu sitzen und als einzig nachweisbare Lektüre den Sportteil der BILD zu goutieren und sich im Tonfall eines Feldwebels an seine Kinder mit dem Satz zu wenden: Ihr solltet mehr lesen! Da kann man doch nur noch zur Daddelkonsole greifen...
Natürlich sollten weder Eltern noch Lehrer es unterbinden, wenn Kinder Heftromane oder Taschenhefte lesen. Das kann eine Einstiegsdroge sein. Der Heftroman als Türöffner für literarische Welten. Bei mir und vielen anderen hat das funktioniert.
Um den Bogen zurück zum Welttag des Buches zu schlagen nun mein Fazit: Marketingleute brauchen solche Tage, ebenso wie TV und Presse (irgendwie muss man ja Spalten und Sendezeit füllen), aber jeder einzelne, der gern liest sollte 365 Tage des Buches haben und seine Faszination am Lesen weitergeben, wo und wann immer er nur kann.
Damit die Lust am Lesen wieder wächst...
Ich geh jetzt wieder was lesen und hab meinen Spaß...
Kommentare
in kurzen Worten: Was für ein Quatsch.
In langen Worten: Was für ein großer Quatsch.
Aber gut, wollen wir es nicht mit diesen wenigen Sätzen belassen, sondern die Sache etwas ausführlicher Betrachten. Schließlich bleiben mir noch 4757 Zeichen.
Natürlich ist es so, dass es sehr viele "Tag des ..." gibt und ob man einen "Tag des Bieres" benötigt, halte ich für sehr fraglich. Aber es ist imho falsch zu sagen, der "Tag des Buches" sei heiße Luft. Dazu sind die Aktionen, nicht nur in Deutschland, zu umfangreich und auch wichtig. Und betrübt könnte man auch sagen, dass es besser ist, es wird einmal im Jahr der Bücher und Autoren gedacht, als gar nicht. Ich fand das, was dieses Jahr bei uns angeboten wurde, übrigens sehr schön. Und damit kommen wir zum zweiten Teil.
Ich weiß nicht, wann du in die Schule gegangen bist. Aber als Vater zweiter pubertierender Kinder stehe ich gerade mitten drin, sozusagen. Und ich weiß, dass unsere Kinder in der Schule nicht nur am Tag des Buches lesen, sondern das ganze Jahr über. Die Lektüre, die dabei ausgewählt wird, ist sicher nicht das, was Kids zu Hause lesen und zum Glück sind es auch keine Heftromane. Aber das ist nicht falsch, denn so lernen die Kinder, dass es neben Harry Potter auch noch etwas anderes gibt. Neben Hitler-Literatur, die wohl unvermeidlich ist (als Hitler das rosa Kaninchen stahl) lesen sie nun "Homo Faber" - wohl einen der wichtigsten Nachkriegs-Romane. Wir, um wie du mal einen Griff in die Vergangenheit zu tun, lasen damals "Die letzten Kinder von Schewenborn" und "Die neuen Leiden des Jungen W.".
Nun kann man natürlich sagen, dass diese Themen nicht für Jugendliche geeignet sind, weil sie lieber SF, Horror und Action lesen. Aber es geht nicht allein um den Inhalt, sondern auch um die Sprache. Und ich denke wir sind uns einig wenn wir sagen, dass ein guter bis sehr guter Umgang mit unserer Sprache nicht in Spannungsliteratur zu finden ist, sondern in belletristischen Werken. Leser, die Action wollen, erwarten keine blumigen Umschreibungen und treffende Aphorismen. Schüler müssen jedoch, wollen sie nicht nur die Regeln unserer Sprache erlernen, sondern auch ein Gefühl für sie, den Umgang am "lebenden Objekt" erfahren, also Bücher lesen, die dieses Gefühl vermitteln.
Ob man nun "Lust" bei einer solchen Lektüre empfindet, ist in diesem Fall nicht so wichtig. Schüler werden vermutlich auch nur selten "Lust" an Algebra empfinden, an dem Aufbau der Zelle des Menschen oder bei den Mendelschen Gesetzen. Darüber am Ende der Lektüre eine Arbeit zu schreiben, ist ohnehin unabdingbar, nicht nur, um das Verständnis abzuprüfen. Um es noch einmal zusammenzufassen - die Lektüre in der Schule dient nicht dazu, dem Schüler das Lesen näherzubringen. Obwohl ich nihilistisch argwöhne, dass dies die einzigen Lektüren sind, die manche Schüler je zu Gesicht bekommen. Und dann besser Homo Faber als Harry Potter.
Zurück zum Tag des Buches. Dieses Jahr fand im Gymnasium meiner Tochter ein Aktionstag dazu statt, bei dem die Klassen verschiedene Angebote ausrichteten. Bücherbasar, Lesungen, Umfragen zum Leseverhalten, Ratespiele etc. Meine Frau und ich waren da und fanden es wirklich gelungen.
Alles in allem ist der Tag des Buches - auch aus historischer Sicht - meiner Meinung nach eine sehr gute Sache. Das hat mir der Kuh, die durch die Straßen getrieben wird, wenig zu tun. Abgesehen davon sind mancherorts die Kühe, die man durch die Straßen treibt, sogar heilig.
Einen guten Abriss über die Geschichte des Buches findet man übrigens auf geisterspiegel.de
Es gibt in einigen wenigen Schulen auch Ansätze dazu. Da sind dann Lehrer am Werk, die selbst Lust am Lesen haben, die ihren Unterricht an den Schülern und nicht an jahrelang geübter Praxis orientieren. Wie ich sagte: Ich hatte die Pflichtlektüren vor- und nachher mit Wonne gelesen. Nur nicht im Unterricht.
Und das Thema Trivialroman kommt im Deutschunterricht (zumindest in Niedersachsen war das bis Ende der Neunziger im Lehrplan, ob es vielleicht geändert wurde, weiß ich nicht) auch vor (in Sekundarstufe I und II). Nur nicht im Rahmen der Pflichtlektüre. - Im übrigen: Das war mein einziger 15 Punkte Aufsatz in der Oberstufe, der zum Thema Heftroman.
Aber solche Tage wie der des Buches sind nichts weiter als Schwachsinn und diese dann enthusiasmiert zu feiern ist so überflüssig wie ein Kropf. Ob es nun der Tag des Buches, der Erde, des Bieres, des Badens in der Elbe ist. Zumeist erreichen sie ohnehin nur die, die sich ohnehin fürs Thema interessieren. Drei Tage später ist ohnehin alles vergessen...
Die Anliegen dürfen sich nie auf einen (Alibi-)Tag reduzieren. Das ist zu wenig. Dann sollte man es lassen oder besser ignorieren.
Aber wer sonst nichts zu feiern hat, kann ja gern loslegen. Einmal im Jahr so tun, als interessiere das... Blödsinn. Und nur was für Marketingstrategen und die, die sich ohnehin dafür interessieren.
Wem nützen solche Tage also?
Aber wer sonst nichts zu feiern hat, kann ja gern loslegen. Einmal im Jahr so tun, als interessiere das? Blödsinn. Und nur was für Marketingstrategen und die, die sich ohnehin dafür interessieren.
Wem nützen solche Tage also?
Nun wurde der "Tag des Buches" nicht von den Händlern erfunden, wie man nachlesen kann, und auch nicht von Marketinstrategen. Warum sollte es zudem Blödsinn sein, einmal im Jahr an Autoren und Bücher zu erinnern? Sicher ist das zu wenig und ich hoffe, die meisten Leser dieser Webseite schauen sich regelmäßig LESEN! an. Aber nur, weil nicht häufiger dem Buch gedacht wird, diesen einen Tag auch noch zu verteufeln, das ist Blödsinn. Außerdem fragst du, wem das nützt. Gegenfrage - wem schadet es?
Wer den Tag mal erfunden hat, wird dann ziemlich egal, wenn das Marketing ihn entdeckt hat und benutzt. - Oder Politiker von ihren Referenten verfasste Kurzstatements abgeben
Ich sage: Wer Lust hat, den Marketingmechanismen zu folgen, kann ja ruhig mitmachen (Gott, ich will das unreflektierte Feiern niemanden verbieten): Sei ein Schaf, bölke mit. Ich will ja nur mal zum Nachdenken anregen.
Dieser Tag, nervt mich deshalb so, weil ich mich grundsätzlich dafür interessiere (und es so gut zum Themenspektrum passt - wäre der Zauberspiegel ein Magazin über Bier und Getränke, hätte ich andere Schwerpunkte gesetzt).
Ich halte - um mal wieder ein Bild zu entwerfen - nichts von diesen Feierstunden, wo alle ihre besten Klamotten anziehen, sich brav hinsetzen und fröhliche Mienen machen, weil man dann ja wieder Ruhe hat.
Ich wünsche mir Aktionen mit Sinn und Verstand das ganze Jahr über nicht und nicht dieses geheuchelte: Heute feiern wir Buch Bier und morgen Currywurst und den Tag der Pressefreiheit (auch ein sehr wichtiger Gedanke, den wir, glaube ich, gestern gefeiert haben. - hats jemand mitbekommen???).
Und mit Dark Writer hatte ich diverse fruchtlose Diskussionen... Daher der durchaus angenervte Ton.
Wer den Tag mal erfunden hat, wird dann ziemlich egal, wenn das Marketing ihn entdeckt hat und benutzt. - Oder Politiker von ihren Referenten verfasste Kurzstatements abgeben
In diesem Fall bin ich dafür, dass wir Weihnachten sofort abschaffen, denn schlimmeres "Vermarkten" gibt es wohl nicht. Anschließend bitte Ostern, dann den Muttertag, inzwischen in Deutschland auch Halloween. Alles Tage, die vom Marketing entdeckt und missbraucht wurden.
Ich wünsche mir Aktionen mit Sinn und Verstand das ganze Jahr über nicht und nicht dieses geheuchelte: Heute feiern wir Buch [...]
Schauen wir uns einmal an, ob dem wirklich so ist.
Also, das Buchjahr beginnt seit einigen Jahren imho mit der Leipziger Buchmesse im März. Hier wird dem Buch auch in den bundesweiten Medien viel Beachtung geschenkt.
Weiter geht es mit dem Tag des Buches im April. Weiter geht es mit dem Büchersommer, der zwar keine zentrale Institution ist, aber von Rügen über Berlin bis Bayern in den Medien beachtet wird.
Im Herbst haben wir dann Buchwochen und den Abschluss des Jahres - die Buchmesse in Frankfurt mit den Aktionen.
Dazwischen sind die Aktionen der "Stiftung Lesen" mit Wettbewerben und Projekten angesiedelt. Und auch "Lesen!" berät auf gutem Programmplatz des ZDF über Bücher, von den anderen Lese-Sendungen etwa auf den Dritten etc. ganz abgesehen. Außerdem haben wir Cons, in denen es um Literatur der Kleinverlage geht ...
Im Grunde ist damit das, was du forderst, durchaus gegeben. Es finden Aktionen statt, und zwar über das ganze Jahr verteilt, von Frühling bis Spätherbst, manche durch den Handel, manche durch Institutionen ... Der "Tag des Buches" ist nur ein Rädchen darin, nur ein Teil im Bücherjahr.
Grüße
Nachtrag: Messen haben neben der Schaufensterfunktion durchaus noch andere Aufgaben. Das gilt für Frankfurt noch mehr als für Leipzig.
Und diese Räder des "offiziellen" und organisierten Literaturbetriebs (inklusive der Literatur- und Buchsendungen) sind nicht die Aktionen, die ich meine. Aber ich habe befürchtet, dass Du diesem Rummel anhängen würdest. Ich meine Aktionen, die über den "offiziellen" Marketingbetrieb hinausgehen. Aktionen übers Jahr in Schulen und Jugendzentren. Veranstaltungen, Einzelaktionen und was auch imer, die versuchen Leute zu erreichen, die nicht durch Beruf/Berufung/Hobby ohnehin mit Lesen/schreiben/Literatur verbunden sind... Die sind schon erreicht.
Und dieser Satz von Dir über den Büchersommer, der"von den Medien beachtet wird". Juhuu. Irgendwelche Reporter interviewn irgendwelche Leute. Ein paar routinierte Einstellungen und der 90-Sekünder für die Abendschau/Nachrichten/Tagesthemen ist im Kasten. - Und wieder ein paar Sekunden gefüllt. - Über die nachhaltige Wirkung müssen wir doch wohl nicht reden...
Vor ein paar Jahren noch war der Welt-Frauen-Tag oder der Welt-AIDS-Tag etwas, über das wesentlich tiefergehend berichtet wurde (und werden konnte). Heute sind solche Tage eingeklemmt zwischen Welt-Strickwaren-Tag, Welt-Brötchen-tag und Welt-Welttag-Tag . . .
Zudem findet das, was Du forderst, doch auch statt. Ich studiere regelmässig jede Woche hier in Hamburg die kostenlosen Wurfzeitungen sowie die Veranstaltungsbeilagen der Morgenpost und des Abendblattes. Es vergeht kein Tag ohne irgendwelche Lesungen. Die Schulen sind zuweilen geradezu hyperaktiv, was Lesungen, Vorträge und auch Bücherbasare angeht. Man muss nur mal genau hinschauen. Verzeih' mir, wenn ich das sage, aber man muss sich auch woanders informieren als nur in grossen Tageszeitungen und hochfrequentierten Internet-Nachrichtenportalen.
Im Übrigen fand ich Deinen Artikel aber im Grundgedanken gut. Prinzipiell halte ich einen Tag des Buches zwar für lobenswert, aber, wie Wolfgang schrieb, es ist das Inflationäre daran, was einen stört. Das, so glaube ich, war zumindest der anfängliche Gedanke Deines Artikels. Und dem muss ich beipflichten.
Mir ging es in der Tat um den TAG und die "erzwungenen" Berichte und Aktionen an eben DIESEM (und dazu gehört auch der Aktionstag an der Schule von Dark Writers Töchtern).
Norbert, die Veranstaltungen und so, die Du da ansprichst, sind genau das, was ICH meine, wenn die ABSEITS dieses Tages stattfinden ("Motto: Jeder Tag sollte ein Tag des Buches sein"): WUNDERBAR.
Am TAG des BUCHES (Ein Teil dieser inflationären Maschinerie und der routinierten Stellungnahmen) ist das - IMHO - nur eine Alibiveranstaltung, weil ja nun der TAG da ist.